» Liesel
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Raphael


Die Müdigkeit schloss ihr die Augen, drückte die Lider nieder, die sie so angestrengt offen gehalten hatte. Ein Schrei durchfuhr ihr Mark und Bein, Blut. Überall Blut! Woher kam all das Blut?! Sie riss die Augen wieder auf, keuchte hörbar auf und spürte, wie ihr eigenes Herz raste, das andere sich jedoch beinahe überschlug. Sie atmete einige Male tief ein und aus und nahm Raphaels Stichelei als willkommene Ablenkung von diesem merkwürdigen Erlebnis. Ihre Beine bewegten sich fast automatisch, als sie in das kalte Nass eintauchte und Blut und Dreck davon abzublättern begannen. Sie bewegte sich nicht auf Raphael zu, doch sie fixierte die Mitte des Sees. Sobald ihre Hufe kaum noch den Boden berührten und das Kühl ihr Herz und Verstand wieder geweckt hatten, stieß sie sich ab und trieb, paddelte ein wenig, der tiefsten Stelle des Sees entgegen. Die Sterne schimmerten auf dem milchig-dunklen See und sie seufzte leise, einen Seitenblick auf Raphael sich nicht verkneifen könnend. Warum um alles in der Welt, hatte es das Schicksal so schlimm mit ihr gemeint? Erst der Krieg, der ihr Familie und Liebsten nahm. Dann traf sie auf einen wahrlichen Erzengel, der sie geradewegs in die Fänge eines Geistes trieb, der wiederum seine Spielchen mit ihr anstellte und ihr so wohl fast das Leben genommen hatte.
Vielleicht sehe ich all das etwas distanzierter, mit anderen Augen. Ich wusste, dass all das nicht ohne Grund geschah und eigentlich hätte es Liesel schlimmer treffen können. Zumindest wenn wir Raphael betrachten, der im Wasser eine sehr schöne Figur abgab und dessen Schemen sich auf der Wasseroberfläche mystisch widerspiegelte. Ich bin mir ganz sicher, er würde Liesel niemals freiwillig, niemals bewusst verletzen. Ich bin mir sehr sicher, dass er ihr den Himmel auf Erden hätte schenken können und das er sie hätte hinweg trösten können über all die Schandtaten, die das Schicksal tatsächlich an ihr verübte. Aber Liesel lies es nicht zu, ebenso wie der Stolz des Engels es nicht zuließ, dass er wiederum auf sie zuging und über ihre trotzige Mauer hinweg sah.
Liesel seufzte leise, genoss das Kalt um sich herum. Sie schloss die Augen und ließ sich treiben, geriet so träumend beinahe gefährlich nahe an Raphael heran und bemerkte es erst, als jenes ihr so vertraute Kribbeln ihren Körper eroberte, das sie immer überkam sobald sie ihm nahe war. Sie schlug die Augen auf und sah ihm direkt in die schönen Augen.


01.08.2013, 14:29
» Raphael
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Liesel.



Der Schrei, der über die Lippen der zierlichen Stute kam, erschütterte die Stille der frühen Morgenstunden, ging durch Mark und Bein und ließ Raphael sofort alarmiert die Umgebung absuchen. Doch seine dunklen Augen nahmen keinerlei Bedrohung war, sodass es ihm dämmerte, dass die Geister und Schatten, die in Liesel tobten dafür verantwortlich waren. Ein tiefes Brummeln drang aus seiner Kehle, als ob er hoffte, dass die hübsche Schimmelstute davon beruhigt würde.
Wortlos beobachtete der Erzengel die eiligen Schritte Liesels, wie sie auf den See zu hechtete und ins kühle Nass sprang. Ringförmige Wellen stoben von der plötzlichen Störung fort, kräuselten die Oberfläche des winzigen Bereich des Sees in dem Raphael stand. Mit leisem Plätschern brachen die Wellen an der kräftigen Brust des Engels, dann kehrte wieder Ruhe ein, während Liesel gedankenverloren in die Mitte des Sees schwamm.

Raphael schwieg noch immer, beobachtete die junge Sterbliche mit Augen in denen Faszination und Begehren sich gleichermaßen die Hand gaben. Es stimmte, sein Stolz hielt ihn davon ab, in ihre Richtung zu folgen; ebenso wie er den Engel davon abhielt, Liesel gänzlich als Gleichberechtigte zu betrachten. Er sorgte sich, sehr wohl, er sehnte sich, doch er war und blieb ein Erzengel wo sie nur eine Sterbliche war, eine zarte Blüte, die schnell wieder welken würde.
Der Hengst bemerkte nicht, wie Liesels Paddeln nachließ und registrierte erst, dass sie auf ihn zu trieb, als sie schon fast in ihn hereingeschwommen war. Er lächelte, seine Augen funkelten und trafen den sich nun öffnenden Blick der Grauschimmelstute. Verwundert fühlte er eine Regung in seinem Herzen, das plötzlich kräftiger und schneller in seiner Brust schlug. "Liesel", wisperte Raphael, wusste aber nicht, was er sagte.
Wie sollte er ihr ein für alle Male klar machen, dass er sein Herz an sie verloren hatte? Dass sie es in ihren Händen hielt und mit zielgenauer Regelmäßigkeit darauf herumtrampelte? Der Engel war zum ersten Mal in seinem Leben wahrlich sprachlos.


01.08.2013, 14:54
» Liesel
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Raphael


Erschrocken registrierte sie die Nähe zu dem Engel, bewegte sich jedoch nicht von ihm fort. Sie wollte diese Nähe, seine Wärme, ihn bei sich. Sie wollte nicht wieder fort von ihm, war aber auch nicht ganz dazu fähig seine Nähe zu ertragen.

Wer, wenn ich schrie, hörte mich aus der Engel Ordnungen. Und gesetzt selbst, es nähme einer mich ans Herz - ich verginge von seinem stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir gerade so noch ertragen...

Liesel öffnete ihre blau schimmernden Augen, die im Mondlicht beinahe gespenstisch wirkten. Entschuldigt bitte dieses Sprachspiel, aber es war tatsächlich so. Das Blau ihrer Augen blieb nicht ungerührt. Es schien, als stiegen hinter der dünnen Hülle ihrer Augen Schwaden herauf, als wirbelte irgendwer das Blau darin herum, wie Wellen oder ein Sturm. Und je mehr sie Raphael betrachtete, umso unruhiger wurde das Blau ihrer Augen. Umso unruhiger schlug ihr Herz. Sie vernahm das leise Wort seiner Lippen, das allein ihr galt. Wie schön es doch war, wenn er ihren Namen aussprach. Wie gut es sich anfühlte. Doch was sollte sie erwidern? Seinen Namen, damit er wusste, dass auch sie sich daran erinnerte wie er hieß? Schwachsinn, hier ging es um mehr. Viel mehr. Das bemerkte sogar ich. Liesel zitterte ein wenig, nicht unbedingt der Kälte wegen. Die Sommernacht war so unglaublich warm, dass man es tatsächlich nur immer Wasser zu ertragen wusste. Sie zitterte wegen seiner so machtvollen und schönen Präsenz. "Was, Engel?" murmelte sie leise und sah ihn verschämt an, denn die Nähe - die ihr so gefiel - kam ihr falsch vor. Unrechtmäßig. Diese Nähe gehörte der schönen Stute auf dem Herdenplatz und nicht ihr, einer dummen Sterblichen.


01.08.2013, 15:02
» Raphael
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Liesel.



In Raphaels Gedanken tobte ein Sturm, der es nicht zuließ auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, der sofort alles durcheinander wirbelte und dem Engel die Sätze nahm, die er hätte sagen können. Liesels Augen ließen seinen Blick nicht los, faszinierten und ängstigten ihn durch die Schimmer, Wellen und Nebel die in ihren Pupillen tanzten. Was für ein Geschöpf mochte es sein, das da in dem jungen Mädchen gefangen lebte, einzig unterdrückte durch den Stahlwillen Liesels, der selbst Raphael verzweifeln ließ.
Der Erzengel blinzelte, versuchte seinen Blick abzuwenden, und konnte es doch nicht. Unwillkürlich trat er einen Schritt näher an die silbrigfarbene Stute, fühlte ihre Nähe, die Hitze die von ihrem zierlichen Körper abstrahlte. Das Mitternachtsblau umgab eben jene schlanke Gestalt, schimmerte sachte, erinnerte an den baldigen Sonnenaufgang. "Du wirst mein Untergang sein", sagte er schließlich, allerdings war es kein Vorwurf und klang auch keineswegs wie einer. Es klang viel eher nach den sinnlichsten, verführendsten Worten, die ein Liebhaber zu einer Frau sagen würde. Raphael zögerte, gab dann doch schließlich seinem Verlangen nach und berührte mit seiner Brust die ihre, fuhr mit seinen Nüstern ihren Hals hinauf und ihre Ganasche entlang.
Endete in einem Kuss auf ihren Lippen, die heiß unter seinen eigenen brannten. Das Herz des Erzengels schien zu bersten, dann zu flattern und tobte schließlich wie ein ungezähmtes Raubtier in seiner Brust. Er würde sie nicht noch einmal verlieren! Wann würde sie endlich begreifen, dass er nicht ohne sie sein konnte?

"Ich liebe dich, Liesel."


01.08.2013, 15:28
» Liesel
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Raphael


Erwartungsvollen Ausdrucks blickte sie ihn mit ihren unglaublichen Augen an, die nun in einem Sturm zu bersten schienen. Das waren keine Wellen mehr, das war ein Sturm. Ein Taifun. Das war nichts, was von dieser Welt hätte sein können. Und so blickte sie ihn an. Verzweifelt irgendwie. Nicht mehr sicher, wie es weiter gehen konnte. Womöglich wäre es gar besser das Tal zu verlassen? Dem Stillreich den Rücken zu kehren, ein für allemal? Doch da kam er ihr näher, immer näher. Und ihr Herz schlug unregelmäßig, setzte ganze Sekunden lang aus während das andere so ruhig wurde und in den Hintergrund trat, als wolle es höflich den beiden Liebenden Privatsphäre schaffen. "Ich..." setzte sie an, bereit Widerworte zu flüstern die ihr selbst eigentlich gegen den Strich gingen, als könne sie Raphael nie recht geben. Ganz gleich worum es denn ging. Doch da traf sein Kuss sie schon unerwartet und sie schien zu schmelzen in der Berührung. Tausende Flammen schienen in ihr zu lodern. Ihr sterbliches (bei uns: es war nicht ganz sterblich) Herz drohte zu versagen, der Tod war ihr so nahe in diesem Moment. Und dann diese Worte. Wie konnte er?! Wie konnte er ihr so etwas antun, ihr einfach so den Tod auf dem Silbertablett servieren, einen Herzinfarkt verursachen?

Natürlich, all das hätte jetzt auch so ablaufen können: Liesel strahlt ihn an mit ihren blauen Augen, küsst ihn, und schreit "Ich dich auch." So kam es aber nicht. Das wäre ja schließlich auch nicht Liesel, wenn sie es nicht verpatzt hätte. Statt ganz brav und romantisch zu antworten, versank sie einfach. Mit einer recht fisch-ähnlichen Bewegung schnappte sie nach Luft und tauchte unter, das klare Nass sank über sie herein wie ein Schleier. Sie hatte die Augen nicht geschlossen, sah einen mutigen Fisch ganz nah an ihnen vorbei schwimmen. Sie sah Raphaels helles Fell, das vom Grün des Unterwassers ein wenig hässlich eingefärbt schien. Und sie spürte, wie die Kälte ihr die Sinne raubte. Pah, die Kälte. Die Kälte war es, die sie in diesem Moment überhaupt bei Sinnen hielt. Sie vergaß zu atmen, zu denken, zu fühlen, zu sein. Sie vergaß einfach alles, denn mit DIESER Situation hatte sie nicht gerechnet. Blubb, ich bin ein Fisch - dachte sie bei sich und wusste, damit würde sie wohl nicht weiterkommen. Irgendwann musste sie wieder auftauchen. Aber sie versuchte, genau diesen Moment - in dem sie sich würde stellen müssen - herauszuzögern. Auch wenn ihre Lunge allmählich zu schmerzen begann.


01.08.2013, 15:51
» Raphael
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Liesel. Und der Fisch.



Das Gefühl ihr samtig-weichen Lippen, heiß und fest, auf den seinen meinte der Erzengel noch immer spüren zu können, als er eben jenen bereits gesprochenen Satz sagte. Er hatte mich vielem gerechnet, das musste Raphael sich ganz offen eingestehen. Der Hengst hatte damit gerechnet ordentlich ein paar vor die Brust gepfeffert zu bekommen, ins Gesicht gespuckt, oder durchdringend angeschrien zu werden. Nichts dergleichen passierte.

Liesel ging unter.

Raphael blinzelte einige Momente perplex, zuerst in die Luft, wo zuvor noch Liesels Kopf gewesen war und dann auf die Stelle wo sie im Wasser gestanden hatte. Dort waren nun wieder Wellen, die sich kreisförmig ausbreiteten, gegen seine Brust brandeten und nach und nach verebbten. Hie und da stieg eine Luftblase auf, doch die Stute selbst macht keine Anstalten wieder an die Wasseroberfläche zurückzukehren.
Der Erzengel biss die Zähne zusammen, empört. Sie würde doch nicht jetzt, ausgerechnet in dem Moment, wo er ihr seine Liebe gesteht, den Freitod im Wasser suchen? Dann würde er sie wiederbeleben, an Land zerren, vierteilen und schließlich verbrennen. Und Faithless das Aschehäufchen zurück schicken, mit einem lieben Gruß noch dazu. Raphael knurrte, tauchte ebenfalls unter und entdeckte im trüben Grün der Unterwasserwelt einen Fisch, der hektisch von der plötzlichen Präsenz des Erzengels floh. Fast hätte Raphael angefangen zu lachen, doch er besann sich, dass er die Luft anhalten sollte oder er würde Unterwasser nicht lange durchhalten. Also kniff er die Augen zusammen und suchte... - entdeckte Liesel.

Das sterbliche Gör schien tatsächlich noch recht entspannt, blickte munter in seine Richtung. Was fiel ihr denn ein? Raphael schwamm auf sie zu, stupste ihr in die Seite und schob dann ihren Kopf energisch über die Gewässeroberkante. "Biest", schimpfte er, als er wieder Luft geholt hatte.


01.08.2013, 16:12
» Liesel
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Raphael


Dieser verdammte Erzengel! Was fiel ihm eigentlich ein, ihr den Kopf zu verdrehen, ihr alle vernünftigen Gedanken heraus zu pusten und dann kam der auch noch mit so einem Spruch! Sehnsüchtig blickte sie dem Fisch nach, als Raphael sie an die Wasseroberfläche zurück bugsierte. "Warum hast du das getan?" Ihre vorwurfsvolle Stimme überschlug sich beinahe. Dabei war nicht einmal ganz klar, was sie meinte. Das Heraufbugsieren, oder jene Offenbarung seines Innersten. Sie war doch erst drei Jahre alt! Und der? Dreihundert? Mehr? Klar konnte er damit besser umgehen, aber sie.... "Wie soll ich denn sonst nen kühlen Kopf bewahren?" platzte es aus ihr heraus und zeigte ihm, dass sie durchaus an keinen Freitod gedacht hatte. Einfach mal untertauchen, Luft schnappen (obwohl das natürlich nur übertragen so zu sehen ist) und darüber nachdenken. Nun gut, zu langes Nachdenken konnte gewisse Konsequenzen für Liesel haben. Aber das achtete sie gar nicht. Stattdessen sah sie ihn mit vorwurfsvollen Blicken an, aus Augen, die nun türkis und hellrot, rot glommen. Die Farben des Sonnenaufgangs. Eines strahlend schönen Sonnenaufgangs. Sie lächelte jedoch nicht. Denn sie wusste in diesem Moment gar nichts mehr, wusste nicht wie sie hätte reagieren sollen. Natürlich liebte sie ihn, das stand außer Frage. Aber sie war so stur. "Das sagst du wohl jetzt jedem, was? Und deswegen mussten wir auch hier raus, damit das werte Froilein Stute nichts mitbekommt?" Sie dachte an die helle Schönheit zurück und daran, wie der Hengst gelächelt hatte. Jaja, zum Positiven gewandt. Das glaubte Liesel gern. Was sie jedoch nicht geglaubt hätte: das Raphael so ein Gigolo war und sich gleich zwei nebenher anlachte.


01.08.2013, 17:32
» Raphael
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Liesel. Ohne Fisch.



Warum hatte er das getan?

Nun, der werte Herr Erzengel konnte einfach nicht anders. Er hatte sie einfach küssen müssen, um ihr endlich glaubhaft zeigen zu können, wie sehr ihm an ihr gelegen war. Und dass er sie vor einem freiwilligen oder unfreiwilligen Suizid im See bewahrt hatte, folgte wohl logisch als Konsequenz ersterer Überlegung. Wer ließ schon gerne das, was man lieb gewonnen hatte, einfach so umkommen? Vor den eigenen Augen... wohl niemand. Und schon gar nicht der Erzengel Raphael höchstselbst.
Der Schimmelhengst lächelte unbeirrt, starrte fasziniert in Liesels funkelnde Augen und spürte Schauer sein Rückgrat herablaufen als die Farben, zuvor das Blau, sich nun zu wandeln begannen. Erst leuchtete es ein schwaches, dann ein immer stärkeres Rot. War die Farbe in Liesels Augen Ausdruck ihres Zorns, so wie Raphaels Gestalt ein grelles Weiß umglühte, wann immer er vor Wut brannte? Der Erzengel hielt dem, im wahrsten Sinne des Wortes, feurigen Blick der Schimmelstute stand und hörte mit vorsichtig im Nacken spielenden Ohren die Worte Liesels: "Das sagst du wohl jetzt jedem, was? Und deswegen mussten wir auch hier raus, damit das werte Froilein Stute nichts mitbekommt?"

Na, da war es wieder: Liesels Taktgefühl. Erfolgreich riss sie das Herz des Engels wieder an sich, um nun schadenfroh darauf herumzutrampeln. Nie zuvor hatte er so offen einer Stute seine Liebe gestanden... generell nie zuvor irgendwem seine Liebe gestanden... und nun behauptete Liesel er würde ständig jedem Weib hinterher rennen und gar ein weiteres Häschen haben?
Raphaels Ohren schnellten in den Nacken, gruben sich tief ein, und der Zorn brannte leuchtend Weiß.

Und dann lachte er.

Die einzige Stute, die Raphael in Liesels Gegenwart angeschaut hatte - und das erklärte nun, warum Liesel auf dem Herdenplatz schon so eifersüchtig reagiert hatte -, war seine Mutter gewesen. Caliane. Die Idee, dass Liesel eifersüchtig auf die Erzengeldame sein könnte, war ihm zuvor lächerlich vorgekommen... dass aber tatsächlich glaubte, sie wären Liebhaber und nicht Mutter und Sohn. Raphael taumelte ein, zwei Schritte im See und wäre beinahe ausgerutscht, so kräftig musste er lachen. "Oh ja, ich glaube das Fräulein Stute hätte da einiges dagegen, wenn sie wüsste, dass ihr Sohn mit einer Sterblichen anbandelt." Der Hengst schnappte nach Luft, denn ihm stach das Lachen bereits in die Seiten.


01.08.2013, 23:05
» Liesel
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Engelchen.


Die Farbe ihrer Augen wurde erst lila, dann rosa und dann plötzlich glommen sie blutrot. Ihre Ohren schossen in den Nacken und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie hätte ihn am liebsten angeschrien, ihn mit Wasser beschossen und dann einen herzlichen Abdruck ihrer zierlichen Hufe auf seiner Brust hinterlassen. Denn genau da fuhr ihr der Zorn wie ein Blitz hinein, als dieses übermütige Federvieh zu lachen begann. Bald schon aber wandelte sich das Rot erneut. Wurde heller, immer heller, verblasste und färbte sich allmählich in ein undefinierbares Grau. Sie wäre am liebsten erneut im Erdboden, pardon, See verschwunden und wäre auf ewiglich mit ihrem Freund, dem Fisch, beieinander geblieben. Dem hätte sie sich in solcher Blöße nicht preisgeben müssen.

Zugegeben, ich persönlich musste schmunzeln. Ich hatte ja von vornherein den Irrtum aufgedeckt und mich nur gefragt, wie lange das Froilein Liesel denn darauf warten musste, auf des Rätsels Lösung zu stoßen. Und nun hatte der Erzengel sie auf sehr unbequeme Art in Kenntnis darüber gesetzt, dass ihre Eifersucht ihrer potentiellen Schwiegermutter galt, die - so hatte sie es seinen Worten entnommen - wohl recht wenig mit Sterblichen anfangen konnte. Aber unter diesen Begriff fiel Liesel ohnehin nicht mehr und das musste auch Raphael bald einsehen.

Liesel zog den Kopf ein wenig ein, die Ohren hingen beinahe wie bei einem reumütigen Hund herunter und wie ein solcher, begossen, sah sie auch tatsächlich aus. Ihr blieben die Worte im Hals stecken, auch wenn sie sonst ganz und gar nicht auf den Mund gefallen war. "Mh..." brachte sie letztlich, ganz geistreich und die Situation auflösend, heraus und sah ihn von unten herauf an, abwartend wie denn der scheppernd Lachende nun reagieren würde. Sie weiterhin auslachen?


04.08.2013, 17:02
» Raphael
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Saukerlchen.



Noch immer rang der Erzengel nach Atem, während das Lachen ihm boshaft in die Seiten stach. So boshaft, wie Liesel zuvor mit glühenden Augen ihn angeschaut hatte. Woher zum Geier hatte sie die? Raphaels Lachen verebbte allmählich, das Grinsen blätterte ihm förmlich von den Lippen.

So kannte er Liesel gar nicht.

Im einen Moment hatte die zierliche, silbrig-graue Stute noch vor Zorn pulsiert, hätte dem Engel fast in ihrer Wut Paroli geboten. Und im nächsten Moment? Nichts mehr. Liesel schien nur noch ein Häufchen Elend zu sein, in sich zusammengesunken, die Augen ein mattes Grau. Den Blick hielt die junge Stute wohl weißlich gesenkt, doch Raphael spürte die Resignation, wie sie aus jeder Pore des Mädchens troff.
"Entschuldige", sagte Raphael und in seiner Stimme schwang Entsetzen gemischt mit dem Echo der vergangenen Heiterkeit mit. Noch immer drohte das Lachen ihn erneut zu schütteln, wenn er daran dachte, dass Liesel wirklich gedacht hatte, er und Caliane - seine eigene Mutter! - wären ein Paar... doch er biss sich fest auf die Unterlippe und musterte Liesel.

"Da kannst du mal sehen, wie unhöflich selbst - oder gerade - Erzengel sind. Ich hätte dich natürlich meiner Mutter vorstellen müssen, ich Trottel!" Der kräftige Schimmelhengst murrte, schimpfte sich mehr selber aus, als dass er glaubte, Liesel würde darüber aufgeheitert. Hatte er nun wieder alles vermasselt?
Es war doch einfach unglaublich. Der Hengst mühte sich keinen Fehler zu machen, damit das werte Froilein sich nicht verschreckt wieder beim nächstbesten Irren verstecken geht - und trotzdem schien alles, was er dann mal sagte, um sie milde zu stimmen, wieder falsch zu sein.


05.08.2013, 13:33
» Liesel
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Archangel.


Sie musterte ihn vorsichtig. In ihrer Nase kitzelte der sanfte Duft von Meer und Salz, rein und klar. Die Situation schien ihr unangenehm, und doch hatte sie im Prinzip genau das, was sie wollte: ihren Erzengel. Doch was nun? Sie hatte die letzten Wochen und Monate damit verbracht, vor ihm zu fliehen. Sie hatte ihn gefürchtet, ihn gehasst und verdammt. Denn er war es, der ihr immer wieder das Herz entzwei gebrochen hatte, als sie eigentlich Schutz und Liebe gebraucht hätte. Faithless hatte sie als seine Marionette genutzt und sie gebrochen zurück gelassen. Das Spielzeug zerstört und nun fort geworfen. Es war nicht abzustreiten, dass mit Liesel etwas geschehen war. Doch was genau? "Blut. Alles blutig. Auf dem Boden. Tropf. Tropf." Sie schüttelte den wirren, ihr nichts sagenden Gedanken fort. Woher war er gekommen? Für einen Moment wurden ihre Augen ganz weiß, als habe ein Nebel sich darüber gesenkt. Als sie jedoch aus diesen seltsamen Gedanken erwachte kehrte das sich windende und stürmende Blau zurück, während ihr Blick über Raphael glitt. "Deine Mutter also..." Liesel wusste nicht viel über Engel. Sie hatte nicht einmal geahnt, woher denn die kleinen Engel kamen. Fielen sie einfach so vom Himmel? Womöglich. Das wusste die Grauhelle nicht. "Sie... sie sah nicht besonders alt aus. Wie kann sie deine Mutter sein?" War eine Mutter denn vergleichbar mit dem, was sie für einen Engel - vor allem einen Erzengel - war? Einmal mehr fiel Liesel auf, wie wenig sie doch über Raphael wusste. Und eigentlich wollte sie genau in diesem Moment auch nicht viel mehr darüber erfahren, sondern sich ihm hingeben. Doch sie verbot es sich selbst, das Thema war ihr unangenehm. Ein wenig Ablenkung stand ganz in ihrem Sinne.


07.08.2013, 11:59
» Raphael
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Sterbliche.



Dunkelblaue Augen suchten den Blick des sterblichen Mädchens, doch was sie darin sahen, beunruhigten den Erzengel. Es war nur das Flackern eines Moments, eines Gedankens - einer Erinnerung? - gewesen, doch die grauen Augen Liesels schienen ratlos. Waren es denn nicht ihre Gedanken gewesen?
Raphael sog schwer Luft ein, sodass sein Brustkorb sich mächtig hob. Seine Muskeln spannten sich unter dem glänzenden, weißen Fell, das leicht golden schimmerte. Auch Liesels Erscheinung war nicht mehr so grau und verschwommen, wie sie einst gewesen war. Und immer mehr fragte sich Raphael, woher diese plötzliche Veränderung gekommen war. Doch wie sollte er sie fragen? Sie schien es selbst nicht zu merken - oder merken zu wollen. Natürlich konnte er in ihre Gedanken eindringen, vielleicht würde er sogar merken, was dort schief lief... wenn überhaupt. Doch das Mädchen hatte mehr als einmal ihm deutlich gemacht, dass er seine Kräfte nicht gegen sie einsetzen solle.

Aber was war, wenn Liesel ein Spion Faithless' war? Was war, wenn er durch sein törichtes Vertrauen, durch die rosarote Brille seiner Faszination, die Gemeinschaft der Adoyan Enay gefährdete? Wie konnte er sicher gehen, dass sie nicht log?

Gleißendhell flackerte sein Zorn um ihn herum, erstarb jedoch so schnell er gekommen war. Das Mädchen blickte ihn an, große matschgraue Augen blickten in seine unnatürlich blauen Augen, und fragten ihn. Woher kam er? Wie konnte Caliane, die schöne, von den Jahren unangerührte Caliane, seine Mutter sein?
Der Erzengel seufzte leise. "Unsterblichkeit würde nicht so heißen, wenn sie nicht einmal das Altern aufhalten könnte." Wie viel konnte er ihr erklären, ohne die Geheimnisse des himmlischen Volkes preiszugeben? Also musste er Dinge erklären, die sich ein Außenstehender mehr oder weniger selber denken konnte. Der Schimmelhengst lächelte schwach. "Natürlich altern wir, aber nur sehr langsam. Meine Mutter ist sehr viel älter als ich - sie bekam mich, als niemand mehr daran glaubte, dass sie noch ein Kind gebären könnte." Auch bei Sterblichen gab es ein Limit, wie lange sie Nachwuchs bekommen konnten. Doch dass Caliane im Alter von 198.000 Jahren noch einen Sohn auf die Welt gebracht hatte, war wirklich ungeheuerlich gewesen. Und ein ungeheuerlich freudiges Ereignis, nicht nur für die beiden Erzengel-Eltern.


21.08.2013, 13:06
» Liesel
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Rapfengel.


Ein stummes Nicken folgte seinen Worten. Natürlich, wie hatte sie das vergessen können? Caliane war natürlich kein so sterblich unvollkommenes Wesen wie sie es war. Die jugendliche Schönheit war auf ihre Fähigkeiten zurückzuführen. "Mhm." murmelte sie leise, ehe sie ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend verspürte, ein seichtes Gefühl nur. Sie verließ den See allmählich, da die Kälte der Nacht sie zittern ließ. Dunkle Wolken zogen allmählich auf und hüllten das Tal in die Ruhe vor dem Sturm. In der Ferne rumpelte es bereits, Gewitter. Die Blitze zuckten am Horizont, noch fern und doch bald nahe genug. Sie wusste nicht ob ein Engel den Blitzschlag überleben konnte, sie jedenfalls nicht. Also schüttelte sie sich, an Land angekommen, und hoffte darauf, vom Unwetter verschont zu bleiben. Zugegeben, Liesel hätte wohl ein oder zwei Blitze überlebt. In ihr lebte der Geist eines sehr starken Mädchens, gepaart mit ihrer natürlichen, starken und tapferen Persönlichkeit. Die Verwandlung mochte nicht nach Plan gelaufen sein, gewisse halbgeistliche Vorzüge besaß Lieselchen aber schon. Sie wusste das nur nicht und auch Raphael konnte es bloß erahnen. Sie mochte wohl der erste Halbgeist sein, dem er begegnete. Und wohl die erste überhaupt, die von ihrem Glück nichts wusste.

Ein erster Blitz schlug ganz in der Nähe ein, Liesel zuckte schreckhaft zusammen und musterte den Engel argwöhnisch, der noch immer im Wasser stand und so ein recht beliebtes Ziel für energetische Ladungen bot. Sie seufzte. Ihn würde das schon nicht gleich rösten. In dem Moment stob ihr eh ein nur all zu bekannter Duft in die Nase. Ihre Rosse hatte eingesetzt und das in einer solchen Situation! Sie hatte sich soeben erst mit dem Erzengel versöhnt - hatte sie? - und nun schon wieder so etwas. Ob er den weiblichen Duft, der von Liesel ausströmte, wahrnahm? Ob er darauf einging, oder würde er es ignorieren können? Liesel wusste es nicht und ehrlich gesagt wusste sie auch nicht, welche Reaktion sie sich von ihm erhoffte. Womöglich sprach ja gar nichts dagegen, dieser zarten Liebe ein wenig Wasser zu reichen, damit sie groß und stark wurde. Liebe. ein so schwerwiegendes Wort, dessen Liesel sich nicht bedienen wollte. Sie wusste weder über ihre eigenen, noch über Raphaels Gefühle wirklich bescheid. Sie wusste, dass etwas sie mit diesem Riesen verband, der ab und an glitzerte, schimmerte und seine Macht nach außen hin repräsentierte. Nicht, dass er das nicht ohnehin stets tat. Manchmal aber war es, als surre die Luft von seiner Macht. Als strahle er selbst diese Macht aus. Liesel wusste nicht, ob ihr das gefiel oder nicht.


21.08.2013, 18:35
» Scaretale
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(Dmitri & ) Hybrid smilie


Sie spürte erneut einen schmerzhaften Stich im Bereich ihres Unterleibs, das Kind mochte treten. Jaja, wie der Papa. lächelte sie in sich hinein, ehe sie dennoch das Gesicht schmerzhaft verzerrte. "Ich glaube, ich ruhe mich ein wenig aus. Entschuldigt bitte, Dmitri. Ich würde unser Kennenlernen gern später nachholen." Sie verneigte sich ein wenig vor dem Hengst, der ihrem Liebsten das Leben einst schenkte. Sie zwinkerte Hybrid liebevoll zu. Sie wusste nicht, ob er bei seinem Vater verweilen oder ihr folgen würde. Um sicher zu gehen, dass er sich keine Sorgen machte, entfernte sie sich nur einige Meter hin zu einem Baum, der nahe am Wasser des Sees stand. Sie legte sich nieder und betrachtete gedankenverloren ihr Antlitz im Spiegel des Sees. Sie war schön. Doch sie selbst würde das wohl so nie wahrnehmen. Der Inbegriff alles Schönen war für sie ohnehin der Hellgraue Hengst, dem sie ihr Herz geschenkt hatte. Und dessen Kind sie unterm Herzen trug. Die Niederkunft rückte immer näher, sie war gespannt. Aufgeregt. Sie fürchtete sich vor der Geburt. Was, wenn etwas schief lief? Was, wenn es dem Kind nicht gut ging? Wenn sie nicht für es sorgen konnte? Und doch überlagerte die Freude all die schrecklichen Ängste, die in ihr zu toben drohten. Allein ein Blick auf Hybrid genügte ihr, um voller Hoffnung in die Zukunft zu blicken.


21.08.2013, 20:24
» Raphael
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Lieselein.



Der großrahmige Erzengel hing noch eine ganze Weile seinen Gedanken nach, die dunkelblauen, unnatürlichen Augen ins Leere blickend. Was sollte er nur tun, damit er sich sicher sein konnte, dass Liesel kein Spion war? Eigentlich ihre ganze Gestalt perfekt dafür: zart, schlank, dem Kindesalter noch nicht ganz entronnen. Und ihre Vorgeschichte zu Raphael schien ebenfalls perfekt: er vertraute ihr, hatte sie in sein steinernes, unsterbliches Herz geschlossen. Niemals würde er sie verdächtigen.

Doch nun tat er es.

Raphael schnaubte, rief sich in die Realität zurück - oder viel eher rief die plötzliche Abwesenheit des Mädchens den Erzengel zurück in die Gegenwart. Sie war verschwunden. Sanft schlugen die Wellen gegen die männliche Brust des Hengstes, während schwarzgraue Wolken sich auftürmten, zusammen ballten und erstes Donnergrollen durch die kühle Abendluft hallte. Der Erzengel fröstelte nicht, konnte Kälte und Nässe ihm doch nichts anhaben, doch er entschied sich angesichts des aufziehenden Unwetters an Land zu gehen. So wandte er sich um und wurde am Uferrand der silbrigleuchtenden Gestalt Liesels gewahr. Raphael seufzte, sichtlich erleichtert.

In dem Moment wurde die zunehmende Dunkelheit von einem gespenstischen Leuchten erhellt, als ein Blitz krachend in einen Baum am Waldrand einschlug. Raphael hielt inne, wandte sein Gesicht gen Himmel und sah weitere Blitze über das schwarze Himmelszelt zucken. Besser, er beeilte sich aus dem Wasser herauszukommen. Kräftig bahnte er sich durch die kühlen Fluten seinen Weg in Richtung Ufer, als erneut krachend ein Blitz nur wenige Meter von Liesel entfernt in eine Erle einschlug. "Lauf, Liesel. Such dir einen sicheren Unterstand! Ich bin gleich bei dir." Der auffrischende Wind, der die dunklen Wolkenmassen trieb, zerfetzte die Worte des Schimmelhengstes. Ob Liesel gehört hatte, was er ihr mitteilen wollte?

Ein geisterhelles Zucken. Ein ohrenbetäubendes Krachen.

Die elektrostatische Energie pulsierte direkt auf das Wasser zu, auf den höchsten Punkt, der dort zu finden war: den Erzengel.
Raphael spürte das Sirren, die glühende Hitze. Er fühlte wie sich sein Körper spannte, seine Fesseln das Wasser verließen. Gleißendhell umgab den Hengst seine Macht, eiskalt, und verband sich mit der Himmelsladung, die glühend heiß versuchte seine Haut zu versengen. Doch der Erzengel nahm die Energie auf; seine blauen Augen wurden mit jedem Augenblick heller, da sein Körper mehr Macht aufnahm.

Und dann war der Blitz verschwunden, der Wind verstummt, und Raphael stand zitternd am Ufer.
Wo war Liesel?


22.08.2013, 12:02
» Hybrid Theory
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Scaretale. [& Dmitri]



Die kleine Familie stand eine ganze Weile schweigsam, während Dmitri und Hybrid Theory - Vater und Sohn - sorgfältig Blicke austauschten, sich auch ohne Worte zu unterhalten schienen. Das Gespräch war keineswegs intensiv, doch es vergingen wahrlich lange Momente, und irgendwann schien alles gesagt zu sein.

Endlich brach Scaretale das Schweigen. Die schwarze Stute zeigte nun deutlich, dass die Niederkunft ihres Kindes nicht mehr lange auf sich warten lassen würde, und die Trächtigkeit schien sie sehr zu schaffen. Hybrids dunkle Augen wanderten über das Gesicht seiner nachtschwarzen Gefährten, fingen liebevoll ihren Blick auf und ein Lächeln kroch auf seine Lippen. "Vermutlich ist es das Beste, wenn du dich ausruhst. Vater, bitte entschuldige uns." Und so neigte der nicht ganz Sterbliche sein Haupt, nickte dem mächtigsten Hengst direkt nach Raphael, dem Erzengel höchstselbst, zu und schritt hinter seiner Liebsten her.

Hybrid konnte fühlen, dass Scaretales Gedanken wüst waren. Er spürte ihre Anspannung, doch sobald sich ihre Blick trafen, entspannte sie sich. Der junge Schimmel grinste - sie zwei mussten wirklich für einander geschaffen sein. "Ruh' dich aus. Soll ich dir etwas holen?" Nun merkte der Junghengst selbst, wie nervös er wurde, wenn er an die Kugel, die nun Scaretales Bauch war, dachte, oder an die bevorstehende Geburt. Aber er musste doch ein großer Junge sein. Ein starker Vater. Wie sonst sollte er das Fohlen beschützen können? Hybrid schnaubte, ließ seine Ohren spielen und schüttelte seine lange, schmutzig graue Mähne.


22.08.2013, 12:11
» Liesel
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Erzengelchen.


Am Ufer verharrend wartete sie auf Raphael. Das Gewitter näherte sich und die junge Stute war sich unsicher, ob sie nicht einfach laufen sollte. Raphaels Warnung vernahm sie nicht, zu sehr dröhnte das Unwetter schon nahe ihren Ohren, der Wind rauschte heftig. Sie stierte zu Raphael, schrak quietschend zusammen als ein Blitz nahe der Stute einschlug. Sie sah Raphael, wie er sich aus dem Wasser kämpfte und letztlich ... Sie starrte erschrocken auf den Punkt, von dem gleisend helles Licht strahlte. Ein Blitz hatte direkt in Raphael eingeschlagen. Und dann war da nichts außer Licht. Licht, Licht und noch mehr Licht. Hellgelbes, weißes, blaues. Liesel wurde von einer Druckwelle erfasst und einige Meter weiter geschleudert. Ein Stein riss ihr eine Seite des Halses auf, doch sie bemerkte es kaum. Sie öffnete die Augen und blickte zu Raphael, der - nun wieder im normalen Licht erstrahlend - aus dem Wasser gelaufen kam. Sie rappelte sich auf und lief zu ihm, lief um ihn herum. "Ist dir etwas passiert?" fragte sie schockiert. Es roch nach verbranntem Fell, doch er schien kaum einen Kratzer abbekommen zu haben. Nahe ihnen schlug erneut ein Blitz ein, aber ich hielt weiterhin meine schützende Hand über Liesel, die so dem Blitz entkam. Die Aufregung ließ sie ohnehin die Umstände vergessen. Allein Raphael zählte. In ihren Augen tobte Rot, tobte orange, tobten die Farben des Sonnenuntergangs. In ihrem Kopf schrie es, zwei Stimmen. Ihr Herz schlug im doppelten Takt, schnell und schneller. Sie sorgte sich, so wie sie sich zuvor nur selten um jemanden hatte Sorgen machen können. Entweder gerieten diejenigen nicht in eine solche Gefahr oder aber sie waren gleich tot, was die Sorgen auch irgendwo unsinnig machte.


22.08.2013, 13:50
» Scaretale
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Hybrid.


Sie seufzte leise, schloss die Augen. Sie wusste, das Hybrid sich ihr näherte, ohne hinblicken zu müssen. So etwas spürte die Stute einfach. Ihre Gedanken waren mit einem Mal ganz ruhig, ein Lächeln eroberte die Lippen, die von den Schmerzen ein wenig verkrampft eine Linie gebildet hatten. "Mir bringen? Mh.... Ich hätte gern einmal eine magische Geburt ohne Geburt selbst und dann ein gesundes Fohlen, bitte." murmelte sie, schon ein wenig schlaftrunken. "Und dazu ein Schokoeis mit Sahne." Ihre letzten Worte gingen in einem herzhaften Gähnen auf, denn tatsächlich war sie müde und geschafft von den Strapazen der Schwangerschaft. Was, wenn nicht alles nach Plan lief? Sie wusste ja selbst nicht, welch Wesen ihr Kind werden würde. Vielleicht handelte es sich ebenfalls um eine so übernatürliche Kreatur wie Dmitri und Hybrid sie waren. Vielleicht hätte sie sich noch mehr fürchten müssen, als ohnehin schon. Doch dessen war sie sich bewusst und es fürchtete sie nicht. Sie fürchtete doch ihr eigenes Kind nicht! Allein Freude keimte in ihrem Herzen auf, wärmte sie von innen und nahm ihr ein wenig den Schmerz. Wieder spürte sie einen heftigen, gezielten Tritt. Das Fohlen würde wohl eines Tages Kickboxen, dachte sie bei sich. Na wer wusste schon, welchen Spaß die Eltern mit dem Wonneproppen noch haben würden. Sie sah sich selbst auf einer Wiese, neben ihr Kind und Mann. Und während sie so schön träumte und das leise Grollen des Gewitters am Horizont vernahm, nickte sie ein.


22.08.2013, 13:56
» Hybrid Theory
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Scaretale.



Dann wollen wir mal mit der Geburt anfangen, was?^^

Der junge Schimmelhengst tänzelte aufgeregt. Zu viele Dinge waren es, die in seinem Kopf Verwirrung stifteten, oder sich wie eine Bedrohung anfühlten. Allein das aufziehende Gewitter. Hybrids Ohren zuckten, spielten in seinem Nacken und fanden keine Ruhe. Seine Nüstern blähten sich, während seine dunklen Augen besorgt gen Himmel blickten, dann Scaretale betrachteten und schließlich die Gegend nach Angreifern absuchten. "Schokoeis mit Sahne?" Seine Stimme klang schrill als er schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete. "Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein. Ich meine - es könnte jeden Moment soweit sein. Schau doch deinen Bauch an.. es tut mir Leid, aber ich könnte mir nicht vorstellen mich mit so einem Bauch noch bewegen zu können."
Aber das tat die schwarze Stute glücklicherweise nicht mehr, sondern lag schwer atmend im duftenden Gras. Erste Regentropfen fielen, erst winzig klein und dann immer größer werdend. Der Wald begann zu duften, dass man es auf der Zunge schmecken konnte. Frisch und wild.
Hybrid atmete tief ein, schloss die Augen und wartete. Er wusste zwar überhaupt nicht worauf, doch das ruhige Atmen schien seine Nervosität und Aufregung etwas zu bessern. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, schon bevor er die Augen wieder öffnete und seine Liebste ansah: "Und? Was meinst du, was wird es?" Er biss sich auf die Zunge, denn fast hätte er noch hinzugefügt: "Was wird es, wenn schon kein Elefant?" Doch damit hätte er bei dem nachtschwarzen Schauermädchen sicherlich nur die Wut zum Schäumen gebracht. "Ich tippe ja ehrlich gesagt auf ein nachtschwarzes Mädchen, ganz wie die Mama." Und er bließ einen Kuss in ihre Richtung.


29.08.2013, 13:18
» Santiano


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Escada.



Seine Nüstern blähten sich noch ein wenig. Er lief immer noch einfach weiter. Achtete nicht auf die weiße Stute. Bis sie ihn hinter her rief er solle doch warten. Er blieb stehen, wartete das die Stute wieder auf seiner Höhe war. Er blickte sie nun an. Spitze wieder ein wenig seine braunen, sichelförmigen Ohren. Sein Hechtkopf lag hoch in die Luft, so das er erneut auf die Stute herabsah. Ihre Stimme erklang wieder in der Luft. "Nun, warum sollte ich was schlechtes im Sinn haben?" Genau warum? Tja, weil er schlecht war. Weil er in sich kein bisschen Freundlichkeit hatte. Ein schnauben was von dem braunen ausging durchbrach die Stille. Kurz danach erklang wieder die helle, glockenähnliche Stimme der Stute. Er musste sich zurück nehmen um nicht anzufangen zu lachen. Sie vertraute ihn also. So schnell? Wie naiv die Stute doch war, und das obwohl es Anfangs nicht so schien.
"Nun, dann mal los", meinte er, bevor er wieder in einen geschmeidigen Trab verfiel. Er war sich sicher, dass er die Stute nicht brauchte um das Gebiet zu finden. So ein Gebiet zu finden war leicht, das eindringen würde schwerer werden.
Die beiden Pferde liefen den Fluss entlang, und schon bald tauchte das Herdengebiet auf. So, wo war das jetzt schwer die Herde zu finden? Nun, sie waren ein wenig entfernt von den GS, doch es wäre sicherlich nicht mehr als ein Tagesmarsch. Diese Informationen könnte Faithless sicherlich auch gut gebrauchen. Etwas in der ferne erblickte er zwei Pferde, eins war eine zierliche Stute, das andere Pferd war ein barockartiger Andalusier. Nun, dies war sicherlich dieser Raphael, zumindest erzählte man sich, dass er so aussah. Nun müsste er die beiden nur noch unauffällig beobachten ob ihm etwas sonderliches auffiel.
Santiano platzierte sich im Schatten eines Baumes, nicht sehr weit von den beiden Pferden entfernt. Jetzt wartete er nur noch auf seine weiße Begleiterin, vielleicht würde sie ihn auch hier eher etwas erzählen als an den Quellen. Schließlich machte der braune nun mehr den Eindruck sich der Herde anschließen zu wollen.


Wörter: 359

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02.09.2013, 20:20
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Geschlossen