Will
Ich frag mich sowieso, wozu ich leben soll.
Die Wassertropfen, die kurz vorher noch vom Himmel gefallen waren, hatten sich schnell in Schnee verwandelt. Dieser ließ sich langsam im Tal nieder, und bedeckte die Flächen in einer weißen Landschaft. Anderen würden dieses Wetter mit Freuden empfangen, doch sie stand ausdruckslos da, beobachtete wie die Flocken vom Himmel zu Boden fielen. Dabei regte sich jedoch nichts in ihr. Man könnte es fast mit Gefühlskälte vergleichen... nur fast. Denn sie hatte Gefühle, aber nur welche die ihr Schmerz verliehen. Welche, die sie immer weiter runter zogen... die sie fast dazu brachten sich umzubringen. Sie schluckte schwer. Legte ihren Blick kurz auf den Rappen, ehe sie zum Wasserfall blicke, und dann ihre blicke wieder gen Boden senkte. Ihre Nüstern blähten sich leicht, zogen unauffällig die Gerüche ein. Silah hatte Angst, Angst vor diesem Hengst. Er war groß und stattlich, und konnte ihr somit schnell Leid antun, wenn auch vorerst nur Körperlich. Doch wer weiß wie weit es ging? Vielleicht war sie bald mal wieder so dumm, dass er ihr auch seelisch Leid zufügte. Schließlich konnte Silah irgendwann vertrauen, auch wenn dies oft zerstört wurde. Sie sah irgendwann immer das gute in den Pferden, doch dies dauerte. Erneut glitt sein seufzen über ihre spröden Lippen. Kurz leckte sie darüber und hob wieder ihre Blicke. Schaute den Friesen nun direkt in die Augen. Ihre Ohren legten sich zur Seite, und alle Muskeln spannten sich unter ihrem Fell an. Ihr Atem ging schwer, und ihre Augen waren ein wenig aufgerissen. Man sah ihre Angst schon aus weiter Entfernung. Doch sie wollte auch nicht gehen... nicht schon wieder als Verlierer vom Platz gehen. Denn das war sie doch immer... ein Verlierer.
Die Stimme das rappen drangen in ihren Ohren. Fast hätte sie seine Worte überhört, schließlich flüsterte der Hengst schon fast. Kurz senkten sich ihre Blicke. "Ich.... ich weiß es selbst nicht.",hauchte sie leise. Traute sich erst nach wenigen Minuten wieder ihre Blicke zu heben. Was würde er jetzt tun? Sie fortschicken? Sie umbringen? Sie wünschte letzteres. Sie müsste sich den ganzen Leid nicht mehr antun. Die Fuchsstute war nur noch nicht Tod, weil sie Angst vor Selbstmord hatte, sie traute sich das einfach nicht... dennoch wünschte sie sich den tot. Aber dieser Friese sah nicht böse aus, im Gegenteil, er ähnelte ihr. Zumindest schien er sehr vorsichtig und auch fast ängstlich. Angst vor ihr? Nein, das konnte auf keinen Fall sein.
Wieder ertönte die fast flüsternde Stimme. "Was tut dir Leid? Es muss dir nichts leid tun.", flüsterte sie leise in den Wind hinein. Was würde das ganze bringen... und zu was genau würde es führen? Sie wusste es nicht. |