Stillreich » Das Tal » Die verwunschene Quelle #2
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Jesien



Jesien. Ein seltsamer Name. Aber dennoch auf keinen Fall angsteinflößend. Nicht mal besonders imposant. Zufrieden nickte die kleine braune Stute. Er hatte sich vorgestellt, so wie er es sollte. Ohne Widerworte. Und ohne nervige, weitere Fragen. Vielleicht war er doch anders und ein ganz angenehmer Zeitgenosse. Zumindest angenehmer als bisherige Bekanntschaften, die sie mit dem männlichen Geschlecht gemacht hatte. Auch sein doch recht unsicheres Lächeln machte den Schimmelhengst irgendwie sympathisch. Naja, so sympathisch wie  ein Hengst eben sein konnte. Ein Hengst bleibt eben ein Hengst, auch wenn er auf noch so nett tut. Gespannt lauschte sie seinen Worten. OK, er war also auch geflohen. Ähnlich wie Beg You Pardon selbst vielleicht? Zumindest sah es fast danach aus. Unsicher spielten die Ohren der kleinen Stute. Das Ganze hier war für sie neu. So kannte sie das nicht. Und irgendwie machte ihr das ein wenig Angst. Ein Hengst, der aus einer Herde verscheucht worden war? Wie schrecklich mussten dann die anderen Tiere in der Herde gewesen sein?! Das war für sie beinahe unvorstellbar.

Aufgebracht schnaubte die kleine Braune, überlegte, was sie nun tun oder gar sagen sollte. Er suchte seine Brüder. Das klang wiederum nicht gerade schön. Eher nach einem Bündnis. Und wer wusste schon, wie seine Brüder waren?! Vorsichtig wich Pardon wieder ein wenig von der Seite des Hengstes fort. Das war ihr dann doch wieder nicht ganz geheuer, erinnerte sie zu sehr an ihre Vergangenheit. Ihre Ohren legten sich wieder in ihren Nacken, ihre Haltung wurde abweisender, als ihre Gedanken zu den Brüdern zurückgingen, die sich an ihr vergangen hatten. Das hier, die Worte Jesiens, klangen genauso, wie damals die Bruder geklungen hatten. Zuerst liebevoll. Und anschließend unberechenbar und grausam.

Als der Schimmel schließlich eine Frage an sie stellte, hätte sie ihn am liebsten angekeift. Wie konnte er es wagen, sie jetzt noch anzusprechen?! Was war mit dem verkehrt?! Wütend peitschte Pardon mit dem Schweif, ehe sie ihm dennoch antwortete. Sollte er doch merken, wie sehr sie seine Gedanken verabscheute. Er war doch genauso wie die anderen Hengste auch! „Beg You Pardon ist mein Name. Was ich hier mache und tue geht einen Hengst weniger als nichts an! Ich bin mein eigener Herr. Ich tue und lasse was ich will…!

Wütend hieb sie mit ihrem Vorderhuf auf den Boden zu ihren Hufen ein. Wie hatte sie nur denken können, dass ein Hengst anders war! Alle waren sie gleich schlimm, wenn nicht sogar einer schlimmer als der andere. Und auf Jesiens Getue würde sie sicher nicht reinfallen.

Nur sein abschließendes Lächeln, hielt Pardon davon ab, endgültig zu explodieren. Unsicher schossen ihre Ohren wieder nach vorn. Ihr Blick wurde merklich sanfter. Das Lächeln… Das war so aufrichtig. So hatte sie noch niemanden lächeln sehen, der sich auch nur ansatzweise verstellte. Und Pardon hatte durch ihre Vergangenheit bedingt ein echt gutes Gespür für diese Dinge bekommen. Ganz langsam entspannte sie sich wieder, starrte den Schimmel ungläubig an. Hatte sie sich wohlmöglich doch nich vertan? War er vielleicht doch anders, als sie den Anschein hatte? Unsicher schnaubte die junge Stute, verlagerte ihr Gewicht von einer Seite auf die andere und starrte Jesien weiter unverhohlen an. Was war nur mit diesem Hengst?!

Nach einiger Zeit senkte sie den Kopf, blickte zu Boden, und überlegte. Hatte sie vielleicht doch falsch gehandelt? War sie vielleicht doch ein wenig zu voreilig gewesen? Vielleicht…

Tut mir Leid.I beg you Pardon/em> Leise kamen diese Worte aus ihrem Mund, während sie den Hengst wieder ansah und versuchte zu lächeln. So ganz gelang es ihr nicht. Aber, sie hatte es auch schließlich schon lange nicht mehr getan. Jetzt würde der Fremde sicher denken, sie sei vollkommen bescheuert.


13.09.2016, 11:31
»Jesien
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Beg You Pardon



Zunächst tat es den Anschein, als wäre die braune Stute bereit, ihm eine faire Chance zu geben. Obwohl sie ihn offensichtlich fürchtete und sich in seiner Gegenwart alles andere als wohl fühlte, erschien sie ihm bemüht, keine falschen Vorurteile gegen ihn zu hegen. Das beeindruckte Jesien schwer.
Doch wie so oft in seinem Leben hatte Jesien sich offenbar schwer getäuscht! Sie schien alles andere als bereit, die Vergangenheit ruhen zu lassen - sie wollte dem Barocken nicht einmal den Hauch einer Chance lassen. Im Gegenteil. Sie zog ihm den Boden unter den Hufen weg, bevor er auch nur annähernd einen festen Stand vorzuweisen hatte. Jesien war wie vor den Kopf gestoßen und starrte sie nur aus kugelrunden Augen an. Er war vollkommen perplex und regelrecht sprachlos, weil er nicht mit einer solch intensiven Reaktion ihrerseits gerechnet hatte. Sie schien eine wahrliche impulsive Persönlichkeit zu besitzen.
"Ja ... okay ... ich wollte nicht ... entschuldige," stotterte Jesien unbeholfen, regelrecht hilflos als Pardon ihm einen Vortrag gehalten hatte; nein - sie hatte ihn regelrecht zur Schnecke gemacht und obwohl der Helle nicht wirklich wusste, was er falsch gemacht hatte, tat es ihm ehrlich leid. Er hatte der Stute keineswegs zu nahe treten wollen. Es tat ihm im Herzen weh, sie so aufgebracht und aufgewühlt zu sehen; Jesien wollte sich gar nicht ausmalen, was der wahre Grund für ihr empfindliches Verhalten war. Es würde ihn wütend machen, traurig und sentimental. Die Brutalität des 'echten' Lebens machte ihm zu schaffen - der Barocke hatte nicht damit gerechnet, in der 'Freiheit' auf so viel Gewalt zu treffen.
Als Pardon wütend mit dem Huf aufstampfte und ihm abermals ihren Standpunkt klar und deutlich vor Augen führte, wich Jesien in einer respektvollen Geste einige Schritte zurück. Es tat ihm leid, dass er in ihre Privatsphäre eingedrungen war und er bereute es, nicht vorsichtiger gewesen zu sein. Nein, es ärgerte ihn sogar regelrecht! Er hatte doch gespürt, dass das Eis, auf welchem er wandelte, hauchdünn gewesen war. Es war so unsagbar dumm von ihm gewesen, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen.
Plötzlich wurde Pardon ruhiger, gar weicher. Jesien glaubte seinen Augen nicht zu trauen und er blinzelte ihr überrascht zu. Er wusste nicht, womit er dies nun wieder verdient hatte, aber er wusste es zu schätzen. Es bedeutete ihm viel weil er sich dadurch darin bestätigte fühlte, auf dem richtigen Weg zu sein. Er wollte nicht gefürchtet werden, er wollte nicht zu anderen Kriminellen in eine Schublade gesteckt werden. Er wollte eine Chance haben, zu zeigen, wer er wirklich war. Er wollte in dieser Welt endlich ankommen.
Als die Braune sich nun auch noch bei ihm entschuldigte, glaubte Jesien, endgültig vom Glauben abzufallen. Mit vielem hatte er nun gerechnet - nicht aber damit, dass Pardon sich bei ihm entschuldigen würde. Der Schimmelhengst lächelte sichtlich verunsichert. Er wusste nun wirklich nicht mehr, wie er sich verhalten sollte. Er wollte Pardon nicht in unangenehme Situationen bringen - doch woher sollte er wissen, womit er dies vermeiden konnte? Er kannte sie doch überhaupt nicht. "Schon gut," entgegnete er freundlich. Ihr Lächeln war ungeübt - beinahe noch seltsamer als sein eigenes - aber Jesien erkannte den guten Willen dahinter und nahm es als Kompliment an. "Also ich meine, es ist okay." Ein dümmliches Schmunzeln; er wusste nichts zu sagen - und zu bewegen traute er sich auch nicht. Er kam sich vor wie eine regungslose Statue aus Eis, welche sich von Touristen begaffen lassen musste.
"Es ist wirklich nicht meine Absicht, dich aufzustacheln, Pardon. Ich weiß nicht, warum du in mir einen Feind siehst ..." Jesien war automatisch zum Du übergangen; seine Stimme war warm und sein Blick fest, aber distanziert. Er strahlte vollkommene Ruhe und Ausgeglichenheit aus, während er fortfuhr: "Aber es tut mir leid." Alles was ihr offenbar widerfahren war, tat ihm leid. Und wenn Jesien es ungeschehen machen könnte, würde er es tatsächlich tun. Denn er erkannte hinter ihrer impulsiven, zornigen und starken Fassade ein zartes, liebliches und verletztliches Mädchen.



15.09.2016, 20:41
» Beg You Pardon
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Jesien



Nun war Beg You Pardon einfach nur vollkommen verwirrt. Jesien war so unterwürfig. Das hatte sie von anderen Hengsten bisher nicht einmal erlebt. Er entschuldigte sich, obwohl er nichts getan hatte. Obwohl sie es doch gewesen war, die ihn mehrfach angegriffen und auch total zur Sau gemacht hatte. Grundlos, wie sie nun feststellte.

Vorsichtig hob sie ihren feinen Kopf und blickte den Hengst aus warmen Kulleraugen an. Ja, sie hatte beschlossen, ihm zu vertrauen. Vorerst zumindest. Er war anders als alle anderen. So vollkommen anders. Und damit umzugehen, das musste die junge Stute erst einmal lernen, musste die Eindrücke verarbeiten und verstehen, wie sie darauf reagieren sollte, das ‚ihr Feind‘ plötzlich nett zu ihr war. „Jesien, es tut mir wirklich leid…. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich habe nur einfach in meiner Vergangenheit so viele schlechte Erfahrungen gemacht, dass es für mich einfach schwer ist, mit dieser Situation umzugehen… Ich-“, die kleine Stute stockte. So viel hatte sie schon lange niemandem mehr anvertraut. Das war neu. Und alles andere als selbstverständlich. Wie irgendwie alles, was sie gerade mit dem Schimmelhengst verband. Kurz schüttelte sie sich. Von dem ganzen Nachdenken und den Erinnerungen an ihre Vergangenheit, schmerzte ihr der Kopf. Die Verwirrung, dass Jesien freundlich gesinnt zu sein schien, machte es nicht besser. Und auch ihr Durst kam nun wieder. Pardon blickte wieder auf, lächelte zaghaft. „Entschuldige, bitte. Aber ich habe unglaublichen Durst. Ein Grund, warum ich hier her kam.

Schnell drehte sie sich um, einen Hengst in ihrem Rücken zu wissen war nicht sehr schön, aber der Durst war stärker. Und Jesien schien ihr nun wirklich nichts tun zu wollen. Sonst hätte er es sicher schon vorher getan. Schnell senkte sie ihren Kopf gen kühles Nass und trank gierig einige Schlucke. Das Wasser benetzte ihre beinahe ausgetrocknete Kehle. Erleichtert hob sie schließlich wieder ihren Kopf und schnaubte zufrieden. Das tat unglaublich gut, und war auch dringend notwendig gewesen. Andernfalls wäre sie wohl auf kurz oder lang vor Jesien zusammengebrochen. Und das war absolut nicht das, was sie gebrauchen konnte. Dazu fühlte sie sich doch noch nicht sicher genug in seiner Gegenwart.

Langsam schritt sie wieder zu dem Schimmelhengst zurück, setzte erneut ein kleines Lächeln auf. Naja, zumindest versuchte sie es. Kurz dachte sie über seine Worte nach. Sie selbst hatte sich bei ihm entschuldigt, für ihr unangemessenes Verhalten. Und nun entschuldigte er sich wieder, obwohl er nichts dazu konnte. Entschlossen schüttelte die kleine Braune ihren Kopf. „Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen! Ich habe mich falsch verhalten… Und dass ich dich als einen Feind gesehen habe, nun ja, es hat nichts mit dir zu tun. Es liegt in meiner Vergangenheit. Und es tut mir Leid, dass ich dich da mit einbezogen habe… Das wollte ich wirklich nicht. Du hast mir einfach nur Erinnerungen zurückgebracht, die ich vergessen wollte.“ Die Worte sprudelten nur so aus dem Mund der jungen Stute heraus. Schnell senkte sie beschämt ihren Kopf. Das war auch peinlich. Sie konnte auch wirklich nichts richtig machen…

Tut mir Leid… Ich habe nur lange nicht mehr mit anderen geredet…“, versuchte sie ihren Fehltritt zu entschuldigen. Noch einmal schaute sie hoch, versuchte zu Lächeln. Jesien sollte sie schließlich nicht für vollkommen bescheuert halten. Nun gut, Normal war sie sicher nicht. Das hatte auch der Hengst sicher schon bemerkt.


16.09.2016, 09:34
»Jesien
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Beg You Pardon



Jesien’s Start in sein ‚neues‘ Leben, in seine langersehnte Freiheit war von Anfang an ziemlich turbulent und nervenaufreibend gewesen. Aber die Begegnung mit Pardon setzte irgendwie doch noch einen drauf – er hatte viele Artgenossen kennengelernt, die meisten waren prinzipiell unfreundlich und abweisend. Ein paar wenige waren wiederrum ganz okay. Aber ein so launisches Pferd wie die braune Stute, welche binnen weniger Sekunden von einem Extrem ins andere schwanken konnte, war ihm gänzlich neu. Vermutlich war es einzig und allein dieser Umstand, der ihn überforderte. Jesien hatte bei jeder Bewegung, jedem Wort Angst, sie wieder gegen sich aufzubringen. Manchmal erschien es ihm gar, als würde sie sich schon daran stören, wenn er nur atmete.

Als Pardon sich schlussendlich entschuldigte und ihm versuchte zu erklären, weswegen sie sich so seltsam benahm, nickte Jesien verständnisvoll. Er hatte sich so etwas fast schon gedacht und konnte durchaus verstehen, dass sie ihn aus anderen Augen sah. Aber es war unberechtigt; und es war Jesien wichtig, ihr auch genau das zu vermitteln. “Es ist wirklich kein Problem, Pardon,“ entgegnete er ruhig und nachsichtig, dabei lächelte sachte. “Für mich ist diese Situation auch nicht unbedingt leicht. Während du leider schlechte Erfahrungen machen musstest, habe ich noch nie welche gemacht.“ Der helle Barocke hatte beschlossen, ebenfalls ehrlich zu ihr zu sein – immerhin war Pardon einen Schritt auf ihn zugegangen und hatte ihm etwas persönlich über sich selbst erzählt. Jesien wusste diese Geste durchaus zu schätzen. Und vielleicht würde dies das letzte Eis zwischen ihnen brechen? Immerhin war der Schimmelhengst genauso unsicher wie sie und sie hatte absolut nichts zu befürchten. Jesien könnte niemals jemandem ein Haar krümmen.
Er schmunzelte leicht, als Pardon ihm ihren enormen Durst beichtete und sodann endlich aus der Quelle trank. Offenbar hatte er sie daran gehindert, dies sofort zu tun. Während die Braune trank, dachte Jesien nach. Das, was er ihr vorhin anvertraut hatte, hatte er bis jetzt noch niemandem gesagt. Er hasste seine Vergangenheit und wollte darüber nicht sprechen. Bisher hatte auch nie jemand danach gefragt und wenn, so war er diversen Fragen geschickt ausgewichen. Plötzlich jedoch fühlte er sich wieder selbst damit konfrontiert und hatte Angst, dass das große, dunkle Loch ihn abermals verschlingen könnte.


Jesien hörte ihr gerne zu. Er mochte den klang ihrer Stimme und er fand ihre Mimik beim Sprechen interessant. All das waren Dinge, die für andere alltäglich und normal waren – in seinen Augen war das alles neu und aufregend. Es schmeichelte ihm, dass Pardon darauf beharrte, dass er sich nicht zu entschuldigen habe. Es freute ihn ehrlich, dass sie nun mehr mit ihm sprach und dabei ein wenig entspannter und lebhafter wirkte – umso erstaunter war der Barocke, als sie sich ausgerechnet dafür nun bei ihm entschuldigte. “Wieso entschuldigst du dich? Das ist ja nun wirklich nicht notwendig. Ich unterhalte mich gerne mit dir; und ich höre dir auch gerne zu,“ wehrte Jesien freundlich aber bestimmt ab und erwiderte ihr Lächeln aufrichtig.
“Ich glaube, Erinnerungen kann man nicht vergessen – egal, wie sehr man es möchte,“ murmelte der Helle nachdenklich; man konnte ihm ansehen, dass das ein Wunsch war, welchen auch er hegte. Dennoch lächelte er ihr aufmunternd zu, beinahe so, als würde er daran glauben, dass es Pardon eines Tages gelingen würde.



20.09.2016, 16:19
» Beg You Pardon
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Jesien



Pardon dankte dem Hengst für sein Verständnis mit einem geradezu liebevollen Lächeln. Dass er trotz ihrer Wutausbrüche noch immer so ruhig blieb, war nahezu unverständlich. Aber nun gut, sie störte das auf keinen Fall. Im Gegenteil. Das tat gut. Sher gut sogar. Jemanden wie ihn hatte sie schon sehr lange nicht mehr getroffen. Zu sehr hatte sie sich vor jeglicher Nähe zu einem fremden Hengst gefürchtet. Und zu sehr hatte sie jedes andere Pferd von sich gestoßen, aus Angst, dann doch wieder verletzt zu werden. So wie es jetzt zwischen den beiden gekommen war, damit hatte sie nie gerechnet. Kurz senkte Pardon ihren Blick, lächelte wieder. Diesmal aber eher nur für sich selbst. Es tat einfach sehr gut, zu wissen, dass es auch noch andere Hengste gab. Und eben nicht nur solche, wie sie sie kennen gelernt hatte. „Danke.“, war alles was sie gerade noch herausbringen konnte, als sie den weißen Hengst wieder anblickte. Es war einfach so ungewohnt, dass sie nicht wusste, wie genau sie in diesem Moment am besten reagieren sollte. Und sich diesen Moment wieder zu zerstören durch eine einzige falsche Antwort, das war es dann auch nicht wert. Sie hoffte einfach, dass der Hengst ein artiger und verständnisvoller Zeitgenosse war. Und dass er verstand, dass auch sie mal ein paar Fehler machte. Verhaltens-technisch gesehen zumindest.

Niemals schlechte Erfahrungen gemacht zu haben... Das muss ein schönes Leben sein...“, diese Worte waren mehr zu sich selbst geflüstert, wie alles andere. Aber dennoch blickte die kleine Braune diekt in die Augen ihres Gegenübers. Wie das wohl sein musste, wenn man nur das gute in den anderen Pferden sah? Wenn man nie Angst haben musste? Oder gar sich fürchten oder fliehen musste? So ganz konnte sich Beg You Pardon das alles noch nicht vorstellen. Dazu war es einfach noch viel zu unwirklich. Dazu saßen ihre eigenen Erinnerungen und Erfahrungen einfach viel zu tief. Dazu hatte sie einfach zu viel Negatives erlebt, was sie niemals würde vergessen können. Und gerade als sie darüber nachdachte, sprach es der Schimmel dann auch aus. Leise lachte die kleine Stute. Das war ja lustig. Da verstanden die beiden sich ja sogar schon ohne Worte. Damit hatte sie nun wirklich absolut nicht gerechnet. „Danke erst einmal dafür, dass du mir überhaupt zuhörst.“ meinte sie noch auf seine Worte. „Das ist auch nicht gerade selbstverständlich. Gerade nicht heutzutage.

Wieder lächelte sie, spielte neugierig mit ihren Ohren, während sie Jesien ansah und auf seine Reaktion dazu wartete. Der Schimmelhengst begann sie zu faszinieren. Alles an ihm war so anders, aber absolut sympathisch. Es schien als sein er ständig darauf bedacht, positiv herüberzukommen. Etwas, das ihr selbst wohl nahezu gänzlich fehlte. Sie musste ihn durch ihre Wut gehörig erschreckt haben, so wie er direkt reagiert hatte. Er schien sich selbst dafür die Schuld zu geben. Und diesen Gedanken wollte Pardon definitiv direkt auslöschen. Denn das war er definitiv nicht. Dass er ein Schimmel und noch dazu ein Hengst war, und ihr fremd und unbekannt, dafür konnte er schließlich nichts. Und das waren einfach die Gründe gewesen, die sie zu einer solchen Abwehrreaktion gebracht hatten. Angst und Panik hatten dann von ihr Besitz ergriffen und sie dazu gebracht, so auf den fremden Hengst loszugehen. Beschämt im Gedanken daran senkte sie abermals ihren feinen Kopf, überlegte kurz, was sie nun zu ihm sagen konnte.

Hab Dank, dass du mich so gut verstehst, beziehungsweise es zumindest versuchst. Ich wollte dir auf keinen Fall einen solchen Schrecken einjagen. Und ja, es tut mittlerweile wirklich gut, jemanden zum Reden zu haben, das hat mir doch sehr gefehlt. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich einfach in vielen Dingen anders bin, als du es vermutlich kennen magst. Diese Angst verfolgt mich nun einfach schon viel zu lange...“ Während sie sprach, lächelte sie immer wieder leicht, versuchte nicht zu seltsam auf den Schimmel zu wirken. Aber wie sie schon sagte, tat es wirklich gut, sich einmal die ganzen Sorgen und Probleme vom Herzen zu reden. Viel mehr, als sie es sich selbst eigentlich eingestehen wollte.

Um dem Schimmelhengst schließlich noch einmal ihre Dankbarkeit auszudrücken, trat sie schließlich ein wenig vor. Immer wieder zuckten ihre kleinen Öhrchen vor und zurück, ehe sie dann doch einen endgültigen Entschluss fassen konnte. Sie war schließlich so nahe an Jesien heran gekommen, dass sie ihn berühren konnte. Zögernd streckte sie schließlich ihren Hals und berührte mit ihren Nüstern die seinen. Ein Zeichen von purem Vertrauen. Etwas, das Pardon schon Ewigkeiten niemandem mehr entgegen gebracht hatte. Doch bei Jesien war sie sich einfach ziemlich sicher, dass es hier mehr als angebracht war.


20.09.2016, 21:45
» Celos


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Liesel, die Königin


Stumm blickte Celos Liesel an, besser gesagt, ihre Sprunggelenke - die, wie ihre Besitzerin, so zart und zerbrechlich aussahen, als wären sie nicht von dieser Welt, sondern aus einer anderen, einem Märchen vielleicht, oder, wenn schon nicht fabelhaft, dann zumindest einer Königsfamilie ensprungen. Aber das schien absurd: eine Königin - Wäre sie das denn überhaupt? Er kannte sich da nicht so aus - würde wohl kaum im Wald umherirren, blutverschmiert und so ziellos, sich mit ihm abzugeben. Und dennoch, etwas Besonderes war sie sicherlich. Und wenn schon nicht für Andere, dann sicherlich für ihn. Momentan sprach die Schönheit aber in Rätseln, zumindest für ihn, den ungebildeten Rumtreiber. Und so schweigt er eine Weile, wartet auf eine Erklärung - zu beschämt, ein zweites Mal nachzufragen, denn er wird das Gefühl nicht los, dass er verstehen sollte, von was sie spricht - vielleicht hatte sie es ihm ja auch grade erklärt und er hatte es verpasst?! Sein Fall musste ihr hoffnungslos erscheinen.

Allerdings war auch Geduld noch nie eine besondere Stärke des Braunen. Und mit einem Mal bemerkte er, dass die Stille nicht nur unangenehm war, sondern auch kein besseres Licht auf ihn wirft: jetzt musste Liesel ihn nicht nur für etwas begriffsstutzig, sondern auch völlig zurückgeblieben halten. "Entschuldige, ich weiß nicht was du gesagt hast, also, was du meinst, ähh, wovon du sprichst", stammelte er hastig, mit den Worten zu schnell für seine Gedanken. "Also, was diese Corvus... wie? Covax? sind. Sind das andere Kräuter, die mehr Aufwand für dich bedeuten?", fügte er hinzu, diesmal deutlich sicherer in seiner Sprache. "Ich bin mir sicher, dass du mir helfen kannst", beendete er dann leise, aber umso bestimmter. Endlich wagte er es auch, den Kopf weiter zu heben, ihr in die Augen zu blicken. Ihr trauriges Kopfschütteln bestärkte ihn in seiner Annahme nur noch mehr. Jetzt musste er nicht sich selbst zuliebe genesen, sondern auch um Liesel zerrüttertes Selbstbewusstsein zu heilen. "Ganz sicher", bestätigte er leise und streckte für einen kurzen Moment seine Nüstern in ihre Richtung, zupfte sanft an ihrem Mähnenkamm, schnoberte dann beruhigend über ihren Hals um eine Weile dort zu verweilen; vielleicht ein paar Augenblicke zu lange... doch es fiel ihm schwer, den Kopf zurückzuziehen, sie wieder alleine zu lassen.

Als er es doch tut, spricht sie, als hätte sie darauf gewartet - und dennoch fühlte er sich durch diese Geste in keinster Art zurückgewiesen. Das scheue Lachen ließ sein Herz nur höher schlagen und er war froh, etwas Luft zwischen ihnen zu haben: sie hätte das Pochen bestimmt zu seinen Ohren, seinen Nüstern hinaus gehört. "Was denn? Magst du mich dann etwa nicht mehr?", konterte er, betont unschuldig, ein aufmüpfiges Glitzern in den Augen. Als würden sie ihm zustimmen, fingen die Vögel jetzt wieder an zu singen, als hätten sie zuvor den Atem angehalten, hätten darauf gewartet, dass er mehr tat; mehr von dem, was er schon so oft getan hatte, was er sonst täte. Doch so attraktiv er Liesel auch fand, er konnte sich nicht vorstellen, sie zu betören, seinen schweren Körper auf sie zu schmeissen - sie war seiner nicht wert, und mit jedem Atemzug, jeder wundervollen Äußerung bewies sie nur noch mehr, dass sie zu gut für ihn, einen Rumstreicher, war. Und das war in Ordnung. Im Moment schätzte er sich einfach glücklich, sie getroffen zu haben, ihre Güte und ihre Fürsorge zu empfangen: auf alles Andere konnte er verzichten, für sie.


Wörter: 697

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Aufgaben


1. Spiele für einen Tag ein Hundevieh, und du darfst nur wie ein Hund sprechen also nur Knurren, Bellen && Beißen. » Vroni? Hrrrn.

2. Bringe die nächste Person mit den flachsten Flachwitzen (Schwarzer Humor ist auch erlaubt!) zum Lachen. » Ich hasse dich, Vroni! ;D
22.09.2016, 00:46
»Jesien
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Beg You Pardon



Das muss ein schönes Leben sein. Jesien zuckte unter ihren Worten kaum merklich zusammen. Für ihn waren ihre Worte vollkommen unverständlich - er hatte sein Leben in Gefangenschaft, behütet vor allem und jedem als grauenvoll und erniedrigend empfunden. Alles wäre ihm lieber gewesen, als das. Sogar jede schlechte Erfahrung, jeder Rückschlag, jede Zurückweisung. Der helle Barocke wusste allerdings auch, dass Pardon nichts über seine Vergangenheit wusste und davon ausgehen musste, dass Jesien ein herkömmliches Leben führte ohne jede Zwischenfälle. Aber, wäre selbst das wirklich beneidenswert?
Jesien musste kurz an seinen Bruder Aviv denken, der das Abenteuer und das Risiko so sehr liebte und von Komplikationen eigentlich gar nicht genug bekommen konnte. Jesien konnte sich beinahe vorstellen wie Aviv seine Freiheit in vollen Zügen genoss und sich austobte. Bei diesem Gedanken schlich sich ein gedankenverlorenes Lächeln auf seine Züge; Jesien würde so gerne wissen, wie es seinen Brüdern erging. Ebenso Nevis und Sol. Wo sie wohl gelandet waren? Und womit sie wohl ihre Zeit totschlugen? Ob sie wohl auch in und wieder an Jesien dachten?

Als Pardon sich bei ihm dafür bedankte, dass er ihr zuhörte, lächelte Jesien etwas verlegen. Er hatte die Erfahrung, dass das heutzutage tatsächlich alles andere als selbstverständlich war, sogar schon selbst gemacht - und das in seiner kurzen Zeit, in welcher nun in Freiheit lebte und mit dem richtigen Leben konfrontiert wurde. Jesien konnte sich eigentlich ziemlich gut vorstellen, wie man an der Realität abstumpfte - mit jedem Tag ein bisschen mehr. Und ihm war dabei auch nicht entgangen, dass man machtlos dagegen war.
Jesien hatte nicht damit gerechnet, dass die braune Stute sich ihm tatsächlich öffnen wurde. Doch es freute ihn ehrlich, dass es ihm gelungen war, ihr ein gutes Gefühl zu vermitteln. Es war dem Barocken wirklich wichtig gewesen, ihr zu beweisen, dass er zu den Guten gehörte - dass er ihr und niemandem sonst etwas Böses wollte. Es war sein erstes richtiges Erfolgserlebnis und Jesien genoss es mit jeder seiner Poren. "Über seine Probleme und Ängste zu sprechen hilft, sie abzubauen oder zu überwinden. Du solltest das öfters tun," entgegnete Jesien zustimmend, aufbauend und hoffte, dass Pardon irgendwann wieder bereit wäre, ihr Herz dem Leben zu öffnen.
Jesien musste grinsen, als die Braune sich selbst als 'anders' beschrieb. Es machte sie irgendwie noch sympathischer, authentischer, weil sie sie offen und ehrlich zu ihren Eigenarten stand. Der Helle mochte Aufrichtigkeit, egal in welcher Hinsicht.
"Keine Sorge, du kannst noch so anders sein, mir wird das nicht negativ auffallen." Jesien lächelte noch immer freundlich, gar ein bisschen herzlich. Pardon machte sich viel zu viele Gedanken. Wenn sie wüsste, wie anspruchslos Jesien war, würde sie wissen, dass sie sich überhaupt nicht für ihn ins Zeug legen müsste, um ihm zu gefallen. "Ich kenne bisher eigentlich kaum jemanden. Da fehlt mir eindeutig das Vergleichmaterial um dich seltsam zu finden," fügte er schmunzelnd hinzu und grinste lebhaft. Ja, Pardon war in seinen Augen völlig normal und nett. Er konnte nichts an ihr ausfindig machen, was seltsam oder dergleichen war. Es erstaunte Jesien eigentlich fast ein wenig, dass sie befürchtete, einen solchen Eindruck auf ihn zu machen. Sie machte auf ihnen einen gutmütigen Eindruck; abgesehen von der Furcht, welche ihr innewohnte.
"Welche Angst verfolgt dich?" hakte er behutsam nach, legte seinen Blick dabei tief und ruhig in den ihren. Jesien wollte, dass Pardon wusste, dass sie ihm alles erzählen könnte. Bei ihm waren ihre Geheimnisse sicher; ebenso ihre Wünsche und Ängste. Er würde alles in sich begraben und mit ihrem Namen beschriften.

Jesien stockte der Atem, als Pardon näher an ihn herantrat. Ihre Bewegungen waren fließend aber dennoch nicht eilig oder hektisch - er hatte ihre Nüstern kommen sehen, hatte instinktiv gewusst, dass sie ihn berühren würde. Sein Körper spannte sich augenblicklich an, weil er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Vor Pardon war es lediglich Isis gewesen, die ihn berührt hatte - und dort hatte er sich genauso unbeholfen verhalten, wie jetzt gerade.
Als ihre Nüstern schlussendlich sachte auf den seinen lagen, blinzelte er die Braune aus großen, kugelrunden Augen an. Er wagte es kaum zu atmen, geschweigedenn, sich zu bewegen. Es war ein schönes, warmes Gefühl, welches seinen Körper flutete. Jesien wusste ihre Geste sehr zu schätzen und er fühlte sich geschmeichelt, dass Pardon ihm dieses Vertrauen entgegenbrachte. Ihm war durchaus bewusst, dass man selten von einem Artgenossen so berührt wurde. Dies hier war intimer. Mehr, als eine oberflächliche Begegnung und der Schimmelhengst war froh darüber, endlich jemand getroffen zu haben, der mehr in ihm sah, als nur eine kurzzeitige Gesellschaft. Vielleicht könnte er so etwas, wie ihr Freund werden? Oder ihr großer Bruder? Ein ergriffenes Lächeln schimmerte auf seinen Lippen, während Jesien lediglich schwieg, um den Moment nicht zu zerstören.



25.09.2016, 12:33
» Beg You Pardon
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Jesien



Das schüchterne Lächeln des Schimmelhengstes bestätigte Pardon noch einmal darin, dass sie wohl das Richtige getan hatte. Auch sie lächelte, erwiderte vorsichtig seine Geste. Für sie war das alles noch unbekannt, noch recht ungewöhnlich und teilweise auch noch ein wenig angsteinflößend. Doch dank Jesien taute sie langsam auf, vertraute sich ihm gerne an und erzählte ihm gerne davon, wie sie sich fühlte. Er schien sie einfach sehr gut zu verstehen. Und ein gute Zuhörer war er noch dazu. Pardon war wirklich froh, dass sie auf jemanden wie ihn getroffen war. Es hätte schließlich auch ganz anders ausgehen können. Nicht jeder Hengst war so liebevoll und vorsichtig wie der Schimmel.

Sanft nickte sie. Ja, da hatte er wirklich recht. Und ja, sie würde wohl jetzt öfter versuchen, über ihre Ängste zu reden. Oder zumindest grob über das, was sie beunruhigte. Wenn sie ganz genau über ihre Ängste nachdachte, dann wurde ihr einfach immer wieder unglaublich unwohl. Sie wollte die Gedanken an das Vergangene möglichst weit zurück drängen. Und das war eben nicht so einfach, wenn man dann doch dauernd darüber sprach.

Dass er grinsend und wirklich nett auf ihre Worte reagierte, bestätigte sie noch einmal darin, dass sie wirklich keinen Fehler gemacht hatte. Er war lieb und freundlich. Und er schien ihr wirklich helfen zu wollen. Das hatte sie schon lange nicht erlebt, also genoss sie es in vollen Zügen und lächelte ebenfalls. Auf seine Worte hin nickte sie dankbar. Dass er sie nicht als seltsam oder ansah, das tat wirklich gut. Vielleicht würde sie doch irgendwann einmal wieder normal sein und sich auch bei anderen Pferden wieder einfinden können, ohne sie zu verschrecken. Oder ohne selbst zu viel Angst zu haben, vor dem, was passieren konnte.

Seine Frage vernahm sie zwar, war sich aber nicht sicher, was sie darauf sagen wollte. Beziehungsweise, was sie sagen konnte, ohne dass sie wieder von Angst so sehr beeinflusst wurde, dass es weh tat. Zuerst einmal genoss sie die sanfte Berührung des Schimmels. Es war ungewohnt einem Hengst wieder so nahe zu sein. Aber sie wollte ihm einfach zeigen, dass sie begann, ihm zu vertrauen. Dass ihre Angst auf keinen Fall mehr so stark war, wie zuvor. Dass sie sich zusammenreißen konnte. Und dass er ihr eindeutig hierbei geholfen hatte. Vorsichtig löste sie sich schließlich wieder von ihm, schloss für einen Moment wieder lächelnd die Augen, ehe sie ihn wieder ansah.

Und dann begann Beg You Pardon ihre Geschichte zu erzählen. Das Lächeln verschwand. Trauer, Schmerz, Angst und Furcht traten in ihr Gesicht. Aber gut, wenn man so Etwas erzählte, durfte das ruhig einmal sein. Immer wieder stockte sie in ihren Worten, wenn sie an die Vergangenheit dachte. Doch Jesien sollte alles wissen, sollte verstehen, warum sie sich so verhielt.

Ich wuchs in einer Herde auf. Behütet von Mutter und Vater. Doch diese starben recht früh, ließen mich alleine zurück. Zwei junge Hengste ergriffen die Macht in unserer Herde. Es war zu der zeit, als meine erste Rosse einsetzte, als sie plötzlich mehr und mehr Interesse an mir bekamen... Sie benutzten mich. Immer wieder. Gnadenlos. Ohne Unterlass. Und auch zu Zeiten außerhalb meiner Rosse. Nur zu ihrem Vergnügen. Sie ließen sogar ihre engsten Vertrauten an mich heran, wenn sie Lust hatten. Ich war nur noch als ihr Spielzeug da. Wurde ausgenutzt und missbraucht, wie es den Hengsten in der Herde nur gefiel...“ Beg You Pardon senkte ihren Kopf abermals, Tränen rannen aus ihren Augen, über ihre Ganaschen und tropften schließlich zu Boden. Sie musste sich erst einmal wieder ein wenig fangen, bevor sie weiter reden konnte. „Ich konnte schließlich durch einen Schicksalsschlag fliehen. Doch die Brüder und ihre Freunde verfolgen mich noch immer in meinen Gedanken. Bis zu dir kannte ich Hengste eben nicht anders. Sie waren immer erst lieb zu mir und verletzten mich dann doch unglaublich. Du bist der Erste, dem ich begegne, dem ich irgendwann einmal vertrauen könnte. Du hilfst mir, obwohl du ein Hengst bist und dies eigentlich nicht in deiner Natur liegt. Das alles verunsichert mich, aber es tut mir auch gut. Du bist der Erste, mit dem ich so viel rede... Du bist einfach anders.“ Langsam hob sie wieder ihren Kopf, blickte den Schimmel dankbar an. Das tat wirklich gut. Er hatte Recht gehabt. Er hatte ihr geholfen dadurch, dass sie sich ihm geöffnet hatte.

Nur hoffentlich hatte sie nicht zu viel gesagt? Unsicher spielten die Ohren der kleinen Braunen. Es war schon ziemlich viel und ziemlich beunruhigend, was sie d erzählt hatte. Was, wenn sie ihn dadurch verschreckt hatte? War es vielleicht doch falsch gewesen? Hätte sie besser gar nicht erst auf seine Fragen geantwortet? Nein, das wäre ja auch unhöflich gewesen, nachdem er so lieb zu ihr gewesen war. Sie hoffte einfach, dass Jesien verstand. Wieder schenkte sie ihm ein vorsichtiges Lächeln, ehe sie auf eine Reaktion wartete.


25.09.2016, 21:06
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Rajuku



Dieses allein sein war schrecklich. Sie wollte es wirklich nicht mehr. Und doch war es für sie schwierig gesellschaft zu finden. Viele wollten so eine Hündin wie sie gar nicht um sich haben, und verstehen konnte sie es. Sie war einfach die ruhige und schüchterne, und hatte vor vielem Angst was normalerweise normale Dinge waren. Es musste nur Gewittern und sie lag winselnd in der Ecke. In diesem Moment fing es auch schon an zu rumoren. Leichter Regen prasselte auf die Erde hinab. Jedoch blieb es nicht lange bei diesem leichten Regen. Schnell fing es richtig an zu stürmen und ihr weicher Pelz war durchnässt. Hier war auch niergends ein Unterschlupf zu sehen, also suchte sie schutz in einem hohen Busch. Allerdings achtete sie nicht darauf und lief in einen Dornenbusch. Die Dornen verfingen sich in ihrem Fell und teilweise auch in ihrer Haut. Leise winselte sie, wollte jedoch jetzt auch nicht aus diesem Busch heraus, er schützte wenigstens ein bisschen. Also legte sie ihren Kopf auf die Vorderpfoten und verharrte so, hoffte das es schnell aufhören würde. Schließlich wollte sie weiterkommen, auf die suche nach Ghost. Sie vermisste ihn wirklich, doch ob sie ihn je wieder sehen würde wusste sie nicht. Sie hoffte es einfach. Bei ihm hatte sie sich so wohl gefühlt, sie konnte mal aus sich heraus kommen. Konnte sogar lachen, und das war wirklich selten bei ihr. 
Das Wetter änderte sich nicht, trotzdem hielt sie ihre Umgebung weiterhin im Auge. Schließlich konnte es ja auch sein das sie flüchten musste. Den von diesem Tal hörte man ja so viele schlimme Geschichten. Ein Wunder das sie noch hier lebte...


Wörter: 303

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29.09.2016, 17:58
» Rajuku
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Byblis



Das ganze Land lag im Trübsinn. Dicke, dunkle Regenwolken hingen tief am Himmel und hatten die Schleusen geöffnet. Es regnete. Nein, viel mehr stürmte es. Der Wind peitschte die Äste der Bäume, an denen nur noch vereinzelt Blätter hingen. Und mit jeder Sekunde wurden es weniger. Sie wurden zu Boden gezerrt, egal wie sehr sie sich wehrten. Es folgte ein kurzer, heftiger Todestanz, bevor sie letztendlich am Boden zur Ruhe kamen und vom fallenden Wasser durchnässt wurden. Es war ein durch und durch mehr als ungemütlicher Herbsttag.

Mitten durch diesen wütenden Regensturm tanzte leichtfüßig eine Gestalt. Ein Wolfsrüde. Das Glitzern in den stechenden Raubtieraugen zeugte von Wahnsinn, welcher von dem irren Grinsen auf seinen Lefzen untermalt wurde. Als wenn es ihn nicht kümmerte, dass das graue Fell in durchnässten Strähnen am Körper klebte, schritt er unbeirrt fort, geschwind jeder Pfütze ausweichend, ohne wirklich auf den Weg zu achten. Ohne auf überhaupt irgendwas zu achten. Die feinen Ohren spielten. Hin und Her ohne dabei ein Geräusch wahr zu nehmen. Jedenfalls keines, welches seinen Ursprung im Außen hatte. Ein kurzes Hicksen entkam der Kehle des Räubers, eher seine Pfoten abrupt den Tanz einstellten. Rajuku hielt inne, die Nase in den peitschenden Wind gestreckt. Da war doch was.

Na. Na. Da ist doch wer. Ja ganz sicher ist da wer, ich merk's auch. Ob wir mal gucken sollten? Na warum nicht, könnt lustig werden. Ja, dann mal los. Ein wenig Spaß schadet sicher nicht. Vielleicht ist's ja nen flottes Bienchen? Du nun wieder, nur das eine im Kopf. Wir könnten sie ja so und so benutzen? Erstmal gucken wer sich da versteckt. Rajuku schüttelte kurz den Kopf, während die Ohren weiter spielten. Das irre Grinsen auf seinen Lippen wurde breiter. "Ich kann dich fühlen." gluckste der Graue über das Geräusch des fallenden Regens hinweg und ließ die Augen wandern.



29.09.2016, 19:19
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Rajuku



Das Wetter beruhigte sich immer noch nicht. Langsam überlegte sie wirklich ob es nicht doch ein Fehler war in diesem Busch zu verschwinden. Sie hätte weiterlaufen sollen und sich irgendwie eine Höhle suchen sollen. Doch jetzt war es eh zu spät, das Gewitter und der Regen wurden immer schlimmer. Ihr winseln hörte sie selbst nicht mehr wirklich. Es störte sie nicht wirklich, trotzdem wünschte sie sich das es endlich aufhören würde, sie wollte doch einfach nur hier weg. Hatte zu viel Angst hier jemand böses zu begegnen. Und hier war sicherlich keiner der sie Retten würde. Vielleicht war sie in diesem Moment in ihr eigenes Verderben gerannt. Das konnte aber auch immer nur ihr passieren. Sie lief von einer scheiße in die andere. Und das würde sich garantiert auch nie ändern. Byblis war sieben Jahre und schon so kaputt, glaubte nicht einmal an sich selbst. Alles und jeder war scheiße oder eher gesagt böse. 
Ihre Ohren vernahmen Schritte, direkt duckte sie sich noch mehr und fing an zu zittern. Kniff ihre Augen zusammen und biss sich auf ihre Lippen. Nein man würde sie hier nicht entdecken. Derjenige würde sie nicht entdecken und einfach weiterlaufen. Das musste sie sich einfach lange genug einreden. Natürlich war dem nicht so. Die Schritte verstummten, war derjenige weg? Sie öffnete langsam ihre Augen und hätte fast losgeschrien. Da stand ein großer, grauer Wolf vor dem Busch und schien nicht weiterzulaufen. Ihre Muskeln spannten sich unter ihrem Fell an. Vielleicht würde er sie ja trotzdem nicht sehen und machte nur eine kurze Pause. Doch das änderte sich als seine Stimme ertönte. Nein, er musste wen anderes meinen. Hier musste noch wer sein.... nein sie sollte sich nichts einreden. Sie war die einzige hier... alleine mit diesem Wolf. Langsam stand sie auf und trat aus dem Dornenbusch heraus. Riss sich erneut ihre Haut auf, jedoch ignorierte sie das gerade komplett. Ihre ganze Aufmerksamkeit lag auf den Wolf. Überlegte dabei schon wie sie am besten abhauen konnte, so das er nicht schnell genug hinterher kam. "Ich ähmm. Hallo.", ertönte ihre Stimme leise durch den lauten Regen. Ob er das überhaupt hörte war ihr egal. Er sollte einfach gehen.


Wörter: 417

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30.09.2016, 20:59
» Rajuku
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Byblis



Oh, schau mal an. So ein süßes, kleines Ding. Rajukus Ohren zuckten nach vorne, verharrten dort, als aus dem Busch direkt vor ihm eine Hündin trat. Das Grinsen auf den Lefzen schien festgefroren und das wahnsinnige Glitzern in den stechenden Raubtieraugen verschwand auch nicht. Die Fremde wirkte vollkommen konzentriert, doch lag eindeutig Angst in der feuchtschweren Luft. Und der unverkennbare rostige Geruch von Blut. Schau mal an, das Kleinchen ist verletzt. Armes, kleines Ding. Das von leichter Ironie erfüllte Kichern der Dämomenstimme fand über die Kehle des Wolfes den Weg ins Außen. Nur kurz, dann wieder Stille, bis die Fremde sprach. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch jedes ihrer Worte erreichte voller Leichtigkeit die Ohren des Rüden. Die Haltung des Grauen straffte sich automatisch, beinahe so als wenn er ihre Fluchtabsichten erkannte. Ne, ne, du haust uns nicht ab. Was willst du mit der? Weiß nicht. Wird sich zeigen.

Es dauerte ein paar Sekunden, in denen die Augen von Rajuku mehrmals hin und her wanderten. "Hallo." wiederholte der Rüde schließlich mit einem leichten Kichern im Unterton. Ja, was wollte er von ihr? Wenn man genau hinsah, konnte man kleine Blutstropfen in ihrem Fell erkennen. Nicht das Rajuku genauer hinsehen würde. Vermutlich würde er sich kurz nachdem ihr Treffen hier vorbei war nicht mal mehr an ihr Aussehen erinnern. Oder ihren Namen, sollte sie ihn nennen. "Kein gutes Wetter für Smalltalk." Als ob den Grauen das Wetter kümmerte. Das Fell hing nass und schwer an seinem doch ziemlich zierlichen Körper, der ungeahnte Kräfte versteckt hielt. Kein Gramm Fett, alles Muskelmaße. Sehnig und drahtig von den endlos langen Wanderungen. Ruhelose Monate, die noch lange nicht vorbei waren. Die Rute des Grauen pendelte leicht hin und her. Unaufhaltsam.

Vielleicht sollten wir die in Ruhe lassen. Die hat ja so schon Panik. Er lauschte den Stimmen, die nur er hören konnte, ohne die Fremde aus dem fixierenden Blick zu lassen. Sie waren seine Familie. Sie verfolgten ihn auf Schritt und Tritt. Die Einzigen, die blieben. Und auch die, die Schuld daran trugen das Niemand sonst blieb. Komm schon, gönn uns mal wieder bisschen Spaß. Was du unter Spaß verstehst, das wissen wir ja alle. Echt mal, dauernd nur du und deine Wünsche. Was mit mir? Haltet alle die Klappe, ich hab hier das Sagen. Na wer hat das denn festgelegt? Ein tiefes Brummen ballte sich in der Kehle des Rüden zusammen. Die Fremde konnte nicht wissen vom heftigen Schlagabtausch innerhalbs von Rajuku. Vermutlich würde sie das auf sich beziehen, dabei war noch gar nicht klar wie das hier enden würde. "Dein Name?" Mit irgendwas musste man ja die Zeit überbrücken. Nicht das er von Belangen wäre.



30.09.2016, 21:34
»Jesien
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Beg You Pardon



Jesien hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich ihm wirklich anvertrauen würde. Es bedeutete ihm viel, dass sie es - nach kurzem Bedenken - doch tat. Er wusste dieses Vertrauen zu schätzen; konnte sich denken, wie viel Überwindung es Pardon kostete, ihm von ihren Ängsten und dessen Herkunft und somit ihrer Vergangenheit zu erzählen. Wenn er ihr von sich erzählen müsste und dem Leben, welches er geführt hatte, würde es ihm ähnlich ergehen - nicht zu vergessen, dass er kein rein sterbliches Wesen war. Die Braune würde von ihrem Glauben abfallen, ihn für vollkommen verrückt erklären. Umso mehr bewunderte er sie nun für ihre Offenheit und ihren Mut, sich ihm zu offenbaren.
Jesien lauschte ihren Worten andächtig, spitzte aufmerksam die Ohren und sah sie mit ruhigem, warmen Blick an. Er konnte sehen, welche Tortur der Gefühle Pardon gerade durchlitt - wie all die unterdrückten Emotionen über ihr zusammenbrachen und sich über sie ergossen. Jesien konnte spüren, wie sie das Geschehene gerade nochmals durchleben musste und es schmerzte ihn zu wissen, dass sie es nur seinetwegen tat. Für ihn, um ihm zu zeigen, dass sie nicht so hatte sein wollen - dass ihre Angst, ihre Abwehr und ihrer Aggressivität nicht von irgendwo herkamen sondern sie einen Ursprung, einen Grund hatten. In Jesiens Hals bildete sich ein Kloß, welcher immer größer wurde und welcher sich vehement nicht wegschlucken ließ. Ihre Erzählung bedrückte ihn und der Helle wusste nicht, wie er mit diesen Gefühlswelten, die nun auch bei ihm Einzug hielten, umgehen sollte. Es war das erste Mal, dass ihm jemand etwas derart persönliches erzählte - die Betroffenheit, die ihn knebelte, machte ihn beinahe handlungsunfähig.
Als er sah, dass sie weinte, kam Jesien nicht umhin, dass sich auch in seinen dunklen Augen heiße Tränen stauten. Er war mit der Brutalität dieses Lebens nicht vertraut und es schockierten ihn, dass Hengste zu solchen Schandtaten fähig waren - es zeriss ihm förmlich das Herz, dass ausgerechnet einer so lieblichen Stute wie Pardon so etwas hatte passieren müssen. Nicht, dass er das überhaupt jemandem wünschen würde, um Gottes Willen, nein! Aber der Braunen eben doppelt und dreifach nicht; denn er konnte spüren, was für ein gutes Wesen sie besaß und wie sehr diese abscheulichen Bestien sie zerstört haben.
"Ich ... also ... Pardon, ich ..." stammelte Jesien unbeholfen, nachdem Pardon zu Ende erzählt hatte. Ihre Worte hatten ihn direkt im Herzen getroffen, sich dort verankert und vor allem die Komplimente und intensiven Äußerungen zu seiner Person hinterließen ein warmes Gefühl in seiner Brust. Er wusste zu schätzen, dass sie so positiv von ihm dachte und dass sie in ihm mehr sah. "Es tut mir so wahnsinnig leid, was dir widerfahren ist." Seine Augen funkelten voller Mitgefühl, als er ihr tief in die Augen sah. Der helle Barocke wusste, dass die richtigen Worte nicht existierten - aber er wollte ihr dennoch zeigen, dass er ehrlich betroffen über ihr Schicksal war und dass er ihr zur Seite stand, sofern das möglich war. Doch dass man die Vergangenheit niemals würde ändern können - sogar dann nicht, wenn man ein Halbgott war - war leider eine bittere Wahrheit, welche sie beide nicht umgehen konnten.
Du bist einfach anders. Ihre Worte, welche sie so nett und überzeugend gemeint hatte, hallten mehrmals in seinem Kopf nach. Jesien lächelte ihr dankbar und gerührt zu, pure Wärme spiegelte sich in seiner Miene wieder - doch in ihm tobte ein Sturm der Emotionen. Die letzten Minuten waren aufwühlend gewesen und hinterließen ihn in einem reißenden Strudel. Wieso hatte seine Mutter ihm nie erzählt, wie diese Welt tickte? Warum hatte sie ihn behüten wollen? War er vielleicht doch zu weich für diese Härte? Jesien bezweifelte, dass er in Pardons Situation ähnlich stark wäre. Er war ein Schwächling, ein Feigling. Erstaunlich, dass die braune Stute in ihm etwas Gutes sah - das war etwas, was Jesien bislang nicht hatte erleben dürfen.
Doch wie würde Pardon wohl von ihm denken, wenn sie wüsste, wer er war? Beziehungsweise wenn sie wüsste, was er war? Jesien wollte sich nicht ausmalen, was dann passieren würde. Die Vorstellung ängstigte ihn. Er hatte bisher noch nie in Erwägung gezogen jemandem zu erzählen, dass er ein teilweise magisches Wesen war. Dass sein Vater ein Gott war, der ihm übernatürliche Kräfte vererbt hatte. Aber wäre es nicht unfair, es ihr nicht zu erzählen? Sie hatte ihm auch ihre intimsten Geheimnisse anvertraut, sich ihm geöffnet und ihm ihr Vertrauen geschenkt. Jesien wusste, dass es sie kränken würde, wenn sie es irgendwann doch erfahren würde und erkennen musste, dass er es ihr bewusst verschwiegen hatte. Eine miese Zwickmühle und Jesien kaute verunsichert und überfordert auf seiner Lippe herum.
"Ja, ich bin in der Tat anders," murmelte der Barocke leise, nachdenklich - viel mehr zu sich selbst, als zu Pardon. Er hätte nie gedacht, dass er sich irgendwann mit diesem Thema konfrontiert fühlen würde. Eigentlich war ihm seine Übernatürlichkeit immer scheißegal gewesen. Immerhin lebte er wie ein normales Pferd, warum also großartig breittreten, dass man Laub verfärben konnte? Dass man Regen oder Winde heraufbeschwören konnte? Wen interessierte es, ob er die Temperatur beeinflussen konnte? Das spielte doch eigentlich gar keine Rolle, es war nebensächlich. Das Leben war ohnehin kompliziert genug, irgendwie.



04.10.2016, 15:18
» Byblis


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Rajuku



Der Wind pfiff durch ihr buntes, dichtes Fell. Dabei fing Byblis leicht an zu frösteln. Besonders da ihr Fell komplett bis auf die Haut durchnässt war. Was sie jetzt brauchte war eine winddichte Höhle und ein Artgenosse an dem sie sich wärmen konnte. Wobei, dieser Gedanke verflog auch wieder als sie sich den Wolf vor ihr noch näher betrachtete. Er wirkte komisch und in ihren Augen auch nicht gerade Freundlich. Was aber wohl einfach an ihr Misstrauen lag. Denn keiner sah in ihren Augen freundlich aus. Denn sie ging immer davon aus das man ihr was tun würde. Weswegen sie auch immer noch überlegte wie sie hier am schnellsten weg kam. Dafür müsste sie sich entweder links oder rechts an ihn vorbei quetschen. Dieser scheiß Busch war ihre eigene Falle gewesen. Wie hätte es auch anders sein können, am besten sie budelte sich ein Loch und blieb bis sie starb darin. Da könnte ihr einfach nichts passieren, außer so ein Maulwurf kam vorbei... aber die waren doch sicherlich nicht böse.
Endlich erhob er die Stimme, wenn auch ein leises kichern mitschwang. Und das klang mehr als Irre. Warscheinlich redete sie sich das aber auch alles nur ein und er war einfach nur ein ganz normaler Wolf der Gesellschaft suchte. Vielleicht war er genauso nett wie Ghost. Man musste sich das ganze doch einfach nur schön reden. "Da hast du wohl recht", erklang ihre Stimme zaghaft. Jedoch machte sie sich keine mühe ihn zu sietzen. Er sah nämlich nicht wirklich danach aus als würde er Wert darauf legen. 
Jedoch ging sie wie immer auf Nummer sicher, spannte leicht ihre kaum vorhandenen Muskeln an und suchte weiter unauffällig nach einem ausweg. Irgendwann würde sie einfach rennen können. Und bevor er es wirklich gerafft hatte war sie bestimmt schon über alle Berge. 
Er fragte sie nach ihren Namen... doch sollte sie diesen wirklich nennen oder sollte sie einfach irgendeinen sagen. Sie dachte schon wieder viel zu lange nach. "Byblis" Und schon hatte sie es verkackt...


Wörter: 382

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04.10.2016, 21:00
» Rajuku
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Byblis



Der Wolf ließ die fremde Hündin nicht aus den Augen. Jede noch so kleine Bewegung wurde regestriert und vermerkt, wenn auch nicht direkt von Rajuku. Eher waren es die Stimmen. Jede achtete auf etwas anderes. Dort spannte die Unbekannte die Muskeln an. Dort huschte ihr Blick an ihm vorbei. Die will doch nicht ernsthaft fliehen? Die Empfindung von Überraschung machte sich in dem Grauen breit. Es war komisch. Er hörte, sah, fühlte das der Stimmen. Gab es ihn selbst überhaupt noch, irgendwo in der Tiefe seiner Selbst? Die hat doch eh keine Chance. Na pass mal auf, die können schnell werden in Todesangst. Todesangst? Was hast du vor? Du wirst die doch nicht killen bevor wir etwas Spaß hatten? Du denkst auch immer nur an das Eine. Na und, du doch auch?Fresse jetzt!! Der Rüde schüttelte kurz den Kopf. Wirklich nur einen Moment, damit die Fremde auch gar keine Chance bekam zu entkommen. Noch nicht.

Die Stimmte der Bunten erklang zaghaft, leise. Die Ohren des Grauen zuckten. Das flatterhafte Funkeln in seinen Augen leuchtete auf. Die hat Schiss. Beste Voraussetzung. Okay, erst so und dann so, bin einverstanden. Aha und was mit mir? Denkt auch immer nur an euch! Ich sagte FRESSE HALTEN! Das Knurren der Dämonenstimme klang bis ins Außen. Dunkel. Drohend. Gefährlich. Sicher würde die Hündin das auf sich beziehen, unwissend wie sie war. Keiner fässt die an. Erstmal. Achja, du bist jetzt der Chef oder was? Willst du dich mit mir anlegen? Der Ausdruck in den dunklen Augen des Grauen wechselte zwischen herausfordernd und drohend. Die Pupillen wurden klein, dann wieder groß. Trotz allem lag die allgemeine Konzentration auf der Fremden. Mach doch was du willst. Irgendwann musst du dich ja auch mal ausruhen. Endlich Stille im Kopf. Rajuku zog tief die Luft ein. Nahm ihren Geruch in sich auf. Und den von Blut. Der Blick huschte kurz über den zierlichen Körper. "Du bist verletzt." sprach der Graue, die Stimme irgendwie verzerrt, doch ohne irren Kicherunterton. Was eine Feststellung. Sie wusste wahrscheinlich selber das sie verletzte war.

"Byblis." wiederholte Rajuku kichernd. Was daran wohl lustig war? „Kurz. Knapp. UNgewöhnlich.“ Eine angespannte Pause. Die Rute des Grauen pendelte weiterhin und die Ohren zuckten. Er stand viel zu lange still. Irgendwann würde er platzen vor unruhiger Spannung. "Rajuku." Ein Versuch um Vertrauen aufzubauen? Nicht ganz sicher. Einen Augenblick noch hielt der Graue es auf der Stelle aus, dann fing er an unruhig von links nach rechst zu treten. Hin und Her. Sicher hatte die Bunte ihn längst als Verrückten abgestempelt. Stimmte ja auch. Der Regen kühlte die Haut des Rüden ohne das er das wirklich wahrnahm. Was er sah war das Frösteln der Hündin. Ohne lang zu zucken huschte der Wolf nach vorn, auf die Bunte zu, und packte sie mit seinen messerscharfen Zähnen am Halskragen. Komischerweise war das Packen nicht halb so heftig, wie es wahrscheinlich aussah. Rajuku spürte Gegenwehr. Ein kurzer, knackiger Zug an ihrem Halsfell Richtung irgendwo nach vorne. "Los." presste der Graue zwischen den Zähnen hindurch, eine Mischung aus kicherndem Befehlston. Vermutlich war sie vor Angst erstarrt.



04.10.2016, 21:30
» Huckleberry Fynn
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Wer mag?



Die Tage wurden langsam aber sicher wieder kürzer. Bald schon würde der Winter hier ins Stillreich treten, alles unter eine weiße Decke hüllen. Bald schon würde das noch grüne Gras vergehen, die Nahrung würde knapp werden. Etwas schwer atmete der alte Rappe aus. Schon jetzt konnte er das ziehen in seiner Magengegend spüren. Wenn man so alt war, konnte der Winter verheerend sein. Er war ins Stillreich gekommen, damit er dort sicher den Winter verbringen konnte. Er hatte schon viel von diesem Ort gehört - so manch mystische Geschichte, bei der es Huck schwer fiel, diese zu glauben. 

Andererseits war dies  der perfekte Ort, um den Winter gut zu überstehen. Die vielen Wälder würden Schutz vor dem kalten Wind bieten, die Flüsse froren im Winter nicht zu. Selbst das Nahrungsangebot sah nicht so schlecht aus, dass der Hengst um sein Leben bangen musste. 
Gerade erkundete er das Tal. Der Wald aus dem er gerade kam, war ganz in der Nähe dieser Quelle - das musste er sich merken. 

Er trat nah an das Wasser und trank einen Schluck davon. Es war sehr kalt, aber so klar und Wohltuend. Erst jetzt merkte Fynn, wie durstig er wirklich war, senkte seinen Kopf erneut und soff gierig. 
Hier würde er eine kurze Rast einlegen, ehe er sich wieder auf machte, das Tal zu erkunden. Schließlich musste er genau wissen, wo er im kalten Winter hin gehen musste. Seine Energie durfte er nämlich definitiv nicht mit endlosem Umherirren in der kalten Jahreszeit verschwenden.

Er nahm seinen Kopf wieder nach oben, entlastete einen Hinterhuf und schloss kurz die Augen. Um ihn herum waren ein paar andere Pferde, die ihn zwar nicht wirklich interessierten, aber ihm das Gefühl gaben, dass er einigermaßen sicher war. 
Seine Beinen waren schon wieder so schwer vom vielen laufen geworden, dass er sie nun kurz im stehen ausruhen musste.


Wörter: 353

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« Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nie erlebt hat. »
06.10.2016, 18:03
» Hanzo
.: und mir sprießen Rabenfedern :.

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Huckleberry Fynn



Es wurde Winter, das konnte man förmlich in der Luft schmecken. Sie war Nachts schon beinahe eisig kalt. Die Bäume warfen ihr Blätterkleid zu Boden und bereiteten sich darauf vor, kahl durch die kommenden Monate zu gehen. Überall lag das tote Laub herum. Die Blumen im gesamten Stillreich verblühten ebenfalls langsam, aber sicher, ließen traurig die Köpfe hängen. Es fehlte im Grunde nur noch der Schnee, dann hätte der Winter endgültig Einzug gehalten. Er würde mit kalter, eisiger Klaue das Land mehrere Wochen lang in seiner Gewalt haben. Vermutlich würden ihm nicht nur Blumen, Sträucher und Bäume zum Opfer fallen. Schwache, Verletzte und Alte müssten auch sehr auf sich acht geben. Die Jahreszeiten konnten sehr, sehr grausam sein.

Die toten Blätter raschelten unter den tellergroßen Hufen des Hengstes, der sich ruhig zwischen den Bäumen hindurch Richtung Quelle schob. Kleine Zweige knackten, zerbrachen an dem massigen Körper, der davon gar nichts mitbekommen zu schien. Die Ohren spielten leicht, lauschten dem Geräusch des Windes, der sacht durch die Kronen über dem Buckskin glitt. Ganz vorsichtig pflückte er Blatt für Blatt, ließ es sanft zu Boden gleiten. Der Atem des Hengstes bildete kleine, weiße Wölkchen vor seinen Nüstern. Die Kälte kroch über den Boden an dem von dichtem Behang gezierten, stämmigen Beinen hinauf zum Rumpf. Die Sonne war vor kurzem am Horizont verschwunden. Nun war die Nacht der Herrscher. Und die Temperaturen sanken schnell. Mit einem letzten, ruhigen Schritt ließ der Bulle, wie man ihn oft nannte, den Wald hinter sich und erblickte sofort die Quelle vor sich. Das Ziel seiner Reise. Mal wieder hatte es ihn gepackt gehabt und er war alleine eine Runde durch das Stillreich gewandert, hatte die Sicherheit seiner Herde, der Corvus Corax, hinter sich gelassen. Nun forderte seine Kehle nach Wasser, doch eine unbekannte Gestalt versperrte ihm den Weg. Hanzo hielt inne, abwartend.

Es vergingen einige Minuten in denen nichts geschah. Der Buckskin sprach kein Wort und der Andere bewegte sich nicht von der Stelle. Er wirkte alt, ziemlich alt. Seine Augen waren geschlossen und das Hinterbein entlastet. Hanzo kannte ihn nicht, aber das war nicht verwunderlich in einem Tal, wo es ein reges Kommen und Gehen gab. Vielleicht würde das eine von den Seelen sein, die den kommenden Winter nicht überstehen würden? Der Buckskin blinzelte. Auf der anderen Seite waren weitere Gestalten. Seit wann war diese Quelle so begehrt? Nochmal glitt der Blick des Massigen zurück zu dem Schwarzen, der direkt vor ihm stand, ehe er sich wieder in Bewegung setzte und einfach schweigsam an ihm vorbei zum Ufer stapfte. Hanzo war noch nie Jemand der vielen Worte gewesen und der Fremde schien eh viel zu sehr in seiner eigenen Welt abgedriftet zu sein. Durstig tunkte der Hengst sein Maul in das eiskalte Wasser und nahm einige tiefe Schlucke, ehe er zufrieden das Haupt erhob. Sein Blick glitt zum Himmel, an dem einige Sterne zu sehen waren. Es würde eine klare, kalte Nacht werden.



Wörter: 555

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Und mir sprießen Rabenfeder. Und so flieg ich unerkannt über Grenzen in das Leben, wie der Wind schnell übers Land. Und ich breche alle Regeln um heut Nacht bei dir zu sein. Fühl mein Rabenherz, es schlägt so schnell und nur für dich allein.
gehorche der Stimme des Meisters
gehorche ihr
06.10.2016, 22:14
» Huckleberry Fynn
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Hanzo




Während die Augen des alten Rappen geschlossen waren, drifteten seine Gedanken immer mehr und noch mehr ab. Langsam entglitten sie ihm, schwanden dahin wie sein Atem, der warme Wölkchen vor ihm bildete.
Huck döste ein wenig, träumte von seiner Zeit bei anderen Herden. Er war wieder jung und kraftvoll. Seine lange, Peckschwarze Mähne schien an ihm herunter zu fließen und sein ebenso schwarzes Fellgewand glänzte und strotzte vor Gesundheit. 
Mittlerweile war der Hengst alt und struppig. Seine Mähne war brüchig, genau wie seine Tellerhufe, mit denen er einst jeden Feind in die Luft schlagen konnte.

Das Fell war matt  und schob nur an einigen Stellen Winterfell. Auch, war er längst nicht mehr so kräftig, dass er sich sicher sein  konnte, ob er diesen Winter noch überleben würde, um den Frühling zu sehen. 
Huck Fynn wusste in den tiefen seines Herzens, dass seine beste Zeit abgelaufen war. Sie war ihm einfach entglitten. Manchmal hatte er das Gefühl, dass er in seinem Leben nicht genug erlebt hatte, zu viel Zeit verschwendet hatte. Wenn er allerdings zurück an die letzten sechsundzwanzig Jahre dachte, die er nun schon auf dieser Erde verweilte, wusste er, dass dieser Gedanke schwachsinn war. Er hat viel erlebt, hat viel zu erzählen. Auf seinem Körper, der schon viele Narben der Vergangenheit trug, konnte man sehen, dass er sein Leben nicht nur damit verbracht hatte, sich zu verstecken. Im Großen und Ganzen bereute er nichts - außer vielleicht ein paar Dinge, die er nicht getan hatte. 


Genau in diesem Moment riss das Klappern fremder Pferdehufe den Alten aus seinem dämmrigen Schlummer. Er wankte kurz, als er das Müde Hinterbein wieder auf den Boden stellte, ehe er ein wenig widerwillig seine eingefallenen Augen öffnete.
Neben ihm stand ein junger Hengst. Seine Statur war die, die Huck noch vor zehn Jahren hatte. Groß und Kräftig. Sein Fell hatte die Farbe von Sand und seine Beine waren mit einem fast noch kräftigerem Behang geziert, als die des Rappen. 
Fynn war sich unsicher. Er mochte es nicht, wenn sich jemand so nah bei ihm aufhielt, ohne ihn zumindest zu begrüßen und seinen Namen zu nennen. Es war eine Sache des Anstands. Manchmal musste der Rappe über sich selbst den Kopf schütteln. Dass er einmal so denken würde. Er sah den Sandfarbenen mit grimmiger Miene an - dieser sah es allerdings nicht, da er dem Rappen seinen Rücken zugewandt hatte. "Guten Tag.", hörte Huck sich selbst sagen. "Mein Name ich Huckleberry Fynn. Darf ich fragen, wie man dich nennt?", Die Stimme von Fynn klang nicht freundlich gesinnt, aber auch nicht boshaft, als er sich mit seinem vollen Namen vorstellte und mit gespitzten Ohren auf die Antwort des anderen Hengstes wartete.


Wörter: 521

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« Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nie erlebt hat. »
07.10.2016, 20:23
» Hanzo
.: und mir sprießen Rabenfedern :.

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Huckleberry Fynn



Hanzo betrachtete die Sterne. Sie waren so vielzählig. Manche strahlten voller Helligkeit, andere wiederum waren kaum richtig zu erkennen, so schwach war ich Licht. Ob es da oben wohl mehr gab als hier unten auf der Welt? Der Buckskin war nicht unzufrieden, doch so wie es Magie gab, die er in seiner Herde, der Corvus Corax lernte, gab es vielleicht noch weitere Dinge, die im Grunde so unerklärlich waren, das sie nicht existieren durfte. Und die von vielen Seelen auf dieser Welt als unmöglich betrachten wurden. Der laue Wind, der nun durch die Bäume hindurch über das Wasser hinweg auf Hanzos Körper traf, war beißend kalt. Er zerrte am dichten, dunklen Langhaar des Hengstest, welches in den Spitzen heller wurde und einen rötlichen Ton aufwies. Der Buckskin erschauerte nicht. Er war noch jung und kräftig, so ein wenig Kälte konnte ihm kaum etwas anhaben. Da brauchte es schon mehr um ihn erzittern zu lassen.

Die Stimme des Unbekannten rief den Bullen wieder in die Gegenwart zurück. Er stand mit dem Rücken zu ihm, sodass er nicht mitbekommen hatte, wie der aus seinem Dämmerzustand zurück in die Welt gefunden hatte. Der Rappe klang nicht bösartig, aber auch nicht wirklich freundlich, eher etwas grimmig. Vielleicht hatte es ihm nicht gefallen, das Hanzo ohne ein Wort an ihm vorbei geschritten war? Mit einer bedachten Bewegung drehte sich der Buckskin zu dem Anderen um, die Ohren neutral nach vorne gespitzt. Der Andere hielt seine Ohren ebenfalls nach vorne gerichtet. "Hanzo." stellte sich der Buckskin schließlich mit dunkler, ruhiger Stimme vor. Sein Blick ruhte in den Augen des Alten. Sie wirkten eingefallen, so wie der gesamte massige Körper. Das Langhaar von Huckleberry Fynn wirkte struppig, ungepflegt. So war das eben im Alter. "Verzeih, ich wollte nicht stören." Kurz nickte Hanzo, entschuldigend. Er war zwar schweigsam, aber nicht unfreundlich, auch wenn es oft den gleichen Anschein hatte. Im Gegenteil, er war aus tiefstem Herzen ein freundlicher Kerl. Nur eben Niemand der vielen Worte.

Hanzo musterte den Schwarzen mit unaufdringlichem Blick, während er wartete was kommen würde. Sicher war er in seiner Jugend ein kraftstrotzender Kerl gewesen. Vielleicht sogar ein Weiberheld. Nun war er einfach ein alter Hengst. So raffte das Alter einen dahin. Hanzo versuchte sich zu erinnern, ob er den ungewöhnlichen Namen des Anderen schon mal vernommen hatte, aber ihm fiel weder eine Begegnung noch ein Gespräch ein. Eigentlich hätte der Buckskin nun fragen können wie lange der Andere schon hier weilte, woher er kam, was seine Beweggründe waren im Stillreich zu verweilen, doch das war nicht seine Art. Vielleicht hatte Huckleberry Fynn einfach einen Ort gesucht in dem er in Ruhe seine letzten Tage verbringen konnte. Die Quelle war sicher ein schöner Ort dafür. Ruhig, man fang genug Nahrung und Wasser gab es auch. Kühles, klares, wohlschmeckendes Wasser. Hanzo war fast soweit zu meinen, dass das Wasser dieser Quelle das Beste im gesamten Stillreich war.



Wörter: 544

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Und mir sprießen Rabenfeder. Und so flieg ich unerkannt über Grenzen in das Leben, wie der Wind schnell übers Land. Und ich breche alle Regeln um heut Nacht bei dir zu sein. Fühl mein Rabenherz, es schlägt so schnell und nur für dich allein.
gehorche der Stimme des Meisters
gehorche ihr
07.10.2016, 20:44
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Hanzo




Tatsälich - der fremde Henst konnte sprechen. Seine Stimme klang nicht feindlich gesinnt, vielleicht hatte er den Alten nur nicht bemerkt, oder war nicht gewollt, ein Gespräch mit ihm zu führen.
Eventuell war der Fremde, welcher sich als Hanzo herausstellte einfach nur ein wenig zurück haltend. Huck Fynn jedenfalls war froh, dass er jemanden gefunden hatte, mit dem er zumindest ein wenig reden konnte. 

"Hanzo.", wiederholte Fynn mit seiner rauen Stimme. "Ich bin erfreut, dich kennen zu lernen." 
Ein wenig nachdenklich folgte der Rappe dem Blick des Sandfarbenen. Er sah in Richtung des Himmels. Man konnte ein paar einzelne Sterne sehen, jedoch nicht allzu viele. Es war eine eher trübe Nacht, welche den Himmel nicht komplett aufklaren ließ. 

"Sag mal, Hanzo.", fing Fynn wieder an, ohne seinen Blick von den Sternen abzuwenden. "Denkst du, der Winter dieses Jahr wird hart werden?", Huck selbst war sich da nicht sicher. Natürlich gab es einige Anzeichen dafür, dass der nahende Winter ein kalter und unbarmherziger werden würde. Andererseits war die Natur so unberechenbar. Auch wenn das Wetter schon jetzt kalt und trüb war, konnte Huck sich nicht vorstellen, dass dies bis zum Winter so bleiben würde. Der Rappe konnte noch nicht einmal erahnen, ob  es dieses Jahr Schnee geben würde oder nicht. 

Er hatte noch nie ein allzu gutes Gespühr für die Natur und das Wetter gehabt. Als er jung war, konnte er es ohnehin mit jeder Witterung und jeder Hitzewelle aufnehmen. Mittlerweile musste der struppige Hengst aber vorsichtig sein. Im Sommer musste er seit einigen Jahren die Sonne meiden - zu schnell bekam er einen Hitzschlag, welcher sich noch Tagelang bemerkbar machte. Im Winter fror er trotz seines langen Felles die meiste Zeit erbärmlich. Sein Fell war zwar lang, aber keinesfalls dicht. Außerdem konnte er sich in seinem Alter in den warmen Monaten nicht mehr so viele Vorräte anfressen, dass er den Winter nicht ausgehungert überstehen würde.
Es war ein Kreuz mit dem alt sein. 


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« Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nie erlebt hat. »
08.10.2016, 15:51
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Stillreich » Das Tal » Die verwunschene Quelle #2
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