Stillreich » Das Tal » i have a heart and i bleed
Ort: Leuchtturm - Teilnehmer:
»Julien
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Es hatte nicht funktioniert. Er war noch da, also hatte es nicht funktioniert. Und Noah? Er musste tot sein. Atlas würde am Boden zerstört sein, sie würde sich dafür verurteilen, was geschehen war. Sie würde ein Leid verspüren, das ihr in diesem Leben so bis jetzt fremd gewesen war. Und Juliens Anwesenheit würde sie an ihr Versagen erinnern. Denn hätte sie nicht versagt, wäre Julien fort und Noah am Leben. Er öffnete vorsichtig die Augen, bereit, in die tränenüberströmten Augen des Mädchens zu sehen, das er seine ganze Existenz über versorgt hatte. Dem er ein liebevolles Elternhaus ersetzt hatte, ohne selbst lieben zu können.

Doch etwas stimmte nicht. Als er die Augen öffnete, sah er nur verschwommen. Verdammt, die Schaltkreise mussten etwas abbekommen haben Als er aufstehen wollte, war da etwas Merkwürdiges, eine Art Defekt. Er konnte nicht recht beschreiben, was es war, doch es hinderte ihn daran, seinen Körper nach oben zu stemmen. Ein Summen in seinem Körper, ein unterschwelliges Rauschen, ein ... was war das eigentlich? Er hatte kein Wort für das, was er in seinem Körper bemerkte. Und als er sich auf seine Analyseeinheit konzentrierte, um die Defekte klassifizieren zu können, blieb vor seinem inneren Auge alles schwarz. Der Kampf musste ihn härter getroffen haben, als erwartet. Vermutlich war eines der ausschlaggebenden Steuerungselemente zerstört wurden. 

Er besann sich darauf, die Lage zu analysieren. Statt sich weiter darum zu bemühen, aufzustehen, und so sinnlose Zeit zu vergeuden, blickte er sich um. Atlas war nicht da. Er konnte sie nirgendwo sehen, ebenso wenig die Leiche von Noah. Hatte sie ihn in ihrer irrationalen Trauer fort geschleppt? Warum sollte sie das tun? Oder waren die Angreifer zurückgekehrt und hatten auch Atlas geholt? Vielleicht. Aber warum sollten sie dann Noahs Überreste mitnehmen? 

Erneut spürte er Verzweiflung, denn während die Zellen in seinem Kopf normalerweise dutzende Möglichkeiten und Szenarien ausrechneten und ausspruckten, war da nichts. Vielleicht hatte Atlas beim Versuch, Noah zu retten, einen Großteil seiner Programmierung zerstört, statt ihn vollständig zu löschen? So musste es sein. Jedoch half ihm das bei diesem merkwürdigen.... bei diesem... Nein, er hatte kein Wort dafür, was da in ihm war. Wie hätte er auch wissen sollen, was Gefühle waren? Er hatte in seinem Leben noch nie eines gespürt. Ihm blieb daher nichts weiter übrig, als liegen zu bleiben. Defekt. Und mit dem Gefühl von Verzweiflung in der Brust, das er als solches jedoch nicht erkennen konnte und als einen Defekt in seinen Schaltkreisen vermutete. 


28.01.2021, 09:50
» Jeyko


Dieses Tier nutzt Bilder von:
» Katarzyna Okrzesik



» alle Posts von Jeyko

Eine gefühlte Ewigkeit streifte Jeyko allein herum. Jeder Versuch mit anderen Kontakt aufzunehmen war gescheitert. Er wollte auch nicht stören. Je mehr Zeit er im Stillreich verbrachte, desto größer wurde das Heimweh. Es war die Gemeinschaft die er vermisste. Die Hoffnungslosigkeit und Trauer jedoch brauchte er nicht wieder. Es war das schlimmste gewesen. Heute war er frei und gut genährt wie nie. Trotzdem versuchte er sich möglichst fit zu halten, auch wenn es nicht nötig wäre. Das Stillreich war trotz der Idylle ein gefährlicher Ort. Das hatte Jeyko inzwischen oft mitbekommen.

heute verschlug es ihn zum Leuchtturm. Ein Bauwerk der Menschen, die dieses Tal schon vor langer Zeit verlassen haben mussten. Außer der Bauwerke erinnerte nichts mehr an sie. Jede Spur war von der Natur verdeckt worden. Doch heute war er nicht alleine. Er überlegte einen Moment, ob er sich einfach abwenden und den Fuchs allein lassen sollte. Dieser lag im Gras vor dem Bauwerk und bewegte sich nur schwach. Schlief er nur oder ging es ihm nicht gut? Er wollte den Fuchs nicht stören. Viele fühlten sich im Beisein des Shires unwohl und gerade nach dem Erwachen war es wohl das, was man am wenigsten wollte. Doch er sah nur eine Schwache bewegung des Brustkorbs. Zumindest versichern wollte sich Jeyko, bevor er weiterzog.
Ist alles okay?,  fragte er auf einige Entfernung.


Wörter: 247

__________________

19.03.2021, 19:05
»Julien
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Julien konzentrierte sich. Er konzentrierte sich so sehr, wie er es im Leben noch nie zuvor getan hatte. Er versuchte, alls eine Rechenleistung auf die Analyseeinheit zu richten. Er versuchte, herauszufinden, was geschehen war. Was schief gelaufen war. Denn dass etwas schief gelaufen war, war offensichtlich. Atlas hatte ihn löschen wollen. Ihn löschen, um Noah zu retten.  Dass er sein Bewusstsein wiedererlangt hatte, war also Zeichen genug, dass etwas nicht stimmte.

Er versuchte, sich zu rühren. Doch sein Körper gehorchte nicht. Nicht so schlimm, das würde sich reparieren lassen. Doch da war noch etwas, urplötzlich, und ihm fuhr ein Schauder über den Rücken, sein Atem wurde schneller. Und damit prasselten gleich drei Empfindungen auf ihn ein, die es nicht hätte geben dürfen für ihn: Das Gefühl des Atmens, das Gefühl des Schauderns und das Gefühl des Schmerzes, der all das hervorgerufen hatte. Julien war eine Maschine. Er konnte all das nicht empfinden. Er spürte ein unbeschreibliches Gefühl von Hilflosigkeit und Verwirrung, was seine Verzweiflung nur weiter steigerte. Langsam, aber sicher prasselte alles auf ihn herein und damit verstärkte sich die Panik weiter und weiter.

Er wollte aufspringen, doch er konnte nicht. Denn da war er wieder. Der Schmerz. Zumindest glaubte Julien, dass das Schmerz sein musste. "Verdammt, verdammt, verdammt", fluchte er viel zu energisch, als dass er leugnen konnte, dass mit ihm ein Wandel vollzogen worden war. Er hatte zwar als Maschine bereits ein ausgeklügeltes System besessen, dass Emotionen und lebendiges Verhalten imitieren konnte, doch das hier war echt. Zu echt. 

Er blieb für einen Moment ruhig liegen. Noch einen. Und noch einen. Er konnte nicht aufstehen, also verfiel er in Schockstarre. Und wäre in dieser sicher verblieben, hätte ihn nicht eine Stimme erschreckt. Er riss den Kopf nach oben, die Augen geweitet und fluchte erneut, als der Schmerz wieder aufglomm. Als er erkannte, dass von dem Hengst der da stand vermutlich keine Gefahr ausging, entspannte er sich leicht, blieb jedoch auf der Hut. "Ich... ich weiß es nicht", antwortete er ehrlich. "Ich weiß es wirklich nicht. Ich glaube, ich lebe", stammelte er. 


27.06.2021, 13:52
» Jeyko


Dieses Tier nutzt Bilder von:
» Katarzyna Okrzesik



» alle Posts von Jeyko

Julien

Jedes Mal, wenn Jeyko ein Bauwerk der Menschen sah, musste er auch an seine Zeit bei ihnen denken. Einige waren nett gewesen, hatten sich um den Shire Hengst gekümmert. Ein Edles Tier, wurde er genannt. Treu, auch das war er gewesen. Egal wer sich um ihn gekümmert hatte oder ob betreffender einfach keine Lust hatte ihn zu versorgen. Jeyko war immer verlässlich gewesen.
Einige hatten ihm gedankt, ihm Karotten und Äpfel von ihrer eigenen Ration zugeschoben. Andere hatten ihn verachtet, für seine Größe und seine Ruhe. Einige hatten einfach nur Angst vor ihm gehabt. Vor seinem anderen Ich, das er selbst nicht genau kannte. Die Furcht in den Augen den Menschen seiner Einheit zu sehen war das schlimmste gewesen. Meist waren es Fremde gewesen, die mit ihnen zusammenarbeiten mussten, doch Jeyko sah jeden Blick, fühlte den Schmerz und die Trauer darüber. Er konnte doch nichts dafür. Er war nur ein freundlicher und treuer Weggefährte. Auch in Kriegszeiten blieb er ruhig und gelassen. Wenn er im Flugzeug war, blieb er still und tat auch sonst sein bestes um zu gehorchen.
War er zu alt geworden, um weiter mit ihnen zu dienen?
Manchmal vermisste er die Zeit von damals. Die Zeit, in der er seinen Platz gekannt und seine Aufgaben gewusst hatte. Diese Zeit war lang vorüber.
Vor dem Gebäude der MEnschen stehend, wurde es ihm erst wieder so richtig bewusst. Er war hier, allein, verwildert. In einem Tal, das ihm trotz all der Zeit hier, nach wie vor fremd war.

Dieser Fuchs schien ebenfall verwirrt. Kaum rührte er sich, Jeyko kannte solche Pferde. Die meisten die er gesehen hatten, waren nie wieder aufgestanden. verblutet oder zerfetzt durch eine Bombe, die einen Menschen treffen sollte, hatten sie bis zum Tod gedient. Jeyko war als einziges Pferd lebend entkommen.
Doch diesmal war da kein Blut. Wieder wurden seine Gedanken aufs Schlachtfeld geschickt, doch er drängte sie mit Gewalt zurück. Er musste sich beruhigen. Hier ging es um den Fuchs, der sich erst rührte, als er ihn ansprach.
Seine Worte ergaben keinen Sinn, doch auch das kannte Jeyko von Verletzten Artgenossen. Deswegen konnte er auch ruhig bleiben. Er hielt Abstand, um den Fuchs nicht weiter zu bedrängen. Wenn er Schmerzen hatte und versuchte davonzulaufen, würde er sich nur weiter verletzten.
Es ist gut, dass du lebst, antwortete der Shire entspannt. Die Verwirrung sollte sich bald legen.
Doch dann wurde ihm bewusst, dass es durchaus eine Gefahr geben konnte, die auch ihn verletzen wollte. Doch so sehr er sich auch bemühte, seine vom Krieg verletzten Ohren konnten nichts wahrnehmen.
Bleib erstmal ruhig liegen und erhol dich etwas. Die Erinnerung sollte bald zurückkehren und dann geht es dir sicherlich gleich besser. Und keine Angst, ich tue dir nichts, beteuerte er nochmals.


Wörter: 496

__________________

08.02.2024, 18:04
1

 

Post-Benachrichtigung


Gruppe:


Smilies

Stillreich » Das Tal » Leuchtturm » i have a heart and i bleed
Gerade im Thread aktiv:
Anwesende Tiere: Jeyko.