» Caliane
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Sohn


Schweigend betrachtete die Älteste das Gebiet, in das sie ihr Sohn geführt hatte. Dies war also der besagte Herdenplatz, die Schutzzone für die Lebenden und zeitgleich der Ort, an dem Raphael seine Verbündeten sammeln wollte. Doch würde seine Macht ausreichen? Caliane war überzeugt davon, ihrem Sohn bei seiner Mission zu helfen, doch zweifelte auch sie langsam an dem Reichtum ihrer Fähigkeiten. Warum war die Weise so verunsichert? War es tatsächlich "nur" die schwarze Macht, welche sich in jeder ihrer Fasern bemerkbar machte? Caliane spürte solch Dunkelheiten viel intensiver als ihr Sohn, doch diese Erkenntnis verschwieg sie dem gleichblütigen. Gedankenverloren durchsuchten die weisen Augen die grüne Ebene, einzelne Frühlingsblumen zierten das grüne Gras mit Farbe, der Frühlingswind ließ umliegende Büsche friedlich und leise rascheln.

Einige Meter von ihnen entfernt erblickte die schimmernde Stute einige Pferdeleiber, nahm die herausstechend schwarze Stute dabei besonders ins Visier. Sie trug ein ungeborenes in ihrem Leib, auch wenn der Bauch schon deutlich vergrößert und geformt war, hätte die Stute auch ohne den Anblick gewusst, dass dort ein Fohlen heranwuchs, geschützt und ungestört im Bauch der pechschwarzen Mutter. Ihre Blicke hafteten noch eine Weile an dem jungen Mutterglück, ehe sie sich wieder ihrem Sohn zuwand, ohne weitere Emotionen zu offenbaren. Erst als er das Wort ergriff und zu dem grauen Hengst deutete, welcher scheinbar der Vater des ungeborenen war, wurde sie aufmerksam. Meinst du, er hat die schwarze Stute aus den Fängen des Geistes befreit? Sie scheinen sehr vertraut. Die Schwarze braucht Schutz, sie wird bald ihr Fohlen gebären. erwiderte Caliane ausdruckslos, den Blick erneut auf der Rappstute haftend.

Unruhig lauschte sie weiter den Worten des Erzengels, musterte noch immer das Umfeld rund um den Herdenplatz der Adoyan Enay. Mein Meisterspion ist ebenfalls in den engsten Kreis von Faithless' Vertrauten eingedrungen, doch er ist seit Monaten nicht mehr aufgetaucht. hörte sie den Erzengel sagen, schenkte ihrem Sohn nun ihre volle Aufmerksamkeit und musterte ihn eindringlich. Du vertraust auf seine Fähigkeiten, aber bist dennoch besorgt, dass ihm etwas zugestoßen ist, habe ich Recht, Sohn? ergriff sie nun erneut das Wort und musterte den Jüngeren für einige weitere Atemzüge. Wir sollten die Mächte des Geistes nicht im Geringsten unterschätzen, ich habe noch nie eine vergleichbare Macht gespürt, wie sie selbst hier in der Luft liegt... sprach sie bedacht weiter, so gewissenhaft, dass diese Worte nur in die Ohren ihres Sohnes dringen konnte.

Raphael schien noch immer ein weiterer Gedankengang zu verfolgen, unabhängig von den Gedanken, die er an Faithless vergab. Seit sie das erste Mal wieder auf ihren Sohn getroffen war, spürte sie die Unruhe in dem Körper des Erzengels, seine Gedanken waren jedoch vor der Mutter verschlossen. Er war viel mächtiger, als sie sich hätte vorstellen können, auch wenn er nach wie vor nicht an die Macht der Ältesten heran kam. Raphael war erwachsen geworden, er wurde für genau diese Mission erschaffen und Caliane würde alles mögliche tun, um ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Nur sollte der Weiße seiner Mutter langsam mal reinen Wein einschenken und aufhören ihr etwas vorzumachen, sonst könnte dieses Vorhaben alles andere als positiv verlaufen.


29.04.2013, 13:20
» Freya
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Teki x3



Dieses Kribbeln, es wollte einfach nicht aufhören. Es war, als würde sie auf Wolken schweben. Freya´s Kopf drückte sich sanft gegen den von Muteki, es wirkte alles wie in einen Traum. Nur das dies die Realität war und keineswegs ein Traum. Langsam schloss die rote ihre Augen, fuhr mit ihrer Nase weiter durch das weiche Fell der anderen und zog ihren Duft ein. Ihre Ohren stellten sich auf als Muteki aufsprang ihr über die Nase leckte und mit ihr redete. Freya´s Rute wirbelte durch die Luft und ein Lächeln legte sich auf ihren Lippen. “Ich, ja ich weiß nicht was ich sagen soll, das ist einfach alles so toll, das es fast nicht zu beschreiben ist“, gab sie mit kindlicher, freundlicher Stimme zurück. Verspielt knabberte sie an das Ohr von Teki und sprang um ihr herum. Lief dann kurz zum Höhleneingang und schaute hinaus, der Sturm hatte sich verzogen, und ein paar Sonnenstrahlen zeigten sich hinter den Wolken. Sofort rannte sie zurück zu der anderen Fähe. “Draußen ist es wieder hell, sogar Sonnenstrahlen sind zu sehen. Komm wir gehen raus“, sprach sie übereifrig, rannte los und fiel sofort auf den harten Boden hin, knickte dabei ihr Bein um und jaulte kurz laut auf. Doch der Schmerz war ihr gerade egal, sie rappelte sich wieder auf, und humpelte nach draußen, da sie mit ihrer rechten Vorderpfote nicht mehr richtig auftreten konnte. In etwas höherem Gras ließ sich die rote fallen und lächelte verträumt vor sich her. Das alles war doch einfach nur pures Glück. Gespannt wartete sie auf Teki, und dann würde man ja sehen wie das mit den beiden weiterging.


02.05.2013, 21:05
» Raphael
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Mutter.

Des Frühlings blaues Band durchflocht die Idylle des Herdenplatzes der Adoyan Enay, die wärmenden Sonnenstrahlen vertrieben nachhaltig die Kälte und Schwärze, die aus Faithless' Macht hervorgingen. Hier schien ein Ort voll Ruhe und Geborgenheit zu sein, doch jenseits der Grenzen des Herdenplatzes fröstelte man selbst am Tage in vollem Sonnenlicht. Raphaels Blick war noch immer betrübt, der Welt entrückt, während seine Gedanken der zierlichen grauen Liesel zugewandt waren. Hätte er doch nur damals nicht das junge Mädchen verschreckt, dann wäre sie vielleicht Faithless' Fängen entgangen. Aber er hatte sich selbst einen Feind geschaffen, der möglicherweise sein Untergang sein würde.

Widerwillig widmete er seiner Mutter seine Aufmerksamkeit, als sie wieder zu sprechen begann. Sie sprach von einem Fohlen, jetzt noch ungeboren, und er wusste nicht was er darauf antworten sollte. Ein Fohlen? Hier? So ein Winzling bedarf jeden Schutzes, jeder Wärme und Liebe... doch in diesem verfluchten Tal würde es ihm nicht leicht werden alles zu bekommen. Wieder schob sich Liesels Gesicht vor sein inneres Auge - würde die gesamte Herde das hilflose Fohlen nicht schützen können, würde es womöglich das gleiche Leid erleben wie Liesel.
Aufgebracht schnaubte der Schimmelhengst auf, seine Statur von zornigem, hellen Leuchten stark umrissen. Dunkel blitzten die Augen des Erzengels und seine Worte waren scharf: "So ein Schützling mag Hoffnung schenken, doch tragen wir alle die Bürde ihm ein sicheres, gesundes Leben zu schenken. Keine leichte Aufgabe, die damit auf uns zukommt." Unausgesprochen blieb, dass der Kampf gegen Faithless' Truppen eine ebenso schwierige Aufgabe sein würde... doch das musste er seiner Mutter Caliane nicht erzählen.

Raphael grollte leise. "Jason ist ein zuverlässiger, treuer Mann. Er versteht es wie kein anderer nicht aufzufallen und dennoch sicher Informationen zu entlocken. Manchmal braucht soetwas seine Zeit... aber ich wäre ein Untier, wenn ich mir keine Sorgen um ihn machen würde." Vielleicht war Liebe für den Erzengel fremd, aber solange er zwischen Gut und Böse unterscheiden konnte und sich um seine Verbündeten sorgte, war er noch nicht dem Wahnsinn verfallen. Solange er ein Ziel hatte und um das Wohlergehen der Anderen, ob Engel, Erschaffene oder Sterbliche, besorgt war, so würde er nicht in seines Vaters Fußstapfen treten oder Faithless in seiner Schreckensherrschaft konkurrieren.


15.05.2013, 10:40
» Muteki
SUPERGIRL;;

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» Ksenia Raykova



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Freya x3



Als die andere sich über ihre Worte freute, ging Muteki richtig das Herz auf. Sie stellte sich manchmal richtig dämlich an, sie war nicht geschickt mit Worten und doch hatte sich die andere über das, was die Bunte gesagt hatte, gefreut. Das war so schön, fast zu schön um wahr zu sein. Sie spitzte die Ohren, als die Rote wieder sprach, und musste kichern. "Hey, klau mir nicht die sachen, die ich sagen wil.", meinte sie und kicherte noch einmal, als die andere sie am Ohr knabberte. Es fühlte sich lustig an. Da verschwand die Rote auf einmal und Teki richtete sich auf, streckte den Kopf um zu sehen wo sie hin war. Da kam Freya auch schon zurück und wirbelte um sie herum. "Wirklich? Yay!", murmelte sie und schüttelte sich, rappelte sich auf - bis sie ein Aufwinseln hörte und verwundert innehielt. Doch da sah sie schon nur noch die Hinterbeine der Roten um die Ecke flitzen und hoppelte gespannt hinterher. Als sie die andere da liegen sah grinste sie schelmisch. Sie sprang über sie, vergrub ihre Schnauze in dem flauschigen Brustfell der anderen und trampelte mit den Pfoten auf. Dann stupste sie ihre Vorderpoten mit der Schnauze an. "Naa?"


Wörter: 210

__________________

UNAWARE I M TEARING YOU ASUNDER
THERE IS A THUNDER IN OUR HEARTS



YOU WANT TO KNOW, KNOW THAT IT DOESNT HURT ME
YOU WANT TO HEAR ABOUT THE DEAL IM MAKING

31.05.2013, 23:31
» Liesel
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Raphael


Ihre Beine zitterten, als sie endlich die Grenze überschritt, die sie von dem Mann trennte, der ihr womöglich das Leben rettete oder es ein für allemal beendete wenn er sah, was aus ihr geworden war. Kraftlos verweilte sie kurze Augenblicke, nur um zu spüren, dass der leiseste Windhauch sie zu zerbrechen drohte. Was hatte der Fahle bloß mit ihr gemacht? Sie konnte sich an seine Anschuldigungen erinnern, an die vielen boshaften Worte, die Tritte und Bisse. Sie spürte bei jeder ihrer Bewegungen, wie die Wunden zerrten, rissen, teilweise frisch aufrissen und Blut aus ihnen heraus trat. Sie musste sich in einem üblen Zustand befinden, doch sie konnte selbst nicht einschätzen wie es um sie stand. Allein, dass sie dem Tod so nahe gewesen war, das wusste und spürte sie. Und die einzige Hoffnung, ja sogar der einzig klare Gedanke, den sie noch hatte fasse können, war von solcher Macht und von goldenem Licht durchflutet gewesen: Raphael. Ihr Erzengel. Der ihr wohl mittlerweile den Rücken zugekehrt und sich ein für allemal von ihr abgewandt hatte. Sie seufzte. Was fiel ihr eigentlich ein, bei ihm - in seinem herdengebiet - nach Schutz zu suchen? Sie würde ohnehin keinen finden. Womöglich tötete er sie ja sogar für die vielen törichten Worte, die sie so großspurig ausgespuckt hatte. Verzweiflung und Trauer waren Beigeschmack, sobald sie an Raphael dachte. Die einstige Wärme und Liebe war in Angst und Hilflosigkeit verkehrt. Würde der Engel sie mit offenen Armen - pardon; Flügeln - empfangen? Würde er ihr überhaupt helfen wollen? Denn dass er es konnte, daran bestand für sie, die sie bewundernd zu ihm aufblickte, keinen Zweifel. Ein leises, trauriges, kratziges Wiehern zwang sich aus ihrer Kehle, ehe sie kraftlos auf dem trockenen Boden zusammenbrach und die pralle Sonne auf ihrem ausgedörrten Leib spürte.


10.07.2013, 20:07
» Raphael
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Liesel.



Der kräftige Grauschimmel stand an der Seite seiner Mutter, deren Aussehensvorlage er wie ein junger Gott entsprossen und nun erwachsen war, und dachte über das Gespräch mit Caliane nach. Nein, er weigerte sich die sterblichen Züge zu verlieren, zum Untier zu werden. Stattdessen klammerte er sich mit ganzer Macht an das, was ihm das Herz schmerzen ließ, denn nur so wusste er, dass er noch nicht alle Gefühle verloren hatte. Also klammerte er sich an den einen Gedanken, an die eine Person, die sich tief in sein Herz geschnitten hatte: Liesel.
Der Erzengel döste, hielt die Augen halb geschlossen, während er die Mittagshitze abwartete. Sein Schweif pendelte leicht hin und her, verjagte Fliegen und lästige Mücken. Ruhig war es auf dem Herdenplatz, da fast jeder der Anwesenden seinem Beispiel folgte und Siesta hielt. Umso mehr fiel die Störung auf, die das Erscheinen einer silbrig-weißen Stute auf der Wiese kennzeichnete. Das Krächzen, denn als Wiehern konnte man den Laut der Stute nicht mehr bezeichnen, brach die träge Mittagsstimmung, ließ den Leithengst wachsam werden. Seine dunklen Augen fixierten den abgemagerten, schmutzigen Körper der Schimmelstute und er beobachtete sie für einige Momente reglos.
Als die heruntergekommene Fremde dann in der prallen Mittagssonne zusammenbrach, mitten auf seinem Herdengebiet, da schrillten bei Raphael die Alarmglocken. Es war seine Aufgabe zu helfen.
Sofort sprang er los, verringerte die Distanz zu der fremden Stute in schnellen Schritten und musterte das Tier eingehend. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Der zierliche Körper der Stute war von Schnitten, Wunden und Dreck verunstaltet, ihr stachen die Rippen aus dem Fell. Doch der Hengst erkannte sie trotzdessen. Es war Liesel.
Sein Herz setzte für einige Momente aus, dann begann es schmerzhaft in seiner Brust zu hämmern. "Liesel", drang es heiser über seine Lippen. Vorsichtig legte er seine Nüstern an ihren Hals, fühlte einen Puls - schwach aber doch, er war da - und strich ihr sanft über die Ganasche. "Was ist mit dir nur passiert?" Tiefe Trauer stand in seinen dunklen Augen, doch er wusste, dass sie ihn nicht hören konnte und sie brauchte dringend Wasser. Doch woher nehmen, wenn nicht zaubern?


11.07.2013, 14:28
» Liesel
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Engel.


In ihr hämmerten zwei Schläge. Der ihres Herzens und... was war das andere? Was hatte Faithless ihr angetan, sodass sie sich nun ganz anders fühlte? Ihr gesamtes Empfinden schien geschärft, verwirrt. Sie spürte eine Kälte in ihren Gliedern, das Vorhandensein etwas Besonderen. Da war etwas, doch sie wusste nicht was es war. Er hatte sie zu einer von ihnen machen wollen. Wenn sie schon nicht als Spionin taugte, so doch zumindest für ein kleines Experiment. Das waren seine Worte gewesen. Und nun? Was genau hatte er mir ihr angestellt? Liesels Sinne schienen geschärft. Sie spürte die warme Berührung am Hals und schrak beinahe zusammen, doch ihr Körper schien wie gelähmt. Allein ihre Augen konnte sie einen spaltbreit öffnen. "Raphael." murmelte sie mit gebrochener Stimme, ehe sie die Augen - von einem blauen Schimmer verhüllt - wieder schloss. In ihr dröhnte ein unangenehmes Rauschen, Kopfschmerzen spülten ihr all die Gedankengänge weich. Doch sie wusste, sie musste sich aufraffen. Sie brauchte Wasser. Und sie musste sich zu dem Wasser bewegen, denn andersherum würde es wohl kaum geschehen. Sie streckte ihre Glieder kläglich, kam zitternd zum Stehen und blickte ihm einen Augenblick fest in die Augen, wobei das blaue Blitzen in ihre Augen erneut sichtbar wurde. Sie selbst nahm von dieser Veränderung natürlich keine Kenntnis, Raphael hingegen würde es bemerken. Und auch ich hatte es bemerkt.

Schon als sie nach der Verwandlung - oder zumindest dem, was danach ausgesehen hatte - ihre Augen geöffnet hatte. Lasst mich euch kurz erzählen, was mit Liesel in der Zwischenzeit geschah. Denn sie selbst weiß es nicht und wird es euch so auch nicht erzählen können. Liesel war in das Gebiet Faithless' zurückgekehrt und auf den Geist getroffen, der sofort spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Er hatte - von anderen Spionen versteht sich - erfahren, dass Liesel eine gewisse Beziehung zu dem Erzengel führte. Er glaubte sie als Doppelagention, als feindliche Spionin. Liesel selbst, tapfer und mutig, war ihm jedoch zu schade, um sie zu töten. Also vollzog er das Ritual an ihr, sie zu einem Geist werden zu lassen. Einem Halbgeist. Aber etwas lief schief. Die kleine Liesel, ihr hättet es sicher nicht für möglich gehalten, war viel zu stark. Der Geist lebt vielleicht in ihr, tief tief verborgen. Sie selbst ist aber so stark, dass ihr Geist vollständig die Kontrolle behalten hat. Faithless, der sie als unbrauchbar einstufte, lies noch ein wenig seinen Frust an ihr aus und - schwupps - ließ er sie, in dem Glauben sie würde sterben, liegen. Pech gehabt, lieber Geist. Ich halte meine schützende Hand über sie. Und so erwachte sie nach einiger Zeit und - na ihr wisst schon - sie hievte sich in das Gebiet des Engels. Und da angekommen könnt ihr sie nun sehen. Ausgemergelt. Schlaff. Leblos. Aber noch lange nicht besiegt.

Und so kämpfte sie sich bis hin zu einer kleinen Pfütze vor, die vor einiger Zeit wohl noch einen Teich dargestellt hatte und nun aber unter der Sommerhitze wich. Sie nahm einige tiefe Züge in sich auf, genoss das kalte Wasser in ihrem kalten Leib. Die Wärme perlte von ihr ab und sie spürte, wie sie sich allmählich - viel zu schnell für einen Sterblichen, zu langsam jedoch um selbst etwas davon zu bemerken - erholte. Das Lächeln kehrte auf ihre Lippen zurück, als sie sich wandte und Raphael ansah. Doch beim Gewahrwerden dieser außerordentlich machtvollen Gestalt zuckte sie unwillkürlich zusammen und ihre Lippen verzogen sich zu einem angespannten Strich.


11.07.2013, 19:42
» Raphael
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Sterbliche.



Die dunklen Augen des mächtigen Hengstes blitzten, während er beobachtete, wie das zierliche Geschöpf aufrichtete, zitternd sein Gleichgewicht suchte und vorsichtig auf einen halb vertrockneten Tümpel zusteuerte, um dort das lebenswichtige Wasser zu trinken. Raphael Züge zeigten keinerlei Regung, geschweige denn Erleichterung, während er schweigend neben der Schimmelstute stand und ihre gierigen Schlücke mit einem schwachen Lächeln quittierte. Liesels Körper zitterte noch immer, doch sie schien wieder zu Kräften zu kommen. Der Erzengel senkte sein Haupt einige Zentimeter, schien seine sonst so erhabene Pose aufzugeben. Doch sobald die zierliche Graue sich umwandte, ihn mit ihren - blau? - blitzenden Augen fixierte, nahm der stolze Schimmel wieder Haltung an, erschien wieder ein gestandener Mann, ein ungezähmter Kämpfer, und seine unsterbliche Natur spiegelte sich in jeder Pore seines Körpers wider.
Die Stute hatte - auch wenn ihre Stimme so rasplig und gebrochen klang, wie sie es war - seinen Namen geflüstert, als er zu ihr getreten war; ein klares Zeichen für Raphael, dass sie seine Präsenz suchte, ihn nicht ablehnte. Für den Moment wollte er nicht an düstere Gründe denken, obschon Faithless sicherlich von der Schwäche des Erzengels für dieses Mädchen wusste.
Raphael grummelte leise, trat einen Schritt näher auf Liesel zu, doch wahrte eine Distanz, die ihr bedeutete, dass er sich nicht aufdrämgen wollte. Schließlich konnte er ihre Anspannung erkennen, die zusammen gepressten Lippen waren nur eines von vielen deutlichen Hinweisen auf den Kampf, der im Inneren der Stute toben musste. Der Engel musterte die Zierliche, und endlich bahnte sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen. "Sei Willkommen, Liesel." Mehr sagte er nicht. Wusste gar nicht, was er sagen konnte... Er wusste nicht, weswegen die Stute in sein Territorium gekommen war, doch er wusste, dass er nicht wieder so dumm sein würde, sie zu vergraulen und in die Arme des Fahlen zu jagen.


23.07.2013, 19:33
» Liesel
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Engel.


Ihr Körper erholte sich schnell, zusehends. In ihren Augen flimmerte der bläuliche Schein auf, als sie ehrfürchtigen Blickes den schönen Erzengel betrachtete, der ihr so nahe am Herzen lag und ihr doch Rätsel aufgab. Wer er wirklich war und wie er zu ihr stand würde sie nie wissen. Hinter der Fassade des gut aussehenden, golden schimmernden Engels lag soviel mehr, ein loderndes Feuer. Und sie hätte lügen müssen, leugnete sie die stetige Hitze die in ihr aufwallte, sofern er nur in ihrer Gegenwart war. Zugegeben, ein wenig eifersüchtig werde ich da schon. Liesel hatte ihr Herz an ihn verloren, ohne es sich selbst je eingestanden zu haben. Sie würde es auch nie tun. Eitelkeit und Stolz standen ihren aufrichtig warmen Gefühlen im Weg. Was maß sie sich auch an, einen Erzengel zu lieben? Selbst ein normaler Engel, rangniedriger als Raphael, wäre schon zuviel des Guten gewesen. Und in gewisser Weise knickte es ebenso ihren Stolz, als er die Stimme erhob und mit so glockenklarer, männlicher Stimme zu ihr sprach. Ja, sie war wieder angekrochen gekommen. In einem Zustand, da der Erzengel sie nie hätte sehen sollen. Die starke, tapfere Liesel hätte er vor Augen haben sollen. Stattdessen war sie ein Häufchen Elend - glaubte sie. Denn, für den Außenstehenden sichtbar, ihr Körper regenerierte sich zusehends. Die Narben blieben, doch die Wunden schlossen sich rasch. Und ihr gesamter Körper... er glitzerte blau, schwarz, mitternachtsfarben. Das Hell ihres schönen Leibes kam umso besser zum Ausdruck, denn je zuvor. Ich bin mir nicht sicher, ob Raphael diese Veränderung wahrnahm. Konnte er überhaupt den Geist in Liesel sehen, spüren? Konnte er spüren, dass es zwei Herzen waren die in ihr klopften und - wenn man hinein horschte - waren es beide Herzen, die für ihn schlugen. Liesel selbst spürte kaum etwas, nur dieses wohlig angenehme und doch kalt schauerliche. Das Gefühl, in sich mehr als nur sich selbst zu tragen. Doch sie verstand es nicht.
"Sei gegrüßt, Erzengel." schnarrte sie mit wunderschöner, heller, glockenklarer Stimme - eine viel schönere, viel melodischere Stimme denn einst.


24.07.2013, 17:01
» Raphael
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Liesel.



Raphaels Augen huschten über ihren schlanken, geschundenen Körper, musterten ihr silbriges Erscheinungsbild und kniffen sich dann beinahe misstrauisch zusammen. Ihm war wieder das bläuliche Schimmern in ihren Augen aufgefallen, ihre Gestalt wirkte weiblicher und die Wunden... wo vorhin noch rostbraun Blut und geschundene Haut ihren Rumpf und Schulter übersäten, waren jetzt nur noch zarte rosa Striche und Flecken. Sie war eine Sterbliche! Sie konnte nicht so schnell heilen.
Jetzt, wo Raphael die Stute genauer in Augenschein nahm - noch genauer als zuvor -, da nahm er das mitternachtsblaue Schimmern wie eine Aura um die Stute herum wahr. Hatte er sich doch vertan? Hatte er sich geirrt? Dieses eindeutig nicht vollkommen sterbliche Wesen hatte auf dem zweiten Blick nichts mit Liesel zu tun. Und doch reagierte es auf diesen Namen, sah ihn mit dem Blick an, der ihm noch so gut in Erinnerung geschrieben stand.
Der Erzengel räusperte sich, irritiert, und wandte den prüfenden, scharfen Blick von der grau-silbernen Stute ab. Noch einmal räusperte er sich und wollte sich gerade entschuldigen, dass er die Stute mit jemanden verwechselt haben müsse, den er glaubte zu kennen - da erhob sich die Stimme der Stute glockenhell und grüßte ihn. "Erzengel" nannte sie ihn und bließ jeden Zweifel fort, dass es jemand anderes als Liesel sein musste. Die Fremden im Tal wusste wohl seinen Namen, doch dass er ein Erzengel war, dass wussten nur die engsten Vertrauten.

Und Liesel.

Die Ohren des stattlichen Hengstes zuckten in seinem schlanken Nacken, während er scheinbar zu Stein gefror. Sein Haupt, stolz erhoben, seine Muskeln deutlich unter dem silbrig-weißen Fell sich abzeichnend, seine Nüstern schockiert gebläht. Er wandte sich um, seine dunklen Augen blitzend. "Du trägst ihre Gestalt unter fremden Gewand, du blickst mit ihren Augen, doch deine Farbe scheint hindurch - du nutzt ihre Worte, doch deine Stimme verrät dich. Wer bist du?" - und was hast du mit Liesel getan?! Raphael schien zu beben, während gleißend-heller Zorn seine Gestalt einzuhüllen begann. "Sprich!"


26.07.2013, 10:00
» Liesel
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Raphael


Liesel hätte alles erwartet: Misstrauen, Freundschaft, Standpauken, weise Worte. Aber damit hatte sie nicht gerechnet. Ihre Augen wurden groß, wobei das Blau umso schöner heraus trat. Ihr Mund war weit geöffnet, sie schnappte empört nach Luft. Na hör mal, Federvieh. Was ist denn in dich gefahren? "Jetzt willst du mich aber auf den Arm nehmen, Engel. So lange war ich nicht weg. So sehr gealtert kann ich nicht sein, dass du mich nicht wiedererkennst." Skeptisch beäugte sie ihn, während ich mit einem Lächeln darüber verweilte. Ich konnte es Raphael nicht verübeln. Liesel selbst nahm die Veränderungen nicht wahr, aber ein Außenstehender? Ihr Körper war weiblicher, heller, reiner, schöner. (Nicht, dass sie nicht immer schon schön war. Aber: aus dem Mädchen war eine Stute geworden. Eine unglaublich attraktive noch dazu!) Ihre Stimme klang einige Oktaven heller, reiner, glockengleich. Als sänge sie, dabei sprach sie nur. Ihre Augen waren blau. Blau! Nicht so, dass ein Schimmer sie hätte verunreinigt. Sie schimmerten bläulich, wenn auch dunkel. Mitternachtsblau. Und ja. Ihre Aura - oder wie auch immer man es nennen mochte. Ein Hoch von Sonnenuntergang und Mitternacht. Das wiederum konnten natürlich nur unsterbliche Wesen feststellen. Sie selbst war dazu nicht imstande, obwohl sie nun nicht mehr ganz so sterblich war. Doch was war sie? Ein Halbgeist war man doch nur, wenn der Geist Besitz ergriff. Liesel jedoch hatte die Kontrolle behalten, spürte lediglich das zweite Herz in sich schlagen. (Noch wusste sie nicht, dass mit diesem zweiten Herzschlag schreckliche Albträume über sie fallen würden, wenn der Mond am höchsten Punkt stand.) Wie gesagt, ich verüble Raphael seine Reaktion nicht. Er musste verblüfft, misstrauisch sein. Liesel hingegen fand das alles andere als komisch, sie war genervt. Sie konnte nicht begreifen, wie der Engel sie in so kurzer Zeit vergessen haben konnte.


26.07.2013, 12:04
» Raphael
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Liesel.



Zögerlich zog die Nacht herauf, während der Unsterbliche und das Mädchen sich gegenüber standen, einander betrachteten und Raphael verzweifelt die Veränderungen, die sich an der zierlichen Stute abzeichneten, zu verstehen suchte. Der Himmel nahm zuerst einen goldenen Ton an, färbte sich dann ein blutiges Rot und wurde schließlich zu einem satten Mitternachtsblau - der Farbe, die auch um die Sterbliche herumtanzte, ihre Aura faszinierend pulsieren ließ. Der Erzengel lauschte den Worten, die frech und gerade heraus klangen, wie Liesel es eh und je getan hatte... "Jetzt willst du mich aber auf den Arm nehmen, Engel. So lange war ich nicht weg. So sehr gealtert kann ich nicht sein, dass du mich nicht wiedererkennst." - doch die Stimme war falsch. Hörte sie denn die Glöckchenklänge nicht? Das sanfte Vibrato in ihrer Stimme, das nicht zu dem Mädchen gehörte, dass er einst kennengelernt hatte?
Raphael räusperte sich leise, zeigte sich nicht länger zornig, obschon solch freches Mundwerk jeden Anderen in tiefste Schwierigkeiten gebracht hätte. Liesel hingegen hielt eine seltsame, vollkommen einzigartige Stellung in Raphaels Hierarchie inne - obwohl sie nicht einmal Teil der Herde oder seines Spezialbundes war. "Lange fort warst du nicht, Sterbliche, da geb' ich dir recht. Doch was die Alterung angeht... so wäre vielleicht "gereift" eher das Wort der Wahl." Der Schimmelhengst blinzelte, während ein lässiges Grinsen auf seine Lippen kroch. "Du bist vom Kinde zur Frau - nicht gealtert, sondern gereift." Fast schon erwartete der Erzengel nun einen wütenden Ausbruch oder, was noch viel schlimmer wäre, ein verstörtes Hinfort-Flüchten. Doch egal welche Szenarien sich in seinem Geist darstellten, so zeigte er diese nicht nach außen hin. Er musterte mit dunklen Augen ruhig die Stute, die er, ohne es sich recht bewusst zu sein, so lieb gewonnen hatte; er atmete tief ein und entspannte sich in der kühleren Nachtluft.


30.07.2013, 22:29
» Liesel
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Rapfengel


Ein seichtes Kichern floh aus der Kehle der Stute hinaus in die kalte, trostlose Welt und erhellte sie somit ein wenig. Der Sonnenuntergang zeichnete schöne Farben auf das helle Fell der Sonderbaren. Das Echo ihres eigenen Herzschlages schlug ebenso heftig gegen die Brustwand, wie sein Vorbild - Liesels wahres Herz. Es irritierte Liesel, dass sie diesen Wiederhall nicht verstehen, nicht einordnen konnte. Sie war an diesen Ort gegangen, um Raphael von dieser Veränderung - der einzigen, die sie selbst wahrnahm - zu erzählen, um bei ihm Schutz zu suchen und auf Heilung zu hoffen. Letzteres zumindest schien nahezu erfüllt, denn Liesels Körper war nun bloß noch von rosableichen Narben verunziert. Und als ein Vogel weit hin im Gebüsch zu zwitschern begann, wandte sie sich pfeilschnell in die exakte Richtung und begann dann, leise das Lied des einsamen Federviehs mitzusingen, denn ein anderer wagte nicht einzustimmen. Sei es, weil tatsächlich kein Artgenosse sich in seiner Reichweite befand. Sei es, weil keiner das Wort zu erheben wagte.

Ich setzte mich ein wenig bequemer an den Rand des Geschehens und musterte Raphaels Züge, wie sie sich allmählich glätteten und veränderten. Was mochte wohl in dem Erzengel vor sich gehen? Die Jahrhunderte an Erfahrung lauerten darin, wussten, etwas stimmte nicht. Und doch schien er seine Liesel zu erkennen. In jener Hülle, die eindeutig Liesel war und dann doch wieder nicht. Glaubt mir, wäre ich ein Pferd und kein... farbloser, grau-schwarzer Schleier der die Welt befällt, ich hätte sie - anmutig, schön und klug - zu meiner Gefährtin erwählt. So aber beließ ich es dabei, sie zu beobachten und mich an ihr satt zu sehen, mich an ihr zu erfreuen. Wie auch Raphael das womöglich tat. Doch wie ich ihn kannte, und - bei all meinen Liesel-Beobachtungen war das unumgänglich- ich hatte ihn oft beobachtet, konnte ich es ihm nicht zutrauen, all das auf sich beruhen zu lassen. Er würde nach des Rätsels Lösung suchen, bis er es fand.

Liesel hingegen, beruhigt durch Raphaels Anwesenheit, schien die schrecklichen Geschehnisse aus dem Kopf verbannt zu haben. Sie lächelte einem Engel - entschuldigt bitte den Vergleich - ähnlich und Raphaels Worte quittierte sie mit einem undefinierbaren Blick. Gereift war auch nicht das richtige Wort, lieber Engel. Sie sah schlichtweg wie eine vervollkommnete Version dessen aus, was vor einigen Wochen oder gar Monaten im Zorn von ihm ging. Schön, stark, anmutig.

"Tja, Engel. Es ist eine kleine Weile vergangen, seit wir uns das letzte Mal sahen." Und mit diesen Worten erlosch das Lächeln, denn dieser Gedanke erinnerte sie gezwungen an die Schandtaten Faithless'. Sie wusste, dies war nun die rechte Zeit, den Engel darauf anzusprechen. Doch sie wollte die Wiedersehensfreude nicht damit trüben, schob die Gedanken beiseite und baute das freudige Lächeln mühsam, Stein um Stein, wieder an Ort und Stelle. "Wie ist es dir ergangen?"


30.07.2013, 22:45
» Raphael
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Saumensch.



Sie hatte recht. Natürlich war eine ganze Weile vergangen, seit der Engel und das Mädchen sich zum letzten Mal gesehen hatten. Und ihr Abschied war keineswegs rosig und friedsam gewesen, sondern einer von Trauer, Schmerz und vielleicht sogar Hass. Letzteres Gefühl war nicht vollkommen offensichtlich, doch der stattliche Schimmelhengst hatte seit dem Tag ihres Zerwürfnisses keinen Zweifel daran gehabt, dass die Stute ihn nun für immer abgrundtief hassen würde. Schließlich lagen Liebe und Hass so nah bei einander, angespornt durch Leidenschaft.
Der Schimmel seufzte leise, wandte den Blick von der zierlichen Stute ab, denn ihr Anblick irritierte den Hengst bis ins Innerste. Von ihr ging so viel Schönheit aus; all das Graue, das sie als Mauerblümchen gezeichnet hatte, schien verschwunden und durch die pulsierende Aura aus den Farben des frühen Morgens ersetzt. Die letzten kindlichen Züge waren gewichen, und obschon ihre Augen leuchteten und den großrahmigen Hengst fasziniert betrachteten, so konnte Raphael doch erkennen, dass Schatten in ihr lauerten.

"Wie ist es dir ergangen?"

Der Hengst grollte einen kurzen Moment, ließ die vergangenen Monate Revue passieren. Sein Blick glitt über die weitläufe Wiese, huschte über den Waldrand, der an einer Seite die Grenze des Herdenplatzes markierte. Und schließlich blieben seine Augen an der leuchtendsten Präsenz auf dem Herdengebiet hängen: Caliane. Raphael lächelte schwach, blickte dann wieder Liesel an und sagte: "Ich könnte mich nicht beklagen, dass es mir schlecht ergangen wäre. Einige Dinge haben sich verändert, aber nicht unbedingt zum Schlechteren hin." Sein Gesichtsausdruck wurde einen Moment lang verschmitzt, doch er konnte spüren, dass sein Gegenüber keineswegs so entspannt war wie er - und dass ihr Lächeln nur mühsam und zaghaft kam.
Raphael schnaubte leise und wurde mit einem Mal sehr viel ernster, so wie es schlagartig kälter wurde, wenn eine Wolke vor die Sonne zog. "Du bist nicht für belanglosen Small-Talk hergekommen. Ich sehe, dass alte und fremde Geister dich plagen." Er meinte die Schatten in ihren Augen, die fremden Gedanken, die plötzliche Empfindsamkeit. "Willst du mir erzählen, wie es dir so ergangen ist, während du ... fort warst?" Fast hätte er "bei ihm" gesagt, doch Raphael fand die Worte zu anklagend. Liesel sollte nicht verschrecken.

Der Schimmel schwieg nun, hielt seine gesamte Aufmerksamkeit auf Liesel konzentriert. Ein leichter silbriger Schein hüllte den Schimmel ein, während er sich selbst seine Gedanken zu Faithless machte, während Temperament und Hass in ihm aufglühten. Es war keine Eifersucht, die in dem Erzengel brannte, viel mehr ein gestärktes Verlangen Liesel endlich erobern und als das Seine präsentieren zu können.


30.07.2013, 23:21
» Liesel
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Raphael


Liesel folgte seinen Blicken und erkannte eine wunderschöne Stute, die von innen heraus zu leuchten schien. Wer war das? In ihren Zügen glich sie Raphael, doch diese Ähnlichkeit nahm das junge Mädchen nicht wahr. Stattdessen zuckte ein eifersüchtiger Blitz in ihr Herz und drohte, eine erneute Flucht hervor zu rufen. Zurück zu Faithless konnte sie nicht, aber sie würde schon jemanden finden. Irgendjemanden. Und zur Not blieb sie eben allein. Es war ihr nicht erklärbar, doch sie spürte, dass sie die notwendige Kraft dazu besaß. "Ich verstehe." presste sie mühsam zwischen den krampfhaft zum Lächeln gekräuselten Lippen hervor. Dass die Dinge sich nicht zum Schlechten hin gewandelt haben sah sie. Das weiße Stück da drüben war eindeutig schöner als sie. (Wobei... mal ehrlich... Liesel unterschätzte sich deutlich. Caliane mochte schön sein. Aber Liesel... Vielleicht bin ich ja auch voreingenommen.) Sie mahnte sich zur Besinnung, wurde auf einen Schlag ebenso kühler, wenn auch aus anderen Gründen. Mit einem Mal war ihr nicht mehr danach, ihm eine Freude zu bereiten. Es stand nicht mehr in ihrem Sinn, ihm fröhliche und gute Botschaften zu überbringen. Mit einem sarkastischen Lächeln auf den Lippen, diesmal echt und ungespielt, musterte sie ihn von oben bis unten.

"Fremde Geister... soll das ein Wortwitz sein?" fragte sie erstaunt darüber, dass er wohl schon erkannt zu haben schien, was geschehen war. "Aber wenn du so willst, dann kann man das gern auch so ausdrücken. Aber ihr Experiment an mir hat wohl nicht geklappt. Sie haben mich liegen lassen, dachten ich sei tot. Hätten sie gewusst, dass ich es überlebt habe - sie hätten dafür gesorgt, dass ich nicht hierher gekommen wäre." Herzschlag...Herzschlag...Doppelt...Herzschlag...Herzschlag...Doppelt. Er begann zu rasen. Beide begannen sie zu rasen. Sie spürte es. Sie spürte, wie der ungebetene Gast in ihr nervös wurde. Oder bildete sie sich all das gar ein? Für einen Moment blitzte wieder das Blau in ihren Augen hindurch, stärker als zuvor. Hätte Liesel es gesehen, sie hätte vielleicht nicht verstanden und doch versucht, zu kombinieren. Ich aber kann euch sagen; es war Angst. Der oder das, der da in Liesel gefangen war, hatte Angst. Und zwar vor dem Erzengel.


31.07.2013, 10:45
» Raphael
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Eleniesel.



Kaum hatte der Hengst seine Worte wie glühende Kohlen fallen gelassen, da bemerkte er die Regung in der Stute. Seine schlanken Ohren spitzten sich vorsichtig, wurden aufmerksam, als er einen Herzschlag schmetterlingsgleich flatternd zu hören meinte. Liesel schien beunruhigt, verschloss sich vor dem stolzen Engel und ihre dunklen Augen blitzten in einem fast angriffslustigen Blau. Weswegen war sie beunruhigt? Raphaels Blick schweifte noch einmal mit maskuliner Lässigkeit über sein Herdengebiet. Blieb hängen: Caliane.
Das konnte doch nicht sein! Der Engel schüttelte sein Haupt, dass ihm die langen Strähnen seines Schopfes in die Augen fielen, nahm zur Sterblichen wieder einmal Blickkontakt auf. Liesel war eifersüchtig auf Caliane? Die Ähnlichkeit zwischen Mutter und Sohn war unverkennbar - wie konnte das Mädchen die eindeutige verwandtschaftliche Beziehung zwischen den beiden Engeln übersehen?

Der großrahmige Schimmel schmunzelte, doch es war kein freundliches oder gar herzliches Lächeln. Viel mehr glich es dem kühl-amüsierten Lächeln des Unsterblichen, der Äonen von Jahre bereits erlebt, Königreiche und Dynastien aufblühen und untergehen gesehen hatte. Doch nun erhob das mausgraue Mädchen seine fremde Stimme und die Worte waren scharf, trafen den Erzengel wie scharfe Glassplitter ins Herz: "Wenn du so willst, dann kann man das gern auch so ausdrücken. Aber ihr Experiment an mir hat wohl nicht geklappt. Sie haben mich liegen lassen, dachten ich sei tot. Hätten sie gewusst, dass ich es überlebt habe - sie hätten dafür gesorgt, dass ich nicht hierher gekommen wäre." Jede Freundlichkeit oder Erleichterung, über die Nähe des Schimmels, die vorhin noch sichtbar gewesen war, schien schlagartig erloschen. In Liesels Stimme, zwar glockenhell, klirrte Eiseskälte.
Raphael grollte erneut, tief in sich hinein: "Ihr Experiment soll fehlgeschlagen sein? Kaum vorstellbar." Seine Worte spie der Hengst aus, trocken und mit deutlicher Ablehnung. Er konnte sehen, dass in Liesel etwas tobte, was zuvor dort nicht gewesen war. Allein das Blau, die Mitternachtsfarben. All das waren Indizien für eine Veränderung, die nicht nur durch die Reifung zur Frau erklärt werden konnte. "Trotzdessen bin ich froh, dass der Tod dich verschont hat und du - aus welchen Beweggründen auch immer - nun hierher gekommen bist." Ein schwaches Aufblitzen eines Lächelns.


31.07.2013, 15:09
» Liesel
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Pfengelchen


Meine Blicke schweiften über das weitläufige Herdengebiet Raphaels, das er nun gemeinsam mit seiner Mutter - der fremden Schönen - beherrschte. Ich fragte mich, welchen Rang Caliane, ihr Name war mir geläufig, denn der Tod kommt viel herum, dabei einnahm. Rechte Hand oder hatte sie gar die Macht des Sohnes übernommen? Das wiederum glaubte ich nicht, so gut schien ich Raphael einschätzen zu können. Mein Fokus verweilte wieder auf Liesel, nachdem ich all das in Augenschein genommen hatte. Ich konnte Raphaels Miene nicht recht einschätzen: oft schon hatte ich diesen Ausdruck in seinen Augen gesehen. Dies war der Blick eines Wesens, dass beinahe so lange auf Erden verweilte wie ich. Umso beeindruckender fand ich es, dass die hochgewachsene Helle, seine Mutter, umso älter war. Allein ich jedoch stand von Anfang an mit meinen Füßen fest auf dem Erdenrund, nahm schon immer an mich, was mir zustand.

Liesel betrachtete Raphael kühl, ihre Stirn war glatt und doch hätte man Sorgenfalten darauf vermuten können. Ihre schönen schwarzen Augen schimmerten bläulich, als sie ihren Blick dem Herdenplatz zuwand und für kurze Momente innehielt, die Gedanken an Faithless weiterzuspinnen. Vielmehr verweilte ihr Blick erneut auf der Fremden, der sie in einem Anflug von Zorn am liebsten das Herz heraus gerissen hätte. Doch es war ja ihre eigene Schuld. Sie selbst hatte Raphael verlassen und ihn somit in die Arme dieser bezaubernden Hellen gesandt. Sie wollte keine Närrin sein, doch die Eifersucht ließ sie erblinden. "Wie du siehst..." und sie wandte sich wieder zu ihm, eine geschmeidige Bewegung vollführend. "...bin ich noch ganz bei Sinnen. Von mir hat keiner der Geister Besitz ergriffen. Da ist nichts, was darauf hindeutet, dass dieses Experiment gut gegangen ist." Sie lächelte kalt und überlegen und spürte dabei ein Gefühl, dass nicht das ihre war. Ein Gefühl; ein Charakterzug, der nicht der ihre war. Sie spürte jedoch noch immer dieses heiße Verlangen nach dem schönen Leithengst dieser Herde und das zweite Herz in ihrer Brust schien ebenso für ihn zu schlagen. Da war mehr, das spürte sie. Doch das hätte sie Raphael im Leben nicht gesagt. Was würde er mit ihr anstellen, wenn er von diesem Fehlstand erfuhr? Würde sie das das Leben kosten? "Diese Beweggründe sind mir mittlerweile selbst nicht mehr ganz klar. Womöglich war dies bloß ein Nebeneffekt des Wassermangels und der Wunden." Apropos Wunden; verwirrt bewegte sie sich in einer leisen Bewegung und fühlte, suchte. Wo waren die Wunden? Sie hatte klaffende, unglaublich tiefe Wunden getragen, als sie ins Gebiet der Adoyan Enay geschlichen war. Und nun? Da war nichts. Kein Schmerz. Kein gar nichts. Verblüfft blieb sogar sie für einige Sekunden ganz still.


31.07.2013, 15:48
» Raphael
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Liesel.



Der Erzengel seufzte. Den Sturkopf schien die junge Schimmelstute auf jeden Fall nach wie vor zu besitzen, daran bestand kein Zweifel. Ihre widerspenstigen Worte, der Starrsinn, der sie so faszinierend für den Unsterblichen machte - all das erinnerte ihn an die alte Liesel. Raphaels Mundwinkel zuckten noch einmal kurz. "Dann wirst du wohl Recht haben", murmelte er und wandte sich dann von der Stute ab. Er war rastlos, schien umher gehen zu wollen, noch besser umher zu rennen, um die überschüssige Energie verbrennen zu können.

Kurz blickte er die mausgraue Stute, die nun nicht mehr von Wunden übersäht war, sondern nur noch viele rosa Narben trug, an. Ihr seidiges Fell war verdreckt und verstaubt, und viel hatte sie aus der Pfütze nicht trinken können. "Wir gehen zum See", erhob der Engel bestimmt seine Stimme, trat hinter Liesel und machte der Stute somit unmissverständlich klar, dass sie voran gehen sollte. "Ein Bad wird dir gut tun, deine Narben ein wenig reinigen und kühlen, und außerdem schadet es nicht nach der Hitze der vergangenen Tage sich mal wieder richtig abzukühlen." Seine dunklen Augen blitzten, während er sprach, dann drückte er mit seiner Brust gegen Liesels Flanke, schob den zierlichen Körper der Schimmelstute beinahe in die Richtung des angestrebten Zielortes.
Es mochte vielleicht verwundern, dass Raphael kein Wort über die unglaublich schnelle Wundheilung des Mädchens verlor.. doch der Unsterbliche heilte um noch einiges schneller und auch die jüngeren Engel und Erschaffenen heilten zügiger als es das Mädchen getan hatte. Sein Kontakt zu übrigen Sterblichen, vor allem verletzten Sterblichen, hatte sich in seiner gesamten Lebenszeit relativ gering gehalten, sodass ihm einfach das Gefühl dafür fehlte, dass es sich bei Liesels Heilung um eine Abnormalität handelte. Im Gegenteil: es freute den Hengst viel mehr zu sehen, dass es der Stute schon wesentlich besser ging, als noch am Tag zuvor.


31.07.2013, 16:43
» Liesel
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Raphael


Empört vernahm sie die Bestimmtheit, mit der Raphael ihr den Weg wies ohne sie zu fragen. Was, wenn sie gar nicht zum See wollte? Aber sie wusste, groß etwas gegen den Erzengel ausrichten konnte sie ohnehin nicht. Was sollte sie ihm schon entgegensetzen? Sie wäre ihm gefolgt, stellte jedoch mit Missbilligung fest, dass der Helle sie schob. Toll. Sie verdrehte die Augen und stolperte, noch immer etwas geschwächt, davon und gerade in Richtung des Sees, der ja nicht weit von hier lag. Sie sah die große, schimmernde Scheibe bereits und erkannte auch schon von weitem, dass das Wasser stark zurück gegangen war angesichts der tropischen Temperaturen. Wasser würde ihr gut tun, ein kleines Bad konnte nicht schaden. Nebenher betrachtet erkannte sie auch, dass Müdigkeit sie zu übermannen drohte. Die Aufregung der letzten Stunden hatte sie gar nicht zu Schlaf kommen lassen. Nun aber, da die erste Schockwelle überstanden, konnte sie wieder klare Gedanken fassen und erkannte, in welchem erbärmlichen Zustand sie eigentlich war. Ihr fielen die Augen während des Laufens zu, umso zufriedener, als sie den See erreichten. Sie neigte ihr Haupt und genoss einige kühle Züge des klaren Nass.
"Jetzt mal ehrlich, Erzengel. Was ist dein Problem?" sprach sie nach langem schweigen und konnte doch ein herzhaftes Gähnen nicht unterdrücken. Das Plätzchen dort unterm Baum sah aber auch zu verlockend aus. Schattig und weich bemoost. Doch sie weigerte sich, wollte Raphael nicht schon wieder verlieren, ihn von sich stoßen, ihm langweilig werden. Auch wenn es sichtlich zu spät war, um die Gunst des für sie eh nicht zu erreichenden Erzengels zu buhlen.


31.07.2013, 22:36
» Raphael
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Liesel.



Raphael lachte. Er war gemütlich mit langen, eleganten Schritten hinter dem Mädchen her zum See gefolgt, hatte selbst einige große Schlucke getrunken. Nun stand die Schimmelstute vielleicht einen Meter von dem großrahmigen Hengst entfernt, die Augen vor Müdigkeit schwer. Doch sie sah ihn immer noch auf meisterliche Art und Weise keck an und pöbelte ihn fast an: "Jetzt mal ehrlich, Erzengel. Was ist dein Problem?"
Bei so etwas konnte der Engel nur lachen. Er warf ihr einen amüsierten, überraschten Blick zu, während sich seine Oberlippe gefährlich kräuselte. "Wie kommst du darauf, dass gerade ich ein Problem habe?" Unausgesprochen ließ er die Andeutung, dass eindeutig sie es war, die sich ihrer Probleme selbst nicht bewusst zu sein schien.

Der Schimmelhengst schüttelte seine lange Mähne, wandte den Blick von der zierlichen Stute ab und begann langsam in das kühle Nass zu waten. Auf der fast spiegelglatten Oberfläche des Wasser schimmerten die Reflexionen unzähliger Sterne. Der Mond, eine schmale, silberne Sichel, lugte an einer schwachen Wolke vorbei und tauchte die ganze Szenerie in herzerweichende Romantik.
Eine Romantik, die Raphael nicht wahrnahm. Er watete bis zum Bauch in den See und blieb dann stehen, wandte sich zu Liesel um. "Wolltest du nicht baden? So viel Schrubben kannst du gar nicht, wie deine Dreckkruste dick ist." Er stichelte, provozierte das Mädchen, doch seine Stimme, so unsterblich schön und grausam sie vielleicht klingen mochte, enthielt die Begeisterung eines kleinen Jungen der mit seiner Sandkastenfreundin spielen ging.


31.07.2013, 22:52
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Geschlossen