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Salira » 15.10.2015, 12:51 » Oktober 2015
willkommen smilie
Salira » 14.10.2015, 15:40 » Bücher
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Salira » 14.10.2015, 15:39 » Bücher
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Salira » 14.10.2015, 15:38 » Bücher
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Salira » 14.10.2015, 15:38 » Bücher
„Wir wollen dir nichts tun, doch wir werden dich nicht schutzlos zurücklassen, damit du, auf dich selbst gestellt, qualvoll verenden würdest. Es gibt hier zu viele Gefahren, denen du noch nicht gewachsen bist. Bei unserer Schule wirst du die Sicherheit und Ausbildung erhalten, um deinem Schicksal gerecht werden zu können. Deine Art ist sehr selten.“
Ernsthaft? Das war alles? Und dafür wurde ich nun einfach gegen meinen Willen mitgenommen.
Erst jetzt machte ich mir die Mühe die jungen Zweibeiner anzusehen. Menschen und Elfen waren hier anscheinend keine Seltenheit. Dieses Wissen war schon immer tief in mir verankert gewesen, seit ich mich erinnern konnte.
Ich wuchs mit der Evolution, dem Wissen der Drachen die ihr Leben ließen. So war es schon immer, und so würde es immer sein. Nur leider wurde nicht alles wissen weitergegeben. Viele Kampffähigkeiten entwickelten sich ausschließlich mit Training.
Der Hunger, den ich seit dem Schlüpfen verspürt hatte und welchen ich einfach vernachlässigt hatte, war mir inzwischen vergangen. Zurück blieb nur die Resignation. Wie es wohl weiter ging?
Der Drache erhob sich in die Luft, indem er sich mit den verblieben drei Beinen abstieß und schnell aufstieg. Widerwillig war ich fasziniert von der Aussicht, von den vielen Eindrücken der Welt, in der ich nun Leben sollte. So lang hatte ich mir Zeit gelassen um auf diesen Augenblick hinzuarbeiten. Und nun war er nicht bei mir. Sofort trübte sich meine Stimmung wieder, als wir uns immer weiter von ihm entfernten. Immer schneller bauten wir den Abstand auf. Ich blickte zurück. Zu der Stelle, wo ich ihn vermutete, aber ich konnte nichts erkennen. Dazu waren wir schon zu weit weg.

Schlaff hing ich in den Pranken des Älteren, als ich ein gigantisches Gebäude entdeckte. Es war sogar nach Drachenmaßstäben riesig. Hoch in die Luft erhob sich der Stein, aus dem das ganze Gebäude zu bestehen schien. Bis in die Wolken reichten einige Teile der Burg. Nannte man soetwas noch Burg? Der Mensch nannte es Schule, was auch immer die genauere Bedeutung dieses Wortes war. Von außen schien alles ruhig zu sein. Umgeben von einer riesigen Schlucht, welche um den Koloss verlief, ermöglichte kein Hineinkommen ohne Flügel. Immer weiter sank mein Mut, die Hoffnung, ihn doch noch zu finden. Wie sollte ich es hier schaffen heraus zu kommen?
Ich sah immer wieder rot vor Wut, als wir endlich gelandet waren. Der Flug war ruhig gewesen und schnell vergangen, doch die Distanz, die jetzt zwischen uns herrschte, war nervenaufreibend. Ob er mich suchen würde? Ob er so lange überleben würde?
Andere junge Menschen und Elfen kamen zusammen und bestaunten mich neugierig. Wieder einmal hatte ich vergessen, dass es auch bei meinem Ei andere gegeben hatte. Diese konnte ich nun nicht mehr sehen. Vielleicht liefen sie, oder sie wurden von wem anderen hergebracht, es war mir egal. Die Teilweise sehr traurigen aber auch erleichterten Blicke wollte ich mir gar nicht mehr vorstellen. Auch jetzt wurde ich erwartungsvoll und neugierig bestaunt. Unwohl blieb ich erst einmal stehen und ließ die Situation ruhig auf mich wirken.
Bald schaffte ich es, die bohrenden Blicke zu ignorieren. Nun wollte ich einfach nur weg.
Auf der Suche nach einer Schwachstelle fand ich diese bald. An einer Stelle standen nur wenige junge Zweibeiner. Keiner davon schien alt genug zu sein, wie ein kleines Kind für mich, obwohl sie mich größentechnisch noch alle überragten.
In einer plötzlichen Bewegung folgend rannte ich auf diese Stelle zu. Obwohl ich meine Beine immer noch nicht gut koordinieren konnte, schaffte ich es, die beiden Mädchen die mir im Weg standen umzulaufen und an ihnen vorbei zu kommen. Als sich mir andere, teilweise etwas ältere und jüngere in den Weg stellten, sprang ich den ersten an, der in meine Nähe kam. Mit meinen Gewicht vielen wir beide zu Boden, wobei ich es schaffte oben zu bleiben. Mit meinen Klauen riss ich die dünne Haut der Elfin auf, sah das Blut auf den Boden unter uns fließen. Und doch war es mir egal.
Ohne weiter abzuwarten rannte ich weiter, fegte mit der Seite einen weiteren Jungen zu Boden, ehe ich vor jemand deutlich älteren landete. Dieser verfolgte meine Bewegungen, glich jeglichen Versuch an ihm vorbei zu laufen, ohne von ihm erwischt zu werden, sofort aus. Wieder versuche ich aus Mangel an Alternativen mit den Krallen voraus auf ihm zu landen. Wieder fielen wir gemeinsam um. Meine Krallen bohrten sich tief in die Schultern des älteren Elfen. Noch während ich erneut ansetzen wollte und die Beine anhob um erneut auf ihn loszugehen, erwischte er meinen Hals am Ansatz. Mit viel Muskelkraft drückte er sich hoch, schlang seine Beine um meinen Flügelansatz und warf mich mit dem Schwung um. Wütend rudernd begann ich ihn zu beißen. Meine Pranken waren nutzlos, so eng den Körper des anderen gedrückt. Noch während ich mich erneut in seine Schulter verbiss und so den Knochen spüren konnte, Wurde ich von mehreren Händen von ihm herunter gerissen. Immer noch rot vor Wut schlug ich mit Flügel, Pranken und Kopf um mich. Einige Bewegungen stießen auf Widerstand. Die meisten jedoch gingen ins Leere und ich bemerkte die Bewegungen der andere. Wo brachten sie mich hin? Immer energischer schlug ich um mich, versuchte mich durch winden und um mich schlagen zu befreien. Es war vergebens.
Ich wurde in einem Raum gebracht. Umgeben von Stein wurde ich wieder allein gelassen. Ob sie mit mir gesprochen hatten wusste ich nicht mehr.
Als ich allein war seufzte ich. Kurz sah ich mich um, ehe ich mich in eine Ecke verzog und klein zusammen rollte. Erst jetzt nahm ich mir die Zeit zu trauern. Es war einfach hoffnungslos. Die Tür war massiv. Zu stark für einen so jungen Drachen wie mich. Umgeben war ich von reinem Stein, welcher nicht nur massiv und unverwüstlich aussah, sondern auch Spuren der Zeit zeigte, die ihn eher noch unüberwindbarer wirken ließ, als ihn zu schwächen.

Ich wusste nicht wieviel Zeit vergangen war. Ich hatte mich nicht mehr bewegt, seit ich mich in die Ecke verzogen hatte.
Der Mensch von vorhin trat wieder ein, zusammen mit dem, den ich gebissen hatte. Beide stellten starre Mienen zur Schau. Sie wirkten enttäuscht. Gerade sie? Obwohl sie mich doch weggebracht hatten, ohne Chance meinen Gefährten zu finden. Und dabei waren sie enttäuscht?
Ich machte mir gar nicht die Mühe meine noch nicht vorhandene Stimme zu suchen. Sie würde mit der Zeit selbst kommen, doch auch dann wollte ich nicht mit ihnen sprechen. Nie wieder.
Ich hob nicht den Kopf als sie näher kamen, sondern starrte wieder stur auf die Wand vor mir. Sie waren mir egal geworden. Die Hoffnungslosigkeit hatte gesiegt.
Als ich angesprochen wurde, hörte ich nicht einmal richtig zu. Die Worte konnte ich nicht verstehen, konnte deren Bedeutung nicht zuordnen. Es interessierte mich auch nicht. Sollten sie doch tun und sagen was sie wollten.
Ich nahm plötzlich den Geruch von frischem Fleisch war. Noch vor einiger Zeit hätte ich liebend gern gegessen. Doch nun war es mir egal. Der Hunger war nicht mehr zurückgekehrt und ich wollte auch nichts essen. Ich konnte einfach nicht.
Nicht, solange ich ihn noch spürte. Tief vergraben lag das Gefühl, kämpfte sich erst jetzt an die Oberfläche. Noch lebte er. Aber wie lange wohl noch? Sehr lang würde er sich sicher nicht mehr halten.
Irgendwann hörte ich die Tür erneut aufgehen. Ich spürte, dass sie mich wieder verlassen hatten. Das Essen rührte ich nicht an.

Die Tage vergingen immer auf die selbe Art. Ich schlief, grübelte und starrte an die Wand. Immer noch rührte ich mich nicht. Sie kamen jeden Tag, sofern meine Zeitrechnung stimmte. Zweimal am Tag wurde mir neues Fleisch gebracht, welches ich nicht einmal ansah. Noch nie hatte ich dem Drängen nachgegeben, der mein Instinkt war. Ich hatte keinen Hunger.
Mein Körper verspannte sich immer mehr, je länger ich in der Reglosigkeit verharrte.
Doch es kümmerte mich nicht.
Erst nach einigen Tagen, als ich ein schwaches Gefühl hatte, welches ich nicht beschreiben konnte, versuchte ich zum ersten Mal mein Essen. Die Menschen waren schon lange weg, hatten wieder versucht mit mir zu reden. Wieder hatte ich sie ignoriert.
Naserümpfend roch ich an dem frischen Fleisch. Ich wollte nichts essen, aber ich sollte es zumindest versuchen. Wenn ich Rache nehmen wollte, war es unerlässlich das ich überlebte. Die Schwäche, die mit jedem Tag mehr Besitz von mir ergriff, war unnachgiebig.
Irgendwie versuchte ich das Futter zu mir zu nehmen. Es war schwieriger als gedacht.
Als sich das Fleisch langsam herunter würgte hatte, bemerkte ich, dass ich es nicht halten konnte.
Sofort erbrach ich mich wieder und starrte den Klumpen angewidert an. Wieder verzog ich in meine Ecke, die mir Trost versprach und mich als einziges beschützte. Der Raum war zu groß um mich darin wohl zu fühlen.
Als das nächste Mal das Essen gebracht wurde, wurde das Alte erneut weggeräumt. Danach verließen sie den Raum wieder ohne was neues hier zu lassen. Kurze Zeit später kamen sie erneut. Ich nahm einen neuen Geruch wahr, den ich noch nicht zuordnen konnte. Dennoch roch es nach Essen. Einem neuen Essen. Ob es diesmal besser schmeckte? Ich glaubte nicht daran.
Als sie wieder einige Zeit weg waren versuchte ich erneut zu Essen. Das Ergebnis war wieder das selbe. Und wieder bekam ich bei der nächsten Gelegenheit was neues zu Essen.

Es ging nicht lange so, ehe ich eine Veränderung bemerkte. Mein Gefühl wurde stärker, dass ER kam. Doch es war immer noch sehr schwach. So als wäre er ebenfalls so schwach wie ich. Inzwischen schaffte ich es kaum mehr, mich auf den Beinen zu halten. Und doch schien er ganz nah zu sein.
Die Kraft kehrte in meine Glieder zurück. Er war nun ganz nahe.
Als die Menschen das nächste Mal kamen, war ich wieder aufgesprungen. „Es scheint dir langsam Besser zu gehen. Das freut uns sehr. Vielleicht bist du jetzt endlich bereit, mit uns zusammenzuarbeiten. Es wird dir hier gut gehen. Wir kümmern uns um die unsrigen.“
Ach wirklich? Außer dem Futter wurde ich nicht beachtet, eingesperrt in einem Raum, der mich überforderte.
„Tatus verzeiht dir, dass du ihn verletzt hast. Es war eine schwere Situation für uns alle. Ich würde dir gerne weitere Junge Anwärter vorstellen. Sie sind schon sehr erfreut, dich kennenzulernen. Ich bin mir sicher, wir werden die passende Verbindung finden.“
Echt, sie haben keine Angst vor mir?, dachte ich ironisch. Wie auch immer.
Direkt als er erneut zum Sprechen ansetzen wollte, stürmte ich auf die Tür zu. Ich wollte unbedingt zu ihm. Und er war ganz nah. Es war ein ganz schwaches, aber sicheres Gefühl. Er war wirklich hier. Aber er kam nicht zu mir, also ging ich zu ihm.
Obwohl er überrascht war kam ich nicht an ihm vorbei. Bedrohlich verstellte er die Tür. Egal wie sehr ich es auch versuchte, ich erwischte ihn einfach nicht.
„Es tut mir im Herzen weh, dass du uns immer noch so hasst. Aber du bist sehr wertvoll. Ich möchte dich nicht verletzen.“ Damit schloss er die Tür, ehe ich dagegen sprang. Sie gab überhaupt nicht nach. Wütend sprang ich immer wieder dagegen, aber es war sinnlos. Wütend brüllte ich laut, aber auch hier war es vergebens.
Langsam spürte ich ein deutlicheres Pulsieren. Er war wirklich hier, und er war wach. Die Wut die ich empfand war grenzenlos. Sie hielten mich absichtlich von ihm fern. Sie wollten uns quälen. Nur warum? Was hatten wir getan?
Erst nach einiger Zeit, als ich die versuchte Ruhe von ihm bemerkte, die durch den Nebel der Aggression drang, beruhigte ich mich wieder etwas.
Wieder ging ich in meine Ecke, setzte mich lauernd hin und wartete darauf, dass die Tür erneut aufgehen würde. Diesmal würde ich es schaffen. Ich war fest entschlossen.
Es dauerte etwas, aber ich spürte ein näherkommen. Aufregung machte sich in mir breit. Kam er zu mir? War es endlich die Möglichkeit? Musste ich mich herauskämpfen oder wollten sie uns wirklich nichts böses und wir hatten eine Chance?
Als die Tür aufgerissen wurde, starrte ich den Jungen vor mir an, der auf mich zustürmen wollte. Er war jünger als ich erwartet hatte und doch fühlte es sich einfach richtig an. Als wir uns anstarrten, war es klar, das Band rastete ein, was uns aneinander band und das uns zukünftig stärken und begleiten würde. Ein Energieschub erfüllte mich. Sofort sprang ich auf, wollte auf ihn zulaufen. Erst die fremden Männer hinter ihm hielten mich auf. Wollten sie ihm wehtun? Sofort war ich alamiert, bereit ihn zu verteidigen. Damon.

Die beiden Männer blieben am Eingang stehen, als ich Damon wie erstarrt auf mich starren sah. Er wirkte ungläubig, was hier gerade geschah. Das war nicht gerade verwunderlich, wenn man bedachte, dass ich genug Zeit hatte und auch das Wissen, was geschehen war. Doch waren die anderen auch darauf vorbereitet, wieso also er nicht?
So sehr ich mir auch wünschte, ihn sofort näher zu betrachten, es standen immer noch vollkommen Fremde in der Tür. Sie machten jedoch keinerlei Anstalten uns anzugreifen. Einer wirkte neugierig, aber auch so, als würde er wissen was hier geschehen war. Der andere schien nur verwirrt zu sein. Ob er auch nicht wusste, was passiert war?
Durch unser Band spürte ich die erste Verunsicherung, danach spürte ich Wut. Wut die sich jedoch nicht gegen mich, sondern gegen die beiden Männer richtete Unbeholfen ging er auf den größeren, muskelbepackteren zu. Wieso gerade er? Wieso nicht der kleinere, ältere sogar zierlichere? Ob ich auch so unbeholfen aussah, wenn ich angriff? Vermutlich.
Ich empfand nur Besorgnis, dass sie ihn töten würden, obwohl ich ihn gerade erst gefunden hatte. Die Blicke der Beiden zufolge, wollten sie das nicht. Auch als sie angegriffen wurden, wehrten sie sich nur und verletzten den jungen Elfen nicht.
Nun versuchte ich ihn zu beruhigen, schickte diese Beruhigung durch unsere Verbindung. Schnell merkte ich den Unterschied, als seine Muskeln plötzlich erschlafften. Wieder bekam ich den entsetzen und verwirrten Blick von ihm zu spüren. Das machte mich traurig, ein Gefühl, dass ich tief versteckte, um es ihm nicht versehentlich mitzuteilen. Wieso sah er mich so an? So abwertend?
„Können wir jetzt endlich ohne Unterbrechungen deinerseits reden, ohne das du jedes Mal ausrastest Damon?“, die belustigte Stimme kam von dem kleineren Mann und füllte nun die Stille in dem Raum. Den irritierten Blick seines Kameraden wurde ignoriert.Nur langsam nickte Damon.
„Dann lasst uns in einen bequemeren Raum gehen, wo ihr euch in Ruhe stärken könnt, während wir reden.“ War er vielleicht auf unserer Seite? Ich begann wieder zu hoffen, freute mich schon auf das Essen, denn der Hunger war wieder da und ich voller Freude, da ich es diesmal sicher schaffen würde es bei mir zu behalten. Beide folgten wir dem Älteren hinaus. Endlich sah ich mehr von meinem Gefängnis, das mich schon eine gefühlte Ewigkeit gefangen hielt.
„Sag Sacharin Bescheid, dass wir in den kleinen Speisesaal gehen und er uns dort treffen soll.“
Die Anweisung ging an eine Frau, die sofort loseilte und verschwand.
 
Kapitel 9:
Damon

Immer noch konnte ich nicht begreifen was geschehen war. Es verwirrte mich derart, dass ich meine Instinkte vergaß und einfach Zarian folgte, ohne mich umzusehen. Ein törichter Fehler, den ich bereits kurz nachdem ich laufen konnte nicht mehr gemacht hatte. Wissen war Macht. Und das Wissen um eine fremde, vielleicht sogar feindliche Festung war nichts, was man vernachlässigen sollte. So wusste ich nicht, wohin wir gegangen waren, oder wie wir dorthin gelangt waren. Ich sah nur Irina, wenn sie denn wirklich so hieß. Wieso bildete ich mir überhaupt ein, dass ich sie kannte? Es fühlte sich so richtig an, und doch verspürte ich den Drang davon zulaufen, nun da ich wusste, was sie war. Gab es überhaupt ein Geschlecht bei Drachen? Das war nicht ganz eindeutig gewesen in den Aufzeichnungen meiner Rasse. Andererseits machten wir bei unseren Gegnern generell keine Unterschiede, ob es sich um ein männliches oder weibliches, junges oder altes Wesen handelte. Jeder der gegen uns kämpfte oder rebellierte hatte mit den Konsequenzen seines Handelns zu leben.
Das meine Konsequenz war, dass ich mich hier gerade hoffnungslos verlief, oder auch, dass ich einen kleinen schuppigen Begleiter hatte, beides war allein schon schlimm genug. Aber zusammen toppte es vermutlich so ziemlich alles andere.
Wir wurden in einen wesentlich größeren Raum gebracht. Er hatte es Speisesaal genannt. Er bestand aus vielen Bänken, Tischen und Leuchtern. Es war wesentlich besser eingerichtet als das Zimmer, in dem ich aufgewacht war. Es sah alles sehr teuer aus, spiegelte die Schätze wieder, die uns genommen wurden, auch wenn wir sie nie genutzt hatten. Waren wir hier in einem Königshaus? Es würde die Aufmachung, die Wachen und die Größe erklären, aber nicht, warum es hier so viele Drachen gab. Auf unserem ganzen Weg begegneten wir immer wieder verschiedenen Größen und Farben der Drachen, sowie Menschen und Elfen in jedem Alter und Geschlecht. Es war eigenartig sie zu sehen, denn obwohl sie an den Anblick von Drachen gewöhnt zu sein schienen, mieden sie Irina. Was wohl passiert war, dass es soweit gekommen war? Hatten sie sie doch geschlagen und sie hatte sich gewehrt?
Jetzt bei mehr Licht betrachtet bemerkte ich keine Anzeichen von Wunden. Auch wenn ihr ganz steif war, schien sie keine Schmerzen zu haben. Sie ging eher so, als wäre sie nicht gewöhnt sich zu bewegen. Ich verspürte das irrwitzige Gefühl, dass alles so gut war, wie es nun war. Dennoch konnte ich es nicht so einfach hinnehmen, konnte nicht akzeptieren, dass einer kleiner blauer Drache direkt neben mir herlief, als sei es das normalste der Welt. Es war wirklich falsch, egal was mein Gefühl mir sagte, denn mein Gewissen wusste es besser.
Der Speisesaal war leer als wir ihn betraten. Es brannten keine Kerzen, doch wurde der Raum von einigen gewollten Löchern in den Wänden beleuchtet. Es war hell genug um alles genau zu erkennen, auch die Bilder von Drachen, Menschen und Elfen, die in irgendwelchen eigenartigen Posen auf Leinwänden verewigt wurden.
Zarian nahm an einem der Tische Platz und deutete mir, mich ihm gegenüber zu setzen. Dabei wirkte er so fröhlich, dass ich ihn am liebsten dafür schlagen wollte. Wie konnte er in so einer angespannten Lage so optimistisch sein? Das widersprach sich doch. Andererseits war ich immer noch hier gefangen, hatte auf einmal wirklichen Hunger wie noch nie zuvor, und saß auf einer Bank, die alles andere als bequem war. Wieso überhaupt musste man Bäume dafür töten, nur um daraus Sitzgelegenheiten zu machen? Soviele Bäume konnten gar nicht auf natürliche weise sterben. Vor allem sah das Holz dann nicht so aus. Innerlich schüttelte ich nur den Kopf, während ich mit starren Blick den alten Mann ansah, darauf wartete das er irgendwas sagte, mir die Situation erklärte oder zumindest etwas unternahm.
Doch er sah nur abwechselnd mich und den kleinen Drachen an, welcher sich neben mir niedergelassen hatte und ihrerseits nur den Mensch musterte. Kannte sie ihn schon?
Kurze Zeit später, als das Schweigen immer noch anhielt, wurde die Tür erneut geöffnet. Der herrliche Duft von gebratenem Fleisch und Kräutern stieg mir in die Nase und ließ mir das Wasser im Mund zusammen laufen. Noch nie hatte ich so viel Hunger gehabt wie heute. Dennoch sah ich das Essen zuerst skeptisch an, ehe Zarian zu meinem Teller griff und sich wahllos etwas nahm und abbiss. Ich wartete gespannt darauf das etwas geschah, doch es passierte nichts. Weder fiel er um noch wurde er bewusstlos.
Ich focht in mir einen Kampf, den ich nur verlieren konnte. Mein Hunger siegte und ich begann hastig nach etwas zu greifen und konnte mich nur mühsam beherrschen, es nicht einfach in mich hineinzustopfen, so sehr wollte ich essen. Ich schaffte es gerade so und blieb äußerlich weiter kalt, als ich das Essen zu mir nahm. Ich schwieg, verfiel sofort wieder in die Rituale meiner Rasse, während ich meinen Blick schweifen ließ um niemanden anzustarren. Irina hatte ebenfalls etwas bekommen. Es sah nach rohem Fleisch aus. Auch sie hatte gezögert, schlang das Essen jedoch so schnell herunter, dass ich gar nicht genau mitbekam, wie sie das gemacht hatte. Sie wirkte noch viel zu jung um Fleisch zu Fressen. Oder war Essen richtig? Ich wusste so wenig über Babydrachen. Wir bekämpften fast ausschließlich die Erwachsenen Wesen. Noch viel seltener waren die Gelegenheiten, bei denen wir auf einen Jungdrachen trafen, doch alle waren schon viel größer als wir und nicht einmal ansatzweise so dürr wie sie.
Ich war gerade mitten im Essen, während Irina sich wie ein Tier in Ruhe zu putzen begann, als die Tür erneut geöffnet wurde. Diesmal trat ein weiterer Mensch ein, deutlich jünger als Zarian, doch schon um einiges älter als ich. Zuerst sah er Irina an, während sein Blick von einem gehetzten und übernächtigten Ausdruck zu wahrer Freude und Erleichterung umschlug. Was hatte das nun zu bedeuten?
Der Appetit war mir erneut vergangen, als sein Blick abschätzig auf mir lag. Zuerst war sein Blick noch offen und freundlich gewesen, bis er meinen knochigen Körper und mein Gesicht genauer betrachtet hatte. Jetzt wirkte er einfach nur unglücklich, ehe er sich durch die braunen Haare fuhr, die er kurz trug, sodass sie nun noch mehr abstanden als davor schon. Es schien als hätte er diese Geste des letzteren sehr oft gemacht, obwohl es ihm nicht aufzufallen schien.
Sofort hatte ich mein Essen fallen gelassen und ihn meinerseits kalt angesehen. Ich mochte keine Menschen, schon gar nicht wenn sie sich für etwas besseres hielten als ich, und mich so hasserfüllt ansahen. Er kannte mich nicht und trotzdem verhielt er sich fast abweisend, als er sich ebenfalls gegenüber von uns niederließ. Die Haltung der beiden strahlte eine große Akzeptanz gegenüber dem anderen aus, etwas das mir wohl nicht gegönnt war.
Diese änderte sich erst, als sie mich betrachteten. Beide studierten mich eingehend, während ich mir vorkam wie auf einem Präsentierteller. Was hatten sie vor, und was bedeutete dieser Blick, den ich einfach nicht zuordnen konnte?
Keiner der beiden wollte anfangen zu sprechen, während ich meinen Teller angewidert von mir weg schob. Essen konnte ich sowieso nicht mehr, während ich eingehend geprüft wurde, und der hasserfüllte und abwertende Blick. Was hatte ich ihnen getan?
Wieder einmal bewiesen die Geschichten und Lehren meines Volkes das sie recht hatten. Menschen waren ein niederes Volk, geleitet und beeinflusst von sinnlosem Hass, Vorurteilen und einer Arroganz, die jeglicher Logik entbehrte. Sie waren nicht so stark, so wendig, so instinktiv wie wir, sie hatten keine Chance gegen uns. Und trotzdem versuchten sie genau das zu übermitteln, als sie mir gegenüber saß.
Den Drachen an meiner Seite hatte ich völlig vergessen, bis sie sich schließlich aus ihrer liegenden Position erhob und sich neben mich stellte. Ich spürte die Verbindung zwischen uns, bemerkte auch, dass das Essen, auch wenn es nicht viel war, schwer in meinem Magen lag. Normalweise vertrug ich Essen jeglicher Art sehr schlecht. Im besten Fall passierte gar nichts, auch wenn ich davon nicht stärker wurde, im schlimmsten Fall erbrach ich all das wieder. Jetzt war ich zum ersten Mal wirklich satt, zumindest nahm ich an, das dieses Gefühl in meinem Magen satt sein bedeutet.
Kalt sah ich die beiden Männer an, die immer noch schwiegen, jedoch missbilligend auf Irina starrten. Was auch immer ihr Problem war, mich regte es auf. Niemand durfte sie so geringschätzig ansehen. Nicht sie. Niemand außer mir.
„Nun, ich denke mal, es ist eindeutig Zarian, meinst du nicht auch?“, die Stimme des jüngeren war beinahe sanft, auch wenn seine Muskeln und sein harter Blick diese Lügen strafte. Ich blieb dabei kalt, starrte weiter die beiden an und ließ mich von ihrem Gehabe nicht einschüchtern.

„Nun, es erklärt auf jeden Fall das Verhalten und das Problem der Beiden, als sie noch alleine waren. Es ist ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass dies nicht der Norm entspricht, wie es bereits seit Jahrhunderten abläuft. Hatten wir ein Szenario dieser Art bereits?“
Eiskalt wurde ich ignoriert, als die Stille, die eingekehrt war, endlich durch Zarian gebrochen wurde. Ich wurde keines Blickes gewürdigt, während Irina an meiner Seite mit ruhigen und entspannten Blicken bedacht wurde. Wieso mochten sie den jungen Drachen so sehr, dass sie sie so liebevoll, gar voller Hoffnung ansahen. Noch dazu, weil sie mich mit ihren Blicken durchbohrt hatten und die Verachtung nicht verborgen hatten. Auch wenn es auf Gegenseitigkeit beruhte.
Inzwischen hatte sich meine Geduld zusammen mit meinen Nerven verabschiedet. Das Ergebnis dieses Problems äußerte sich in einem kleinen Wutanfall, zu mehr fehlte mir einfach die Kraft. Wieso war ich so verdammt müde?
„Wenn es ein Problem mit mir gibt kein Problem, ich will nur mehr von hier verschwinden. Danke für Ihre Gastfreundschaft und das Essen und so weiter, ich gehe einfach. Ich werde auch nichts weitersagen oder sonstiges, was sich hier abspielt.“ Das rote in meinen Augen wurde wieder etwas stärker, blitzte gefährlicher als ich durch die fehlende Kraft und Muskelmasse war, doch wieder erntete ich nur einen abfälligen Blick von den beiden.
„So einfach wird das nicht sein. Wenn die Lage anders wäre und du keinen Drachen hättest, bestünde die Möglichkeit, dein Gedächtnis zu löschen, was den Standort angeht und dich danach auszusetzen. So bleibt uns vermutlich leider keine Wahl, als dich hierzubehalten.“ Die Stimme des Jüngeren blieb ruhig und ausgeglichen. Ich hingegen war aufgesprungen und starrte ihn nun meinerseits voller Hass an.
Dieser war berechtigt, wollten sie mich doch einsperren. Nur was kam danach? Wollten sie mich verhungern lassen? Lang würde es ja nicht dauern, bis es passiert.
„Ich...werde...gehen. Was Sie wollen interessiert mich nicht. Und wenn Sie Irina genauso mies behandeln wie mich, werde ich sie mitnehmen“, auch wenn ich gerade nicht wusste, was ich mit so einem Vieh anstellen sollte. Ich mochte nicht einmal Drachen. Doch sie hier zu lassen, wo man sie anscheinend so schlecht behandelte wie ich in meinem Dorf behandelt wurde, das wollte ich ihr nicht antun. Schnell würde ich sie draußen loswerden, damit ich wieder meine Ruhe vor dem Ding hatte. Die Euphorie, meinen Stein endlich kennenzulernen war Abscheu vor dem gewichen, was sie war. Ein Feind meiner Rasse.
„Erstmal der Reihe nach. Zarian kennst du ja schon, wie mir berichtet wurde. Ich bin Sacharin Relanos, Leiter dieser Schule und auch einer der Ausbilder hier. ´Hier´ sind wir in der Schule für Gefährten und ihre Drachen. Wir bilden sowohl Rekruten aus, die später einmal die Rolle aus Gefährten übernehmen sollen, aber auch die Anfänge der jungen Drachen und deren Gefährten zu unterstützen ist unsere Aufgabe. Wir bereiten sie für das Ziel aus, den Frieden in diesem Land zu erhalten und Unruhestifter zu beseitigen. Natürlich ist uns auch ein langes und gesundes Leben für unsere Schützlinge wichtig.“
Hart lachte ich auf, als ich seinen Worten lauschte. „So genau nehmt ihr es ja anscheinend nicht. Ich bin nichts davon und will einfach nur hier verschwinden. Ich brauch den Drachen auch gar nicht, wenn das ein Problem ist.“ Und wenn es wirklich eins sein sollte und ich nur deshalb hier eingesperrt sein, konnten sie das Vieh haben. Ich hatte sowieso keine Verwendung dafür.
Durch meine genaue Beobachtungsgabe, welche mir anerzogen wurde, sah ich auch die kleinsten Signale in den Gesichtern der beiden Männer. Sie wirkten geschockt, auch wenn ich mich bewusst höflich ausgedrückt hatte. Wenn ich all das gewusst hätte, was am Ende des Drucks in mir auf mich wartete... ich glaube, ich wäre gleich gestorben, als mir die Mühe zu machen hierher zu kommen. Ja es ging mir besser. Ja ich fühlte mich stärker und besser, seit ich Irina getroffen hatte, doch ich verabscheute Drachen und wollte nichts mit ihnen zu tun haben. Auch mit der Blauen nicht.
Je eher ich hier wegkam, desto glücklicher würde ich sein, denn eines stand für mich absolut fest: Ich würde mit diesem Vieh keine Minute mehr verbringen wollen als unbedingt notwendig.
Den entsetzen Blick durch meine Ablehnung, die sehr abgeschwächt aber doch zu der Drachin durchkam, spürte ich deutlich. Sie wurde wieder traurig und rollte sich zu einem kleinen Ball zusammen. Danach spürte ich von ihr gar nichts mehr und war auch sehr dankbar dafür, denn es war mir einfach zu unheimlich, meine Gefühle mit einem anderen zu teilen, noch dazu mit etwas wie ihr.
Kurz herrschte im Raum schweigen, während ich wachsam meine Gegner studierte, dabei versuchte schnell zu reagieren, um nicht überrumpelt werden zu können. Das kleine Geschöpf neben mir beäugte ich nun misstrauisch. Nachdem die erste Gefahr gebannt war und ich die Situation besser analysieren konnte, wie ich es gelernt hatte, gefiel es mir gar nicht mehr, dass ich so an diesem Ding hing. Wer wusste schon, was nun von ihm erwartet wurde. Er würde sich niemals mit seinem Todfeind verbünden.
„Ich weiß nicht, ob du dir deiner Situation bewusst bist Damon. Du hast keine Wahl, so wie wir alle nicht. Du wurdest auserwählt, das ist eine große Ehre und eine noch größere Verantwortung, der auch du als Elf dich beugen musst. Natürlich werden wir auf deinen Wunsch hin deinen Stamm verständigen, dass wir uns nun deiner Annehmen. Natürlich werden wir auch für euch sorgen, bis ihr das selbst könnt und euch auf eure gemeinsame Aufgabe vorbereiten, die ihr nach eurer Ausbildung antreten werdet.“
Ich konnte gerade nicht genau abschätzen, ob der sogenannte Leiter gerade beruhigend oder streng sein wollte, vermutlich beides.
Kalt sah ich die beiden an, ehe ich abfällig schnaubte und dann zu lachen anfing. „Ja klar, ganz klar. Tut mir Leid, dass ich hier unterbrechen muss, aber ich werde sicher weder hier bleiben, noch werde ich mit diesem Tier neben mir auch nur irgendwas machen. Was auch immer ihr glaubt, aber ich glaube auch, dass ich mal klarstellen sollte, dass ich sicher keinem Stamm von Elfen angehöre oder angehört habe.“ Konnte man es mir übel nehmen, dass die letzten Worte nur so vor Sarkasmus troffen, wenn sie mich mit einem Elf verwechselten?
Es war eine absolute Beleidigung. Nur sollte ich das aufklären? Ich hatte wenig Lust darauf verletzt und ausgequetscht zu werden was die Lage unserer Kolonien anging, denn das wäre nur unnötig Schmerzhaft, und wenn es ging würde ich es vermeiden, es war einfach anstrengend.
Nun konnten sie ihre Verwunderung beide nicht verbergen, während Irina immer noch nicht den Kopf hoch und anscheinend so tat, als wäre sie tot, zumindest bewegte sie sich nicht mehr.
Angewidert von dem kindischen Verhalten sah ich sie kurz an, ehe ich mich wieder den beiden Männern zu wandte.
Diese sahen sich nur selbstbewusst an und schienen irgendwie unsichtbar zu kommunizieren. Wirkliche Zeichen dafür konnte ich zwar nicht erkennen, doch was anderes schien mir abwegig.
Möglichst entspannt lehnte ich mich zurück, in der Hoffnung, dadurch die anderen nicht mehr zu verärgern. Noch war ich ein wenig von deren Akzeptanz abhängig, um endlich hier verschwinden zu können; auch wenn mein Gefühl mir sagte, dass das sicher schwer werden würde.
„Es tut mir Leid, dass ich mich anscheinend falsch ausgedrückt habe. Es ist unumgänglich, dass ihr beide euch anschließt. Jetzt wo eure Verbindung aktiv ist, habt ihr beide keine Möglichkeit allein zu überleben, und wir können euch nicht allein reisen lassen, bis ihr stark genug seid und ausreichend Training hattet. Irina ist was besonderes, sie ist sehr selten und damit ist uns ihr Überleben sehr wichtig.“ Kurz schwieg Sacharin, ehe Zarian weitersprach.
„Solltest du nicht bereit sein zu kooperieren, müssen wir dich gegen deinen Willen hier behalten, damit Irina überleben kann. Es wäre uns deutlich lieber, wenn du mitarbeiten würdest, dass wir dies alles nicht tun müssen.“
Drohten sie mir etwa? Sie würden mich einsperren, damit ich nicht verschwinden konnte und sie ihren ach so wertvollen Drachen verloren, sollte ich nicht kooperieren? Je länger ich hier war, desto schneller wollte ich verschwinden.
Und dennoch wurde ich nachdenklich. Schon jetzt stellte ich fest, wie viel besser es mir ging, seit sie bei mir war. Diese Müdigkeit und Ausgelaugtheit, welche mich seit ich denken konnte bereits begleitete, war während der Unterhaltung immer weniger geworden, sogar fast verschwunden. Wie sehr sich mein Leben durch die Anwesenheit eines einzigen Lebewesens verändern. Wieso hatte ich das untrügliche Gefühl, dass es mir wieder schlecht gehen würde, wenn ich verschwinden würde?
Verlasse dich auf deinen Instinkt. Er wird dich leiten und dir den Weg zeigen, wenn du nicht mehr weiter weiß. Die Worte meines Vaters hallten noch immer in mir wieder. Mein Instinkt riet mir, bei Irina zu bleiben. Mein Kopf sagte etwas ganz anderes. All die schrecklichen Dinge, die wir gehört hatten und selbst gesehen hatten, waren immer noch präsent in mir, als ich wieder die fremden mir gegenüber betrachtete. Immer noch schienen sie auf eine Antwort zu warten. Eine Antwort, die ich nicht geben konnte. Meine Gedanken rasten weiterhin vor sich her, spielten die Situationen durch. Und doch wollte ich nicht wieder eingesperrt sein. Zwar hatten wir in der Kolonie keinen Stein um uns herum, anders als hier, aber es war auch nicht viel besser gewesen.
Doch hier, eingesperrt unter diesem ganzen Stein mit massiven Türen, ohne Chance auf ein entkommen, konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Selbst wenn ich gelegentlich hinaus durfte um „zu trainieren“, etwas das sich als absolut sinnfrei herausgestellt hatte, wie ich die letzten Jahre und die Kommentare meiner Eltern, sowie auch meine eigene Erfahrung entnehmen konnte, würde ich den Turm hier kaum wieder verlassen. Oder die Schule, wie sie es nannten.
Traurig über die Ausweglosigkeit ließ ich den Kopf hängen. Ich konnte hier nicht leben, konnte nicht eingesperrt sein, und doch war ein entkommen unmöglich. Egal ob mit oder ohne die junge Drachin. Mir gingen immer mehr die Möglichkeiten aus.
Kurz darauf schüttelte ich nur den Kopf und hatte aufgegeben. Doch ich konnte einfach so nicht weitermachen. „Tut mir Leid, ich kann nicht. Ihr müsst mich schon einsperren, ich kann hier nicht bleiben. Ihr versteht es vermutlich nicht, aber ich kann in keinem Steingebäude leben, wo ich sowieso das Gefühl habe erdrückt zu werden.“
Resignation schwang in meiner Stimmte mit, als sich eine neue, wohl die einzige Alternative, vor mir auftat. Kurz blickte ich wieder zu Irina, trauerte um die Freiheit, die ich mit ihr verloren hatte, obwohl es mir eigentlich immer noch körperlich besser ging. Wie konnte sich so schnell in meinem Leben so viel verändern, dass ich nun erneut, trotz all der Wendungen in einer Sackgasse stand?
Die einzige Chance zu verschwinden war wohl, sie zu töten. Und doch kam es mir falsch vor. Nicht nur mein Instinkt sprach sich dagegen aus, es war auch das Gewissen, das sich genau jetzt meldete, dass ich ein so junges Geschöpf, das mir vertraute, nicht einfach umbringen konnte.
Auch Irina wirkte nicht sehr glücklich. Sie hatte sich aufgerichtet und lehnte nun mit ihrem Körper an meinem Bein, was genau sie damit bezweckte wusste ich allerdings nicht. Sie schien Schutz und Wärme zu suchen. Beides konnte ich ihr einfach nicht geben, wo ich doch gerade selbst mein Urteil gesprochen hatte.
„Das ist natürlich sehr schade. Wir sind keine Monster, wie du sicher weißt und es tut uns selbst weh, wenn wir jemanden gegen seinen Willen einsperren müssen. Normalerweise könnten wir dich auch gehen lassen, doch sie ist zu wichtig und euer Band anscheinend viel zu stark, um mit ihr allein arbeiten zu können“, Sacharians Stimme war fest und zeigte nicht das angesprochene Mitgefühl. Wie Heuchlerisch.
Zarian blieb still und schien nachdenklich, ehe sich beide aufrichteten und die Tür öffneten. Vor der Tür konnte ich weitere Männer erkennen, die scheinbar gerade Wache hatten. Mit einem letzten Blick auf mich wandte sich der Leiter der Schule ab und ging hinaus. Sein Gang war selbstsicher und deutete auf die Körperbeherrschung hin, die er besitzen musste.
„Nehmt ihn fest und bringt ihn in eine der Zellen,“ waren die letzten Anweisungen, ehe er endgültig verschwand. Auch Zarian ging, allerdings nicht ohne mir einen weiteren nachdenklichen Blick zu zuwerfen. Was genau das bedeuten sollte, darüber wollte ich gar nicht mehr nachdenken. Sie hatten mir alles genommen. Noch schlimmer als der Tod, der absolut keinen Schrecken für uns Dunkelelfen hatte, war das Eingesperrt sein für uns auf Dauer keine Lösung.
Erneut fiel ich in die Zeit zurück, in der ich noch mit den anderen gelernt hatte und auf das spätere Leben als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft vorbereitet wurde. Es schien sich wohl niemand von den anderen Rassen bewusst zu sein, wie viel wir zu lernen hatten.
So auch jetzt, denn mir war bereits klar, dass ich nicht lange würde hier sein müssen. Die Wehmut und Aussichtslosigkeit meiner Lage betäubten mich regelrecht und sorgten dafür, dass mein Entschluss schnell gefasst wurde.
Irina sah mich mit weit aufgerissenen Augen an und ich sah ihre grenzenlose Verzweiflung ebenso wie ich sie spürte als ich grob hoch gerissen wurde und unsanft richtig Tür geschleift wurde.


Kapitel 10:

Irgendwann begann die Welt um mich herum zu verlaufen. Man hatte mich den langen Weg und Kampf gelehrt, der unweigerlich folgen würde, sobald wir uns zu diesem Schritt entschlossen. Alles würde hart sein, unsere ganze Kraft erfordern, sodass wir nicht der Schwäche der anderen Rassen erlagen. Wann war es soweit gekommen?
Ich spürte nur die Ruhe, während ich auf dem Boden neben der Pritsche lag und auf die Steine ober mir starrte. Alles in mir war abgestumpft seit ich hier war. Alles kam mir so fern vor, als ich die Hand nach oben streckte und versuchte die Decke zu erreichen, während ich feststellen musste, dass ich genau diese nicht zu fassen bekam. Wieder lies ich kraftlos meinen Arm fallen, nicht in der Lage ihn weiter oben zu halten. Mein Körper war inzwischen immer weiter eingefallen, zeigte sehr deutlich, was er von der erneuten Nahrungsverweigerung hielt. Es war nicht leicht zu sterben, hatte ich festgestellt. Kurz wandte ich meinen Blick in Richtung der Zellentür. Die dichten Stäbe waren selbst für meinen knochigen Körper zu nah beieinander. Woher sie solche Zellen hatten war mir schleierhaft, hatten wir doch auch gelernt, dass man aus ihnen leicht entkommen konnte. Alle anderen sollten so breite Stäbe haben, dass eine Flucht möglich sein sollte, sobald man schmal genug war.
Das war bei mir sowieso kein Problem, hatte ich doch nie Muskeln aufgebaut oder auch nur ein bisschen an Fett an meinem Körper gehabt. Vielleicht hatten sie deswegen daran gedacht, denn ich sah auch Zellen, die denen aus unserem Unterricht sehr nah kamen.
So blieb mir kaum was anderes über als hier zu liegen und zu warten, dass es endlich aufhörte.
Das Essen stand immer noch unberührt neben der Tür und schien mich zu verhöhnen.
Immer noch sah ich den entsetzten und panischen Blick von Irina, des Drachen, der zu mir gehören sollte, sah die Verzweiflung darin, die meiner eigenen so ähnlich war. Seit dieser Szenerie hatte ich sie nicht mehr gesehen, hatte nicht in die eisblauen Augen gesehen, die so mit ihren Schuppen harmonierten. Ich hatte das Unverständnis gespürt, dass sie für meine Lage empfand. Diese Angst, dass unsere gemeinsame Zukunft nichts weiter war als eine Geschichte die erzählt wurde von jemandem, der uns niemals Kennenlernen würde.
Wie öfters in den letzten Tagen dachte ich über sie nach. Über uns und daran, was wir hätten haben können. Und doch bereute ich meine Entscheidung nicht. Ich war mir bewusst, dass ich, selbst wenn ich hinaus ins Freie konnte, niemals würde frei sein können. Wenn ich noch Jahre damit zubrachte hier zu leben, wäre das weitaus qualvoller für mich als die Variante. Ich hatte die Chance bekommen die Welt draußen zu sehen. Die Möglichkeit zu sehen, was außerhalb unserer Kolonie war und ich war Menschen, Elfen und sogar den Drachen begegnet. Das war mehr als viele andere meiner Rasse von sich behaupten konnten.
Lächelnd schloss ich die Augen, denn meine Kraft schwand schneller als mir lieb war. Oder ich hatte einfach nur das Gefühl für die Zeit verloren, seit ich mich komplett von Irina verschlossen hatte. Ihre Panik und Verzweiflung, auch die Hilflosigkeit, hatten mich immer mehr in den Wahnsinn getrieben, sodass ich es schließlich geschafft hatte es abzustellen.
Seitdem konnte ich mich noch weniger bewegen, sondern lag nur mehr herum, ohne die Kraft mich noch einem aufzurichten.
Die Schritte, welche immer näher kamen, hallten laut an den Steinen wieder, trugen das aberwitzige Gefühl mit sich, dass ich immer nur verhöhnt wurde. Ich sah bereits die abfälligen Blicke vor mir, die mir zeigten, wie wenig sie von mir hielten und wie sehr ich nur zu belächeln war. Ein Dunkelelf, der schwach vor ihnen auf dem Boden lag, wie sie es immer wollten. Ein Insekt, das sie leicht zertreten konnte. Und eine Schande für die Rasse der Alben. Wenn diese mich zu sehen bekamen, würden sie mich wohl bei lebendigem Leib verbrennen, denn mehr hatte ich nicht verdient, das wusste ich selbst.
Die Schritte kamen immer näher, hielten erst vor meiner Zelle. War es schon wieder Zeit für eine neue Ration Essen, die unberührt liegen bleiben würde? Ich machte mir nicht einmal mehr die Mühe aufzusehen, wer diesmal kam.
Irina:

Ich konnte Damon wirklich nicht verstehen, als er vor meinen Augen abgeführt wurde. Das ganze Gespräch bereits, welches ich durch das viele Essen mehr oder weniger verschlafen hatte, hatte seine Anspannung und Resignation immer weiter getrieben. Erst gegen Ende war ich wieder wach genug um bei ihm zu sein. Er schien einsam zu sein und gab schnell auf. Die Worte, die so hart über seine Lippen kamen, hatten mich sehr verletzt. Auch wenn ich versucht hatte, diese Trauer tief in mir zu vergraben, so war sie doch immer da. Wieso hatte er einfach so aufgegeben. Wieso verabscheute er mich so sehr, dass er lieber starb als bei mir zu sein?
Fassungslos hatte ich ihnen nachgesehen, hatte gespürt, dass er diese Zelle wohl schneller verlassen würde als mir lieb war. Doch ob das lebend geschehen würde, wagte ich bei seiner derzeitigen Verfassung sehr zu bezweifeln.
Und doch schien ihm all das vollkommen egal zu sein, ging er doch mit ohne sich zu wehren. Nachdem ich aber auch genau wusste, was es bedeuten würde, wenn ich ihnen nun folgte, entschloss ich mich dazu, stattdessen Zarian zu folgen. Dieser schien mir zumindest offen genug zu sein, dass ich eine Chance haben würde Damon wieder dort heraus zu bekommen, bevor er sterben würde.
Durch die ganzen Gänge hätte ich mich jedoch fast verlaufen, ehe ich von einer der Wachen eingeholt wurde. „Irina, ich bitte dich mir zu folgen. Ich zeige dir nun deine neue Unterkunft. Dort wirst du auch alles finden was du brauchst. Der Direktor wird dich dort später noch aufsuchen um mit dir zu sprechen.“ Er wirkte freundlich und noch sehr jung. Derzeit wäre er mir als Gefährte deutlich lieber als Damon. Und doch hatte ich keinen Einfluss darauf, ebenso wie er keine Wahl hatte.
Traurig ließ ich den Kopf hängen und folgte dem jungen Mann. Er wirkte zwar nicht viel älter als Damon, doch unterschied er sich deutlich von ihm. Obwohl er ebenfalls spitzere Ohren hatte als die beiden älteren Männer vorhin, war er doch ganz anders. Seine Augen hatten ein beruhigendes Braun, ebenso wie seine Haare. Er war muskulöser, breiter und schien trainierter zu sein. Damons Anblick dagegen hatte sie beunruhigt, so abgemagert wie er war. Lange würde er nicht durchhalten. Umso mehr Druck für mich, etwas zu unternehmen. Zuerst jedoch musste ich beginnen, die Sprache dieser Wesen zu sprechen, musste ihnen somit klar machen, dass sie ihn freilassen sollten.
Meine Unterkunft war wirklich viel gemütlicher als der Raum, in dem ich zuerst gelebt hatte. Immer wieder kreisten meine Gedanken auf der Suche nach einer Lösung für das Problem, dass derzeit noch unüberwindbar schien.
Ich hatte es mir auf dem kleinen Strohlager gemütlich gemacht und mich zusammengerollt, während ich wartete und ließ meine Gedanken schweifen.
Derzeit fiel mir absolut nichts ein, um mit diesem Problem fertig zu werden. Alles lief wohl darauf hinaus, dass ich mit Zarian sprechen musste. Er musste mir einfach helfen. Wenn ich wirklich so wertvoll war wie sie sagten, dann musste es ihnen doch auch wichtig sein, dass es mir gut ging. Und die Gefühle und geringe Kraft meines Gefährten sorgten zusammen mit meiner Sorgen um ihn sicher nicht dafür, dass es mir gut ging.
Im Eingang stand bald darauf Sacharin. Er wirkte nicht glücklich, doch warum wusste ich nicht.
„Irina, es tut mir wirklich sehr Leid, was mit deinem Gefährten passiert ist. All das lag nicht in unserer Absicht. Ich hatte bis jetzt gehofft, dass dieser Junge einlenkt und wir ihn nicht einsperren müssen.“ Inzwischen war er näher gekommen und setzte sich nun auf den Boden, einige Meter von mir entfernt, doch nah genug, dass wir reden konnten.
„Ich hoffe du verstehst uns. Du bist, wie du sicher weißt, sehr selten, wir konnten nicht riskieren, dass er dir durch seine Unbedachtheit und seinem Hass schadet. Ich hoffe immer noch darauf, dass er zur Besinnung kommt, wenn er erst einmal ein oder zwei Tage dort sitzt und wir somit die Möglichkeit haben, aus euch ein gutes Team zu machen. Elfen lassen sich generell nicht gern einsperren, er wird sicher die Vorteile erkennen, wenn sein Temperament abgekühlt ist, dass es besser und einfacher ist mit uns zu kooperieren.“
Er wirkte dabei deutlich zuversichtlicher als ich, denn ich zweifelte stark an seinen Worten.
Die Frage, war geschehen würde wenn er nicht nachgab, stellte ich gar nicht erst, denn ich zweifelte sehr daran, dass sie einfach aufgaben.
Ich reagierte nicht mehr darauf. Mit ihm zu sprechen war sowieso aussichtslos also ließ ich es einfach. Stattdessen versuchte ich einen Plan zu erarbeiten, der mich dem Ziel näher brachte ihn dort herauszuholen.

Die Tage vergingen ruhig. Ich hatte immer noch keine Ahnung was ich genau sagen sollte. Inzwischen hatte ich den dreh mit der lauten Sprache heraus und unterhielt mich kurz mit den Jungen, die mir regelmäßig mein Essen vorbei brachten. So lernte ich auch mehr über den Ort an dem ich mich nun befand.
Je mehr die Kraft von Damon schwand, desto mehr Sorgen machte ich mir um ihn. Zwar versuchte ich so gut es ging diese Gefühle zu unterdrücken um sie nicht an ihn zu schicken, aber es gelang mir mit jedem Tag der verging weniger.
Ich aß so gut es ging und schickte ihm durch unser Band so viel Energie wie möglich, damit er immer noch am Leben blieb. Ob er das mitbekam oder nicht war mir dabei vollkommen egal, er sollte nur leben. Ich konnte mir aufgrund seiner aufwallenden Gefühle gut vorstellen, dass er gar nichts mehr aß und einfach nur mehr sterben wollte.
Immer schwächer wurde die Energie des Jungen, der mein Schicksal bedeutete. Irgendwann verschwand die Verbindung fast gänzlich. Er hatte mich aus sich hinaus geschmissen. Nur noch schwach spürte ich ihn, konnte doch abgesehen davon nichts mehr tun.
Wieso tat er das? Ich wollte ihm doch nur helfen.
Das gab schließlich den Ausschlag dafür endlich zu Zarian zu gehen.
Ich verließ meine Kammer und ging auf die Suche nach ihm. Im Innenhof sah ich andere junge Elfen zusammen mit Menschenkindern trainieren. Auch ältere waren dabei, diese schienen die jüngeren zu lehren.
Ein Schmerz durchzuckte mich als ich daran dachte, dass auch Damon hier stehen könnte. Wenn er endlich einsehen würde, dass es hier nicht so schrecklich war wie er dachte, könnte er hier stehen. Könnte mit mir und den anderen Trainieren, würde stärker werden und wir könnten zu einem Team werden. Er wollte es nicht. Er hatte sich geweigert mit mir zusammenzuarbeiten. Wieder war diese Trauer und Hilflosigkeit ein Teil von mir, der jeden Tag größer wurde.
Energisch schüttelte ich den Kopf und ging weiter. Diese Gedanken durften gerade keinen Platz in meinem Kopf haben. Es war wichtig, mich auf das Ziel zu konzentrieren um Erfolg zu haben.
Es dauerte sehr lang bis ich jemanden fand der mich zu dem Mann bringen konnte, von dem ich so dringend Hilfe erhoffte. Ohne die junge Elfe hätte ich mich hier durch das Labyrinth wohl sofort verirrt und hätte nie zu ihm gefunden. Kalban sei dank hatte ich genug Glück sie zu finden und stand nun vor seiner Tür.
Vorsichtig schabte ich mit den Krallen an der Holztüre, wollte diese nicht zerstören sondern nur die Aufmerksamkeit.
Die Tür wurde tatsächlich geöffnet und ein verschlossen aussehender Zarian stand vor mir. Nur kurz sah er mich an, schien besorgt, ehe er kurz seufzte und zur Seite trat.
Ich erhoffte mir auch so sehr eine Information von ihm über Damon, da mir all das verweigert wurde. Auch wenn ich mich sonst frei bewegen konnte war es mir verboten nach Damon zu fragen oder ihn zu besuchen.
Ich trat schnell ein, ehe er es sich anders überlegen konnte. Meine letzte Hoffnung lag auf ihm.
Als ich mich kurz in seinem Raum umsah stellte ich fest, dass dieser sehr spärlich gestaltet war. Es gab außer einem Bett, einem Tisch und zwei Stühlen nur einen kleinen Holzkasten, dessen Sinn sich mir noch nicht erschloss. Das Fenster beleuchtete einige Stücke die wohl zusammengepackt worden waren. Wollte er abreisen? Alles schien fertig zu sein.
Aber er konnte doch nicht gehen, konnte mich doch nicht allein lassen mit dieser Situation. Schnell verbot ich mir die erneut aufkeimende Panik. Ich musste mich zusammenreißen und mit ihm sprechen. Er würde mir schon helfen!..... Hoffte ich jedenfalls.
Abwartend lag sein ruhiger Blick auf mir. Inzwischen konnte ich kaum mehr eine Regung bei ihm erkennen. Er wirkte fast kühl auf mich, so ganz anders als bei unserem letzten Treffen.
„Wie kann ich dir helfen Irina?“, seine ruhige Stimmte gab den Ausschlag es doch zu versuchen.
„Ich brauche deine Hilfe, bitte. Du musst mit dem Direktor sprechen, dass sie Damon freilassen. Ich bitte dich ihm zu helfen.“ Flehend sah ich zu ihm auf und hoffte auf seine Hilfe. Sofort bei meinen Worten wurde sein Blick erneut hart. Abweisend.
„Ich kann ihm nicht helfen. Wenn er nicht will das ihm geholfen wird, dann kann selbst ich nichts daran ändern. Er kann nicht frei herumlaufen und dein Leben in Gefahr bringen, oder sogar unser aller Leben.“
„Es muss doch eine Möglichkeit geben, dass er noch eine Chance bekommt. Ich bitte dich, hilf mir. Ich spüre doch das es ihm sehr schlecht geht. Ihr könnt doch nicht wollen das er stirbt! Und er wird sterben, dass weiß ich auch ohne ihn gesehen zu haben. Auch wenn ihr mir alle Informationen über ihn vorenthaltet! Lasst ihn frei und ich werde ihn überzeugen mit euch zusammen zu arbeiten. Bitte!“
Ich sah den Zweifel und auch eine unterschwellige Trauer ihn seiner Miene aufkommen.
„Er wird nicht nachgeben, das wissen wir beide. Er hatte die ganze Zeit die Wahl, auch jetzt noch und nutzt sie bis jetzt nicht. Es tut mir sehr Leid für dich. Es ist hart für eure Bindung, ich verstehe das, aber ich kann nichts für ihn tun. Er muss sich selbst dazu entschließen.“
„Aber...du kannst ihm helfen. Er wird sterben wenn ihr nichts tut. Wollt ihr das er stirbt? Es kann nicht in eurem Interesse liegen das er in wenigen Tagen tot ist. Ihr sagtet doch ihr bewahrt unsere Art. Das ich wichtig sei. So wichtig kann ich nicht sein, wenn ihr ihn einfach so sterben lasst.“
Tränen sammelten sich in meinen Augen, während ich Zarian wütend anstarrte. Wie konnte er es einfach so hinnehmen das Damon starb. Wenn er sterben würde, wäre auch ich dem Ende nahe. Ich konnte ohne ihn nicht leben. Wenn er umkam würde ich nicht viel Zeit haben, bis ich ebenfalls starb. Die Verzweiflung breitete sich erneut aus, zerfraß mich innerlich.
„Es kann nicht in deinem Interesse liegen, dass er stirbt, dass ich sterbe.“ Ich wagte es nicht mehr ihn anzusehen sondern starrte lieber auf sein Gepäck, das er gepackt hatte. Er wollte nicht dabei sein wenn es soweit war. Feige verzog er sich um der Verantwortung zu entkommen. Das war typisch Mensch. Sie hatten kein Rückgrat und gaben auf, sobald es schwer wurde. Sie gaben Damon auf, weil sie ihn eingesperrt hatten und er sich selbst aufgegeben hatte.
„Irina. Ich selbst leide unter der Situation weil ich nicht helfen kann. Sacharin ebenfalls. Doch es ist allein Damons Entscheidung. Nur er kann etwas daran ändern. Wir haben öfter mit ihm gesprochen, doch er weigerte sich immer mit uns zu reden. Er wollte nicht heraus, sah das Leben hier als ebensolches Gefängnis an, in welchem er gerade saß. Es ist seine eigene Entscheidung dort zu bleiben. Es tut mir Leid Irina. Für dich, für eure Beziehung. Doch ich kann nicht helfen. Er hat sich geweigert zu essen seit er dort unten ist. Du hast ihn gesehen. Er wird nicht mehr lange leben, egal was wir tun. Ich bin schon viel zu lange hier, habe versucht zu helfen, nun muss ich mich wieder um meine eigenen Aufgaben kümmern, die ich so vernachlässigt habe seit ihr hier seit.“
Immer noch konnte ich nicht glauben was er da sprach, wollte nicht glauben das es Damon wirklich so schlecht ging. Doch ich glaubte ihm, seine so ruhigen und beschwichtigenden Worte, die mich nur umso mehr beunruhigten. Wieso ging er? Er hatte Aufgaben außerhalb?
Ich hatte schon öfters von den Schülern hier davon gehört, aber er war immer hier gewesen, ich hatte es nicht geglaubt.
Eine neue Idee keimte in meinen Gedanken heran. Die einzige Möglichkeit für ihn, für uns. Wieso hatte ich ihn das nicht schon früher gefragt? Es war doch eine gute Chance. Er selbst sagte doch, Damon konnte hier nicht Leben, nicht einmal für mich. Was, wenn wir nicht hier bleiben mussten? Wenn Damon unter Aufsicht und wir in Sicherheit waren, während wir dieses Gebäude verlassen könnten?
Zarian sah mich stirnrunzelnd an. Er schien zu bemerken, dass sich etwas verändert hatte und ich nun nicht mehr so fertig war. Sah er die Hoffnung? Bemerkte er die Verzweiflung und Angst schwinden? Ruhe machte sich in mir breit. Die Idee war genial. Er musste ihr einfach helfen, konnte sie nicht im Stich lassen.
„Nimm uns mit dir!“, forderte ich energisch von ihm. Direkt sah ich ihm in Augen, gab nicht nach. Für uns musste ich das durchstehen. Ich konnte das und ich würde alles für ihn tun.
„Du sagst er kann hier nicht leben. Ich weiß das du eigentlich unterwegs bist. Nimm uns mit, lehrt uns alles was wir wissen müssen. Er wird mitkommen. Wenn es um sein Leben geht wird er mitkommen. Er müsste nicht mehr hier leben, umgeben von Stein, könnte draußen sein.“
„Ich halte das für keine gute Idee Irina. Er ist sehr schwach. Wenn wir ihn jetzt hinaus mitnehmen wird er sowieso sterben. Er würde krank werden, wenn er nicht einfach an dem fehlenden Essen und Trinken verenden würde. Er käme nicht weit und wir können jemanden, der nicht einmal laufen, nicht beschützen. Schon gar nicht wo du selbst noch so klein bist. Es tut mir Leid.“
Er schüttelte nur den Kopf. So schnell gab ich jedoch nicht auf, denn daran hatte ich gedacht.
„Dann wird er eben einige Tage hier bleiben und Essen, er wird wieder gehen können und dann holst du uns ab, dann gehen wir, sobald er selbst auf den Beinen bleiben kann!“
Immer noch sah ich die Skepsis in seinem Blick. „Darauf wird er sicher nicht eingehen. Wir haben gesehen wie stur er ist, wenn er sich gegen etwas wehrt. Er will dich nicht Irina. Er hat es klargestellt. So Leid es mir tut, aber er wird auch nicht auf dich hören, wenn du mit ihm sprichst. Er wird sich weiter wehren. Ich habe es selbst gesehen als er unbedingt zu dir wollte. Er hat sich geweigert aufzugeben, hat sich trotz seiner Schwäche jedes Mal erneut auf mich gestürzt, wenn ich ihm im Weg stand. So ist er.
Aber Irina. Du hast ihn länger nicht gesehen. Der Entzug den er sich gerade selbst erleiden lässt, indem er weder isst noch trinkt hat ihn bereits auf einen Weg geführt, auf dem wir ihn wohl kaum mehr erreichen können. Selbst wenn er wollte könnte er jetzt wohl kaum noch was zu sich nehmen und es bei sich behalten.
Es tut mir wirklich Leid das ich nicht helfen kann. Es wird dir schaden und genau das wollten wir immer vermeiden. Es genau das passiert was wir alle ablehnten und verhindern wollten. Damon hat sich dagegen aufgelehnt und nun...“
Die Trauer die mich jetzt erfasste schlug wie in Wellen über mir zusammen. Ich spürte die Risse der Barriere, ehe sie zerbrach und mich nach so langer Zeit wieder mit Damon verband. Wieso sie genau jetzt brach wusste ich nicht, und doch war ich nicht in der Lage mich darüber zu freuen. Zu sehr spürte ich die fehlende Energie des Jungen, der mein Schicksal war und immer bleiben würde. Sofort sendete ich ihm meine Kraft, gab alles was ich entbehren konnte. Er musste einfach am Leben bleiben. Er durfte nicht sterben, durfte mich nicht allein lassen. Das war einfach keine Option, keine Möglichkeit die ich hinnehmen würde.
Ich spürte die Trauer des Jungen, die Aufgabe und auch den versuch, das Schild das uns getrennt hatte. Er wollte die Trümmer erneut zu einer Wand aufrichten, wollte mich erneut aussperren.
HÖR AUF!! Diesen Gedanken schrie ich ihm so laut entgegen, dass er inne hielt. Ich spürte die Verwirrung des Jungen, seine Unentschlossenheit.
Er durfte nicht aufgeben. Nicht jetzt. Ich hatte Zarian fast soweit, ich spürte das er nachgab und mir helfen wollte. Und mir helfen würde. Er glaubte nicht an Damon, nicht daran, dass er nachgab. Aber ich wusste er würde es tun, ich war mir so sicher. Er würde nicht einfach sterben und mich zurück lassen.
Mit neuer Kraft, die ich aus der Hoffnung schöpfte,dass ich ihn endlich wieder spüren konnte, versuchte ich es erneut. Der Ältere konnte uns nicht aufgeben. Er würde uns nicht aufgeben. Dafür würde ich alles tun, und zwar immer wieder wenn es nötig war.
Ich spürte die Veränderung in der Energie des Jungen, die nun ausschließlich durch meine Kraft vorhanden war. Er würde durchhalten und kräftiger werden.
Ich wusste das ich den Elf, der eigentlich keiner war, mit meiner eigenen Energie und Motivation, sogar meinem Optimismus, geradezu erschlug, nachdem er jetzt für längere Zeit in seiner schlechten Laune und seiner Todesakzeptanz gelebt hatte.Er würde sich erst daran gewöhnen müssen, dass nun alles anders war.
Dennoch spürte ich, dass es zu viel war, dass ich seinem aufgezehrten Körper gab. Nur mühsam konnte ich mich drosseln, schaffte es ihm weniger zu geben, sodass er nicht von meiner Kraft überschwemmt wurde. Nun schien es ihm besser zu gehen als zuerst. Er wehrte sich auch weniger gegen mich. Endlich.
Mit neuer Kraft sah ich Zarian an, ehe ich ihm tief in die Augen blickte. Alles hatte sich geändert.
„Er wird mitmachen. Ich hab ihn endlich!“ Näher ging ich nicht darauf ein, doch ich bemerkte das kurze Aufblitzen seiner Augen während er mich erneut musterte. Er bemerkte sicher die veränderte Haltung, nun konnte ich endlich aufrecht stehen, konnte an die Zukunft glauben. Wir hatten endlich die Chance, die vor uns lag. Damon musste sie nur mehr annehmen und das würde er.
„Bitte, gib ihm noch die eine Chance, er wird sie nutzen. Gib uns die Chance zu beweisen was wir alles erreichen können,“ mit fester Stimme sprach ich, während mein Blick Entschlossenheit ausdrückte.
Das leichte Nicken des Mannes ließ mich strahlen. Jetzt durften wir keine Zeit verlieren.

Salira » 13.10.2015, 21:39 » Oktober 2015
Oje oje ^^
Salira » 13.10.2015, 16:14 » Oktober 2015
smilie
Salira » 12.10.2015, 11:05 » Oktober 2015
Oh ja.
Ich seh das schon ^^

smilie
Salira » 12.10.2015, 09:21 » Oktober 2015
Zoe ist aber ich voll Zucker smilie
Die werden sicher genial zusammen. Sind ja schon sooo süß zusammensmilie
Salira » 11.10.2015, 22:25 » Oktober 2015
catori geht zz voll schnell xD
nichtmal 15 minuten^^

morgen mach ich weiter mim rest xD
Salira » 11.10.2015, 20:25 » Oktober 2015
jup.

Ahja wegen Ruao:
du kannst dir aussuchen ob ers mitkriegt und sich noch drum kümmert (Oona ist dann wirklich nett, weil fertig mit den nerven)
Oder ob ers nicht mitkriegt/nicht drauf reagiert und weggeht.

smilie
Salira » 11.10.2015, 09:46 » Oktober 2015
smilie

jup...

manchmal gehts sofort, dann dauert ewig.. dann ist die seite ganz weg
Salira » 10.10.2015, 21:10 » Oktober 2015
huhusmilie
Salira » 10.10.2015, 17:40 » Oktober 2015
Ja oona ist etwas länger geworden.
Ä nächste wird kürzer smilie
Aber ich versteh dein problem ^^


Wird schon jo
Salira » 10.10.2015, 14:06 » Oktober 2015
Huhu.

Tut mir nicht Leid smilie
Aber die beiden zu schreiben gestern war so geil xD
Wobei Oona sehr lang geworden ist smilie
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