Stillreich » Corvus Corax » NP: Trainingsplatz der Krieger #1
»Lagertha
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Tonda



Insgeheim hatte sie wohl bereits vermutet, dass dieser Ort anders war. Schon als sie das Stillreich betreten hatte, hatte sie gespürt, dass hier außergewöhnliche Dinge in der Luft lagen, die den Alltag beeinflussten. Doch das hatte Lagertha nicht abgeschreckt - im Gegenteil. Sie hatte sich davon angezogen gefühlt; beinahe so, wie es sich bei Magneten in der Regel verhielt. Die Barocke hatte schon früh erkannt, dass Angst ein natürlicher Feind war und einem daran hinderte, sich selbst zu verwirklichen. Diese Ansichten hatten Ragnar und ihre gemeinsamen Kinder gestärkt. Angst war etwas, dass Lagertha nur mit all ihrem Widerwillen in ihr Leben lassen würde - egal, wie furchteinflößend manches auch sein mochte. Und ihre Prinzipien sind ihr bis heute noch immer heilig.
"Danke," entgegnete Lagertha gefasst, als Tonda sie warnte - ihr einen Tipp gab, der eines Tages, im Ernstfall, unbezahlbar wäre. Die Helle wusste das. Irgendwann lief auch ihre Uhr ab. Doch sie konnte es hinauszögern. Und dank dem Schimmelhengst wusste sie nun, welch übernatürliche Wesen im Stillreich lebten. Sie besaßen augenscheinlich faszinierende Fähigkeiten und waren ihr dadurch überlegen. Doch Tonda hatte recht: ihrem scharfsinnigen Verstand konnten sie dennoch nichts anhaben.
Um ehrlich zu sein hatte die Barocke nicht damit gerechnet, dass Tonda ihre Frage mit einer solchen Offenheit und Ehrlichkeit beantworten würde. Sie bewunderte ihn für seine Stärke. Und insbesondere dafür, dass er bereit war, sich seinen Fehler einzugestehen. Er suchte die Schuld bei sich, nicht bei anderen. Das taten nicht viele. Das machte ihn besonders.
Lagertha nickte stumm, als er zugab, einen viel zu hohen Preis bezahlt zu haben. Damit hatte sie gerechnet - nicht jedoch damit, dass er es zugab. Er war selbstlos, aufopferungsvoll. Was auch immer ihn dazu getrieben hatte, diesen Pakt einzugehen, er war nicht von Egoismus oder Boshaftigkeit geprägt gewesen. Das sprach für ihn.
"Schuld?" Lagertha war ehrlich überrascht. Diesen Begriff hätte sie vermutlich niemals damit in Verbindung gebracht. "Es war eine Entscheidung; und zwar deine allein. Eine Schuldfrage stellt sich mir hier nicht." Sie lächelte ihn zaghaft an, unsicher, wie genau seine Definition von Schuld wohl lautete. Der Barocken war bewusst, dass diesbezüglich die Meinungen meilenweit auseinandergehen konnten.
"Und dennoch bin ich überzeugt davon, dass viele mit dir tauschen würden, wenn sie könnten." Denn egal wie unzufrieden und unglücklich Tonda auch mit seiner Entscheidung - oder seiner Schuld, wie er es nannte - war, träumten dennoch gewiss viele davon, so zu sein wie er: außergewöhnlich, magisch, übernatürlich und stark. Davon war Lagertha restlos überzeugt.
"Danke für deine Offenheit, Tonda," hauchte sie ihm leise entgegen, lächelte sanft und versuchte damit, ihn zu ermutigen. Sie genoss seine Gesellschaft mehr, als sie es für möglich gehalten hätte. Und sie war froh, dass sie hier ungestört waren. Nur er und sie.



03.10.2017, 19:45
»Tonda
Dieser Charakter wurde eingefroren.


Lagertha



Der Rabe wusste, wie erschreckend das Tal auf Fremde wirken mochte. Daher zollte er Lagertha größten Respekt, weder zurückzuweichen, noch Furcht zu zeigen. Vielmehr glaubte er, an ihr eine Art Respekt und Interesse zu spüren. Mochte das so sein? Oder täuschte sich der Geselle, der in sozialen Dingen mitnichten zu den Spezialisten gehörte. Ganz gleich, sein  Erstaunen wuchs. Lagertha war eine mutige und intelligente Stute. Es erschien ihm daher ganz natürlich, ihr mit Bewunderung entgegen zu treten. 
Dennoch verdüsterte sich sein Geist, als sie auf sein Leben zu sprechen kamen. Er wollte ehrlich und offen zu ihr sein. Dies hieß jedoch im Gegenzug auch, dass er zu sich selbst ehrlich und offen sein musste. Bereute man die wichtigste Entscheidung seines Lebens zutiefst, mochte das zuweilen bestürzend sein. Er empfand große Schuld und Reue, auch wenn sein Leben so, wie er es nun lebte, natürlich auch seine Vorzüge aufzuweisen hatte. "Ich glaube auch, dass viele Sterbliche mit mir tauschen würden." raunte er daher nachdenklich. "Ich selbst empfand all das ja einst als begehrenswert, naiv und jung wie ich war. Doch kennt man die Konsequenzen und ist zumindest bei geringem Verstand, kann man unmöglich mit mir tauschen wollen."
Dereinst hatte Tonda diesen  Wer gewählt, weil er glaubte, mit seinen magischen Kräften andere beschützen zu können, vor allem jene die er liebte. Zu spät hatte er begriffen, dass das Beschützen eines anderen meist nur die Niederlage eines anderen bedeutete. Und als Rabe, besaß man niemanden, den man liebte. Denn niemand durfte einen lieben, so stand es im Zauberbuch des Meister geschrieben. Tonda hatte einst sein Herz verschenkt und hatte Liebe empfangen. Doch das arme Mädchen.... Tonda war Schuld an dessen Tod. Auch wenn ihr Schicksal dafür sprach, dass sie ihn kaum aufrichtig geliebt haben konnte. Denn genau darin bestand ihr Versagen. Nur ein Mädchen, das aufrichtig liebt, kann ihren Raben unter den anderen erkennen. Und nur dann kommen Mädchen und Rabe mit dem Leben oder der Freiheit davon. 
Er seufzte leise für sich und bemerkte, wie er in Gedanken abgedriftet war. "Es tut mir leid, ich war in Gedanken versunken." entschuldigte er sich bei Lagertha und wandte seine volle Aufmerksamkeit zurück auf die Barocke. 



26.11.2017, 15:24
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