Die dunklen Augen der grauen Stute lagen nach wie vor auf den Hengst der sich immer näher auf sie zubewegte. Ihr Herz hämmerte gegen ihrer Brust, so lange war es her das sie jemanden außerhalb der Familie getroffen hatte. Wer konnte schon wissen ob er gutartig oder böses in schilde führte? Sie wusste sich zwar zu verteidigen doch war sie auch sehr viel zierlicher als dieser stattliche Hengst. Aber gut man sollte den Teufel nicht an die Wand malen oder wie war das? Der Hengst blieb stehen und erhob auch direkt seine Stimme. Die Augen wirkten wohlgesonnen und offen, also war es vielleicht ja doch die richtige Begegnung. Trotzdem würde Rayzel weiterhin vorsichtig sein, schließlich konnte man sich ja auch eine Maske aufsetzen und vertrauen zu gewinnen. "Oh ja, es wirkt ja doch sehr schläfrig hier im Tal. Sehr erfreut Sandokan, mich nennt man Rayzel" Ihre Stimme verstummte erstmal. Sollte sie direkt mit der Tür ins Haus fallen und über ihre Familie reden? Sie war sich unsicher. Es war sicherlich sinnvoll erst einmal zu warten wohin das Gespräch noch führen würde und wie sich der Hengst ihr gegenüber weiterhin verhielt. So ganz genau wusste sie aber auch nicht so recht wie sie das Gespräch weiterhin aufrecht halten konnte. Sie hatte eigentlich ja auch nicht so Lust auf dieses 0815 Smalltalk, aber darum kam man am Anfang sicherlich auch nicht drum herum. Irgendwo musste man ja ansetzten. "Mich würde ja doch sehr interessieren ob es hier schon immer so ruhig war." So würde sie zumindest eine passende Antwort bekommen ob er schon länger hier wohnte oder auch noch recht neu war. Sie hoffte auf ersteres um mehr in Erfahrung zu bringen.
Ihre sichelförmigen Ohren spielten hin und her, sie genoss weiterhin den Wind der um ihre Nüstern kitzelte und durch ihre Mähne vor. Versuchte sich dabei zu entspannen, ließ den Hengst der sich als Sandokan vorstellte dabei jedoch nicht aus den Augen. Sie wollte auf alles gefasst sein und passend reagieren können wenn es sein musste.
Die Zeit war ins Land gestrichen, sie wusste nicht einmal mehr wie viel Zeit mittlerweile wirklich vergangen war. Es kam ihr jedoch wie gestern vor das die Familie das Tal betreten hatte und sich niedergelassen hatte. Doch seitdem war auch bei ihnen nicht viel passiert. Sie hatten immer noch keine Hilfe gefunden. Der Lebensbaum schien immer mehr an Kraft zu verlieren, und keiner wusste wie lange er noch Leben würde. Doch mit dem sturz des Baumes wäre auch ihre Familie ausgelöscht. Rayzel hatte Angst vor diesen Moment, wusste aber auch nicht genau was sie tun sollte. Sie versuchte im Tal Informationen über die anderen Gruppierungen zu bekommen, doch bisher war es erfolglos gewesen. Die ganze Zeit über war ihr niemand begegnet. Es schien als wäre das Tal ausgestorben. Vielleicht hätten die Caetanus doch woanders Hilfe suchen müssen? Natürlich wollte sie aber auch nicht die Entscheidung des Rates in Frage stellen. Die Gedanken kamen ihr auch nur weil sie einfach Angst vorm sterben hatte.
Die weiße Stute lief immer schneller, über das weiche Gras am Flussbett entlang. Der Wind wehte ihr gegen das Gesicht und wirbelte ihre Mähne auf. Der Fluss hingegen war trotzdem schön ruhig und floss leise vor sich hin. Sie blieb stehen und lief in Richtung Flussufer. Sie schaute sich ihr Spiegelbild genau an, voller Sorge ob sie irgendwo schon anzeichen sah das sie bald sterben würde. Ihr Herz schlug schneller gegen ihrer Brust. Geräusche zogen sie aus ihren Gedanken heraus. Sie hörte Schritte. Ihr Kopf warf sich rum und sie erblickte in der Ferne ein Graues Pferd, der Geruch der in ihrern Nüstern stieg ließen auf einen Hengst schließen. Sie drehte den Fluss den Rücken zu und nickte den näher kommenden Hengst grüßend zu. Vielleicht würde er ihr ja Gesellschaft leisten und endlich mal Informationen zukommen lassen die sie gebrauchen konnte und ihrer Familie vortragen konnte.
Ihre Familie lebte nun schon eine weile im Stillreich, Rayzel allerdings hatte noch nie den Herdenplatz verlassen was sich nun aber mal ändern sollte. Schließlich wollte sie ihrer Familie helfen und das konnte sie ja nicht wenn sie einfach nur auf den Herdenplatz verweilte und dem Gras beim wachsen zusah. Ihr kam auch gar nicht in den Sinn das draußen eventuell Gefahr lauern konnte. Also machte sich die weiße, zierliche Stute auf den Weg. Wohin sie ihr Körper tragen würde wusste sie nicht. Ihr Ziel war aber einiges vom Tal zu sehen ehe sie wieder zur Herde zurückging. Und sie hoffte das sie dann eventuell Informationen über dieses Tal hatte und mit diesen auch aushelfen konnte. Bisher wussten sie ja nur das hier magische Wesen hausen sollten, und diese brauchten sie auch für das überleben der Familie. Doch sicherlich waren nicht alle freundlich gesinnt und es galt herauszufinden welche als Verbündete in Frage kamen. Das war sicherlich nicht ihr Job das herauszufinden, doch wenn der Rat schon einige Informationen hatte konnten die sich ja später noch ihre eigene Meinung bilden.
So tief in Gedanken bekam Rayzel gar nicht mit wohin sie ihre Beine trugen, das erste was sie wieder mitbekam war das salziger Geruch in der Luft lag. Sie beeilte sich um zu sehen wo der Geruch herkam. Ihre Beine trugen sie immer schneller durch den Wald ehe sie auf einer steinigen Erhöhung stand und sich vor ihr eine Bucht befand. Ihre Augen fingen an zu glänzen bei diesen anblick, dieser Ort da so ruhig, friedlich und wunderschön aus. Die weiße lief langsam die Erhöhung runter um unten an den Strand anzukommen. Im seichten Wasser glänzten bunte Pflanzen. Zumindest erkannte sie die Dinger als Pflanzen. Ein platschen ließ ihren Körper zusammenzucken, ihr Kopf drehte sich in die Richtung aus der das Geräusch kam, zu erkennen war ein kräftiger weißer Hengst der sich ins kühle nass bewegt hatte. Rayzel jedoch blieb vorerst stehen und blickte den Hengst nur an und nickte. Ob er es mitbekam wusste sie nicht, jedoch wollte sie noch Abstand bewahren, schließlich wusste sie ja gar nicht ob der weiße überhaupt auf einer Begegnung auswahr.