Ob ihr die ganze Szenerie wirklich bewusst und real in ihrem Kopf erschien? Es war wohl eher so ein Moment in welchem Menschen sich fragten ob man sie nicht eben mal in den Arm kneifen konnte. Die junge Stute war gleichermaßen irritiert, wie fasziniert und deshalb neugierig. Die Neugier überwog der Angst, weshalb sie nicht eine Sekunde daran gedacht hatte “die Hufe in die Hand zu nehmen”. Sie war erschrocken, definitiv hatte er sie erschreckt. Aber erzählte er die Wahrheit? War, was sie eben gefühlt hatte, wirklich von ihm ausgegangen? Und war das nicht etwas ähnliches was sie selbst auf den Plan rufen konnte?
Tief in ihren blau leuchtenden Augen, welche den fahlen Hengst fasziniert und mit Vorsicht fixierten, konnte man die sich überschlagenden Fragen in ihrem Kopf erkennen. Aber sie hatte sich zusammengerissen und ihm nur eine Aussage und eine Frage an den Kopf geworfen. Seine Antwort war allerdings wenig spektakulär und ein klein wenig Enttäuschung schlich sich in ihre Züge.
“Genau, der Tod hat viele Gesichter und ich blicke in das eines Pferdes. Wir sind erhaben, elegant, schnell, wendig… sicher ist die Wahl, wenn du sie denn freiwillig getroffen hast, ganz HÜBSCH. Und vielleicht ist die Wahl überraschend weil sich, trotz der vielen Gesichter, niemand den Tod in Gestalt eines Pferdes vorstellt. Pferde sind ganz und gar nicht unbedingt gefährlich und… assoziieren wir nicht alle den Tod mit etwas gefährlichem?” Jawaria schien über ihre eigenen Worte nachzudenken und hatte ihren Blick einen Moment gedankenverloren abgewandt ehe sie ihn wieder ansah, schnaubte und den Kopf schüttelte. “Wer ist Wendy und was ist eine Zeitschrift? Ich kennen sie nicht und denke sie ist unwichtig!”, brummte die junge Stute und war sich zwar im Klaren darüber, dass sie noch lange nicht die ganze Welt gesehen hatte oder kannte, aber das Wort Zeitschrift auch keines aus dem Alltag eines Pferdes gebräuchliches war.
Zwischenzeitlich hatte sich ihr Atem und Herzschlag wieder etwas beruhigt. Dazu hatte unter anderem sein Grinsen beigetragen, dass ihn gleich nicht mehr so erschreckend wirken ließ. Weshalb sie nicht weiter zurück wich, aber auch nicht wieder näher an ihn heran trat. Langsam konnte sie die Hitze der Sonne auf ihrem schwarzen Fell wieder spüren und das Blau ihrer Augen war zwar grundsätzlich intensiv, aber lange nicht mehr so am Leuchten wie eben als sie erschrocken war.
Ihr Blick schweifte nun auch wieder beiläufig über die Umgebung die sie in der kurzen Aufregung völlig außer acht gelassen hatte. DAS war unter anderem das “Gesicht des Todes” für Ihresgleichen. “Also der Tod trägt das Antlitz eines Pferdes weil er es hübsch findet. Klingt nicht besonders plausibel aber ich werde mich damit abfinden wenn du mir keine bessere Antwort darauf hast. Oder… bist du einfach nur verrückt?” Jawaria senkte ihr Haupt ein wenig und reckte die Nüstern vorsichtig in seine Richtung. Ihre blauen Augen verengte sie leicht und beäugte ihn so abwägend. “Was tust du hier als Pferd und wieso sollte ich dem Tod begegnen? Hat das etwas zu bedeuten?” Nach einem kurzen Schnauben richtete sie sich wieder weit auf. Auf keinen Fall wollte die Rappin klein und gebrechlich wirken. Das war sie nicht. Zumindest in ihrer Vorstellung nicht.
Kälte, so waren sie sich doch in gewisser weise ein Quäntchen ähnlich. Ihr war nicht wirklich bewusst geworden, dass da auch eine Kälte von Faith aus ging, dass er “nicht lebendig” war. Ihr Körper lernte gerade sich selbst kennen, die Kälte, das Spiel mit dem Eis, sodass ihr dieser ungewöhnliche Teil an Faith nicht aufgefallen war. Noch nicht…
Und er? Er reagierte nicht weiter und Jawaria war bereits ein klein wenig stutzig geworden. War er so ein gelassener Geselle? So ein ruhiger Charakter? Ruhig weil er mit sich selbst nicht im Reinen war? Aus seiner Art und auch seinem Verhalten ihr gegenüber wurde die junge Stute auf jeden Fall im ersten Moment nicht schlau. Und sein Verhalten war nicht alarmierend genug um sie davor abzuschrecken mit all ihrer Anmut, gepaart mit Mut und Leichtsinn, um ihn herum zu gehen und seine fahle Erscheinung zu mustern.
Auf ihrem Weg um Faith herum konnte sie regelrecht spüren wie sich seine Gedanken änderten und auch wenn jeder Muskel nur darauf wartete seinen Einsatz zu finden, aber sie reagieren nicht als er sich plötzlich ihr zuwandte und seine Nüstern die ihren berührten. Sie reagierten nicht weil es eisig kühl geworden war und das obwohl die Sonne eben noch auf ihr rabenschwarzes Fell brannte. Und dann schreckte sie zurück.
Ihre Ohren klappten abrupt an ihren Hinterkopf und sie wich gut eine halbe Pferdelänge zurück. Auch ihre Augen leuchteten auf, allerdings in ihrem saftigen Blau. Und mit einem Schnauben antwortete sie auf seine Aussage er wäre der Tod.
Noch ein kleines Stück wich sie zurück, verlor dabei aber nicht an Größe und Anmut. Ihr Atem ging schwer, ihr Herz klopfte wild gegen ihre Brust und die Kälte wich nicht aus ihren Gliedern. Jetzt allerdings war sie sich nicht mehr sicher ob sie selbst es war welche sie zum frösteln brachte oder ob das Ganze ein Nachspiel des fahlen Hengstes war. Die junge Eisblume war erschrocken, vielleicht kurz verängstigt, aber ihre Gedanken beruhigten sich wieder nach wenigen Minuten des Schweigens. “Der Tod hat also ein Gesicht!”, bemerkte sie kurz emotionslos, richtete ihre Ohren wieder auf. “Wieso wählt der Tod die Erscheinung eines Pferdes?”
Die Nachtschwarze Stute hatte nach ihrer ersten Begegnung mit einem der Hengste hier aus dem Tal allen Grund für etwas Anspannung. Und trotzdem war sie jung, neugierig und wenn man die Hintergründe näher betrachtete, dann traf der Punkt der Naivität wohl zu. Vielleicht war es auch noch die junge Unbeschwertheit, denn etwas wirklich und wahrhaftig böses war ihr noch nicht widerfahren. Wenn sie von den “Geschichten” um das Tal, um seine Vergangenheit, gehört hätte, vielleicht wäre sie dann gar nicht erst derart unbeschwert auf den Unbekannten zugegangen.
Ihr stockt fast der eisig kalte Atem als er ihr näher kommt, gepaart mit seiner überaus verwirrenden Art sich zu bewegen und auszudrücken. Das Herz in ihrer Brust schlägt unweigerlich schneller, obwohl ihr Atem deutlich langsamer geht. Kalt, gar eisig, und sie selbst spürte kaum mehr die Sonne auf ihr schwarzes Antlitz brennen. Fast so als würde jeden Moment Dampf aufsteigen weil die Sonne versuchte die schwarze Eisblume zum schmelzen zu bringen.
Und dann hielt sie ihren Atem wahrhaftig für einen langen Moment an, den Moment in welchem Faith ihr noch weiter bedrohlich näher kam und wirkte als blicke er ihr tief in ihre eisblauen Augen. Und doch war sie so fasziniert von seinem Auftreten, dass sie das instinktive zurücktreten unterbinden konnte und mit einem tiefen, kalten Schnauben das Luftholen begann. Dann schleicht sich ein amüsiertes Funkeln in ihre blauen Augen, bevor sie mit zartem Hauchen antwortete. “Dann bist du doch ein Schauspieler wenn ich den Lügner in ein hübsches Wortkleid verpacke!” Und anstatt vor ihm zurück zu weichen, war sie nun die die ihren Kopf erst zur einen und dann zur anderen Seite neigte, bevor sie an ihm vorbei schritt, elegant, erhaben, und ihn und sein Fellkleid interessiert musterte. Wenngleich die Anspannung noch nicht von der Stute weichen wollte und ihre Ohren und Augen ihn aufmerksam beobachteten. Ihre Muskeln darauf vorbereitet auf jede ihr erdenkliche Reaktion des Hengstes zu reagieren. Ob nun rechtzeitig oder nicht, sie war darauf vorbereitet und drehte so ihren Kreis um ihn.
Blau? Jawarias Blick verriet, dass sie einen ganz kurzen Moment überfordert war mit seiner Aussage. Dann aber verstand sie und blinzelte entzückt darüber, dass ihm ihre Augen als erstes aufgefallen waren. Aber für sie waren ihre blauen Augen nicht unbedingt ungewöhnlich. Der Zusammenhang zwischen ihren blauen Augen und diesem eiskalten Gefühl, der bleib noch aus bei der jungen Stute.
Als der ungewöhnliche Hengst dann auch noch ganz und gar “ungewöhnlich” auf ihre Frage antwortete, oder vielmehr versuchte zu antworten, drehte sie ihre Ohren etwas unsicher nach hinten und auch ihre eisblauen Augen verengten sich. Sie wollte dem ganzen nicht trauen und so war ganz und gar jeder Muskel und jede Faser im Körper der Stute in Hab-Acht-Stellung. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie gesagt das sich hier Geist und Körper nicht ganz einig sind.
Hufe dran - die Stute nickte, Schweif dran - sie nickte abermals, und war gerade dabei sich wieder ein winzig klein bisschen zu entspannen, da stellte er sein eigenes Sein wegen der Fellfarbe doch nochmal in Frage. Eines ihrer Ohren war wieder auf ihr Gegenüber gerichtet und ihr Haupt hob sie etwas an, blickte ihn gar fast herablassend und distanziert an bevor sie wieder ihre Stimme erhob. “Entweder du bist ein hervorragender Schauspieler und brichst gleich in Gelächter aus weil du, ach so lustig sein wolltest, oder aber du hast echt einen an der Klatsche.”
Mit langem Hals blickte sie nochmal links und rechts an ihm vorbei. Mal abgesehen von dem doch wirklich gegensätzlichen Fellkleid das er trug, schien er doch ein Pferd zu sein. Ob der Hengst verrückt war? Zu lange in der Sonne vielleicht? “Du bist ganz und gar nicht schwarz. Was aber nicht heißt, dass du kein Pferd bist, denn Pferde können doch alle möglichen Fellfarben haben. Oder siehst du das anders?”
Auch wenn die erste Begegnung hier nicht ganz so gelaufen war wie Jawaria sie sich vielleicht hätte vorgestellt, sie ließ sich nicht unterkriegen und hatte außerdem feststellen müssen, dass da etwas in ihr vorgehen wollte was sie nicht zuordnen konnte. Sie hatte also beschlossen etwas weniger beengte Gefilde aufzusuchen um so die Umgebung besser im Auge behalten zu können. Sie hatte ehrlicherweise keine Lust direkt eine neue fiese Bekanntschaft zu schließen. Der Gedanke entlockte ihr ein jugendlich, genervtes Schnauben und dann war da auch kurzzeitig wieder dieses Gefühl. Kalt, eisig… Dabei war es nicht kalt, geschweige denn auf irgendeine Art und Weise eisig. Kein Schnee der vom Himmel fiel, kein Schnee der lag und auch das laue Lüftchen das durch ihr rabenschwarzes Haar pfiff, war alles andere als eisig. Ihr schwarzes Fell sog die Wärme der Sonne nur so in sich auf und die junge Stute war sich vielleicht kurzzeitig nicht sicher ob es nicht doch besser gewesen wäre weiter im Schatten des Waldes zu verweilen. Aber sie würde ins kühle, blaue Nass treten und sich abkühlen wenn ihr die Hitze negativ auf ihr Gemüt schlagen sollte. Die Umgebung als solche jedenfalls war schön anzusehen.
Und dann blitzte da etwas im Augenwinkel auf. Wie eine Glasscherbe die das Licht der Sonne brach und die Rappstute anblinzelte. Als sie ihren Blick zum Ursprung des Lichtspiels herumnahm, stockte sie in ihren Bewegungen und beäugte den Ursprung skeptisch. War ihr die Hitze vielleicht doch in den Kopf gestiegen? Oder der aufgeheizte Sand spielte ihren Augen einen Streich! Die eisig blauen Augen verengten sich und versuchten die Gestalt zu fixieren von der das Schimmern ausging. Es war als trafen zwei Gegensätze aufeinander. Wie schon am Wasserfall, wurde die Stute von ihrer Faszination gegenüber dem Entdeckten regelrecht angesogen und setzte wieder einen Huf vor den andren. Als sie der Gestalt näher kam musste sie feststellen, dass es sich um ein ebenso zierliches Pferd zu handeln schien.
Abermals kam die Stute ins Stocken und beäugte den Hengst mit einer vorerst großen Portion Respekt und Abstand. So hatte sie genug Zeit zu reagieren … vielleicht. “Bist du ein Pferd? Ein Pferd wie ich?”, fragte sie die Erscheinung vorsichtig. Ihre Nüstern verrieten ihr inzwischen immerhin, dass es sich wieder einmal um einen Hengst handelte. Die waren hier offenbar mit Vorsicht zu genießen.
Wer oder was ihr gegenüber stand, konnte sie nicht im Geringsten vorstellen. Der Jungen Stute war nicht einmal bewusst was in ihr prodelte und wer sie war. Also verhielt sie sich entsprechend, wie sich eine junge Stute in einer solchen Situation eben verhielt. Dass sie dem Hengst mit einer wahrlich kleinen aber deutlichen Geste signalisierte was sie von seinem Auftritt hielt, das war vermutlich doch ihrem Charakter geschuldet. Schließlich war sie kein Kind der Traurigkeit.
Von seiner heftigen Reaktion war sie überrascht. Ein eben solcher Laut trat aus ihrer Kehle als er sie zu Boden zwang und sie schnaubte nicht nur überrascht, sondern gereizt. Als er von ihr ab ließ, blickte kurz irritiert auf die ihr deutlich auffallenden, hellen Atemwolke. So schnell wie sie da gewesen war, so schnell schien alles wieder normal. Die Worte des Hengstes prallten teils an ihr ab. Ja, sie war jung und wusste sich noch nicht wirklich gut zu wehren, aber das sollte kein Freifahrtschein sein. Also funkelte sie ihn nun, da sie sich wieder aufgerappelt hatte, von unten herauf an. “Vielleicht komme ich irgendwann darauf zurück, wenn ich mich wehren kann! Denn angegriffen habe ich ganz sicher nicht!”, schnaubte sie erzürnt, aber mit gesenktem Haupt. So signalisierte sie ihm lediglich, dass sie in keinster Weise körperlich auf Konfrontationskurs war. Was man von ihrem Mundwerk nicht unbedingt behaupten konnte.
Ein erhabener, selbstsicherer Auftritt. Die junge Stute war sich nicht sicher, wie sie den Hengst einzuordnen hatte. Dafür fehlte ihr einfach die Lebenserfahrung. Da konnte sie selbst so souverän auftreten wie sie wollte, ihr Gegenüber blieb einen Moment zu lange ein Rätsel.
Als er langsamen Schrittes auf sie zukam, verengte sie bereits ihre Augen und schnaubte erst skeptisch, gefolgt von einem warnenden Schweifschlagen.
Ihenr Namen gehaucht, klappten ihre Ohren sofort an den Hinterkopf und sie schnaubte abfällig, während ihre blauen Augen den Hengst fixierten. Sie mochte jung sein, aber ihr war sofort klar auf welches “Spiel” er aus war. “Ich verzichte auf diese Art von Spiel!”, dabei schnellte sie zu ihm herum und entzog ihm so rasch ihre Hinterhand. Mit einem Biss in seine Richtung, in Verbindung mit einm Schweifschlagen, deutete sie unmissverständlich an was sie von seinem Vorschlag hielt. “Such dir jemanden anderen für deine Gelüste! Sicherlich kennst du jemanden der dieses Spielchen mit der spielen möchte.” Dabei wich sie nun langsamen Schrittes rückwärts um wieder etwas Distanz zwischen ihn und ihr zu bekommen. Allerdings ging sie nicht auch noch törichterweise davon aus er würde einfach von ihr ablassen. Ehrlicherweise überlegte sie, ob sie auf der Hinterhand kehrt machen konnte und ihm ins Dunkel des Waldes entkommen. Keinesfalls würde sie in einer direkten Auseinandersetzung gegen ihn standhalten können. Er war ein stattlicher, großer Hengst und sie die schmächtige, junge Stute die sie nunmal war. Ihr wurde eisig kalt bei all den Gedanken und Gefühlen die sie übermannten und vielleicht konnte man in ihren ebenso eisigen Augen einen Hauch von Panik glitzern sehen.
Die junge Rappstute war ihrer Neugierde gefolgt und hatte sich tragen lassen von ihrem kindlichen Übermut. Jetzt stand sie an diesem wunderschönen Ort und fragte sich nur kurz, ob ihr ihre Sinne womöglich einen Streich spielten. Schnell stellte sich heraus, dass ihre Ohren hervorragend funktionierten und ihr Kopf nicht ganz abgeschaltet hatte. Eine dunkle Silhouette löste sich aus dem Wald. Jawarias Ohr schnellte als erstes in seine Richtung, kurz darauf ihr Kopf.
Die eisblauen Augen fixierten den kräftigen Braunen, während sie sich angespannt etwas aufrichtete und wachsam seinen Bewegungen folgte. Etwas irritiert nahm sie seine Worte wahr und neigte ihren Kopf amüsiert leicht zur Seite. Hatte der Braune eben gefragt, ob sie mit ihm spielen wollte? War sie verrückt oder gar er?
“Naasir”, wiederholte sie seinen Namen flüsternd. “Erfreut, ich bin Jawaria und Spielen ist eigentlich immer toll. Nach was steht dir denn der Sinn?” Misstrauen schwang unterschwellig in ihrer Stimme mit. Wer war dieser Hengst und was hatte er vor?
Zwischenzeitlich hatte sie sich ihm gänzlich zugewandt und musterte seine Erscheinung im fahlen Mondlicht genauer.
Die schmächtige schwarze Stute, welche den Tag am Fluss abwärts am See verbracht hatte, war der Neugierde wegen dem funkelnden Geplätscher gefolgt. Vielleicht war es das Fohlen in ihr das vom Glitzern gefangen Fluss aufwärts gegangen war. Vielleicht war es aber auch die Faszination aus dem Zusammenspiel des leuchtenden Mondes und dem lebendig sprudelnden Wasser, sodass kleine Lichter über die Oberfläche tanzten und teilweise auch das Grün vereinnahmten. Elegant und fast erhaben trat sie ins Licht des Mondes und betrachtete einen langen Moment den Wasserfall der sich vor ihr aufgetan hatte. Sie hatte ihn mit ihrem feinen Gehör schon weit vorher gehört. Jetzt waren ihre kleinen, spitzen Ohren zwar auf das Wasserspiel gerichtet, aber sie würde auch jedes andere Geräusch neben dem Rauschen des Wassers vernehmen. Ihre eisblauen Augen funkelten gar mit dem Lichtspiel im Wasser um die Wette. Es war als zeichnete sich ein Lächeln darin. Von außen betrachtet musste es aussehen als wäre sie fasziniert von diesem Naturschauspiel. Sicherlich war sie das auch, denn sonst hätten sie ihre zarten Beine nicht hier herauf getragen.
Eines ihrer Ohren schnellte als erstes in jene Richtung aus der sie meinte ein leises Geräusch wahrgenommen zu haben. Auch in den Augenwinkeln suchte sie die kleine Lichtung um den Wasserfall und die Grenze ins Dunkel des Waldes ab. Die hell erleuchtete Nacht ließ den Wald wie ein finsteres schwarzes Loch wirken, welches entweder verschlingen oder ausspucken würde ohne Gnade. Ein paar wenige Haare aus ihrem Schweif ließen sich im sanften Wind tragen, so wie auch die Spitzen ihrer Mähne. Versteinert verweilte sie und versuchte reglos auszumachen ob sie ihre Sinne trügen oder die Schwärze womöglich eine Gestalt ausspucken wollte.