Stillreich » Das Tal » Die verwunschene Quelle #2
» Nadiel
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Amara



Die kleine Weiße schien sich partout nicht abwimmeln zu lassen. Nadiel blieb stehen und verdrehte die Augen gen Himmel. Herr im Himmel, womit habe ich das jetzt auch noch verdient? Nicht abwimmeln lassen? Die Schimmelstute klebte an ihm wie eine Klette, munter prasselten Wörter und Sätze auf den Hengst ein und ihm blieb nichts anderes übrig, als in ihr Gespräch einzusteigen.

"Also eigentlich, habe ich dir nichts getan, also brauchst du gar nicht erst so unfreundlich werden. Ich bin Amara the Cat... Was ist mit dir passiert, dass du so bist? Du bist nicht der Einzige hier, der wahrscheinlich etwas Schlimmes durchmachen musste!"

Nadiel blickte über seine Schulter, seine dunklen Augen blitzten kühl in die Richtung der Weißen, die sich Amara nannte. "So... Ist das so? Wer sagt dir, dass ich jetzt gerade unfreundlich bin? Vielleicht bin ich ja jetzt gerade gut gelaunt, Amara," Er sprach ihren Namen bewusst betont und langsam aus, kostete jede Silbe auf seiner Zunge. Er sah die Wut in ihren Augen funkeln, sah ihren schmalen Körper wütend erzittern. "Wahrscheinlich hast du Recht... Es gibt sicherlich andere Pferde mit schlimmen Schicksalen, doch ich bezweifle sie haben das erlebt, was ich mitgemacht habe."

Nun wurden ihre Fragen herausfordernder: "Oder wurdest du auch von all deinen Freunden verraten? Und wurdest vergessen, als hätte es dich nie gegeben?" Waren das Dinge, die sie erlebt hatte? Die Fragen waren so präzise, dass er meinen konnte, sie wollte ihn aus der Reserve locken... Sein Schicksal mit dem ihren vergleichen.
Nadiel schnaubte leise, wandte sich der Weißen ein wenig zu und musterte sie abschätzend. "Schöne Fragen... sehr schöne Fragen," sagte der großrahmige Hengst leise und seine Stimme klang nun noch bedrohlicher und kälter. "Nein, nicht meine Freunde haben mich verraten, sondern meine Partnerin. Und sie hat mir das Leben genommen. Mein damaliges Leben. Sie hat mir meine Familie, meinen Sohn, alles genommen. Und ja, kein Schwein erinnert sich mehr an mich. Wenn, dann bin ich der Albtraum, der böse Wolf, das Nachtmahr, dass Mütter ihren Kindern erzählen um sie vor den dunklen Seiten des Lebens zu warnen."

Er schüttelte seine Mähne, kräuselte die Lippen zu einem grimmigen Lächeln. "Zufrieden?" Er blickte auf, sah die hellgefärbte Stute an.


29.03.2016, 19:06
» Mediah
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Lacoste


Wütend lief der cremefarbene Hengst von der einen Seite der Lichtung auf die andere, schlug dabei kräftig mit dem Schweif und vergrub die Ohren tief in seiner langen Mähne. Lacoste hatte ihn vor wenigen Minuten geweckt und ihm die weniger erfreuliche Nachricht mitgeteilt. Joost war verschwunden, vermutlich, um Laurent zu suchen und ihn zu warnen. Oder sich ihm anzuschließen, wer wusste das schon. Vielleicht war er aber auch zu feige gewesen, sich gegen die Organisation zu stellen und hatte daher den erstbesten Augenblick gewählt, um vor ihnen zu fliehen. Aber würde das ihr treuer und ehrlicher Freund wirklich tun? Sie einfach so... im Regen stehen lassen? Mediah hätte am liebsten geschrien, aber im Endeffekt war es auch ein wenig seine Schuld, dass Joost weg war. Er hatte den wohl tiefsten Schlaf der vier, nichts vermochte ihn zu wecken. Außer vielleicht ein gellender Schrei, oder aber ein Tritt in die Seite. Hätte er ein wenig mehr Pflichtbewusstsein gezeigt und wäre einfach wach geblieben, hätte er mitbekommen, wie Joost fortging. Aber hätte er gegen seinen ehemaligen Freund kämpfen können? Wer wusste das schon. Aufbrausend wie er war, machte er natürlich eine riesige Sache drauß, lief umher, als würde jeden Augenblick die Welt untergehen, aber um sich zu verteidigen, irgendwie fühlte es sich für Mediah auch so an. Lacoste stand wie üblich daneben und tat das, was er am besten konnte. Gar nichts. 

"Wie konnte er einfach verschwinden? Er weiß ganz genau was davon abhängt! Wenn wir ohne ihn zurückkehren, werden wir bestraft, aber wie sollen wir ihn bitte finden? Wäre er wirklich dumm genug, sich bei Laurent aufzuhalten? Können wir so tun, als sei er im Kampf verwundet worden und gestorben?"
Im Prinzip sprach Mediah mit sich selbst, denn das alles waren lediglich rhetorische Fragen. Natürlich ging all dies nicht, es würde gegen die Richtlinien der Organisation verstoßen. Wenn sie zurückkehrten mussten sie sowohl Laurent, als auch Joost ausliefern. Das wussten sie beide, aber Mediah wollte das noch nicht so richtig wahrhaben. Joost war ihr Freund, ihr Partner, genau wie Laurent es gewesen war. Mediah gab zu, er stand nicht zu hundert Prozent hinter dem ganzen, aber wer tat das schon? Man musste eben Kompromisse finden, sich anpassen, so wie er es getan hatte. Das bedeutete nicht, dass man bei allem Elend fortsehen musste, aber ein wenig mehr Verständnis für all das, konnte man wohl aufbringen. Laurent, sowie Joost, hatten das alles vergessen, waren kopflos davon gestürzt und der Freiheit entgegen gestürmt. Die natürlich mit einem grauenhaften Tod enden würde. Lacoste enttäuschte nie. Er war perfekt, makellos, wenn es darum ging, einen Auftrag auszuführen. Und er selbst war ebenso loyal, gewitzt und durchaus fähig, zwei Kämpfer auszuschalten. Sie waren alle vier zusammen ein gutes Team gewesen, aber Mediah wusste, dass er und Lacoste es trotz allem schaffen würden. Joost war ein Angsthase. Ein paar manipulierende Worte in seine Richtung und er würde schon irgendwie nachgeben. Vielleicht könnte man ihn sogar dazu überreden, sich wieder zu fügen und sich wieder der richtigen Seite anzuschließen. Auch wenn Mediah bezweifelte, dass Lacoste das zulassen würde. Er wollte lieber nicht nachfragen. Und Laurent? Sein plötzlicher Geistesumschwung verletzte Mediah. Sie waren gute Freunde gewesen. Sie alle waren gute Freunde gewesen. Vor allem Laurent hatte es immer geschafft sie zum Lachen zu bringen. Sogar Lacoste. Und er hatte Joost Mut eingeflüstert, wenn er es am meisten gebraucht hatte. Ihm hätte Mediah am ehesten sein Geheimnis anvertraut, doch jetzt würde er ihm gegenüber auf ewig schweigen. Und Joost? Er war eine Art Nesthäckchen gewesen. Während viele seinen wahren Wert einfach nicht sehen konnten, bemerkten die drei von ihnen schnell, was sich hinter dem zitternden Fuchs verbarg und brachten ihn schnell dazu, aus sich heraus zu kommen. Sie waren perfekt gewesen, einer für alle und alle für einen. Und dann war Laurent auf einmal ein Verräter.

Wütend und mit bebenden Nüstern blieb er stehen, bohrte einen seiner Hufe so tief in den Boden, dass Erde und kleine Steinchen aufwirbelten. 
"Wie sollen wir sie finden? Sie sind nicht dumm und werden sich nicht genau vor uns stellen." Einen Augenblick schwieg der Helle, musterte nur den Schimmel vor sich, der es immer schaffte, ihm eine ungeahnte Ruhe einzuflößen. Er war immer der rationale Denker unter ihnen gewesen. Der vernünftige. Er war immer bedacht an die Sachen heran getreten, tat genau das, was Mediah nie tat. Nachdenken. Sie ergänzten sich und im Stillen war Mediah unglaublich froh, dass Joost gegangen war und nicht Lacoste. Joost hätte Angst gehabt und Mediah war nicht geduldig genug, dem anderen ohne die Hilfe seiner anderen beiden Freunde zuzusprechen. Letztendlich hätte er ihn ebenfalls zu einer Flucht getrieben. Oder Joost wäre auch geflohen und Mediah wäre auf sich allein gestellt gewesen. Wie grausam. Da war ihm die momentane Situation doch noch lieber. 
"Wollen wir sie überhaupt finden?", fragte er in die Stille hinein, unsicher, ob er diese Worte überhaupt aussprechen sollte. Zwei ihrer engsten Freunde waren nun auf der Flucht, konnten sie beide das wirklich verantworten, den beiden hinterher zu hetzen und sie zurückzuzerren? Am Liebsten hätte Mediah sich vergraben und in Ruhe über all das nachgedacht, doch dazu bestand keine Möglichkeit. Er musste weiter gehen, ihren Auftrag ausführen und mit berechnender Kälte and die Sache heran gehen. Mediah war auf beide unendlich sauer. Er schwankte zwischen ausliefern und einfach selbst umbringen, aber die Stimme in seinem Kopf sagte ihm doch, dass er es eventuell bereuen würde. 

"Ich hasse sie Beide für das, was sie getan haben. Aber du weißt was mit ihnen passiert, wenn wir sie zurück bringen." Natürlich wusste er das. Aber Mediah wollte es dennoch ansprechen, sehe, ob er in Lacoste einen treuen Gefährten hatte. 


29.03.2016, 23:14
» Amara
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Nadiel


​Amara schwieg. Von seiner Partnerin verraten? Das war schlimmer als von seinen Freunden verraten zu werden. Ja, ich bin zufrieden... sagte sie. Sie ignorierte sein lächeln. Antun kann er ihr sowieso nichts. Wie ist es eigentlich so zu leben? Also, Hungrig zu sein oder Kinder zu haben? Wie ist es so erwachsen zu sein? Sie hoffte, der fremde Hengst würde sie nicht für dumm halten. Aber sie hatte schon lange vergessen wie es ist wirklich zu leben. Wie es ist Erwachsen zu sein konnte sie auch nie erleben. Sie war als Mensch gerade mal 13 gewesen. Was die anderen Animatronics wohl machten? Sie wollte sich immer noch rächen. Was hatte sie getan, dass ihre Freunde sie so verraten hatten?


30.03.2016, 11:40
» Nadiel
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Amara



Den nachdenklichen, fast traurigen Blick in den dunklen Augen des Schimmelstütchens hatte Nadiel nicht erwartet. Er hatte wohl mit vielen Reaktionen gerechnet, aber dass sie über seine Worte nachdachte und ihm schließlich mit leiser Stimme "Ich bin zufrieden..." entgegnete, damit hatte er auf keinen Fall gerechnet.
Vorsichtig, so als ob die schmale Stute ein wenig sein Interesse geweckt hätte, wandte sich ein Ohr nach vorne und in ihre Richtung. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und auch er schaute nachdenklich drein. Schön... was sollte er denn jetzt nun noch dem Gespräch beisteuern?

Doch er hatte die Rechnung nicht mit der aufmüpfigen Schimmelstute gemacht und wohl vergessen, welch ungezügelte Neugier in ihrem Wesen schlummerte. "Wie ist es eigentlich so zu leben? Also, Hungrig zu sein oder Kinder zu haben? Wie ist es so erwachsen zu sein?" Die Worte prasselten erneut einem Regenguss gleich auf Nadiel hernieder, ließen ihn die Augen verdrehen. 
"Herrje... Kindchen, hast du einen Wasserfall verschluckt?" Sein Tonfall war barsch, klang nun jedoch nicht mehr gar so eisig wie noch zu Beginn ihrer Unterhaltung. Ihre Fragen ließen jedoch etwas in ihm aufflackern, eine Art Erstaunen, die er nicht recht zuordnen konnte. Und... was sollte er auf ihre vielen Fragen antworten? Die Wahrheit? 

Nadiel schnaubte leicht genervt und leckte sich über die trockenen Lippen, dann fing er langsam an zu sprechen und seine Stimme klang merkwürdig raspelnd: "Du fragst, wie es ist so zu leben wie ich? Pah, ich bin ein Schatten dessen, was ich einst war. Beantwortet das deine Frage?" Nun wieder das kalte Blitzen in seinen schwarzen Augen. "Du willst wissen, wie es ist, hungrig zu sein? Das musst doch selbst wissen, Kind, ich kann es dir nicht beantworten. Aber..." Er hielt kurz inne, während sich seine Eingeweide schmerzhaft zusammenzogen beim Gedanken an sein einziges Kind. Den Sohn, der er vor langer Zeit verloren hatte. "Ein Kind zu haben... Vater zu werden... Das ist ein unbeschreiblich schönes Geschenk. Nichts macht das Leben lebenswerter als seinen Sohn in die Arme zu schließen, mit ihm Flie--" Nadiel unterbrach sich, räusperte sich widerwillig. "Ähm... Fließgewässer und ähh... Landschaften anschauen zu gehen, ihm all sein Wissen zu vermitteln..." Der große Hengst verstummte. 


30.03.2016, 14:57
» Amara
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Nadiel


Die Stute lächelte kurz. Nein, ich habe keinen Wasserfall verschluckt. antwortete sie. Dann schaute sie weg. Ich hätte auch so gerne Kinder gehabt. Wenn ich Erwachsen geworden wäre als ich noch lebte. Der fremde Hensgt hatte Glück gehabt, dass er nicht als Kind schon gestorben war. Warum hatte ihr Vater sie getötet? Klar, er ist öfters ausgerastet und hatte sie geschlagen. Aber dass er so weit gehen würde, hätte sie selbst nicht gedacht. Sie wünschte alles wäre wie früher. Da war sie vermutlich nicht die einzige. Nein, ich weiß nicht wie es ist Hunger zu haben. Ich spüre schon seit vielen Jahren keinen Hunger mehr.


30.03.2016, 22:03
» Lacoste
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.


Mediah



Still blickten die dunklen Augen des hellen Hengstes seinem Freund hinterher, wie dieser wütend von links nach rechts über die Lichtung lief. Während Lacoste die Ruhe symbolisierte, war in Mediah schon längst der Sturm ausgebrochen. Der Blick war neutral, fast gleichgültig. Der Hengst lächelt nie, lachte nie. Der Hengst dachte nach, sprach aber fast nie über seine Gedanken. Fremde würden ihn als schweigsam oder gar abwesend abstempeln, was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er bekam alles mit, teilte sich seine Kraft und Worte, nur ganz genau ein. Was war daran falsch ruhig und schweigsam zu sein?

Wie jetzt. Denn, vor wenigen Minuten hatte er seinem Freund mitgeteilt, dass Joost verschwunden war. Warum auch immer, konnten sie nur erahnen. Womöglich wollte dieser zu Laurent, den sie eigentlich suchen und zurückbringen sollten, oder hatte die Gunst der Stunde genutzt, um für immer aus ihren Augen zu verschwinden. Naja, die Gunst der Stunde war übertrieben. Denn Lacoste hatte es bemerkt, da er nicht gerade ein Tiefschläfer war, und seinen Freund trotzdem ziehen lassen. Warum, konnte er sich selbst nicht erklären. Doch nun, war er dazu bereit, gnadenlos gegen Joost und Laurent vorzugehen. Vor allem, hatte es ihn irgendwie hart getroffen, dass Joost einfach geflohen war. Und so, wie sich Mediah die letzten Minuten benommen hatte, wohl auch. Doch, was half es sich aufzuregen. Jetzt, konnten sie es sowieso nicht mehr ändern. Joost war verschwunden, wahrscheinlich auf der Suche nach Laurent. Nein, sie mussten sich ihre Kräfte sparen, um bereit für einen Kampf zu sein, wenn sie beide finden würden, um sie dann zurück zur Organisation zu bringen. Dort, würde auf sie die gerechte Strafe warten. Folter.

Stumm, als wäre Lacoste zu einer prachtvollen Eisskulptur gefroren, nickte dieser kaum merklich, als Mediah endlich seine Stimme erhob. Aufbrausend, fast aufdringlich zerbrach diese die Stille, schnitt durch die kalte Luft, wie ein Schwert durch das warme Fleisch seines Opfers. Lacoste schwieg, wollte Mediah in seinem Redefluss nicht unterbrechen. Im Grunde sprach sein Freund das aus, was ihm stumm durch den Kopf ging. Fragen, über Fragen kamen über seine Lippen; unaufhaltsam. Keine Antworten in Sicht, so verstummten die Fragen in der kalten Luft. Ein Selbstgespräch, und Lacoste war der stille Zuhörer. Eigentlich, wie immer. Die Fragen, die Mediah aussprach, waren durch ausberechtigt und machten den, sowieso sehr nachdenklichen Hengst, noch nachdenklicher. Es würden Konsequenzen auf sie zu kommen, die ihnen das Leben kosten konnten, wenn sie ihre Freunde nicht mehr finden würden. Doch, wollten sie ihre Freunde überhaupt finden, um sie dann schonungslos auszuliefern? War das richtig, oder gar fair ihren Freunden gegenüber? Leider geht es nicht um richtig oder falsch. Nicht, um fair oder unfair. Sie waren in einer Organisation aufgewachsen und ausgebildet worden, die durch harte Gesetze und gerade Linien geleitete wurde. Und, wer sich diesen Gesetzen wiedersetzte, muss bestraft werden, egal wie unmoralisch dies auch sein mag. War es nicht sogar richtig, jemanden zu bestrafen, wenn er gegen Gesetze verstieß? War es nicht das normalste auf der Welt? Jeder musste seine gerechte Strafe bekommen, wenn er sich gegen die Organisation richtete. Wo würde man noch hinkommen, wenn man alles erlauben oder gar erdulden würde? Was wäre das für ein riesiges Durcheinander, was wäre dies für ein vollkommenes Chaos? In solch einer Welt wollte Lacoste nicht leben. Er brauchte, wollte Ordnung, alles musste gerade und perfekt laufen. Gesetze, Regeln, Vorschriften sind wichtig. Wichtiger, als das eigene, selbstständige Leben?

Das Augenpaar des Hellen ruhte immer noch auf den aufgebrachten Wesen von Mediah. Ruhig, gelassen und irgendwie voller innerer Stärke. Ja, das vollkommene Gegenteil zu seinem Freund, der kurz vor einer herzzerreißen Explosion stand. Der Gedanke, wie sein Freund in tausend Fetzen voller Emotionen zerplatzen würde, hätte dem Hengst fast ein Lächeln entlockt; aber nur fast. Mediah kam vor ihm endlich zum Stillstand, blickte ihn an und schwieg zum ersten Mal. Eine unglaubliche Ruhe entstand, wie sie zuvor nicht geherrscht hatte. Kaum zu glauben, und doch wusste Lacoste das dieses Schweigen nicht von langer Dauer war. Dennoch, hatte sich das Gemüt von Mediah endlich beruhigt. Nun, konnte man sich mit dem Hengst normal unterhalten, wenn Lacoste überhaupt ein Wort formen wollte. Wie sollen wir sie finden? Wollen wir sie überhaupt finden?, schwebten die ausgesprochenen Fragen durch seinen nachdenklichen Kopf. Die Gedanken sind frei, wer kann sich erraten. Hier, ging es nicht ums wollen, nein. Hier, geht es ums müssen. Die beiden Hengste müssen ihre Freunde finden, müssen sich gnadenlos ausliefern. Ganz einfach, ganz simpel. Es gab keinen Grund dies zu diskutieren. Es war ihre Aufgabe, ihre Pflicht gegenüber der Organisation. Laurent war längst zu einem Verräter geworden, und Joost hatte sich nun blindlink in sein Verderben gestürzt. Egal, ob er nun auf dem Weg zu Laurent war, oder nicht. Er hatte sie, seine besten Freunde, einfach hintergangen. Allein dafür musste er bestraft werden.

Hass. Verachtung. Wut. Natürlich war es ihm bewusst, was mit ihren Freunden passieren würde. Gerechtigkeit. Lacoste nickte, ehe er seine bedachte, starke Stimme erhob. “Sie werden ihre gerechte Strafe bekommen.“ Sie haben die Organisation enttäuscht, gar verletzt in dem sie sich von dieser abgewandt haben. Sie hatten es schlichtweg verdient, ihre Folter unter vollem Bewusstsein mitzubekommen. “Wir müssen nun einen klaren Kopf bewahren.“ Lacoste blickte seinen Freund direkt, und eindringlich an. Einen klaren Kopf, den hatte Lacoste immer. Bei Mediah, war er sich nicht immer sicher. Doch nun, nachdem der Hengst seiner Wut Luft gemacht hatte, konnte sie über die nächsten Schritte nachdenken. “Auch, wenn dieses Reich wahrscheinlich sehr groß ist, sollten wir uns nicht trennen.“, sprach der Helle erklärend weiter, ehe seine Stimme wieder in der Kälte verstummte. Ein tiefer Atemzug, die Nüstern blähten sich kurz auf, ehe der warme Atem den Körper des Hengstes verließ. “Um sie zu finden, müssen wir uns in sie hinein versetzen.“ Ja, es war einfacher gesagt, als getan. Wie versetzt man sich in den Kopf eines Verräters, wenn man selbst mit ganzen Herzen hinter der Organisation stand?


31.03.2016, 23:10
» Nadiel
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Amara



Nadiels Nüstern blähten sich. Seine Ohren zuckten, spielten in seinem Nacken, und seine dunklen Augen betrachteten die schmale Schimmelstute mit einem kritischen Blick. Was sagte sie da? Als sie noch lebte? Dem Hengst war in seinem langen Leben schon vieles begegnet, er hatte Geschichten, Legenden und Wisper gehört... Von Vampiren, Engeln, und Wiedergeborenen... von Chimären und Gestaltwandlern. Aber das Leben der Wiedergeborenen, von denen er weniger als ein Geflüster gehört hatte, war nur eine billige Imitation des Lebenshauches eines wahren Sterblichen, ein flacher Abklatsch, eine Verhöhnung des wahren Lebens. Sie sprachen nicht, sie befolgten nur stur und willenlos die Aufträge ihrer Göttin. Diese Stute hingegen... 

Nadiel betrachtete sie erneut, musterte sie von oben bis unten, von den Ohrenspitzen bis zu den Hufen und ihrem Schweifende. Diese Stute, die sich Amara nannte, sie schien ihm voll und ganz lebendig. In ihren Augen lag kein Flehen, dass sie dieses erbärmliche Leben beenden lassen wollte, in ihrer Haltung war kein Zwang und keine Willensunterwerfung zu erkennen. Der großrahmige Hengst trat einen Schritt vor, näherte sich der Schimmelstute und sog vorsichtig ihren Geruch ein. Selbst ihr Geruch, der Duft der sie umgab, hatte nichts moderiges oder verwelktes anheim. Wie konnte das also sein?

"Dann haben wir ja eine Gemeinsamkeit," sagte der Hengst schließlich mit leiser, rauer Stimme. "Wobei... es sind sogar zwei. Unser beider Leben sind gewaltsam beendet worden und tragen nun doch neue Form. Und die Notwendigkeit zu Essen, ein Gefühl des Hungers, ist uns beiden fremd." Seine Augen blitzten. Das Biest in seinem tiefsten Inneren heulte auf, kratzte, biss und trat. Als er erneut sprach war seine Stimme vollkommen anders: wo vorher ein wenig Wärme zu erahnen gewesen war, klirrte nun Kälte und es pfiff wie ein eisiger Windhauch. "So ein hübsches Mädchen bist du, Amara," wisperte er, leckte sich die Lippen. "Zauberhaft, verwundernd schön. Sag mir, blutest du? Welche Farbe hat es wohl? Schwarz?" 
 


01.04.2016, 09:56
» Amara
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Nadiel



Amara legte die Ohren an. Was hatte der Hengst vor? Das Gefühl des Hungers mag für sie beide fremd sein, aber der Hengst sah nicht so aus, als wäre er tot. Sie sah aber auch nicht so aus. Sonst hätte der Hengst sie nicht so gemustert. Danke, ich weiß selber dass ich hübsch bin. Mein Blut hat gar keine Farbe. Ich habe nämlich keins antwortete sie. Angst hatte sie nicht. Warum auch? Animatronics starben nur, wenn sie verbrennen oder von Menschen oder anderen Animatronics zerstört wurden. Obwohl... wenn ein Pferd stark genug wäre würde das gehen. 

Plötzlich kam dieses Gefühl wieder... Sie wollte wieder töten. Eigentlich wollte sie keine normalen Pferde mehr töten, aber das verlangen wieder Blut zu schmecken und zu sehen wie das Wesen tot zusammenbricht, ließ sie nicht los. Aber sag mir; blutest du? fragte die weiße Stute und lachte. Weißt du, jahrelang in einer Pizzeria eingesperrt zu sein ist nicht angenehm. Nicht gesehen oder gehört zu werden ist noch schlimmer. Versuch das mal. Keiner hatte das durchmachen müssen, was sie durchgemacht hatte. Und daran waren ihre Freunde schuld. Amara wurde für einen kurzen Moment traurig. Sie wollte ihre Freunde wieder. Vielleicht hatten sie ihr nicht helfen können . Golden Freddy war damals viel zu stark gewesen, wenn er sogar Puppet töten konnte. Und Puppet war die stärkste von ihnen gewesen. Und wenn man ein Phantom wurde, wurden die Erinnerungen an den Phantom Animatronic automatisch gelöscht. Als hätte es sie nie gegeben...


01.04.2016, 10:40
» Nadiel
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Amara



Nadiels Augen blitzten. Und er lachte. Kalt, gehässig, schauerlich. 

"Aber sag mir; blutest du?"

Sie versuchte ihm Angst zu machen. Ihm, Nadiel. Er, der er Dörfer in Flammen hatte untergehen lassen. Er, der mit einem Wimpernschlag die Leben von Tausenden in ein Nachtmahr verwandelt hatte. Er, der er binnen eines Atemzugs Familien, Dynastien, ganze Landstriche ausgelöscht hatte. 
Das Biest schnurrte in seiner Brust, leckte sich die blutüberströmten Finger in wohliger Zufriedenheit.

Er trat noch ein paar Schritte auf Amara zu, sodass seine maskuline, gestählte Brust an die ihre drückte und er die Körpertemperatur der Stute wahrnehmen konnte. Kalt, leichenkalt. Er hingegen loderte heiß wie eine Flamme - wenngleich das weiße Leuchten, das ihn (wie die Übrigen seinesgleichen) früher einmal in seiner Rage umgeben hatte, ihn neuerdings nicht mehr kleidete. Er fühlte wie Amara erschauderte, konnte ihre Blutlust förmlich schmecken. 

"Du kannst mich nicht umbringen", wisperte er in ihr Ohr, wandte sich jedoch nicht von ihr ab. "Ich habe zwar keine Ahnung, was du bist, aber eines kann ich dir sagen: sterben werde ich nicht." Seine Lippen kräuselten sich, verzogen das Gesicht in eine hässliche Fratze die wohl ein Lächeln sein sollte. 

Er ignorierte ihr Gefasel über eine Pizzeria, Details ihres vermeindlichen Schicksals. Was kümmerte ihn die Geschichte und das Leid einer derart unwürdigen Seele? Nadiel rümpfte die Nase, wandte sich von ihr ab und entfernte sich mit einer fließenden Bewegung um wieder in respektvollem Abstand von Amara stehen zu bleiben. Nur, dass er keinerlei Interesse an Respektbekundungen vor der Schimmelstute hatte. 

"Du verschwendest meine Zeit. Also..." Er neigte sein Haupt um wenige Millimeter, seine Augen dabei keine Sekunde von der zierlichen Gestalt der Stute weichend. Sollte sie attackieren, würde er ihr ausgewichen sein, bevor sie auch nur annähernd in seine Nähe kam. Für ihn würde kein Risiko bestehen. "Die Dame, ich empfehle mich."
Mit diesen Worten schritt er an, bereits darauf vorbereitet, dass der Nebel ihn wie ein Umhang einhüllen und schließlich ins Nichts begleiten würde.


01.04.2016, 14:33
» Nadiel
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Amara


Nadiels Augen blitzten. Und er lachte. Kalt, gehässig, schauerlich. 

"Aber sag mir; blutest du?"

Sie versuchte ihm Angst zu machen. Ihm, Nadiel. Er, der er Dörfer in Flammen hatte untergehen lassen. Er, der mit einem Wimpernschlag die Leben von Tausenden in ein Nachtmahr verwandelt hatte. Er, der er binnen eines Atemzugs Familien, Dynastien, ganze Landstriche ausgelöscht hatte. 
Das Biest schnurrte in seiner Brust, leckte sich die blutüberströmten Finger in wohliger Zufriedenheit.

Er trat noch ein paar Schritte auf Amara zu, sodass seine maskuline, gestählte Brust an die ihre drückte und er die Körpertemperatur der Stute wahrnehmen konnte. Kalt, leichenkalt. Er hingegen loderte heiß wie eine Flamme - wenngleich das weiße Leuchten, das ihn (wie die Übrigen seinesgleichen) früher einmal in seiner Rage umgeben hatte, ihn neuerdings nicht mehr kleidete. Er fühlte wie Amara erschauderte, konnte ihre Blutlust förmlich schmecken. 

"Du kannst mich nicht umbringen", wisperte er in ihr Ohr, wandte sich jedoch nicht von ihr ab. "Ich habe zwar keine Ahnung, was du bist, aber eines kann ich dir sagen: sterben werde ich nicht." Seine Lippen kräuselten sich, verzogen das Gesicht in eine hässliche Fratze die wohl ein Lächeln sein sollte. 

Er ignorierte ihr Gefasel über eine Pizzeria, Details ihres vermeindlichen Schicksals. Was kümmerte ihn die Geschichte und das Leid einer derart unwürdigen Seele? Nadiel rümpfte die Nase, wandte sich von ihr ab und entfernte sich mit einer fließenden Bewegung um wieder in respektvollem Abstand von Amara stehen zu bleiben. Nur, dass er keinerlei Interesse an Respektbekundungen vor der Schimmelstute hatte. 

"Du verschwendest meine Zeit. Also..." Er neigte sein Haupt um wenige Millimeter, seine Augen dabei keine Sekunde von der zierlichen Gestalt der Stute weichend. Sollte sie attackieren, würde er ihr ausgewichen sein, bevor sie auch nur annähernd in seine Nähe kam. Für ihn würde kein Risiko bestehen. "Die Dame, ich empfehle mich."
Mit diesen Worten schritt er an, bereits darauf vorbereitet, dass der Nebel ihn wie ein Umhang einhüllen und schließlich ins Nichts begleiten würde.


01.04.2016, 14:36
» Amara
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Nadiel



Der Hengst hatte keine Angst vor ihr. Dummkopf! Aber ihn wollte sie sowieso nicht töten. Woher willst du das bitteschön wissen? Siehst du die Zukunft? fragte die weiße. Sie gähnte und schaute nach unten. Der Schnee war viel schöner als der Hengst vor ihr. Sie hob ein Huf hoch, und sah dass er durchsichtig war. Amara wusste das. Wenn ein Animatronic von seiner Vergangenheit als Mensch weiß, löst er sich langsam auf. Wenn man das nicht möchte, muss man schnell zu Puppet. Aber dann bleibt man ewig ein Roboter. Und wer will das? Die weiße Stute war froh, wenn sie endlich in den Himmel kommen würde. Sie lächelte. Ich muss mich dann auch verabschieden. Wenn man von seiner Vergangenheit als Mensch weiß, löst man sich irgendwann auf. Bald ist es so weit, mein Leben auf der Erde ist bald vorbei. Es würde zwar noch eine Weile dauern, bis sie sich auflöste, aber solange würde sie ihre Zeit hier noch genießen. Dann wäre sie endlich frei...

Sie drehte ssich um, und galoppierte weg von dem fremden Hengst

So many years
So many dark memories
So many fears
We've now put to ease


Weg

 


01.04.2016, 21:38
» Midnight
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Nakoma


Wie soll ich je wieder glücklich werden? Ohne Familie? Ohne Mondblüte? Daran war nur dieser blöde Krieg schuld. Warum gab es Krieg? Er ist unnötig. Pferde sterben und werden verletzt wegen nichts! Wegen gar nichts! Was will man damit erreichen? Dass es bald keine Lebewesen mehr gibt? Warum ist man so gierig? Meine Mutter war an dem Tod meines Vaters schuld. Hätte sie besser gekämpft wäre Vater noch am Leben gewesen. Und dann war sie auch noch zusammengebrochen. Ich hasse sie. Sie hat mich allein gelassen. Große Kriegerin bedeutet ihr Name. Ich schnaubte belustigt. Nakoma war schwach. Das schwächste Pferd was ich kannte. Ich schäme mich für meine Mutter. Ich hoffe sie ist tot. Aber... seine Mutter den Tod zu wünschen ist doch krank oder? Oder hat sie es verdient? Ich kann diese Fragen nicht beantworten. Ich bin nicht dumm, aber alles weiß ich auch nicht. Ich bin Midnight. Merke dir meinen Namen, denn ich werde nicht jeden am Leben lassen.

Ich ging einen steinigen Weg entlang. Ich kam zu einer Quelle. Ich hasste Wasser. Es ist so... nass. Ich hasse es wenn mein Fell Nass wird! Besonders im Winter. Ich nahm einige schlücke und hob den Kopf wieder hoch. Was sollte ich jetzt machen? Es ist so langweilig, aber reden will ich auch nicht unbedingt. Ich legte meine Ohren in den Nacken und schnaubte wütend. Alles hatte ich verloren! Jeden den ich liebte! Während ich immer alleine sein werde! Das war nicht fair! Was hatte ich getan, dass ich das hier erlebe? Nichts habe ich getan! Überhaupt nichts! Dann rollte mir eine träne über die Ganasche. Ich wollte alles rückgängig machen. Dann hätte ich meine Eltern überreden können abzuhauen. Aber jetzt war es zu spät. Zu spät um sich zu entschuldigen, zu spät für alles! 

Der Schnee war kalt. Trotzdem legte ich mich hin. Dann erfriere ich eben, was soll's? Das Leben hat sowieso keinen Sinn. Aber ich hatte trotzdem Angst vor dem Tod. Was wäre danach? Gar nichts? Oder kommt man in den Himmel? Vielleicht wäre da alles besser. Ohne Krieg, ohne Streit. Das wäre so schön. Vielleicht wäre da sogar ewig Sommer. Das wäre ein Traum. Aber ich bin trotzdem immer noch hier, in dieser bösen und dreckigen Welt. Keiner hier ist unschuldig. Vielleicht kommen auch alle in die Hölle. Das hätten wir vielleicht auch mehr verdient. Hört sich gemein an, aber es ist die Wahrheit.
 


05.04.2016, 14:49
» Nakoma
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Midnight



Die weiße schnaubte wütend. Sie hasste die ganze Welt! Erst nahmen sie ihn ihren Gefährten und dann war ihr Sohn verschwunden gewesen! Diese Welt war scheußlich. Es sollte sie nicht geben. Nakoma hatte keine Lust mehr. Aber sie musste doch ihren Sohn finden! Der weg wurde steiniger und schließlich sah Nakoma einen Teich oder so was in der Art. Die Schimmelstute bemerkte jetzt erst wie durstig sie war. Sie trabte elegant zu der Quelle und trank. Dann schaute sie sich um. Da lag ein Pferd im Schnee. Es war schwarz. Sollte sie es ansprechen? Nakoma ging hin und musterte es. Midnight! rief sie. Ihr Sohn lebte! Sie hatte ihn gefunden!


08.04.2016, 22:00
» Liesel
engelstod.

» alle Posts von Liesel

Celos



Liesel. Elena. Engelstod. Missgeburt. Schattenwesen. Geistermädchen. Hybrid. Unfall. Es gab so viele Worte, die ihr als Namen dienten. Und Liesel hatte längst vergessen, wer sie wirklich war. Wer sie hätte sein können und welchen Weg sie nun zu beschreiten hatte. Sie seufzte leise und präparierte Celos Bein. Sorgsam darauf bedacht, ihm dabei so wenige Schmerzen wie nur möglich zuzufügen. Die Hitze des Sommers drückte dabei auf ihren Leib und Schweiß stand ihr an Brust und Stirn. Die lästigen Fliegen krochen ihr in Ohren und Nüstern, immer wieder versuchte sie die Biester schüttelnd von sich zu bekommen. Die Nähe  zum Wasser, zog die kleinen Schmarotzer an. Und sie befürchtete, die Insekten könnten Celos Wunde infizieren. Umso behutsamer und sorgsamer trug sie auf, was sie in ihrem Maul zu Brei gekaut hatte. Die Wunde sollte damit verschlossen werden, sodass sich keine Keime darin einfangen konnten. Als sie sich wieder aufrappelte, musterte sie Celos. Der Hengst schien in tiefe Gedanken versunken, sie verübelte es ihm nicht. Sie selbst gab ihm schon genug Rätsel auf, mit all dem Blut an ihrem Leib. Und er? Welche Vergangenheit trug er in sich? Und welche Gedanken mochte seinen Kopf beherrschen? Sie würde es nicht erfahren, stattdessen ließ sie ihn in Ruhe und trat ein bisschen zur Seite, das Wasser der Quelle trinkend. Erst als er sich ihr wieder zuwandte, ließ sie vom kühlen Nass ab. 

"Die Corvus Corax, ja." murmelte sie. "Aber nur, wenn es nicht besser wird. Vielleicht können dir meine bescheidenen Künste ja schon helfen." sprach sie mit hoffnungsvollem Ton in der Stimme. Sie hatte wenig Lust, sich der Gesellschaft zu stellen. Sie war der Engelstod. Auch wenn die Corvus Corax nicht mit den Adoyan Enay verbündet waren, so war Liesel doch eine Verräterin. Und eine Verräterin wurde bei keinem Volk  geduldet. Ganz gleich ob bei den Adoyan Enay, den Corvus Corax oder gar den Gaistjan Skairae. Sie hatte verloren. Und sobald Celos ihre Vergangenheit kennen lernte, würde auch er sie stehen lassen. Sie vergessen wollen. Sie hassen. Sie verachten. Er würde sie von sich stoßen. Und würde sie das ertragen? Ein Blick auf den Braunen genügte, um ihren Kopf leicht in Gedanken versunken schütteln zu lassen. Sie mochte ihn, aus ganz unerfindlichen Gründen, aus ihrem tiefsten Herzen heraus. Sein Galgenhumor brachte sie ein wenig zum Schmunzeln, auch wenn sie kaum auch nur den Gedanken zulassen durfte, dass sich die Wunde infizierte und dem imposanten Hengst etwas zustieß.  "Red nicht so ein Zeug." lachte sie leise und blickte vorsichtig vom Boden zu ihm auf. Ihre Blicke trafen sich kurz und sie spürte wieder diese Wärme in all ihren Gliedern. Sie war verloren gewesen. Und sie war es immer noch. Doch Celos, er... Er fühlte sich an wie ein sicherer Hafen. Konnte das sein? Konnte er ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit wiedergeben in einer Welt, da sie vogelfrei war? Und war es nicht eigentlich sein gutes Recht, ihre Vergangenheit kennen zu lernen? 

Doch Liesel war zu egoistisch. Die Angst, ihn zu verlieren, siegte über die Vernunft, mit offenen Karten spielen zu müssen. Sie ging auf keinen Fall das Risiko ein ihn zu verlieren. So mochte sie nur hoffen, dass er nicht durch Zufall über ihr dunkles Geheimnis stolperte. Und vielleicht - ja vielleicht würde sie es ihm eines Tages auch beichten, wenn sie die Beziehung zwischen ihnen als stabil genug empfand. Aber welche Freundschaft ertrug schon die Beichte einer Verräterin? Tränen stießen ihr in die Augenwinkel, doch sie zwinkerte sie rasch fort ehe Celos sie bemerken konnte. Stark bleiben, dachte sie bei sich. 



Wörter: 692

__________________

11.06.2016, 22:10
» Kazuya


Dieses Tier nutzt Bilder von:
» Ria



» alle Posts von Kazuya

Neyla



Inzwischen war einige Zeit vergangen. Er wollte der jungen Fähe wirklich helfen, doch langsam begann er sich zu fragen, ob sie wirklich reif genug war. Eigentlich sollte sie nun allein zurecht kommen, sich ein eigenes Rudel suchen. Stattdessen klammerte sie sich an vergangenes. Es zerriss ihm das Herz, dass er nicht helfen konnte, doch er hatte nun eine Verpflichtung bei den Fenrir Ano angenommen. Er nahm diese Aufgabe sehr ernst. Er wollte dem Rudel helfen.
Es war geradezu lächerlich, dass der ängstliche Hund nun als Wächter im Rudel war. Er beschützte immer, doch die Konversation mit anderen fiel ihm schwer. Die Hundekämpfe hatten ihn hart gezeichnet. Es hatte ihm gezeigt, dass Menschen böse waren. Dass sie alle nicht auf die Lebenwesen, mit denen sie zusammen lebten, achteten.
Die Wunden heilten nur schlecht, viele waren entzunden. Doch es wurde besser. Nicht nur aufgrund Kennocha und der Quelle.
Ob das Rudel der Jungen helfen konnte? Langsam zweifelte er daran. Sie wollte nur zurück zu ihren Eltern, aber das Rudel war zu schwach besetzt, um in dieser Unruhigen Lage auf Dauer jemaden zu entbehren.
Ich muss weg. Es tut mir Leid. Aber ich muss zu meinem Rudel zurück. Wenn du dich uns anschließen willst, oder etwas brauchst, dann sprich mit Kennocha. Sie wird dir sicher helfen könnnen. Und Kopf hoch, alles wird gut.
Mit einem bedauernden Blick auf sie wandte er sich ab und lief zurück zu seinem Rudel. Er war schon viel zu lange weg.


-> weg


Wörter: 270

__________________

18.06.2016, 20:54
»Jesien
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Beg You Pardon



Wie ein einsamer Wandler schlich Jesien durch das Stillreich, fühlte sich rastlos und im Stich gelassen. Er war allein. So verdammt allein. Niemals hätte der helle Barocke es für möglich gehalten, dass er sich nach der krankhaften Isolation seiner Mutter sehnen würde – niemals hätte er es in Erwägung gezogen, dass ihm seine Freiheit nicht gefallen könnte. Einzig und allein das hatte für ihn gezählt, ihn am Leben gehalten. Und nun, wo er es endlich besaß, war es doch nicht so, wie er es sich vorgestellt und erträumt hatte. Die Realität sah anders aus; war hart und ungnädig. Jesien fühlte sich verloren in dieser Welt und musste abermals feststellen, dass es hier keinen festen Platz für ihn gab. Dass er ein Fremdkörper war.
Marston, den er für einen guten, ehrlichen Freund gehalten hatte, war von heute auf morgen spurlos verschwunden. Und Isis? Die goldene Stute hatte ihm den Kopf verdreht aber schlussendlich eben doch nur mit ihm gespielt. Jesien musste sich offenbar damit abfinden, dass er hier ein Fremdling war, den man nicht unbedingt schätzte oder schätzten wollte. Das alles war neu für ihn und es ängstigte ihn beinahe, so unbeholfen und hilflos zu sein.
Sein Weg führte ihn an eine kleine Quelle, aus welcher frisches Wasser sprudelte. Sie war unscheinbar und versteckt, doch Jesiens scharfem Blick war sie nicht entgangen. Neugierig hatte er sich genähert um sodann seinen Durst am klaren, kühlen Wasser zu stillen. Während er trank, kam der Barocke langsam wieder zur Ruhe. Seine Gedanken wurden leiser, ordneten sich wieder und hinterließen nicht den üblichen Brand in seinem Kopf. Der Schimmelhengst atmete tief durch, roch den leicht modrigen, moosigen Geruch, der in der Luft lag und genoss das feuchte, schattige Klima hier im Wald. Dies schien der perfekte Ort zu sein, um der Realität zumindest kurzzeitig zu entfliehen und um sich geborgen zu fühlen, wenigstens einige Herzschläge lang.



09.09.2016, 10:25
» Beg You Pardon
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Jesien



Wie ihr viel zu schnell geratener Herzschlag klang das dumpfe Dröhnen, das ihre Hufe erzeugten, als sie durch den Wald galoppierte. Panisch blickte sich Pardon immer wieder um. Ihre Rosse hatte eingesetzt. Die Zeit, die die junge Stute am meisten hasste. Die Zeit, in der Hengste einfach noch unberechenbarer wurden, als sie es eh schon waren. Die Zeit, die sie so sehr in Panik versetzte, dass sie ihre kleinen Beinchen kaum kontrollieren konnte, als sie sich ihren Weg zwischen den Bäumen hindurch bahnte.

Vom Meer und der offenen Küste war sie nun sehr weit entfernt. Dort wäre sie eingreifbar gewesen. Wie auf dem Silbertablett für jeden vorbeikommenden Hengst. Hier konnte sie sich dank ihres wendigen Körpers wenigstens schnell verstecken, oder eben die massigen Hengste abhängen, die eben nicht zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch kamen. Erleichtert atmete die kleine Stute auf, parierte langsam zum Trab durch und fiel schließlich in einen ruhigeren Schritt. Ganz hatte sich ihr kleines Herzchen noch nicht beruhigt, aber zumindest, war sie hier doch deutlich sicherer als zuvor.

Doch nun kam ein weiterer Drang in ihr auf. Durst. Beg You Pardon hatte seit einiger Zeit nichts mehr getrunken. Und das wurde ihr gerade kläglich bewusst. Ihre Zunge klebte am Gaumen und ihre Kehle war unerträglich trocken. Pardon seufzte leise, ergab sich dann aber ihrem Bedürfnis, und trottete langsam in eine Richtung, von der sie wusste, dass es dort eine Quelle gab. Ein wenig kannte sie sich hier zumindest noch aus. Zuversichtlich legte sich ein kleines Lächeln auf ihre Züge. Sie kam mittlerweile echt gut zurecht. Alleine. Ohne die Hilfe einer Herde, die sie eh nur wieder verraten würde. Und in der es noch dazu einfach viel zu viele Hengste geben würde.

Nach einiger Zeit hatte Pardon schließlich ihr lang ersehntes Ziel erreicht. Nur noch bei der dicken Kiefer links, und dann ist dort die Quelle. Gut gemacht, Pardon! Doch die kleine Braune stockte mitten in der Bewegung. Dort war schon jemand. Ein Schimmel stand vor ihr und trank aus der Quelle. Und zu Pardons „Glück“ war es auch noch ein stattlicher Hengst. Direkt schossen Pardons Ohren in ihren Nacken. Automatisch bleckte sie ihre Zähne und trat in eine breitbeinige Abwehrhaltung gegenüber ihrem Fein. Ihr Schweif peitschte nervös. Alles an ihr schrie ‚Geh bloß fort von mir!‘ Ein deutliches Zeichen an den fremden Hengst. Würde er ihr auch nur ansatzweise näher kommen, würde sie ihn angreifen. So viel stand fest. Angriff war einfach meist die beste Verteidigung.


09.09.2016, 13:10
»Jesien
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Beg You Pardon



An diesem versteckten Ort fühlte Jesien sich sicher, aufgehoben und er genoss die Stille und die Abgeschiedenheit. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, er musste unbedingt seine Pläne nochmals durchgehen um diese gegebenenfalls zu überdenken oder umzugestalten. Es war in den letzten Monaten zu vieles schiefgelaufen um genauso weiter zu machen. Dieses Nomadenleben machte ihn nicht glücklich – er fühlte sich wie ein ungeliebter Zigeuner der überall um Freundlichkeiten buhlen musste, wie ein Stück Dreck. Das konnte nicht das Leben sein, welches er verdient hatte!
Kurz zog der helle Barocke in Erwägung, zu seiner Mutter zurückzukehren um sie um Rat zu fragen. Diese Idee verwarf Jesien jedoch sofort wieder. Das wäre total absurd! Schließlich war sie es, von dem er sich befreit hatte – und das hatte ihn viel Zeit und Nerven gekostet. Sie würde sich darin bestätigt fühlen, dass Jesien für das echte Leben nicht gemacht war und diese Demütigung wollte der Schimmel nicht über sich ergehen lassen. Schlussendlich würde sie ihn nur wieder einsperren und über ihn und sein Leben herrschen, als wäre er nichts weiter als ein beschissener Besitz.
Doch was sollte er stattdessen tun? Jesien kam in dieser Art von Leben nicht an. Er fand sich nicht zurecht und er hatte nichts und niemanden, der ihm helfen könnte. Was für eine Wahl blieb ihm überhaupt? Die einzige Möglichkeit wäre es wohl, seine Brüder zu finden – oder zumindest einen davon. Vielleicht würden sie ihn unterstützen können? Jesien bezweifelte nicht, dass Nevis, Aviv und Sol der Umstieg in die Unabhängigkeit leichter gefallen war, als ihm. Der Barocke war schon immer die Mimose unter ihnen gewesen.

Gerade als Jesien zu grübeln begann, wo er am besten nach seinen Brüdern suchen sollte, tauchte sie auf. Wie aus dem Nichts. Sie hatte sich nicht einmal durch das Rascheln von Laub erkenntlich gezeigt – nein, sie stand einfach plötzlich da. Der stattliche Schimmelhengst zuckte selbst erschrocken zusammen, als er sie entdeckte. Er hatte bei Gott nicht damit gerechnet, dass diesen verlassenen Ort noch jemand außer ihm aufsuchen würde. Jesien war bislang immer davon ausgegangen, dass nur er Kenntnis von dieser kleinen Quelle hatte. Ein Hauch Enttäuschung erfüllte ihn, doch er wusste, dass das albern war.
Die braune Stute vergrub ihre Ohren tief im Nacken, bleckte die Zähne und gab ihm mit ihrer gesamten Körpersprache mehr als deutlich zu verstehen, dass sie alles andere als erfreut war, ihn hier anzutreffen. Jesien war geplättet von dem Hass, welchem sie ihm entgegenschleuderte und er starrte sie zunächst nur vollkommen perplex und sprachlos an. Sah sie in ihm einen Feind? Eine Bedrohung? Glaubte sie, dass von ihm Gefahr ausging? Bei dem Gedanken hätte der Helle beinahe aufgelacht, so absurd erschien ihm das. Es hatte noch nie jemand Angst vor ihm gehabt. Wieso auch? Jesien war ja nicht einmal in der Lage, sich gegen etwas wirklich zu wehren. Vielleicht war er auch deswegen immer die Zielscheibe in seiner Familie gewesen. Die Vorstellung, dass diese Stute ihn fürchtete, war befremdlich und Jesien wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
Seine Körpersprache war defensiv und der machte keinerlei Anstalten, sich ihr zu nähern. Im Gegenteil: seine Miene blieb ruhig, sein Körper ruhte an Ort und Stelle. Lustigerweise konnte Jesien seinem Drang, sie um Entschuldigung zu bitten, nicht widerstehen – dabei wusste er ja nicht einmal, was er ihr getan hatte. Womöglich aber projizierte sie lediglich andere Erfahrungen und Erinnerungen auf ihn oder sein Geschlecht? Um das jedoch beurteilen zu können, war Jesien viel zu unbedarft. “Bitte entschuldigen Sie, ich wollte nicht …“ Der Barocke stockte, suchte fieberhaft nach den richtigen Worten. Aber er fand sie nicht. “Ich kann auch gehen?“ schlug er dann kurzerhand vor und zuckte ratlos mit den breiten Schultern. Er kam sich vor wie ein kleiner Junge, der eine Dummheit begangen hatte.



09.09.2016, 13:31
» Beg You Pardon
Dieser Nutzer/Charakter wurde gelöscht.

Jesien



Kurz schossen Pardons Ohren nach vorn, als sie die Worte des Hengstes vernahm. Er war ruhig, geradezu vorsichtig. Und irgendwie schon beinahe verunsichert. Ganz seltsam auf jeden Fall. So gar nicht das, was sie erwartet hatte.  Aber er ist doch eines dieser Monster… Er ist ein Hengst. Warum verhält er sich dann so anders? Und nun schlug er sogar vor zu gehen. Unsicher schüttelte Pardon den Kopf, blieb jedoch mit Abwehrhaltung in einem sicheren Abstand zu dem Hengst stehen. Er sollte nicht gehen. Aber näher kommen sollte er auch auf keinen Fall. „Bleibt.“ Sagte Pardon nur. Ein einzelnes Wort. Das konnte sie noch recht sicher rüberbringen. Zumindest so weit, dass der Fremde zumindest nicht bemerken sollte, wie sehr sie die ganze Situation verwirrte.

Neugierig trat Pardon schließlich ein wenig näher, betrachtete den Schimmel etwas genaue. Er war stattlich gebaut. Im Gegensatz zu ihr auch deutlich kräftiger und muskulöser. Warum verhielt er sich dann so seltsam? Unsicher schüttelte sich Pardon und schnaubte leise. Das war ihr alles einfach noch nicht so ganz geheuer. Sie verstand einfach nicht, warum er sich so unterwürfig verhielt.

Wie lautet euer Name?“ fragte sie schließlich. Wieder war ihre Stimme so ruhig, wie es ihr nur eben möglich war. Die Angst, dass der Hengst ihr nur etwas vorspielte und sie doch gleich angriff, hörte man doch sehr deutlich heraus. Aber Pardon blieb standhaft. So schnell gab sie nicht nach. Und auf schon gar nicht mehr. Sie war verunsichert. Und ja, sie war gebrochen und verängstigt. Und ja sie war nicht wie die anderen Stuten in ihrem Alter. Aber nein, Pardon gab nicht mehr auf. Das hatte sie oft genug. Nun galt: Angriff ist die beste Verteidigung. Komme was wolle, kampflos gab sie niemals wieder auf. Das war ihre Vergangenheit.

Was führt Euch hierher?“ Erneut eine Frage an den Schimmel. Erneut wieder ihre vermeintlich sichere Art. Neugier trieb die kleine Stute an. Wenn sie schon auf einen männlichen Artgenossen traf, dann wollte sie auch möglichst viel erfahren. Gerade wenn er so seltsam, so anders war. Vielleicht gab es dort, wo er herkam noch mehr von ihnen. Vielleicht war es für Pardon dann noch möglich ein Leben in Ruhe und nicht in ständiger Angst vor Gewalt zu leben. Erleichtert atmete die kleine Braune auf, lächelte beinahe schon. Vielleicht war dann die endlose Rennerei endlich vorbei. Und ganz vielleicht konnte sie dann auch eine neue Heimat, ein Zuhause finden.

Sry, etwas sehr kurz geworden :/ Wird wieder mehr beim nächsten Mal!


12.09.2016, 08:40
»Jesien
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Beg You Pardon



Seine Unsicherheit schien sich in ihr zu spiegeln. Jesien beobachtete jede ihrer Reaktion und er erkannte sofort, dass sie über sein Verhalten ehrlich erstaunt war. Vermutlich hatte sie mit allem anderen gerechnet, nur nicht damit, dass er sich devot verhielt. Doch Jesien kannte es nicht anders und fühlte sich nicht mehr in der Lage, sich grundlegend zu verändern – er hatte akzeptiert, dass er anders war, als beinahe jeder andere Hengst auf diesem Planeten und mittlerweile konnte er damit umgehen. Es war irgendwie okay geworden ein Außenseiter zu sein.
Bleibt. Nun war der helle Barocke es, der erstaunt wirkte. Er war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass die braune Stute ihn fortschicken würde und ja, er hätte das tatsächlich ohne Wiederworte auf der Stelle getan. Jesien nickte ihr höflich, aber distanziert zu und lächelte blass. Er wusste nicht so recht wie er sich der Stute gegenüber verhalten sollte – sie wirkte ängstlich aber gleichermaßen auch herausfordernd. Sie war eine Mischung aus Tapferkeit und Furcht.


Als die Braune schließlich sogar ein wenig näher kam, staunte Jesien wahrlich nicht schlecht. Im Umkehrschluss war er nun davon ausgegangen, dass sie eben wieder gehen würde – aber er hatte bei Weitem nicht in Betracht gezogen, dass sie seine Gesellschaft zulassen würde. Es beeindruckte ihn immer wieder, wie unterschiedlich sie alle waren und wie wenig man doch von anderen wusste – seine Mutter hatte die Welt damals immer so aussehen lassen, als wäre ohnehin alles berechenbar und dementsprechend langweilig. Jesien hatte nicht mit einer solchen Vielfalt gerechnet.
Sie erkundigte sich nach seinem Namen, obwohl man ihr deutlich ansehen konnte, wie sehr sich ein Teil von ihr – Jesien konnte nicht einschätzen wie groß dieser Teil war – dagegen zu sträuben schien. Er rechnete ihr diesen Mut hoch an, denn er wusste nicht, ob er ihn aufbringen könnte in ihrer Situation. “Ich heiße Jesien,“ stellte er sich ihr freundlich und versuchte sich an einem kleinen Lächeln, welches jedoch von Unsicherheit geprägt war. Er wusste nicht, wie dünn das Eis war, auf welchem er sich bewegte – und vor allem wusste er auch nicht, was ihm drohte, wenn er einbrechen würde. Daher kam es auch, dass er sich nicht traute, sie nach ihrem Namen zu fragen.


Noch eine Frage, wie aus heiterem Himmel. Wenn ihm jemand noch vor wenigen Minuten gesagt hätte, dass die Stute ihn ansprechen und ihm Fragen stellen würde, hätte Jesien das mit voller Überzeugung ausgeschlossen. Doch wie sagte man so schön? Unverhofft kommt oft und obwohl der Schimmelhengst nicht wusste, was genau er an sich hatte, so schien er der Braunen dennoch etwas zu vermitteln, was sie beruhigte. Jesien war sich seiner ausgeglichenen, friedvollen Aura noch nie bewusst gewesen; ebenso wenig seiner vertrauensvollen Ausstrahlung. Vielleicht wollte er das aber auch gar nicht erkennen, weil ihm durchaus bewusst war, dass solche Persönlichkeiten gut und gerne ausgenutzt wurden. Davon konnte auch er bereits ein Lied singen.
“Ich bin aus meiner alten Heimat geflohen,“ antwortete er wahrheitsgemäß, wählte seine Worte jedoch mit Bedacht. Er wollte die Stute nicht anlügen, ihr jedoch auch nicht seine gesamte Lebensgeschichte präsentieren. Dafür war er nach wie vor zu verschlossen. “Ich bin eher zufällig hier gelandet und war eigentlich nur auf der Durchreise. Dann habe ich allerdings erfahren, dass meine Brüder scheinbar ebenfalls hier gelandet sind und beschloss daraufhin, erstmal zu bleiben.“ Nichts als die Wahrheit. Wenn ihn diese Information nicht erreicht hätte, wäre er definitiv nicht hiergeblieben. Allerdings wusste Jesien bis heute nicht, ob da überhaupt was dran war – bislang hatte er keinen seiner Brüder zu Gesicht bekommen.
“Und …“ Der helle Barocke zögerte, sein Blick war unruhig auf die Braune gerichtet. Er wusste nicht, ob er es wagen sollte, sich nach ihr zu erkundigen. Er hatte Angst, sie damit zu verschrecken oder zu vertreiben. Es hatte doch gerade erst den Anschein getan, als taue sie auf. Andererseits aber empfand Jesien es als unhöflich, sie nichts zu fragen. Ein einseitiges Gespräch war prinzipiell unharmonisch. “Wie sieht es mit Ihnen aus?“ So, nun war es raus! Jesien hatte sichtlich mit sich gerungen und wirkte nun total erleichtert; ein ehrliches Lächeln schimmerte auf seine Lippen und er hoffte, damit keine negative Reaktion bei ihr auszulösen.



12.09.2016, 10:17
1 2 3 4 5 6 7 8
Stillreich » Das Tal » Die verwunschene Quelle #2
Gerade im Thread aktiv:
Anwesende Tiere: Aviv. Byblis. Engelspfote. Kalahari. Kazuya. Kennocha. Khan Veritas. Myra.