Selbstbewusst - oder selbstverliebt?
Gut erzogen - oder verzogen?
Frauenheld - oder frauenfeindlich?
Was findet sich unter den dicken Schicht Selbstinszenierung und Drama?
Und was bleibt übrig, wenn das einzige, worüber man sich selbst definiert - ein Königssohn zu sein, nämlich -, plötzlich nichts mehr zählt?
Amalrich hat noch viel zu lernen - und ob er schnell genug lernen kann, wird sich im Stillreich zeigen.
Denn sicher ist ihm hier nicht jeder friedlich gesinnt...
Vergangenheit
"Mit dem goldenen Löffel im Mund geboren" - dieser Satz beschreibt perfekt Amalrichs bisheriges Leben und sein Aufwachsen.
Er ist ein Königssohn, Lieblingssohn seiner Mutter und stolzer Abkömmling seines Vaters, des Leithengstes, und als dieser genießt er in seiner Herde eine hohe Stellung.
Nie musste er sich um etwas anderes Sorgen machen, als um sein Aussehen - und selbst darum macht er sich keine, denn mit seinem üppigen, leicht gewelltem Langhaar, seinen stahlblauen Augen und dem silbrigen, leicht golden glänzendem Fell ist er wunderschön. Und das weiß er auch.
In seiner Herde ist er neben seinem Vater die unangefochtene Nummer 1 - niemand würde es wagen, ihm zu widersprechen, niemand würde ihn offen angreifen oder sich ihm widersetzen.
Für Amalrich ist das Normalität. Von einer Stute abgewiesen zu werden oder von dessen Liebhaber in einem Konkurrenzkampf angegriffen zu werden?
Das alles kennt er nicht.
Er ist ein Königssohn, für ihn gelten andere Regeln.
Doch dass diese eben nur hier, in seiner heimatlichen Herde, und nicht draußen in der echten Welt gelten, das wird Amalrich bald erfahren.
Als ihn sein Vater ausschickt, um die Herde zu vergrößern und neue Stuten anzuwerben, wird er unweigerlich mit einer unbequemen Wahrheit konfrontiert: Im Stillreich gibt es viele Königssöhne. Hier gelten andere Regeln. Und diese gehen nicht gerade sanft mit Amalrich um.
