Stillreich » Das Tal » Der Zaubergarten #1
»Marisol
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Lahib.

Das wurde immer besser, diese Begegnung. Lahib ließ sich wirklich nicht lumpen, redete gerade so viel, wie es sein musste. Was ihr nicht unbedingt missfiel, wie sie sich eingestehen musste. Sie selbst war auch eher sparsam, was Worte anging, packte lieber mit an. Allein schon deshalb, weil sie wenig Themen hatte, die sie unbedingt loswerden musste und ihr Familienleben war erstens zu langweilig und ging zweitens niemanden etwas an. Lieber hörte sie zu und dachte sich ihren Teil.
"Da hast du recht. Geht mir nicht anders." stimmte sie ihm zu und bekam mehr und mehr das Gefühl, nur um heiße Luft herum zu reden, SmallTalk zu betreiben. Das wiederum war ihr nicht sehr gegeben, einfach über irgendetwas zu palavern, was keinen festen Grund hatte. Belanglosigkeiten auszutauschen war noch nie wirklich ihr Fortée gewesen.
"Ja, wahrscheinlich" murmelte sie und sah zu, wie er mit der Dunkelheit verschmolz. Einem Impuls folgend ging sie ihm nach und blieb schließlich stehen. Jetzt, da der Wind zwischen den Bäumen zerfaserte und keine große Angriffsfläche mehr hatte, ließ auch ihr Frösteln nach, und die Bewegung tat ihr Übriges. "Also legst du doch wenigstens etwas Wert auf meine Gesellschaft und ich darf das jetzt persönlich nehmen?" fragte sie, einen Hauch von Sarkasmus in ihrer Stimme und sah zu ihm. Oder dorthin, wo sie Lahib vermutete, denn der war fast vollständig von der Schwärze verschluckt worden. Die Stille, die sich dann ausbreitete, war zu laut um wirklich entspannend zu sein, aber leise genug um den Ansatz davon zu bewirken, und Marisol ihre Müdigkeit spüren zu lassen. Die Grillen zirpten ihr lautes Konzert und die Glühwürmchen taumelten dazu wie betrunken durch die Luft.
Sie überlegte, wie sie vielleicht doch mehr über den Fuchshengst erfahren konnte, kam aber zu keinem Ergebnis. Schließlich fragte sie: "Wenn du die Wahl gehabt hättest, wärst du denn in Begleitung gekommen?" 

Ihr war bewusst, dass sie eine relativ persönliche Frage stellte, die sie für sich selbst mit "Ja" beantworten würde. Liebendgern hätte sie Damien mitgenommen und ihm diesen Ort gezeigt, das Tal gemeinsam mit ihm kennengelernt. Aber ihr Bruder war neuen Sachen gegenüber eher unaufgeschlossen, war es schon immer gewesen, und so hatte sie ihn nicht gedrängt. Vielleicht komme er nach, hatte er gesagt, aber Marisol glaubte nicht daran. Er war schon immer eher der gewesen, der sich in der vertrauten Herde wohler gefühlt hatte, als in der Fremde, und sie konnte es ihm nicht verübeln. Sie liebte ihn so wie er war und schätzte ihn sehr. Und ausserdem wurde er zuhause gebraucht. "Eine Weltenbummlerin in der Familie reicht doch", hatte ihr Vater gescherzt, bevor sie aufgebrochen war und sie hatte ihm insgeheim Recht gegeben. Auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprochen hatte, da ihre Mutter, als sie jünger gewesen war, ebenfalls viel unterwegs gewesen war. Nie lange und die zu weit weg, aber doch des Öfteren. Damien und Marisol hatte das nie sonderlich gestört, denn sie hatten ja einander gehabt, zum Spielen und Herumtollen und die Stuten in der Herde hatten ihre Kinder ohnehin gemeinsam aufgezogen, sodass sie nie wirklich allein gewesen waren. 
Leise klopfte die Sehnsucht an Marisols Herz und kurz bekam sie leichtes Heimweh, das aber beim Anblick des Mondbeschienenen Zaubergartens verschwand. Hier fühlte sie sich all ihren Lieben nah und tröstete sich mit dem Gedanken, ihnen den Ort irgendwann einmal zeigen zu können.


15.08.2017, 23:58
» Lahib


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Marisol.*
Der Wind hatte nachgelassen und langsam kehrte die Wärme in die Glieder des Hengstes zurück. Ein wohlig warmes Gefühl breitete sich in ihm aus mit dem bitteren Beigeschmack der Einsamkeit. Denn obwohl er in Begleitung hier war, verspürte er das Gefühl des Alleinseins. Möglicherweise weil Marisol und er noch keinen wirklichen Zugang zueinander gefunden hatten, aber Lahib war nicht der Typ, der viele Fragen stellte. Das war ihm bewusst und es war ihm ebenso gleichgültig. Er musste so gut wie nie Initiative ergreifen und wenn er wirklich etwas wissen wollte, dann strengte er sich eben mal kurz an. Doch dass jemand fast so schweigsam war wie er, war ihm bisher kaum untergekommen. Lahib hatte gehört, dass ihm die Stute in die Dunkelheit gefolgt war und es war ihm recht. Etwas besonders Spannendes hatte er jedoch nicht zu Gesicht bekomme. Bloß weitere Kräuter, die ihn urplötzlich schläfrig werden ließen. Oder bildete er sich das nur ein und war wirklich bloß hundemüde? Um seinen miserablen Zustand zu verbergen, sah er Marisol tief in die Augen, lächelte charmant und nickte bejahend auf ihre leicht sarkastisch klingende Frage. "Aber ja doch, wie könnte man keinen Wert darauf legen? So eine schlechte Begleitung bist du nicht.." Der zweite Satz kam sogar fast vollkommen aufrichtig aus dem kalten verschlossenen Herzen des Fuchshengstes. Er wollte es nicht zugeben -wie so vieles-, doch er hätte es durchaus schlechter treffen können und eigentlich war sie ihm wirklich sympathisch. Offen zeigen wollte er dies jedoch noch nicht. Zu oft war er vorgeprescht, war naiv gewesen und zu jedem ehrlich. Hatte nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden können, doch das sollte ihm nie wieder passieren. Das hatte der feurige Hengst sich selbst geschworen.

Nachdenklich beobachtete er, wie die Dunkelheit sich aufhellte, die Glühwürmchen ihren Rückweg antraten und so seufzte er leise vor sich hin, hatte er diese Nacht erneut nicht wirklich schlafen können. Vielleicht konnte man Marisol dazu überreden ein kleines Nickerchen zu machen, bevor die Sonne vollends aufgegangen war.
Lahib versuchte den Geräuschen um sie herum zu lauschen, versuchte weitere Tiere außer die Grillen in den Bäumen auszumachen, doch es gelang ihm nicht, denn die Stute stellte erneut eine Frage, die ihm eigentlich ziemlich gegen den Strich ging. Mit eisigem Blick sah er sie an, seine Gesichtszüge verhärteten sich als er über seine Heimat nachdachte, doch er wollte nicht noch ein größerer Vogel sein, als er es in Marisols Augen wahrscheinlich sowieso schon war. Und so hielt er sich zurück, entschied sich gegen einen Wutausbruch á la Lahib und versuchte ihre Frage so nett wie möglich zu beantworten -was ihm jedoch nicht wirklich gelang. Hörte man genau hin, konnte man das Zittern in seiner Stimme hören. Die Perfektion, seine Emotionen bei diesem Teil seines Lebens zurückzuhalten, verschwand und die Fassade des starken Hengstes fing an zu bröckeln.
"Ich denke schon, ja. Es gab da mal jemanden, mit dem ich überall hingegangen wäre, aber das ist Vergangenheit und ich habe damit abgeschlossen", habe mit ihr abgeschlossen dachte sich Lahib, doch er verstummte, schluckte und wandte den Blick von der Stute ab, sah nach oben in die Baumkronen und hoffte sie würde nicht allzu sehr nachbohren, doch wie er sie und ihre Neugier einschätzte, konnte er mit großer Sicherheit sagen, dass da noch eine Nachfrage kommen würde. "Wie siehts bei dir aus?", fragte der Fuchsene, um wenigstens ein kleines bisschen von ihm und seinem persönlichen Drama abzulenken.


Wörter: 658

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16.08.2017, 22:55
»Marisol
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Lahib.

Seine Bemerkung bedachte sie nur mit einem leisen Schnauben und einem Zucken der Mundwinkel, dass jedoch in der Dunkelheit untergehen würde. 
"Na immerhin". Es störte sie nicht wirklich, dass Lahib nur sehr einsilbig antwortete, es dauerte manchmal eine Weile, bis man miteinander warm wurde. Sie war ohnehin nicht der Typ, der pausenlos reden musste, nur um nicht in seltsamem Schweigen zu versinken. 
Marisol merkte, wie sie langsam müde wurde und so stellte sie einen Hinterhuf auf und fing an, zu dösen, wurde jedoch von Lahib aus ihrer Lethargie gerissen, als er das Wort an sie richtete. Seine Stimme zitterte und sie bekam einen ersten, kurzen Blick auf den echten Lahib. Er gab sich sichtlich Mühe, seine Gefühle nicht zu zeigen, schien jedoch bei dem Versuch zu scheitern. Sie spürte, dass er ungern ein weiteres Wort darüber verloren hätte und nickte als Antwort nur verstehend. Dann seufzte sie tief und ließ die Frage nach ihrer Vergangenheit eine Weile unbeantwortet, bevor sie sagte: 
"Nein, abgesehen von meiner Familie niemanden." Das bedauerte sie nicht einmal. Nicht mehr, zumindest. Es hatte eine Zeit gegeben in der sie unheimlich neidisch auf alles und jeden gewesen war, der sich in einer Beziehung befunden hatte, aber abgesehen von einigen Schwärmereien war es nie irgendetwas Festes geworden, und als sie dann irgendwann den Entschluss gefasst hatte, von Zuhause weg zu gehen, war das Thema sowieso vom Tisch gewesen und unterwegs hatte sich auch nichts dergleichen ergeben.

Die Müdigkeit setzte ihr letzten Endes doch mehr zu, und ohne auf Lahib zu achten überließ sich die Dunkle der bleiernen Schwere, die sich auf ihre Schultern drückte und schloss die Augen um wenigstens noch etwas Schlaf zu finden. 


17.08.2017, 13:17
» Lahib


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Marisol.*
Aufmerksam beobachtete er die Gesichtszüge seiner Begleiterin, versuchte zu ergründen, ob hinter ihrer Familiengeschichte mehr steckte, aber er konnte beim besten Willen nichts finden, außer die Müdigkeit, die offensichtlich nun auch sie zu übermannen schien. "Wie wärs mit ein bisschen Schlaf?“ , doch den Vorschlag musste er ihr wohl gar nicht mehr unterbreiten, sie hatte längst die Augen geschlossen und so musterte Lahib sie noch kurz, ehe er kurzerhand entschloss sich etwas näher an sie zu stellen, um ihr und vorrangig sich selbst ein wenig Wärme zu schaffen. Der Fuchs schloss seine Augen und gab sich vollkommen dem Gefühl der Schlaftrunkenheit hin, hatte er dies doch so bitter nötig.

Mit dem weiteren Aufsteigen der Sonne am Himmel, der durch die dichten Baumkronen fast bedeckt zu sein schien, wachte Lahib langsam auf, blinzelte mehrmals eher er realisierte wo er war und vorallem, dass er nicht allein war. Er sah neben sich und konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen als er die dunkle Stute noch immer vor sich hindösen sah. Von viel Schlaf konnte in seinem Fall jedoch nicht die Rede sein, doch er versuchte die restliche Müdigkeit wegzustecken, streckte seine Glieder und schüttelte schließlich in ein paar Metern Entfernung von Marisol sein Fell aus, wollte er sie doch nicht wecken.
Der Fuchs sah sich nochmals um und befand diesen Ort als ganz schön, entschied aber, dass er hier nicht unbedingt länger verweilen musste. Gespannt ob Marisol das ebenso sah, ging er leichten Schrittes auf sie zu und blieb abrupt vor ihr stehen, da er nicht wusste wie er sie wecken sollte, ohne aufdringlich zu wirken. Unbeholfen stand er nun vor ihr, wollte sie nicht berühren, hatte Angst vor ihrer Reaktion und vor allem war es einfach nicht seine Art eine Fremde, die er erst seit ein paar Stunden kannte, solch Nähe zu schenken. Mehr oder weniger entschied sich der Hengst dafür, einfach vor ihr und neben ihr entlangzulaufen, eine Geräuschkulisse zu erzeugen, um sie aus dem Schlaf zu reißen. Prüfend sah er sie erneut an, war sich nicht ganz sicher ob sie wach war und so sprach er sie einfach an, hoffend sie würde antworten. "Gut geschlafen?“ Lahib spürte, wie schwer ihm die Worte über die Lippen kamen, spürte wie trocken seine Kehle war und räusperte sich. "Ich weiß ja nicht, ob du viel mit diesem Kräuterzeug hier anfangen kannst, aber ich hätte nichts dagegen noch was vom Tal zu sehen.“ Trocken beendete er seinen Versuch ihre Aufmerksamkeit zu erhalten.
Lahib wandte sich von ihr ab, schritt langsam in eine willkürlich gewählte Richtung, blieb stehen und sah sich nochmals um. Nichts was ihn wirklich berührte, aber was hatte dies schon jemals wirklich geschafft?



Wörter: 514

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17.08.2017, 15:40
»Marisol
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Geräusche-macher. <3 smilie 

Ein raschelndes, schleifendes Geräusch erreichte ihre Ohren, dünne Sonnenstrahlen sickerten durch die Wipfel der Bäume und erwärmten Teile ihres Rückens. Irritiert öffnete sie ihre Augen und sah Lahib vor sich herumtänzeln, ungeduldig und aufbruchsbereit. Sie blinzelte den Schlaf weg und gähnte und streckte sich, schüttelte den Tau aus ihrem Fell.
"Ehm.." machte sie und brauchte eine Weile um wach zu werden. "Ja, danke. Du? " fragte sie und sah seinem weiteren Hin und hertänzeln zu. "Was machst du da?" fragte sie und grinste, bevor sie fortfuhr: "Kann ich, aber ich habe nichts dagegen, weiterzulaufen. Vielleicht stoßen wir ja auch auf eine Herde oder Jemanden, der uns mehr zu diesem Ort erzählen kann..." überlegte sie und folgte ihm, als er eine unbekannte Richtung einschlug.

-----> wohin??


17.08.2017, 15:56
» Tristan
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Copain



Der Regen hielt, ließ kein Sonnenlicht hindurch. Wo auch, wenn der Himmel voll dunkler Wolken war und Blitze durch das fade Grau schossen. Es kam Tristan, wie Minuten vor, aber wenige Sekunden löste sich der helle Hengst von ihm, trat einen Schritt zurück. Warum? – war die erste Frage, die dem Braunen durch den Kopf schoss, war die Nähe für doch recht angenehm, nicht bedrängend, nicht zwingend. Jedoch, wollte er Copain jeglichen Freiraum schenken, wollte ihn nicht abermals, wie am See, mit seiner geselligen Ader überfordern. Mit gespitzten Ohren lauschte er der zarten Stimme im Regen, welcher wohl nie ein Ende finden würde. Hier, unter dem dichten Blättern, im verwilderten Garten, war man wenigstens ein wenig von den Wassermassen, welche hinabfielen, geschützt. Da, konnte sich Tristan nicht beschweren, zumal er eine schöne Gesellschaft hatte. Auch, wenn sie von Glück reden können, dass sie der Blitz verfehlt hatte. Wenn sie auf der freien Fläche, vielleicht unter einem einzelnen Baum gestanden hätten, würde sie nun nicht mehr leben. Es war doch irgendwie ein Geschenk des Himmels, auch wenn dieser im Moment dunkle und düster war, dass sie in an diesem malerischen Ort wieder zusammengefunden hatten. Egal, was ihm dieses Treffen, diese Gesellschaft erbringen würde, er war glücklich überhaupt dem jungen Hengst Copain wieder über den Weg gelaufen zu sein.

Einen Moment dachte Tristan an Illium, einem alten Freund und einer verflossenen Liebschaft. Sie sind sich im Guten begegnet und im Guten haben sie sich wieder getrennt. So, war die Freude doch groß, als er den Hengst vor wenigen Monaten in dessen Herdengebiet getroffen hatte. Und für einen Moment war die alte Liebe in dem schweren Herz entflammt worden; alte Liebe rostet eben nicht. Dennoch, wollte er eine innige Freundschaft waren, und dem Gescheckten nach all der langen Zeit nicht zu nahe treten. Trotzdem, war Tristan recht froh, in dessen Herde ein neues Zuhause gefunden zu haben; vor allem einen Platz neben Illium. Wenn er Copain so anblickte, wie er so vor ihm stand, etwas abgewandt. Ja, dann war das doch wie damals, es war doch immer so, wenn man einen Hengst traft, und nicht wusste zu welchem Ufer dieser gehörte. Tristan war offen und direkt genug, um zu fragen, welcher Neigung man angehörte, besaß aber auch den Anstand andere Artgenossen nicht ins falsche Licht zu rücken; so wusste er, dass nicht jeder dieser Frage positiv zugeneigt war. Zu mindestens wollte der Braune eine Freundschaft zu dem hellen Hengst wahren, wollte nicht, dass er im nächsten Moment wieder verschwand. Alles andere, würde sich mit der Zeit geben, so war es immer gewesen. Manchmal blieb es bei einer Freundschaft, und manchmal wurde es mehr.

Die Wolkendecke bekam Risse, der Regen hielt langsam inne und einzelne Sonnenstrahlen versuchten sich hindurch zu kämpfen. Tristan fing wieder den Blick von Copain an, lächelnd blickte er diesem entgegen. „Wohl wahr, die Sonne kämpft sich durch die Wolkendecke.“, gab der Braune wieder, hob den Kopf empor, um zwischen den dichtem Blätterdach den Himmel zu erblicken. „Vielleicht. Aber, bei diesem wechselhaften Wetter im Sommer, weiß man nie.“, erklang die maskuline Stimme, ehe er den Kopf wieder auf Brusthöhe nahm, und dem Hellen ein Lächeln schenkte. Ob, Copain mit ihm zusammen diesen zauberhaften Ort verlassen würde? Oder, wollte er lieber das Tal alleine, ohne Gesellschaft von Tristan, erkunden? Somit, schockten ihn die darauffolgenden Worte, die den Mund sacht von dem Hengst verließen. Irgendwie, kam ihm diese Situation, wie ein Déjà-vu vor. Warum? Irgendwie hatte Tristan doch das Gefühl, das die Chemie zwischen ihnen stimmte und sie die Zeit zusammen verbringen konnte, wenn sie es nur wollten. Der Braune hatte kein Problem damit, in der Gesellschaft von einem Hengst durch die Landschaft zu schreiten. Aber, Copain vielleicht. Vielleicht war Tristan doch zu nah gewesen. Vielleicht hätte er mehr Abstand zu dem Hengst einhalten sollen; hatte er gar eine unsichtbare Grenze überschritten?
„Ich möchte dich nicht aufhalten. Dennoch, sollst du wissen, dass ich kein Problem mit deiner Anwesenheit habe. Nein, sie regelrecht genieße.“ Mehr, konnte Tristan ihm nicht sagen, um ihn an diesen Ort zu behalten. So war Copain doch ein erwachsener Artgenosse, wusste was er wollte, und was nicht. Und wie, als würde selbst der Himmel, um diesen Entschluss weinen, begann der Regen erneut, die Erde zu befeuchten.


23.08.2017, 17:44
»Jessamy
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Amelie



Wahrscheinlich war Jessamy die letzte, die nicht verstand, warum man über die Vergangenheit schweigen wollte. Daher erzählte sie von sich, ließ der Fähe jedoch absolut offen, ob auch sie sprechen wollte. Schließlich war Jessamy der Schmerz nur all zu bekannt, der aufflammte, redete man über das Unveränderliche. Als sie daran dachte, konnte sie ein Flammen in ihren Flügeln spüren. Es war nicht echt, das wusst esie. Sie spürte keinen Schmerz in ihren Schwingen. Sie waren lediglich fehlgeformt, nicht aber schmerzend oder gar wund. Sie waren bloß nicht zu dem fähig, wozu sie eigentlich geschaffen wurden. Und Jessamy war gebannt an die Erde, auf die sie eigentlich nicht gehörte .

Wie oft hatte sie sich gewünscht, in die Lüfte empor zu fliegen. Gemeinsam mit den anderen. Den Tanz in den Wolken zu üben, zu leben, zu lieben. Das war es, was eigentlich hätte ihre Bestimmung sein sollen. Doch nun war sie ein Krüppel, auf ewig verdammt, am Boden zu verweilen. Sie seufzte leise und blinzelte ein paar  Mal, um das stechende Gefühl in den Augenwinkeln zu vertreiben. Stattdessen wandte sie sich an Amelie. "Ich weiß, dass es schwer ist, über solche Dinge zu reden. Aber wenn dir etwas auf dem Herzen liegt, werde ich dir zuhören." Sie lächelte warmherzig, senkte dann aber erneut den Kopf, um die Fähe nicht zu bedrängen. Sie blickte zur Seite und versank erneut in Gedanken. Die Stille war nicht etwa störend, auch wenn sie sich gern mit der Fähe unterhalten hätte. Aber die Stille zwischen den beiden war zumindest für Jessamy angenehm, denn es lag nichts Erdrückendes darin. Doch in der Gedankenlosigkeit des Augenblicks, raschelten ihre Flügel. Sie hatte nicht bewusst daran gedacht. Einem Reflex folgend, hatte sie die Schwingen ein wenig bewegt um sie besser an den Rücken anlegen zu können. Und in genau jenem Augenblick, stellte sie mit erschrocken aufgerissenen Augen fest, würde Amelie den Glanz durchschauen und ihre verkrüppelten Flügel sehen. Sehen, dass sie ein Engel war. Viel schlimmer noch: Sehen, dass sie ein Engelskrüppel war. Erschrocken sah sie zu Amelie, unfähig zu handeln, allein ihre Reaktion abwartend. 



24.08.2017, 10:44
» Amelie
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Jessamy



Amelie blieb dem Schweigen weiterhin treu, jedoch war ihre Haltung – zumindest äußerlich – nicht mehr übertrieben vorsichtig oder gar unterwürfig. Jessamy strahlte immer noch keine Gefahr aus, dennoch ließ sich die Schwarze noch nicht voll auf das Ganze ein. Sie konnte auch gar nicht. Von klein auf aufgewachsen zwischen Schmerz, Leid und Ausgrenzung, da war es mehr als nur schwierig funktionierende, altbekannte Wege zu verlassen. Amelie hatte nie wirklich gelernt sie selbst zu sein, über ihre Sorgen zu sprechen, sich fallen zu lassen, denn alles was sie war, war - laut ihrer Vergangenheit – einfach nichts Gutes. Da war es nur sinnvoll nicht man selbst zu sein, sondern wer anders. Und darum hatte die Fähe begonnen nachzumachen wie die Anderen, ihre Gegenüber, waren. Sofern da überhaupt Jemand war, denn allzu oft befand sich die Junge nicht in Gesellschaft.

Die Stimme der Hellen holte Amelie aus ihren Gedanken. Die feinen Ohren zuckten. Bot die Helle ihr gerade wirklich an, dass sie zuhören würde, wenn Amelie über sich reden wollte? Nicht das die Fähe das wahrnehmen würde – auf jeden Fall nicht zum aktuellen Zeitpunkt – doch das warmherzige Lächeln der Stute unterstrich den Eindruck, dass sie das tatsächlich ernst meinte. Die Wölfin schwieg, nicht sicher was auf ein solches Angebot angebracht wäre, und ließ Jessamy nicht aus den Augen. Sie beobachtete, wie die Stute den Kopf senkte, den Blick abwand und erneut in Gedanken versank. Was die Schimmelstute wohl beschäftigte? Amelie hatte nicht das Recht danach zu fragen, also ließ sie die vollkommene Ruhe einkehren. Jessamy schwieg. Amelie schwieg. Trotzdem war da keine Spannung zwischen den beiden Artfremden. Da war nichts Erdrückende. Einfach nur angenehme, beinahe schon lockere Ruhe.  

Die angenehme Stille wurde urplötzlich zerstört. Ein Geräusch, fast wie ein seichtes Rascheln, aus Richtung der Stute. Amelies strahlend blaue Augen weiteten sich, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte.  „Was…“ entfleuchte der Fähe erschrocken und überrascht, während sie einen Schritt rückwärts taumelte. Was ihre blauen Seelenspiegel da erblickten, das konnte nicht sein. Sie bekam nicht einmal mit, wie erschrocken auch Jessamy war, wie weit ihre Augen ebenfalls aufgerissen waren und wie sie versteinert abwartend da stand. Kurz keimte der Drang nach Flucht auf, doch das was die Schwarze da sah nahm sie vollkommen gefangen. Auf dem Rücken der Weißen prangten ein paar Schwingen. Das war definitiv nicht normal. Da waren Flügel an dem Rücken eines Pferdes. So etwas gab es doch gar nicht. Und doch, immerhin stand dieses Wesen genau vor ihr. Träumte Amelie etwa?

„Du… du bist…. ein Engel?“ stammelte die Fähe schließlich mit erstickter Stimme, noch immer nicht fassend was Jessamy wirklich war. Zwar fiel der Schwarzen auf das diese Schwingen vermutlich niemals fähig waren die Stute in die Lüfte zu erheben, waren sie doch irgendwie zu klein, fast schon verkrüppelt, doch das war unwichtig im Anbetracht der ganzen skurrilen Situation. Die Schimmelstute war ein Engel, vollkommen egal was ihre Flügel eben konnten oder auch nicht. Amelie wäre eine der Letzten, die Jemanden wegen Fehler seines Selbst ausgrenzen würde. „Träume ich? Engel gibt es doch nicht.“ Kurz schüttelte Amelie den Kopf. Wann war sie das letzte Mal so emotional eskalier in Anwesenheit eines anderen Wesens? Die Überraschung aus den Augen der Wölfin wich langsam einem fasziniertem, beinahe schon bewundertem Ausdruck. Engel waren Amelie noch nicht untergekommen. Sie hatte bisher nur aus Erzählungen von ihnen gehört. Und Jessamy war ein unglaublich schönes Exemplar, das sah die Schwarze erst jetzt. Und die fehlgebildeten Flügel störten diesen Eindruck überhaupt nicht.



Wörter: 686

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Schaust in den Spiegel
doch du siehst dich nie
Du hast gehört das es einfacher wär,
weniger von dir, vom Ideal etwas mehr
25.08.2017, 16:10
»Jessamy
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Amelie



Jessamy beobachtete die Fähe interessiert, jedoch nicht aufdringlich. Sie konnte verstehen, wenn man in Ruhe gelassen werden wollte. Sie konnte Furcht und Selbstzweifel verstehen. Sie konnte so vieles verstehen und deswegen hielt sie sich dezent im Hintergrund um Amelie nicht zu bedrängen, ihr keine Furcht einzuflößen, ihr allen Grund zu geben daran zu glauben, dass das Gute nicht gänzlich aus dieser Welt verschwunden war. 

Stille trat ein. Beide schwiegen, doch es war keinesfalls unangenehm. Jessamy kannte Stille wie diese und wusste auch, dass es manchmal nicht vieler Worte bedurfte, beieinander zu sein. Die Wölfin und sie mochten artfremd sein, doch das hinderte Jessamy nicht daran, Sympathie zu empfinden, Wohlwollen, Zuneigung. Ihr guter Charakter war wohl eine der Schlüsselfragmete ihrer Existenz. Sie konnte, wenn sie wollte, auch ganz anders. Doch wollte sie? Es gab nur wenige Situationen, in denen Jessamy aus der Reserve gelockt werden konnte. Ihre Liebe zu Galen war vielleicht eine solche Situation. Momentan durch und durch von Schmerz geprägt, da ihr der Liebste nicht gesagt hatte, wohin er ging. Fort war er gegangen, einfach so. Und Jessamy wusste nicht, ob sie überhaupt auf eine Rückkehr hoffen durfte. Doch rasch verdrängte sie diesen Gedanken wieder. Er war zu schmerzhaft zu denken. Außerdem erforderte Amelie ihre Aufmerksamkeit.

Und da war es schon geschehen. Der Gedanke an Galen hatte sie so aufgerührt, dass ihre Schwingen nun auf ihrem Rücken prangten, der Glanz verschwunden, der sie für Andere unsichtbar werden ließ. Amelie hatte die Wahrheit gesehen und dies konnte niemals wieder ungesehen sein. Jessamy zog scharf zischend die Luft ein und sah beinahe ängstlich drein, als Amelie sich von ihr fort bewegte. Das hatte sie nicht gewollt, nein, auf keinen Fall. Sie hatte der Fähe keine Angst machen wollen. Sie war so dumm. So ungeschickt. "Bitte entschuldige... Bitte... fürchte dich nicht." Murmelte Jessamy überrumpelt und sah der Fähe in die schönen blauen Augen.
Doch dann sah Jessamy so viel mehr in Amelies Augen und ihre Wangen begannen zu glühen. Sie konnte Bewunderung und Faszination darin entdecken. War dies ein fehlgeleiteter Gedanke keimend auf Jessamys Wunschdenken? "Du.... Du hast keine Angst?" Fragte sie vorsichtig und trat einen Schritt nach vorn, ihre Flügel nun ein bisschen entfaltend. Amelie war das erste Wesen, welches sich nicht fürchtete, doch auch nicht ihre Flügel betrachtete als wäre Jessamy mit der Pest bestraft. Diese ehrliche Bewunderung in Amelies Augen war wie ein Pflaster voller Balsam auf den Wunden ihres Selbstwerts. Vorsichtig entfaltete sie die Flügel noch weiter, bis man ganz deutlich sehen konnte, dass einer der Flügel nicht gestreckt werden konnte und auch ein bisschen kleiner war, als der andere.
"Ja, ich bin ein..." Es fiel ihr schwer, es auszusprechen. Denn ihre Artgenossen nahmen sie nie als ebenbürtig wahr, daher hatte auch Jessamy irgendwann aufgehört, sich als Engel zu bezeichnen oder zu fühlen. "Ein Engel, ja. Und uns gibt es, wie du siehst, wohl wirklich." Sie lächelte ein wenig und wirkte dabei doch so alt, dass die vielen Jahrhunderte durchschimmerten, die sie auf dem Buckel trug. Gemeinsam mit diesen nicht zu verwendenden Flügeln. 



19.09.2017, 15:10
» Amelie
.: schwarzes Schaf :.

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Jessamy



Bitte entschuldige... Bitte... fürchte dich nicht. Die fast schon flehenden Worte der Hellen hallten laut und deutlich in den feinen Ohren der Schwarzen nach, doch so wirklich wahrnehmen tat sie sie nicht. Das Ganze, diese Situation und diese Stute, welche in Wahrheit nicht nur einfach ein Pferd war, fesselte Amelie so sehr, dass sie gar nicht fähig war etwas außerhalb dieser Skurrilität aufzufassen. Die blauen Seelenspiegel waren noch immer geweitet, von Faszination erfühlt. Das Maul leicht geöffnet, wie erstaunt, sodass die messerscharfen Zähne im Sonnenlicht aufblitzten. Noch immer konnte die Junge das Alles nicht fassen, nicht begreifen. Da stand wahrhaft ein Engel vor ihr, in all seiner Pracht. Ein Pferd mit Schwingen auf dem Rücken. Noch niemals hatte die Wölfin so etwas gesehen oder gar daran geglaubt. Engel waren Wesen aus Erzählungen, Geschichten.

Du.... Du hast keine Angst? Endlich schaffte es Jessamy mit ihrer Stimme zu Amelie vorzudringen. Hatte sie Angst? Nein. Und das war komisch. Normalerweise starb sie beinahe vor Panik, wenn ihr etwas Neues – vor allen Dingen so abwegiges – geschah. Doch der Drang zur Flucht, welcher zuerst aufgeflammt war, war gänzlich verschwunden. Selbst als die Helle ihre Flügel noch etwas mehr entfaltete, empfand die Junge keine Furcht. „Nein… nein, ich glaube nicht.“ brachte die Fähe hervor, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Nochmals raschelte es aus Richtung der Stute, als sie ihre Schwingen vollends entfaltete. Amelie konnte deutlich sehen, dass der eine Flügel irgendwie verdreht, fast verkrüppelt, war. Plötzlich war es der Schwarzen glasklar. Jessamy war ein Engel, welcher an die Erde gefesselt war, sich niemals in die Lüfte erheben könnte. Nicht das dies ihrer Faszination schmälerte. Im Gegenteil, es schien fast als wenn mit dieser Erkenntnis die Bewunderung der Hellen gegenüber weiter stieg.

„Das… das ist doch kaum möglich.“ setzte die Fähe nach einem Moment fort. Sie wich nicht mehr, als Jessamy auf sie zukam. Warum auch? Im Inneren der Wölfin überschlugen sich die Gefühle und Empfindungen, ihre Gedanken fuhren Achterbahn, aber nicht wirklich im negativen Sinne. Vielleicht schlief sie auch einfach nur und träumte? Oder war bereits sogar auf dem Weg ins Jenseits? „Engel… ich meine, ich hab noch nie einen getroffen. Ich dachte immer das sein Märchen.“ Über all diese Geschehnisse vergaß Amelie vollkommen, wie schwach und ausgemergelt sie eigentlich war. Das sie dringend Wasser brauchte. Alles wurde Nebensache. „Oder, bin ich tot? Im Himmel?“ Das kam der Schwarzen jetzt wo sie es aussprach doch sehr abwegig vor. Erneut schüttelte sie das Haupt. „Kommst du von dort? Aus dem Himmel? So sagen die Erzählungen.“ Ob das vielleicht eine dumme Frage war? Immerhin, Jessamy konnte ja nicht fliegen. Wie sollte sie dort also herkommen oder gar da gelebt haben?



Wörter: 518

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Schaust in den Spiegel
doch du siehst dich nie
Du hast gehört das es einfacher wär,
weniger von dir, vom Ideal etwas mehr
19.09.2017, 21:06
»Cassandra
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Servan



Cassandra fühlte sich von ihm missverstanden. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr sämtliche Wörter im Mund herumdrehte und sie sich so zurechtlegte, wie es ihm gerade passte. Servan war alles andere als ein Unschuldslamm - doch das hatte die Barocke ohnehin vom ersten Augenblick an gewusst. Es stand dem Palominohengst quasi ins Gesicht geschrieben. Und obwohl sie bereits so innige, intime Momente geteilt und sich an einem solch romantischen Ort gegenüber standen, kühlte sich die Stimmung zwischen ihnen rasant ab. Die Helle bemerkte es sofort, war jedoch weder gewillt noch in der Lage, dies zu ändern. Sie ließ es einfach geschehen.
"Wie kommst du darauf, dass ich von dir Liebe erwarte?" entgegnete sie überrascht, ihr Gesichtsausdruck wirkte ehrlich verwundert. Noch war sich die Schimmelstute nicht sicher, ob Servan das, was er sagte, auch wirklich so meinte. Er stellte sie ja quasi so hin, als wäre sie hoffnungs- und bedingungslos in ihn verliebt und gleichermaßen am Boden zerstört, weil er diese Gefühle nicht erwiderte. Dabei war das doch so absurd! Sie kannten sich gerade einmal wenige Stunden und waren sich noch nahezu gänzlich fremd. Hielt der Palomino sie tatsächlich für derart naiv?
"Ich sehe in dir nichts anderes, als dass, was du bist. Ich erwarte nichts von dir - absolut nichts." Cassandras Blick war herausfordernd und gleichermaßen vorwurfsvoll. Sie fühlte sich von dem Hengst auf eine seltsame, befremdliche Art und Weise gedemütigt und bloßgestellt. Warum tat er das? Und was erhoffte er sich davon? Die Barocke spürte, dass sie unbewusst eine Abwehrhaltung eingenommen und sich von Servan distanziert hatte. Plötzlich war da gar nichts Leidenschaftliches mehr zwischen ihnen - sondern nur noch verbrannte Erde. Cassandra konnte nicht begreifen, weshalb Servan alles, was zwischen ihnen gewesen war (so unbedeutend es auch sein mochte) nun schon wieder zerstörte.
Dass Servan andeutete, dass es besser wäre, wenn sich ihre Wege doch wieder trennten, versetzte Cassandra einen schmerzhaften Stich in die Brust. Nein, sie hatte nicht erwartet ihm wirklich etwas zu bedeuten - wie gesagt, sie kannten sich kaum. Aber ein bisschen mehr Respekt, ein bisschen mehr Wohlwollen hatte sie sich dennoch erhofft. Doch Hoffnungen waren nicht immer da, um erfüllt zu werden. Viel eher sollten sie einem wohl stets die Realität vor Augen halten.
"Ja, ich denke das wäre in der Tat besser," entgegnete sie daher kühl und zuckte dabei gleichgültig mit den Schultern. Ihr Leben hing nicht von ihm ab; nichts hing von ihm ab - auch wenn Servan offensichtlich vermutete, dass sie ihn brauchte, wie die Luft zum atmen. Cassandra verkniff es sich, ihm zu sagen, dass er damit vollkommen falsch lag.



24.09.2017, 22:37
» Servan
.: Krieger & Soldatenbruder :.

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Cassandra <3



Wie kommst du darauf, dass ich von dir Liebe erwarte? Ich sehe in dir nichts anderes, als dass, was du bist. Ich erwarte nichts von dir - absolut nichts. Die Worte der Hellen hallten klar und deutlich in den feinen Ohren des ehemaligen Soldaten nach. Und sie änderten alles, ließen das Blatt erneut eine 360 Grad Wendung machen. Sollte sich Servan so sehr geirrt haben? Cassandras Ausdruck, erst noch wahrhaft überrascht und verwundert, wechselte nur Sekunden später in distanzierte Abwehrhaltung. Sie schaute ihn mit einem vorwurfsvollen Blick direkt in seine Augen, in denen kurzzeitig ein unsicheres Blitzen zu sehen war.  Die Stute wollte keine Liebe von ihm, ließ ihm deutlich zukommen, dass sie ihn eigentlich gar nicht brauchte. Dass er für sie ein Nichts war. Ihre Zustimmung, dass es besser wäre sich zu trennen, unterstrich diese Aussage nochmals. Der Palomino spürte etwas, das er lange nicht mehr empfunden hatte. Schmerz. Einen heftigen Stich in seinem Herzen, der auf keinen Fall äußerlich sichtbar werden durfte.

Um Fassung bemüht, hielt der Hengst die äußerlich sichtbare Kontrolle. Die Augen nun wieder fast schon leer, kein Muskel regte sich an ihm. Innerlich jedoch kämpften die unterschiedlichsten Empfindungen und Gedanken miteinander. War seiner Cassie das, was gewesen war, zwischen ihnen, wirklich gar nichts wert? Hatte es ihr nichts bedeutet? Oder war das alles nur Fassade, so wie bei ihm? Sicher, er hatte gespürt wie die Leidenschaft gewichen war, was sicher ihm zuzuschreiben war. Und der Stute konnte der Palomino vielleicht vorspielen, dass  ihm Alles nicht viel wert war, vielleicht auch das sie ihm nichts bedeutete, doch sich selber konnte er in diesem Fall nicht belügen. Cassandra hatte dem Krieger den Kopf verdreht, Dinge in ihm ausgelöst, die weiterhin nachhallten und vermutlich nicht so schnell wieder verschwinden würden. Und Servan konnte und wollte nicht glauben, dass das, was er gefühlt hatte, diese Zuneigung von ihr und überhaupt alles, nichts wert war. Nein, das konnte nicht sein.

„Cassie.“ hauchte der Goldene nach einer langen Pause des Schweigens, die Stimme kaum mehr als ein Flüstern, ehe er das Haupt schüttelte. Das da mittlerweile nicht mehr war, als verbrannte Erde zwischen ihnen, ignorierte er bewusst. „Verzeih mir.“ Es klang durch und durch ehrlich. Er wollte, dass sie ihm verzieh, wobei er offen ließ, was genau er damit meinte. „Scheinbar habe ich mich geirrt. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Es war klar, dass dies ein „Versprechen“ war, was man niemals zu 100% halten würde können. Die Ohren des Goldenen spielten leicht mit dem Wind, der sich durch die Bäume schlängelte. Was nun? Würde sie gehen, so wie es wohl das Beste war? Ein leichtes, seichtes Lächeln fand den Weg auf die Züge des Hengstes, unterstrich die Entschuldigung, welche auch in seinem nun wieder recht sanften, warmen Blick ruhte. Der ehemalige Soldat unterdrückte den Wunsch – oder war es eher ein Drang? – das Fell der Stute zu berühren, ihr wieder so nahe zu sein, wie noch Minuten zuvor. Sein Hin und Her war immerhin schuld, dass sie nun waren, wo sie eben waren. Und im Grunde wollte er sie doch bei sich halten, nicht vertreiben, auch wenn es allem Anschein nach im Augenblick darauf hinaus lief. Oder würde sich Cassandra doch für ein Bleiben entscheiden?



Wörter: 606

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Was ist bloss passiert
alle so erwachsen um uns rum, außer wir
er kennt seine Grenzen, geht trotzdem zu weit
25.09.2017, 12:41
»Jessamy
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Amelie



Jessamy erschauderte. Sie fürchtete sich. Nicht etwa davor, dass Amelie ihr ein Leid würde tun können. Sie war ein jahrhunderte Jahre alter Engel, kein Sterblicher vermochte etwas gegen sie auszurichten. Doch Jessamy fürchtete sich vor Ablehnung. Vor der Ablehnung jener Wölfin.
"Zum Glück." murmelte Jessamy, als Amelie sie aus dieser Ungewissheit und Furcht befreite. "Ich dachte schon.. Viele hätten Angst vor mir. Dabei... Ich tue niemandem etwas. Niemals würde ich jemandem weh tun." Außer natürlich, sie musste sich selbst oder einen ihrer Liebsten beschützen. Aber dann galten wohl stets andere Regeln, ganz gleich ob für die sanftmütige Jessamy oder ein anderes Tier. 
"Nein, wir sind keine Märchen - wie du siehst." lächelte Jessamy nun, da sie die Offenheit und positive Verblüffung der Fähe spüren konnte. "Wir sind echt. Wir können uns nur ganz gut verstecken."  Jessamy trat einen weiteren Schritt nach vorn. "Und du bist auch nicht tot." Vorsichtig neigte sie ihren gesunden Flügel und strich mit den Federn sanft über die Wölfin. Ein wenig Engelsstaub blieb auf ihrem seidigen Fell liegen. Es hieß, dieser Staub bringe Glück. Und Jessamy wünschte sich einmal mehr, dass es stimmt. "Und nein, aus dem Himmel kommen wir nicht. Wir... die anderen... also alle außer ich.. ich meine... Engel fliegen zwar zwischen den Wolken, aber wir sind ganz real und irden." Sie seufzte leise und konnte die leise Verbitterung in ihrer Stimme nicht ganz unterdrücken. Nie hatte Jessamy sich vollwertig gefühlt. Und Worte wie diese, auch wenn sie von Amelie keineswegs verletzend gemeint waren,  stürzten sie doch immer wieder in jene Selbstzweifel und jenen Selbsthass. In ihr flammte schließlich, wie in jedem Engel, die Sehnsucht nach der endlosen Freiheit der Lüfte. Sie hingegen würde nie etwas Vergleichbares erleben. Ihrem tiefsten Urinstinkt würde sie niemals folgen können. 

 





 


24.11.2017, 19:44
» Amelie
.: schwarzes Schaf :.

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Jessamy



Die Schwarze war vollkommen fasziniert von dem, was sich da vor ihren strahlend blauen Augen zeigte. Ein wahrhaftiger Engel. Sie übersah beinahe die Furcht in Jessamys Augen, ihrer Haltung. Wovor hatte die Weiße den Angst? Eine kleine, nachdenkliche Falte erschien zwischen den Seelenspiegel der Fähe, verschwand jedoch sofort wieder, als klar wurde, wovor die Stute Furcht empfand. Sie hatte wirklich Sorge, Amelie könnte sie ablehnen? Die Junge schüttelte kurz den Kopf. „Ich glaube dir.“ setzte sie an und ihre Stimme klang durchweg ehrlich. Ja, Amelie glaubte der Stute. Und empfand weder Furcht noch Ablehnung des Engels gegenüber. Da war nur noch Faszination, Neugierde. „Warum auch sollte ich noch Angst haben, hm? Ich kenne Engel nur als etwas Gutes.“

Mit spielenden Ohren lauschte die Junge den Worten der Weißen, saugte sie förmlich in sich hinein. Ihre Stimme war so beruhigend, vertrieb auch das letzte Fünkchen Bedenken in der Wölfin. Nicht einmal als Jessamy sich weiter näherte, den gesunden Flügel soweit streckte, das er das schwarze Fell der Jungen streifte, kam die anfängliche Angst der Fähe zurück. Amelie drehte das Haupt, betrachtete die Stelle, wo die Stute sie berührt hatte. Dort lag etwas auf dem schwarzen Fell, das die Junge nicht einordnen konnte. Es sah irgendwie aus wie Staub, aber es glitzerte. Mit verwundertem Blick sah die Junge zurück zu der Hellen, betrachtete deren Flügel genauer. Und auch dort nahm sie nun diesen Staub wahr.

Bevor die Schwarze nachfragen konnte, zerschnitt die Stimme Jessamys die Stille. Und Amelie konnte die leichte Verbitterung darin förmlich schmecken. Augenblicklich fiel sie in sich zusammen. Scheinbar war die Junge voll in ein Fettnäpfchen getreten. „Es… es tut mir Leid.“ hauchte die Fähe leise, vorsichtig. „Ich wollte dich nicht verletzten.“ Das stimmte. Sie wollte einfach nur weiterhin die Gesellschaft des Engels genießen, sich diesen Anblick von ihr für immer einprägen. Immerhin, diese Begegnung zeigte der Schwarzen, das es doch noch Wunder auf Erden gab. „Ich finde dich trotzdem einfach faszinierend. Wunderschön.“ Ob das nun alles wieder richten konnte, da war die Junge sich nicht sicher. Klar, es war vermutlich für Jessamy sehr schlimm als Engel an den Boden gekettet zu sein. Und vielleicht gab es auch so einige Gestalten, die sie wegen der offensichtlichen Fehbildung mieden? Amelie hatte noch nie verstanden warum man sich so an Äußerlichkeiten festbeißen konnte. Und das obwohl sie selbst so etwas lang genug hatte aushalten müssen.



Wörter: 464

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Schaust in den Spiegel
doch du siehst dich nie
Du hast gehört das es einfacher wär,
weniger von dir, vom Ideal etwas mehr
13.12.2017, 10:58
»Jessamy
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Amelie



 


Jessamy fixierte sich auf jede Bewegung ihres Gegenübers. Sie wollte die Warnzeichen erkennen, sollte Amelie sie ablehnen. Nicht, dass die Wölfin ihr physisch hätte gefährlich werden können. Jessamy war stärker noch als viele ihrer jüngeren Artgenossen - sie zählte zu den Alten und Engel wurden mit dem Alter stärker. Doch psychisch war sie keineswegs gegen Ablehnung gefeit. Und ihr war es wichtig, dass Amelie keine Furcht empfand. Doch die Worte der Fähe waren eindeutig: sie sah in Jessamy keine Gefahr. "Da bin ich erleichtert." und tatsächlich konnte man Jessamy laut seufzen hören,a ls der Stein von ihrem Herzen fiel.  "Aber ich bitte dich, glaube nicht, dass Engel stets Gut sind. Von ganzem Herzen bitte ich dich, traue ihnen nicht." Sorgenfalten breiteten sich auf Jessamys Stirn aus. "Wir sind wie all die anderen Wesen auch - gut und böse. Es gibt Engel, die sich am Schmerz und Leid anderer laben." Jessamy fürchtete tatsächlich um Amelie. Der von ihr ausgesprochene Satz hallte in ihr scharf nach: Ich kenne Engel nur als etwas Gutes. Jessamy wusste, dass Engel abgrundtief böse sein konnten. 

"Es muss dir nicht leid tun." warf Jessamy ein, als sie die Stimmung schwanken spürte. "Es ist nicht deine Schuld, dass andere Engel auf mich herabschauen. Du bist eine der wenigen, die mich nicht auf diesen Makel beschränkt. Und dafür danke ich dir aus tiefster Seele." Erneut schenkte Jessamy ihre Flügel ein wenig und nun schimmerte der Engelsstaub in der Luft, hier und da und überall. Ein süßlicher Duft und Geschmack bereitete sich aus und das Licht brach sich sanft in den schillernden Pigmenten, sodass Amelie und Jessamy in einem Kokon aus Diamantenstaub zu stehen schienen.  Jessamy wusste, dass der Staub sanft auf Amelie zum Liegen kommen und in ihre Haut eindringen würde. Und sie wusste, dass sie der Schwarzen so ein unvergleichlich schönes Gefühl bescheren konnte. Ein kleines Geschenk, so zu sagen. Engelsstaub galt als sehr kostbar und viele andere Wesen lechzten danach und konnten gar in eine Starre der Verzückung verfallen, kamen sie mit dem Staub in Berührung. Eine durch und durch positive Droge, ohne jegliche Nebenwirkungen. "Wunderschön." Jessamy kicherte leise und mädchenahft. "Ich lebe seit tausenden von Jahren, doch das hat mir noch niemand gesagt. Das ist das schönste Kompliment meines Lebens." Schon so oft wurde Jessamy als klug bezeichnet, war sie doch das wandelnde Archiv des Engelsgeschlechtes. Aber für eine Stute, die so oft wegen ihres Aussehens gemieden wurde, war ein so oberflächlich scheinendes Kompliment das Wertvollste überhaupt. Hätte sie es physisch gekonnt, sie wäre über beide Wangen tiefrot angelaufen.



19.12.2017, 19:07
» Amelie
.: schwarzes Schaf :.

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Jessamy



Die Schwarze horchte auf, als Jessamy laut seufzte, die Erleichterung ihr beinahe ins Gesicht sprang, und lauschte ihren weiteren Worten mit spielenden Ohren, entspannt und locker. Nur um im nächsten Momenten nach hinten zu zucken. Engel konnten also böse sein? Man durfte ihnen nicht trauen? Im Herzen der Fähe regte sich die altbekannte Angst, mahnte zur Vorsicht. Die Helle wirkte zwar besorgt, eine tiefe Falte erschien zwischen ihren dunklen Seelenspiegeln, aber wenn man den Geflügelten nicht vertrauen konnte, wie sollte die Junge dann ihr glauben können? Vielleicht war die Art und Weise der Stute nur ein Mittel zum Zweck? Vielleicht wollte sie die Wölfin einlullen um ihr dann, wenn sie sich in Sicherheit glaubte, etwas antun zu können? Die Mundwickel der Fähe zuckten, während ihre Rute unsicher pendelte. Eben noch war alles okay gewesen und nun? Nun fiel sie wieder zurück in die Angst und Unsicherheit. Und das nur allzu deutlich. Jessamy würde es sehen, ganz sicher.

Während Amelie mit sich rang, überlegte ob ein Rückzug nicht vielleicht doch die bessere Wahl wäre, erklang erneut die Stimme der Weißen. In den strahlend blauen Augen blitze Nachdenklichkeit auf. Konnte die Stute wirklich einer der bösen Engel sein? Wie sie da stand, erneut ihre Flügel bewegte und den glitzernden Staub in der Luft um sie herum verteilte, damit er sacht auf ihr zum Liegen kam? Und mit einem Mal waren alle Zweifel, all die Unsicherheit und Angst der Jungen dahin. Das Einzige was Amelie noch spürte, war wohlige Wärme, ein Gefühl von Sicherheit. Genau das hätte sie doch eigentlich noch vorsichtiger werden lassen sollen? Jessamy manipulierte ihre Emotionen? „Was ist das?“ fragte die Schwarze leise, blinzelte ein paar Mal, beobachtete wie sich das Licht auf faszinierende Weise in diesem Staub brach. Wie kleine, feine Diamanten schwebten die Teilchen um sie herum. Es war seltsam, neu, und dennoch kehrte die Angst nicht zurück. „Warum machst du das?“ hauchte die Schwarze hinterher, völlig gefangen genommen von dem Anblick, der Tatsache, dass ihr das hier Furcht machen müsste, es aber nicht tat. Daran musste dieses Zeug doch schuld sein?

Das leise Kichern der Stute rief Amelie zurück in die Gegenwart. Nur schwer konnte sie sich von dem Bild vor ihren Augen lösen, die Konzentration zurück auf die Helle lenken. Nein, Jessamy könnte niemals einer von den Bösen sein. Sie fühlte sich wahrlich geschmeichelt von so belanglosen Worten einer nichtsnutzigen Wölfin? Sie war der Schwarzen sogar dankbar? Dabei ging total unter, dass die Helle von tausenden Lebensjahren gesprochen hatte. „Ich…“ fing die Dunkle an, suchte nach den richtigen Worten. „Das ist doch nichts Besonderes. Ich mein, schau dich an. Schau mich an.“ Die Fähe schüttelte das zierliche Haupt. Worauf wollte sie eigentlich genau hin? „Kann ich nicht glauben, dass dir das noch Niemand gesagt hat?“ Waren denn alle anderen blind? Sah denn Niemand die reine, helle Aura, die Jessamy ausstrahlte? Die unglaubliche Freundlichkeit? Ihre ganze Art und Weise? Wie sie sprach, sich verhielt? Das konnte man doch gar nicht übersehen? Oder waren alle anderen, die im Leben der Weißen eine Rolle spielten, so oberflächliche Wesen, wie Amelie sie in ihrer Vergangenheit zu Hauf hatte? Konnte es sein, das die Welt, bis auf ein paar Ausnahmen, nur aus solchen Persönlichkeiten bestand?



Wörter: 631

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Schaust in den Spiegel
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19.12.2017, 19:58
»Jessamy
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Amelie



Jessamy beobachtete die Fähe voller Verwunderung, Hoffnung und Zuneigung. Es war das erste Mal, dass ein Wesen ihr so unvoreingenommen entgegen trat. Ihre Flügel waren Jessamys großes Manko, ein Fehler der Natur, eine Verkrüppelung. Nie würde sie fliegen können. Ein Wesen, das allein für die Lüfte geboren wurde. Ihr Schicksal musste wohl der Inbegriff dafür sein, seinen Lebenssinn komplett verfehlt zu haben.
Doch Jessamy wurde plötzlich kalt, denn in Amelies Gesicht spiegelten sich plötzlich Gefühle, die nicht in diese Situation passten, nicht an diesen Ort, nicht zwischen sie beide. "Amelie...?" fragte sie leise, wagte jedoch keinen Schritt auf die Fähe zuzugehen. 
 


Doch noch ehe Amelie auf die zögerliche Frage antworten konnte, entspannten sich ihre Züge wieder. Es war der Engelsstaub, der sich vorsichtig in ihr Fell heftete und sie mit einem leisen Schleier überzog. "Man nennt es Engelsstaub. Es ist eine Art ... nun... wie soll ich es nennen. Wir Engel produzieren es unbewusst, wenn wir jemanden mögen. Es ist eine Art, untereinander Zuneigung und Zugehörigkeit anzuzeigen. Freunde und Liebende tragen häufig den Staub des anderen auf ihrer Haut." Sie lächelte vorsichtig und hoffte, dass Amelie nun nicht doch verschreckt war von dieser sehr intimen, freundschaftlichen Geste. Ob sie zu weit gegangen war? Doch Jessamy hatte nicht in Frage gestellt, womit ihr Körper ganz instinktiv auf die freundlichen, warmen Gefühle reagierte. "Es macht glücklich. Und es bringt Glück, so sagt man." 

Amelie selbst war es, die durch ihre Worte den Engelsstaub provozierte. Jessamy spürte tief in sich eine zu warme Zuneigung und Dankbarkeit, dass eine kleine Bewegung bereits genügte, um erneut ein wenig von dem glitzernden Engelsstaub aus den Federn zu schütteln. "Auch du bist wunderschön, Amelie. Innerlich, sowie äußerlich." Die Stute verneigte sich kurz und hob dann wieder den Blick. "Nur leider sind die meisten Wesen blind für wahre Schönheit und was diese ausmacht." Bei diesen Worten wirkte Jessamy erneut ein wenig zerknirscht. Die eigenen hatten es jahrtausende nicht schaffen können, sie als ein vollwertiges Mitglied ihrer Art anzusehen. Amelie hingegen stolperte in ihr Leben und nahm sie so an, wie sie war. Es war nicht das erste Mal, dass Jessamy die Engel in Frage stellte. "Ein jeder Engel ist grausam." dachte sie bei sich, ein einst menschliches Gedicht zitierend. Sie wusste, dass auch sehr reine und gute Wesen unter ihnen waren. Doch ganz unrecht hatte jener Dichter nicht. Einige der Engel waren grausamer, als jeder Sterbliche es sich ausmalen konnte.



03.01.2018, 08:40
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Surprise



Misbilligend zog die erdfarbene Stute die Stirn kraus und versuchte erneut, einen Schritt in die Zukunft zu machen. Mit einem feurigen Ziepen der Schweifrübe wurde sie jedoch abermals daran erinnert, dass dies keine gute Idee war. Verärgert stampfte sie mit dem Vorderhuf auf, wich aber vorher einen Schritt rückwärts. Entnervt warf sie einen Blick nach hinten, doch ihre Ausgangslage hatte sich nicht verbessert. Mitnichten, wenn sie richtig sah, war es sogar noch auswegsloser geworden.

Wie gesponnenes Garn hatten sich verschiedene Strähnen ihres Schweifs um einen kleinen Dornbusch geschlungen. Wie konnte so ein kleines, unwichtiges Ding ihr bloß solche Schwierigkeiten bereiten? Aufgebracht schlug sie mit dem Schweif, was ihr rein gar nichts brachte – bis auf dass ihr Tränen in die Augen schossen, Tränen des Schmerz, die ihren Blick verschleierten, ohne dass sie etwas dagegen tun könnte. Schnell hob und senkte sich ihr Brustkorb, das Blut rauschte in ihren Adern. Sie wollte weg, weg, weg! Ein weiteres Mal schmiss sie sich mit all ihrem Gewicht gegen die Mächte, die sie hielten, doch es half nichts. Sie japste erschöpft und taumelte für einen Moment. Die Welt wurde schwarz, um sie herum nur ein ohrenbetäubendes Sirren. Dumpf spürte sie, wie ihr Körper auf dem Boden aufschlug, wie an einem Bein ein flammender Schmerz aufbrannte, als die Dornen dort kleine Löcher rissen. Obwohl sie nun lag, eigentlich fest mit dem Erdreich verbunden war, hatte sie noch immer das Gefühl, als würde sich alles um sie herum drehen. Sie wollte die Augen schließen, nur für einen Moment sich ausruhen… und doch sträubte sie sich mit all ihrer Kraft dagegen. Es kam ihr so vor, als würde etwas ungeheuer Schreckliches passieren, wenn sie das nun tun würde. Unbeirrt klammerte sie sich an die Silhouette eines Baumes, den sie verschwommen ausmachen konnte, bis dieser langsam aufhörte, wie ein Zweiglein im Wind zu schwanken. Auch ihre restlichen Sinne kamen zurück, langsam zwar, aber sie fühlte sich nicht mehr ganz so orientierungslos. Vorsichtig riskierte sie einen Blick auf den Dornbusch, der jetzt direkt vor ihr lag – das jedoch war eine ganz üble Idee gewesen. Mit einem Augenrollen ließ sie sich auf den Boden fallen. Sie war erschöpft, und der Blick nach hinten hatte ihr gezeigt, dass die Situation noch verfahrener aussah als noch vor wenigen Minuten (auch wenn sie da geglaubt hatte, schon am Zenit dieses Ärgernisses zu stehen). Wenigstens lag sie gut gepolstert, den Tannennadeln sei Dank. Normalerweise konnte sie von diesem Duft gar nicht genug kriegen (einer der Gründe, warum es sie in den Wald gezogen hatte, obwohl sie eigentlich die weiten Flächen bevorzugte), aber gerade würde sie diese gerne gegen einen Ausweg aus dieser Misere eintauschen. Seufzend rollte sie sich wieder auf den Bauch, die Beine unter sich eingezogen.

Auf einmal fiel ein Schatten auf sie und war drauf und dran, auf die Beine zu springen, als sie jäh zurückgerissen wurde (langsam wurde der Witz alt, würde man meinen, aber nein…) Angestrengt hob sie den Kopf so weit, dass sie das Lebewesen taxieren konnte. Zum Glück war es ein Artgenosse, stellte sie erleichtert fest. „Ich fürchte, er hat Gefallen an mir gefunden", meinte sie mit einem schiefen Lächeln in Richtung der schwarzen Stute. Mit dem Kopf nickte sie dabei in Richtung des Dornenbusches.


Wörter: 572

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09.04.2019, 23:27
» Surprise


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Supergirl



Dank dem Dreck an ihren Beinen war ihr Ausflug zum Moor recht eindeutig. Nach einiger Zeit gab sie die Mühe, die eingetrockneten Schlammklumpen zu lösen auf. Da hatte sie noch nicht mit dem aufkommenden Gewitter gerechnet. Durch das Wasser von oben, bekam sie den Dreck kinderleicht von ihren Beinen, hatte dennoch etwas Matsch an ihren Beinen kleben. Langsam aber sicher musste sie sich eingestehen, dass sich der Dreck an ihr wohl fühlte und ein ständiger Begleiter der eigentlich dreckempfindlichen Stute gegenüber war. Dieses Schicksal ließ Sur sich nun wohlgemerkt über sich ergehen, während die schwarze Stute sich einen Weg in irgendeine Richtung bahnte. Durch den dichten Regenfall war es schier unmöglich auch nur fünf Meter weit zu sehen. Auch dieses Schicksal ließ die Rappin über sich ergehen.

Wohin sie ihre Beine trugen bekam sie nicht mit. Jedoch erspähten ihre Augen in der Ferne ein erdfarbenes Pferd, welches mit einem Dornenbusch zu kämpfen schien. Ein schiefes Grinsen bei diesem Schauspiel schlich sich auf ihre Lippen, ehe sie eine neutrale Miene aufsetzte und zu ihrem Artgenossen ging. Als sie nahe bei dem anderen Pferd war, erkannte sie die Lage der fremden Stute. Die Worte, welche ihre neue Gesellschaft als erstes an sie wandte, entlockten ihr ein Lachen. "Kann ich dir behilflich sein oder hast auch du Gefallen an dem Dornenbusch gefunden?" konnte sich Sur die Worte nicht verkneifen und legte ihren Kopf etwas schief.


Wörter: 243

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22.05.2019, 13:28
» Supergirl


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Surprise



In der Gesellschaft ihrer Artgenossin ging es ihr direkt viel besser. Verrückt, schließlich hatte sich ja gar nichts, rein gar nichts an ihrer sonstigen misslichen Lage geändert. „Um Himmels willen, nein!" Man musste schon sehr stark masochistisch veranlagt zu sein, um an einem unlebendigen, dornigen Strauch Gefallen zu finden, und das war sie definitiv nicht. „Ich finde ihn ehrlich gesagt etwas kratzbürstig." Ein Grinsen umspielte ihre Lippen. Auf das Wortspiel war sie stolz, ja. Dabei ließ sie ganz bewusst den ersten Teil der Frage unkommentiert. Sie wollte die Rappstute nicht vor den Kopf stoßen, wollte nicht, dass sie ging. Mühsam, mit all ihrer Kraft hielt sie daher ein „Nein, ich kann das!" zurück. Sie hasste es, hier festgehalten zu werden, wenn sie laufen, springen, fliegen wollte. Es war einfach nicht richtig so, Jemand wie sie war nicht dafür gedacht, hier am Boden zu liegen, angekettet zu sein! „Aber wer weiß, vielleicht begründe ich ja einen neuen Trend." Wieder grinste Supergirl, ein verschmitzter Ausdruck zierte ihr Gesicht. Dabei versuchte sie lediglich, ihre neue Bekanntschaft – und sich selbst – abzulenken.


Wörter: 187

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24.05.2019, 23:05
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Stillreich » Das Tal » Der Zaubergarten #1
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