Während schwere Wassertropfen aus Will's Fell zu Boden fielen, stand er dort und blicke sich um. Die Bäume verloren langsam aber sicher ihr Laub und der Wald gab einen bunten Ausblick. Manche Baumkronen waren rot, manche gelb, einige wenige noch grün. Und viele waren einfach kahl mit dürren Ästen, die sich wie Finger in alle Richtungen ausstreckten und nach allem um sie herum griffen, um es zu packen und mit sich zu ziehen. Der Herbst war eine so bunte Jahreszeit, doch in Wirklichkeit war es nur die Ruhe vor dem Sturm, denn nach dem Herbst kam der Winter. Der Winter war undankbar, kalt und geprägt von Einsamkeit. Und Tod. Der Rappe schüttelte seinen Kopf, den Kiefer angespannt. Er sollte aufhören so viel nach zu denken, erst recht wenn ihn solche dunklen Gedanken verfolgten. Ein eisiger Wind streifte an ihm vorbei, wirbelte das vertrocknete Laub auf und ließ die Wasseroberfläche sich kräuseln. Gedankenverloren betrachtete er nun erneut das Spiel der Wellen und genoss diesen Moment der Stille und des Friedens. Immer wieder flüchtete er in diesen Schein von Sicherheit, denn er gab ihm Halt wenn dunkle Gedanken und Erinnerungen ihn plagten. Er schnaubte entspannt, der Schlaf drohte ihn einzuholen und er ließ den Kopf hängen, begann leicht zu dösen.
Als schließlich ein Knacken einen Artgenossen ankündigte, zuckte er zusammen und erwachte aus seiner Trance. Er blickte sich unsicher scharrend um, und entlang des Flusses, der vom Wasserfall abging, bewegte sich eine schmächtige Figur auf ihn zu. Will wich ängstlich zur Seite aus und betrachtete das fremde Pferd aus den Augenwinkeln. Da stockte ihm der Atem, als die Äste über den Körper des Fremden zu einem Geweih artigen Gebilde formten. Die Gestalt lief geradewegs auf ihn zu, mit leicht gesenktem Kopf und seine Beine begannen zu zittern, als er eilig wieder geradeaus ins Wasser starrte. Vielleicht, wenn es nicht wusste, dass er es gesehen hatte, würde es verschwinden. Es war die Gestalt aus seinen Träumen er wusste es! Doch es war helllichter Tag, oder nicht? Er blinzelte vorsichtig in die Sonne, jedoch ohne sich einen Millimeter zu bewegen. Ja, er war wach, er musste wach sein, wie konnte das alles passieren? Ein Zittern ging durch seinen Körper, als er hörte wie das Wesen näher kam. Er blähte die Nüstern, es roch.. es roch gar nicht so wie er es erwartet hätte. Es roch nach einer Stute.. verunsichert verlagerte Will sein Gewicht und leckte sich nervös die Lippen, atmete vorsichtig aus. „W.. was willst du?“, fragte er schließlich leise, flüsterte fast, hauchte die Wort vorsichtig. Dann drehte er leicht den Kopf, doch ließ den Blick aufs Wasser gerichtet. Erst als er ein paar beruhigende tiefe Atemzüge getan hatte, traute er sich den Blick auf den Boden zu richten und schließlich auf ihre Hufe – und ließ ihn hinauf wandern. Bis er an ihren Lippen hängen blieb. Sie.. sie schien eine normale Stute. Er.. er glaubte es kaum. Er atmete erleichtert aus und taumelte ein Stück zur Seite, ehe er sich wieder fasste. „Es tut mir Leid, ich .. ich..“, meinte er und verstummte dann wieder, den Kopf senkend. Dann blickte er vorsichtig ihren Schweif an, ihre Ohren, ihre Nüstern. War sie freundlich? Oder war sie doch ein Monster, wie die andere Stute?