Unbenanntes Dokument

Alle Posts von

Alle - Nur Rollenspiel

Kein Avatar hinterlegt.


Faithless » 09.12.2014, 22:22 » Nebelfelder#1

Sein Glück war es, dass er theoretisch keine Atmung nötig hatte. Denn was nicht am Leben war, musste auch nicht am Leben erhalten bleiben. Trotzdem schnappte er nach Luft, denn seine Brust schien sich zusammenziehen. Schmerzhaft. Der Geruch ihres Blutes machte es nicht besser, schürte sein schlechtes Gewissen umso mehr. Er wollte, dass sie verstand. Dass sie ihn verstand und die Qualen, die er in diesem Moment durchlitt. Doch wie sollte er dieser Stute begreiflich machen, was er war? Wer er war? Und vor allem, was sich in seinem Kopf abspielte? "Englyn, ich bin nich alleine. Da ist jemand bei mir drin, oben. Ein... ein zweites... ein zweiter Verstand. Ich kanns nich beschreiben, Gott...." "Ich bin nicht allein." versuchte er es noch einmal, ehe er abrupt und erschrocken innehielt. Selbst das Kichern in seinem Kopf verstummte.

"Hast du das etwa gehört? Das Lachen, das mein ich.... Sag mir, hast du das gehört? Oder hast du das geraten?" wieder trat er näher an sie heran, diesmal jedoch von einer Neugierde getrieben, die sich kaum in Grenzen halten ließ. Natürlich konnte niemand seine Stimme im Kopf hören. Natürlich nicht. Aber natürlich klopfte sein Herz auch nicht. Und natürlich atmete ein Geist auch nicht. Dieser Stute war es gelungen, ihm zumindest zu einem Teil sterblich werden zu lassen. Doch was aber... Sie würde doch nicht etwa das Stimmchen in seinem Kopf hören können, oder? Nun, da er ihr nahe war, besah er sich auch die Wunde. Ein Stich in der Herzgegend erinnerte ihn daran, dass er Schuld daran trug. Am liebsten hätte er sie tröstend umhalst und ihr wie einem Füllen erklärt, dass bald alles wieder gut sein würde. Doch nichts war gut. Diese unglaublich tapfere und einzigartige Stute stand dem schlimmsten Wesen des gesamten Planeten gegenüber. Ein eigentlich gutmütiger Kerl mit dem Verstand eines Geistesgestörten, der Naivität eines verlorenen Kindes, dem Herzen eines Freundes und alles beisammen gemischt ergab eine durch und durch wunderliche Kreatur, die in jedem Moment seines Lebens herzlos oder warmherzig, liebevoll oder mörderisch sein konnte. Abwechselnd, versteht sich. Teilweise gar im selben Moment wie das ein und das andere. Niemand hatte bis jetzt überhaupt den Versuch gewagt, damit umzugehen. Und nun floh auch Englyn, zurecht. Er war eine Gefahr für sie und eigentlich war dies der Moment, wo er selbst es hätte besser wissen müssen. Wo er hätte gehen sollen. Doch das Ding in seiner Brust, das so heftig schlug, sehnte sich nach ihr wie ein Magnet. Er war zu lasterhaft, als dass er dieser Begierde nicht nachgeben konnte.
Faithless » 09.12.2014, 09:13 » Nebelfelder#1

Englyn


Am liebsten hätte er seinen Kopf gegen die Felswand des Gebirges gerammt, nur um sich selbst zu bestrafen und endlich diese elende Stimme aus seinem Kopf vertreiben zu können. Faithless liebte nicht. Faihtless mochte nicht. Faithless litt nicht. Aber bei dieser Stute war er nicht Faithless. Er war jemand anderes, jemand besseres. Und dieses Ding in seinem Kopf beherrschte ihn so, dass er dieser Stute tatsächlich Schmerzen zugefügt hatte. Er sah in ihre vor Schreck geweiteten Augen und konnte die Tränen sehen. Einen schrecklicheren Schmerz als in diesem Moment hatte er in all den Jahrtausenden nicht gespürt. Ein erschrockenes Seufzen kullerte aus seinem Rachen, ehe er überhaupt verstand, dass sein klopfendes Herz aussetzte, nur um dann schneller und immer schneller zu rasen und ihm Schmerzen zu bereiten. Kummer. Das musste es sein, was er empfand. Doch er kannte das Gefühl nicht, konnte es gar nicht einordnen. "Englyn, bitte.." murmelte er leise und wagte es, einen Schritt auf sie zu zugehen. Doch es war zu spät. Sie schüttelte bereits den Kopf und wandte sich zum Gehen. Und er ließ sie gewähren, denn er wusste: er war gefährlich für sie. Und er konnte nur bei ihr bleiben wenn er selbst zu egoistisch war. Konnte er egoistisch sein wenn es um ihr Wohl ging? Konnte er sie denn überhaupt gehen lassen? Ihre Wunde war von einem Geist - dem Geist - gebissen. Er wusste nicht, ob das irgendwelche Folgen für sie haben würde. Normalerweise überlebte niemand, wenn Faithless angriff. Und mit eben jenem Biss war es Faithless vergönnt, Geister zu verwandeln. Doch unter diesen Umständen ... er wusste doch nicht...

Er zögerte. Wahrscheinlich länger, als er sich selbst zugestand. Sein Oberstübchen lachte hämisch. 'Mal schauen was aus der wird?! Vielleicht ein Mischwesen, etwas ganz Neues? Vielleicht verreckt sie auch nur dran?' "Ihr wird nichts geschehen! Es ist eine normale Fleischwunde.!" murmelte er, ohne sich recht sicher zu sein. Englyn, bitte warte..." Er galoppierte aus dem Stand an und hechtete der Stute nach, die er soeben so abgrundtief verletzt hatte, wahrscheinlich seelisch schlimmer denn physisch. Er hatte sie rasch eingeholt, Faithless drahtiger Körper war auf schnelle Strecken trainiert. Er versperrte ihr den Weg und sah ihr tief in die verweinten Augen. "Ich weiß, ich sollte nicht.. Ich sollte dich... gehen lassen. Aber ich kann nicht." murmelte er zwischen zusammengekniffenen Augen. "Ich... es tut mir so leid. Ich habe dir gesagt, ich kann für nichts garantieren. Diese Stimme in mir. Das andere ich. Ich. Ich.... Ich wusste doch nicht, dass er die Macht über mich hat. Dass er SO eine Macht über mich hat. Ich dachte ich kann... kann dem etwas entgegen setzen. Aber meine Gefühle waren wohl zu stark... Ich..." Er spürte, wie seine ohnehin heißere Stimme immer mehr erstickte, als er gegen den Kloß in seinem Hals kämpfte. "Es tut mir leid." murmelte er leblos und leer, während sein Oberstübchen kicherte und sich köstlich amüsierte.
Faithless » 08.12.2014, 19:19 » Elsa

Elsa


Eine bildschöne Stute enterte die Bühne und trat mit einer kühlen Eleganz auf, die Faithless erstaunen ließ. Sie hatte nichts mit der Wärme und dem Feuer Englyns gemeinsam. Langsam trat er näher und ihr Ruf bekräftigte sein Handeln. Die is anders. murmelte es im Hinterstübchen, ohne das Faithless wusste worauf genau sich seine Gedanken bezogen. Sie war schlichtweg schön, etwas arrogant wirkte sie - aber sonst? "Hallihallo!" flötete Faithless letztlich eine Antwort, als er der Stute auf wenige Meter nahe gekommen war.

[klein] In der Kürze liegt die Würze, oder so. Sorry dass es so knapp ist, aber meine Grippe macht mir nen Strich durch die Rechnung smilie [/klein]
Faithless » 08.12.2014, 19:16 » Tanihwa Daitya

Tanihwa Daitya


Faithless schüttelte den Kopf, als er ihren Worten lauschte. Die Wölfe liebten sie, natürlich. So hatte ihr das ihr Vater beigebracht, ebenfalls klar. Faith wusste sofort, dass vor ihm ein sehr sonderbares Mädchen stand, dass die Welt keinen Deut begriff und erst recht nicht das, was sein Vater ihr angetan hatte. Eigentlich traurig, so eine Welt. Faithless jedoch fand ihre Daseinsform mehr als spannend! Schließlich handelte es sich bei ihr um eine ganz andere Art Geist, eine andere Art Untote. "Du bist tot, das ist dir doch bewusst oder?" konfrontierte er sie letztlich mit der nüchternen Realität.
Faithless » 02.12.2014, 08:31 » Nebelfelder#1

Englyn


Die Stute stellte ihn vor ein Rätsel, dessen Lösung womöglich bereits in den Jahrtausenden seiner Existenz von den Trümmern einer in die Dunkelheit gesogenen Existenz verschüttet wurde. Gefühle. Natürlich war der Fahle sich ihrer bewusst und auch seiner eigenen Fähigkeit, jene zu empfinden. Doch bis dato hatte die Palette seiner Emotionen Wut über Neid, Eifersucht und Hass geführt. Teils abgeschwächt, teils ineinander verwischt. Selbst die Zuneigung zu Nyu war getrübt durch Egoismus und Verklärung, die Wut und den Hass auf die Corvus Corax. Nun aber spürte er etwas Reines in sich, dass sein Herz in diesem elektrisierenden Takt schlagen ließ. Seine Anatomie gab natürlich die lebensnotwendige Einheit "Herz" her, aber noch nie zuvor hatte er diese benutzt. Es war eben da, kalt und schlummernd. Nun aber pochte es, schlug es, tanzte es und hämmerte auf seine Brust ein. Und diese Wärme, das Kitzeln und Kribbeln. Es ergriff seinen Körper, gesamt. Allumfassend. Jede einzelne Faser seines Körpers stand unter Strom. Und ihre Wärme. Diese versengende, alles verbrennende Wärme die seiner Kälte den Garaus machte. Verdammt!

Erschrocken vor der Intensität seiner Gefühle wich er von ihr zurück. Sie sprach von Schmerz und einem verschlossenen Herzen. Aber er nahm ihre Worte wie einen Brei von Lauten wahr. Er konnte das Stimmchen in seinem Hinterkopf spüren, wie es lauter wurde. An den Fesseln riss und zerrte, die er ihr angelegt hatte. Es brach über ihn, wie eine Woge der Verzweiflung. "Bist du total bescheuert? Sie macht dich schwach. Sie tötet dich. Bist du Vollidiot dir dessen nicht bewusst? Sie mag dich nicht, sie ist eine Spionin. Irgendwer hat sie geschickt. Irgendwer der dich tot sehen will. Sie ist eine Mörderin. Eine hinterhältige Spionin. Sie hat scheinbar einen Weg gefunden dich zu töten. Den einzigen Weg, der je bekannt war. Töte sie, ehe sie dich tötet. LOS!"

Faithless stemmte sich gegen das, was er liebevoll sein Oberstübchen nannte. Doch durch die tiefen Empfindungen, die Englyn in ihm wach rief, war sein Verstand von einem Schleier getrübt. Ruckartig schnappte er nach vorn und biss ihr gezielt in den Hals. Er konnte ihre Wärme spüren, dieses elektrisierende Kribbeln. Und dann schmeckte er ihr Blut, metallisch und klebrig, auf seiner Zunge. Seine Augen weit aufgerissen fing er sich wieder, fand zurück zu sich und in die Wirklichkeit. Doch der Fehler war begangen. Irreparabel? Verzweifelt, mit wässrigen Augen die die Tränen nur mühsam zurückhielten, besah er Englyn und sah das ganze Ausmaß seinerselbst. Sie blutete. Englyn, ich... Das war's. Das einzige Wesen, das in ihm je Leben geweckt hatte, würde ihn verachten. Würde ihn von sich stoßen. Zu Recht, natürlich. Er trat zurück, noch einen weiteren Schritt. Er wurde sich bewusst, dass er sie getötet hätte wenn er nicht zu sich gekommen wäre. Er war zutiefst erschrocken, ebenfalls ein ihm unbekanntes Gefühl. Leere breitete sich in ihm aus.
Faithless » 21.11.2014, 15:15 » Tanihwa Daitya

Tanihwa Daitya


Er lauschte ihrer Frage, oder besser gesagt ihrem Anliegen geduldig. Doch mit jedem Wort, wurde er nervöser. Hibbeliger. Was war mit dem Mädchen denn geschehen? Je näher sie kam, desto... ja eben nicht! Eigentlich spürte es Faithless, wenn ein Wesen sich ihm näherte. Bei einem lebendigen Wesen zumindest. Er konnte dann die Wärme spüren, die von dem Tier ausging. Aber bei Tanihwa Daitya war da kaum etwas. Er grübelte vor sich hin, während er seinerseits näher trat. "Entschuldige, darf ich?" fragte er, trat jedoch schon nahe heran. So nahe, dass seine Nüstern ihren Hals berührten. Kalt. Er presste seinen Kopf gegen ihren Körper, doch da war nichts. Der rhythmische Schlag, der jedem Lebewesen zu eigen war, war nicht da. Nicht vorhanden. Sie war... tot? Irgendwie auch nicht. Sie war ja da und er erkannte einen richtig Toten wenn er vor einem stand. Aber was genau war sie nun? Verwirrt trat er zurück. "Mädchen, ich glaube du bist eine der wenigen die aus dem ewigen Schlaf auch wieder erwachen. Die Wölfe hatten dich wohl zum Fressen gern, mh?" Mit unverhohlener Neugier musterte er sie nun. Aus einem Smalltalk war ein ernsthaft interessantes Gespräch entstanden. "Das Sicherste für dich wäre, wenn du hier bleibst. Hier gibt es noch andere Wesen, die sind so ähnlich wie du."
Faithless » 13.11.2014, 16:16 » Tanihwa Daitya

Tanihwa Daitya


Der Fahle musterte die junge Stute eingehend. Man musste schon reichlich mutig oder dumm sein, sich hier einfach so in das Gebiet der Geisterwesen zu schleichen. Dann auch noch nicht wissend, wo man denn genau angelangt war. Und dann – das war die Krönung aller Blödheit – dem Anführer höchstpersönlich so ins Gesicht zu grinsen. Das Mädchen wusste offensichtlich nicht, mit wem oder was sie es zu tun hatte. “Die Gaistjan Skairae, meine Liebe. Eine Herde. Unter meiner Führung.“ Er zwinkerte ihr zu, seine Zähne furchterregend entblößend und immer noch jenes höchst schiefe Grinsen auf den Lippen, das jedem anderen wohl das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen. Allgemein würde der Stute sicher bald auffallen, dass es, je näher sie an Faithless herantrat, kälter wurde. Ein Wesen, dass den Tod überwunden hatte wie er, war eiskalt. Und die Umgebung, in der er sich befand, neigte dazu sich dem Tod anzupassen. So war es nicht verwunderlich, dass der Atem, den Faithless ausstieß, sich in kleinen Rauchwölkchen von seinem Mund löste.
Faithless » 05.11.2014, 18:26 » Tanihwa Daitya
Ich halts einfach mal als Shortplay, du weißt schon ^^ Sonst musst du sicher ewig warten auf ne Antwort.

Faithless fahler Körper schlängelte sich durch die Unebenheiten des Berges. Er hatte vor, sich eine kurze Pause zu gönnen. Zu trinken. Zu verschnaufen. Er konnte den Bach bereits rauschen hören, ehe er eine helle Stute erblickte. Sie befand sich eindeutig im Gebiet der Gaistjan Skairae. Wusste sie denn nicht, wie gefährlich das war? Hier lief bekanntlich ein geisteskranker Wahnsinniger herum! Der geisteskranke Wahnsinnige trat auf sie zu und lächelte schief, sodass seine Zähne zum Vorschein kamen. "Tachschen. Machstn du hier im Gebiet der Gaistjan Skairae?"
Faithless » 01.11.2014, 11:00 » Nebelfelder#1

Englyn


Es war unfassbar, was sie mit ihm trieb. In ihr glomm der Zorn, heißblütig wie das Feuer eines Vulkans. Und er wärmte sich an ihrer Flamme, denn ihm war kalt. Seit Jahrhunderten, Jahrtausenden hatte er nichts anderes empfunden als Kälte und nie hatte er sich nach etwas anderem gesehnt, denn er kannte es nicht. Er hatte die Bitterkeit von Furcht geschmeckt, die Schwärze von Hass, aber nie zuvor hatte er sich an der Glut einer Lebenden wärmen können. Denn mit Wärme war ihm nie jemand begegnet. "Ja, ich wage es zu lachen. Du bist unglaublich, Englyn. Sowas wie dich gibts nich nochmal." Wieder musste er sich das Grinsen aus dem Gesicht zwingen, um sie nicht zu verärgern. Und merkwürdigerweise war es genau das, was er wollte: sie nicht verärgern, ihr keinen Grund geben zu gehen.

Sieh nur wie schwach sie dich macht. Lass das nur deine Soldaten hören, sehen. Schau dich um, die fremden Spione werden Raphael und den Raben Kunde erstatten: Der Geist ist weich geworden.

Er schüttelte wieder den Kopf, diese Stimme - sein Oberstübchen - hatte ihm oft geholfen, doch in seiner Beziehung zu Englyn, ganz gleich welcher Natur diese war und wie flüchtig sie sein mochte, hatte nur er selbst etwas zu suchen. Keine Stimme, die ihr eine Gefahr bedeuten würde. Keine Kraft, die zu zerstörerisch war für eine Stute, die sich nicht fürchtete. "Hab ich mich auch immer gefragt. Mir macht nix Angst. Bin doch eh schon tot. Hab nix zu verliern. Nich viel. Siehst ja, ab und an..." Er schluckte schwer, schob jedoch den Gedanken an Nyu beiseite. "Manchma trifft man jemanden, da bekommt man Angst ihn gehn zu lassen. Weißte wie ich mein? Ist ganz selten, aber kommt vor. Und bei manchen kommts noch seltener vor. Und dann, dann sollte man echt Angst haben. Das übersteht keiner, egal ob Geist, Engel oder du. Also lass lieber wirklich kein in dein Herz." Er zwinkerte ihr zu, aber irgendwie tat es ihm weh. Er wollte, dass sie jemanden in ihr Herz ließ - ihn. Warum? Alle Sinne ins einem Körper schrillten Alarm. Doch er wollte es. Er spürte es. Sein Glück war irgendwie an sie gebunden. Warum? "Bist vergänglich ja, das ist ein Problem. Aber keines, was man nicht lösen könnte. Mädchen ich bin ein Geist, tot. Glaubst doch nich im ernst, dass du vor mir in Sicherheit wärst wennde tot wärst? Ich könnt dich selbst dann wiederfinden. Du bist kein kleiner Teil meines Lebens, irgendwie. Irgendwas haste gemacht, dass es so nich is. Ich sag doch eine Hexe!" Er trat ganz nahe an sie, sodass sein kalter Atem sich mit ihrem warmen verband. Ihre nächsten Worte brachten ihn fast um den Verstand. Ruckartig wandte er sich um die eigene Achse und begann, auf und ab zu gehen. "Verzaubert? Ich dich? Haha. Ha. Hahaha. Du spinnst wohl. Ich kann nich zaubern, ich bin tot. Ich mache Angst, ich töten, ich stoße ab. Aber noch nie hat sich einer freiwillig bei mir aufgehalten, Englyn. Die wollten alle Macht. Ich bin fast so alt wie die Erde selbst, Englyn. Aber noch nie - ich schwörs - is mir warm geworden. Klingt blöd, is aber so. Ich bin aus Eis. Sozusagen. Bin kalt. Ich wusst nich, dass mir warm werden kann. Und jetzt das... Sieh es dir an!" Er wandte sich wieder zu ihr und stolperte auf sie zu, zuerst berührte er sie mit seinen Nüstern - eiskalt. Dann mit seinem Hals - eiskalt. Und dann berührte jener Teil seiner Brust ihren Körper, hinter dem bei Normalsterblichen das Herz schlug. Und es schlug. Und die Stelle, sie war warm. In seiner Fremdheit drohte es Faithless von innen zu verbrennen, es schmerzte. Diese Glut in seinem Körper. Doch er liebte den Schmerz. Liebte DIESEN Schmerz. "Das hat ich noch nie. Entweder bin ich krank, wobei ich das glaube gar nich werden kann, oder du bist schuld." Er seufzte leise und trat zurück, ihr tief in die Augen blickend. Und in seinem Blick, der allein durch die Tatsache dass seine Augen blendend hell waren und bloß zwei schwarze Stecknadelköpfe darin schwebten ohnehin kühl wirkte, lag Wärme.
Faithless » 22.10.2014, 22:24 » Nebelfelder#1

Englyn


Das Herz zerreißen... Tat sie das nicht gerade mit ihm? Sie wollte gehen, die Beine in die Hand nehmen. Faithless selbst hatte ihr dazu geraten, hatte ihr geraten sich von ihm fern zu halten. Doch ein kleiner, unvernünftiger Teil in ihm hatte gefleht, sie werde nicht gehen. Und dieser kleine Teil, der irgendwie zu erstarken drohte, war sein Herz. "Man kann niemandem das Herz zerreißen, der keines besitzt." fauchte er leise, ohne aber die Bewunderung aus seinem Blick wischen zu können. Die Stimmung war innerhalb von Sekunden gekippt, da die Furcht erneut jemanden zu verlieren so kurz nach Nyus Tod ihn erzürnen ließ. Ein zorniger Urgeist war nichts Gemütliches, bei weitem nicht. Doch warum wollte sie gehen? Warum ließ sie ihn allein? Im Stich? Begriff sie denn nicht, dass sie den fürchterlichsten und monströsten Hengst des Tales, ja vielleicht gar der Welt um den Finger gewickelt hatte ? Kapierte sie nicht, dass sie das Herz eines herzlosen Wesens zum Schlagen brachte und dieses Wesen nicht bereit war (und auch gar nicht dazu imstande) einen weiteren Verlust zu verkraften? Und nein, Faithless würde nicht in sich zusammen brechen. Selbst zerbrechen. Er würde in blinder Wut seinem Oberstübchen die Macht übergeben, was Mord und Totschlag zur Folge haben würde. Englyn begriff nicht, dass sie gerade gewaltig in das Machtgefüge des Tales - Engel, Raben und Geister - eingriff, da sie die Wut des Geistes provozierte und somit riskierte, dass dieser seine Wut in Form von Angriffen und Krieg abtragen würde. Aber all das zählte doch jetzt gar nicht. Was zählte war sein Herz. Das leise bummbumm. bummbumm. bummbum.. in der kalt geglaubten Brust. Und dann schlägt dein Herz. Und dann schlägt dein Herz. Und dann schlägt dein Herz eine Melodie....

Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und verblüfft wurde es sofort wärmer, sein Blick dunkler und sein Leuchten erlosch. Stattdessen war sie es nun, die zu leuchten schien. Ihre Augen. So voller hitzigem Zorn und Mut. Sie fauchte ihn an, energisch, selbstbewusst. Gott, dieses Weib hat Schneid! schoss es ihm wieder und wieder durch den Kopf und er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Hätte er seinen Sohn mit ihr gezeugt wäre er wohl keine solche Enttäuschung geworden! Aber nein, er schob diesen egoistischen Gedanken, der den Gefühlen die er für sie hegte gar nicht würdig war, sofort beiseite und wich sogar einen Schritt zurück. Angst hatte er keine, nicht physisch gesehen. Denn ein einziges Zucken seines Körpers würde ihren Tod zur Folge haben. Blöd nur, dass er das nicht tun würde. Sie war zu wertvoll. Doch als sich Verbitterung und Enttäuschung in ihre Stimme woben, drückte plötzlich etwas. Etwas schweres lag in seiner Brust auf dem pulsierenden Klumpen. Er wusste nicht was es war, was er da spürte. Doch es tat weh. Ihre Enttäuschung tat ihm weh. Wie konnte das sein? "Du bist eine unglaubliche Stute, Englyn. Unglaublich. Ich habe Dinge getan. Ich habe gemordert und gequält. Dinge getan, die du dir gar nicht ausmalen kannst. Und all das ohne Reue. Aber du elendes Weib... was tust du mit mir? Wie machst du das? Was hast du an dir, dass ich jetzt so schwer atmen kann?" Er trat wieder einen Schritt näher und glaubte, von ihrem glühenden Blick verbrannt zu werden. "Ich bin mit Abstand das gefürchtetste Wesen dieser Gegend, ja nicht nur dieser Gegend. Weit mehr als das. Und du.... du zuckst nichma mit der Wimper. Wie, um alles in der Welt, machst du das?!" Seine Stimme klang ehrlich verblüfft und anerkennend, jedoch auch skeptisch. Nach wie vor konnte er nicht glauben, dass sie keine Hexe war. Nie im Leben konnte eine Sterbliche in so kurzer Zeit Gewalt über ihn erlangen. Nie! (Oder doch?!)
Faithless » 21.10.2014, 21:25 » Nebelfelder#1

Englyn


Er musterte sie aus seinen kühlen Fischaugen, nahm ihr warmes, herzliches Lachen wahr und spürte dieses Kribbeln in seinem Brustkorb, der jahrelang als leer und versteinert galt. Sie ist eine Hexe, sie tut dir nicht gut. Sie verzaubert dich auf irgendeine Weise, anders kann es gar nicht sein. Sie lügt. Sie ist keine Sterbliche. Doch Faithless war sich sicher, dass sie das war. Sie war so echt, so lebendig, so warm. Sie war normal. So normal man in diesem Tal nur sein konnte. Und genau das, gepaart mit ihrem Mut, faszinierte ihn so. Und ihre Herzlichkeit bohrte sich schmerzhaft und tief in sein Herz und entlockte diesem zärtliche Gefühle. Nein. Englyn tat ihm ganz und gar nicht gut. Faithless war ein leichenausgrabender, Mord und Totschlag provozierender, die Weltherrschaft an sich reisender Diktator mit einem Hauch von Wahnsinn und vor allem eiskaltem Kalkül. 'Aber wer war ich vorher?' begann er sich zu fragen. Eine Frage, die er so noch nie gestellt hatte. Denn noch nicht immer war er so verdorben, so unrein. Unsterblich, natürlich. Doch die dunkle Seele hatte noch nicht immer Besitz von ihm ergriffen. Zu Beginn seiner Existenz war er wahrscheinlich genau das, wofür man ihn hielt: der weiße Ritter, der die edlen Damen und die mutigen Herren vor seinem Bruder schützte. Nun aber, da er sich seinen Kopf mit dem Oberstübchen teilte... Hin und hergerissen musterte er sie, abwechselnd wurde sein Blick heiß vor Zuneigung, Kalt vor Hass.

"Töricht. Ja. Aber jedes edle Herz ist töricht, Englyn. Vernunft geht selten mit Heldentaten einher, hast du das nicht gewusst?" Er lächelte, es war ernst gemeint auch wenn etwas in seinem Hinterkopf sich dagegen stemmte. "Und natürlich hört es sich unwirklich an. Wir blieben lange im Verborgenen. Sind ja nicht umsonst früher nur Märchen gewesen, hehe. War schon lustig wenn die Kleinen davon erzählten, dass es Geister gäbe. Sie aber nicht dran glauben. Haha. Hätteste sehen müssen, als der Mond auf mich fiel. So schnell is sonst nie jemand gerannt. Aber... aber am Anfang..." Er brach ab. Er durfte nicht zugeben, dass es ihm Leid tat. Dass seine körperliche Wandlung zu Beginn mit seinem reinen Herzen einher ging und er es schmerzlich mit ansah, dass man vor ihm Reisaus nahm. Nein. Zuviel Schwäche durfte er ihr wirklich nicht zeigen. Aber er wollte. Denn er liebte es, wie er in ihrer Gegenwart ein anderer sein konnte. Das frühere Ich. Wie er Nyus Tod verarbeiten konnte, wie er jemanden an seiner Seite wusste. Ihm war bewusst, dass dieser Teil seines Gewissens nicht damit fertig werden würde, wenn er nun allein sein sollte. Der Schmerz. Noch konnte er ihn ertragen, weil diese Stute bittersüßen Balsam darüber streute. "Der Schmerz... er ist selten, Englyn. Bin nich so der Typ, der sich oft ans sterbliche Leben hängt. Nich mehr. Früher war das anders, aber mittlerweile... Gibt nur noch selten jemanden, ders verdient. Was glaubstn wieviele Heuchler jeden Tag um mich rum schwirrn?" Er verdrehte die Augen lächelnd. Heuchler! Pah! Das sind deine Soldaten, du Idiot. Du brauchst sie. Ohne sie bist du ein Nichts! Er schüttelte den Kopf, verdrängte die Stimme die letztlich die Wahrheit sprach. Doch Faith konnte die Stimme nicht lange zurückdrängen. Etwas in ihm blockierte, als sie weitersprach. Es zupfte erst leise an seinem erwachenden Herzen, dann immer rascher. Es begann zu rasen, gerade da es aus dem Winterschlaf erwachte. "Du willst... du meinst... du wirst.. oh." Er blickte zu Boden und konnte seinen vor Furcht, Schmerz und Hass lodernden Blick nur schwer verstecken. Wie konnte sie...? Dieses niedere Wesen...? Aber da sprach sein Oberstübchen aus ihm, oder? So konnte er doch nicht von ihr denken? Aber andererseits konnte sie doch nicht einfach gehen? Das kannte Faithless nicht. Er kannte es nicht, zurück gestoßen zu werden. Das war vollkommen unsinnig. Niemand ließ Faithless stehen. Nein. Auch sie nicht. Er hob den Blick und fixierte sie mit kaltem Blick, seine Stimme war frostig. "Lass dein falsches Lächeln, Englyn." Er spuckte ihren Namen förmlich aus, zerkaute ihn und beherrschte seinen nun zitternden Körper nur mühsam. Erneut wurde ihm klar, dass die größten Kräfte aus Zuneigung erwuchsen - auch die negativen. Als hätte man die Uhr danach stellen können, schob sich eine Wolke vor den Mond und Faithless Gestalt wurde nur noch sanft, jedoch glühend erhellt. In seinem Zorn schimmerte sein Leib bedrohlich, gleisend blau. Die Kälte seines Körpers verstärkte sich, verströmte sich. Die Luft zwischen den beiden Pferden gefror, ihr Atem wurde zu kleinen Wölkchen. Das Gras zu ihren Hufen knickte ein, starb. Zu solchen Kräften war Faithless nur fähig, wenn er sehr intensiv empfand. 'Verdammt, was macht sie mit mir?!' schoss es ihm durch den Kopf.
Faithless » 20.10.2014, 16:38 » Nebelfelder#1

Englyn


Sie musste eine Hexe sein, genau. Anders konnte er sich gar nicht erklären, was sie aus ihm machte. Was sie aus ihm heraus kitzelte. Die wirren Gedanken waren verstummt, die Gefühle umso lauter. Die Sterblichkeit fraß sich plötzlich durch ihn hindurch, in seinen Brustkorb und brachte das Herz zum schlagen.

Und dann schlägt dein Herz.
Und dann schlägt dein Herz.


Verwirrt musterte er das Wesen, das ihm solche unbekannten Gefühle bescherte. Das er nicht kannte, das ihn jedoch faszinierte. Hexe? Nein. Eine Hexe war etwas altes, hässliches. Sie hingegen war schön in ihrer satten, schwarzen Farbe. Wie Samt. Er hätte sie gern berührt, mit seinen Nüstern. Hätte spüren wollen, ob ihr Fell so weich war wie es aussah. Wollte wissen, wie sich seine kalten Glieder an ihrem glutheißen Körper anfühlten. Aber es war nicht nur das Körperliche. Er wollte sie kennen lernen, wissen welcher Geist hinter einer solch starken Persönlichkeit stand. Jedes Wort das sie nun sprach versetzte ihn in Staunen. "Wie kannst du, wenn du sterblich bist wie du ja behauptest zu sein, so mutig und tapfer sein, Englyn? Wie kannst du mit einer solchen Überlegenheit an das Leben herantreten? Du verwunderst mich, Mädchen. Verwunderst mich sehr." Ein anerkennendes Lächeln stahl sich auf seine Züge. "Selbst den Tod scheinst du nicht zu fürchten. Also lass dir gesagt sein, dass es ihn wirklich gibt. Leib- und wahrhaftig. Das weiß ich, weil ich sein Bruder bin. Staunste, mh? Ja, der Tod hat einen Bruder. Früher habense geglaubt, dass der Bruder des Todes das Leben sein müsse. Aber falsch geraten. Mein Bruder ist das Sein und ich das Nichtsein." Er hüstelte leise, hoffte sie nun nicht doch verschreckt zu haben. Aber etwas in ihm glaubte an sie und ihren Mut. Er wusste, so leicht war sie nicht einzuschüchtern.

"Und wie du siehst ist die Zeit tatsächlich was Komisches für. Jemand der theoretisch gar nicht ist, so wie ich, der braucht sich auch um die Zeit keine Gedanken machen. Ich kann nicht sterben. Ich kann bloß vergehen, meine fleischliche Hülle verlieren und somit all meine Macht. Und dann befinde ich mich wieder in einem existenzunähnlichen Zustand. Aber es gibt mich noch und dann muss ich nur wieder erstarken." Er seufzte leise, beklagend. "Aber wie du siehst bin ich nicht herzlos. Ich verliere an die Zeit, gegen die Zeit. Hab Nyu ja gesagt, sie soll da nich hingehen. Hab ihr gesagt ich beschütz sie. Und was ist? Sie ist tot. Hab sie nicht beschützen können. Werd auch dich nicht beschützen können."

Du kannst sie beschützen, mein Lieber. Das weißt du. Du kannst sie zu einer deinesgleichen machen, um sie ewig an deiner Seite zu wissen. Oder du kannst sie von Raphael verwandeln lassen. Es gibt viele Möglichkeiten das Leben dieser Sterblichen in die Unendlichkeit hinaus zu strecken. Fraglich jedoch, warum du das tun solltest. Du kennst sie nicht. Sie bedeutet dir nichts. Sie ist eine unter vielen. Was willst du mit ihr? Leiko hättest du schützen sollen.

"Leiko war ein Biest. Eine falsche Schlange. Nichtsnutzig. Sie hätte das ewige Leben nicht verdient." blaffte sich Faithless selbst an, bedachte Englyn dann mit entschuldigendem Blick. "Ach... Sicherheit. Englyn, ich brauch keine. Nicht wirklich. Kann zwar sterben, also der Körper hier. Aber wie gesagt, dann bin ich bissl im Dämmerzustand und dann komm ich wieder. Das ist zwar doof, langweilig und zuweilen schmerzhaft. Nicht aber das Ende für mich. Was willst du mir also anhaben?" Er lachte leise. "Du hast nur ein Problem, meine Liebe. Ein Teil von mir hasst dich, der andere..." Nein, er liebte sie natürlich nicht. Wie konnte er? Er kannte sie nicht. "Der andere mag dich, bewundert dich. Komisch, mh? Ich finds meist auch merkwürdig." Er mochte es nicht, so zwiegespalten zu sein. Die Kontrolle zu verlieren. Sich selbst zu verlieren. Ja genau, so fühlte es sich jedes Mal an. Er wollte nichts mehr verlieren, weder sich selbst noch ein Wesen, das ihm nahe stand. Aber wie sollte er auch nur einem von beidem entgehen?!
Faithless » 17.10.2014, 14:12 » Nebelfelder#1

Englyn


Ja, er hatte jemanden verloren, der ihm wichtig war. Ein kleines Fellbündel. Einen Welpen. Einen der mutigsten Welpen die er kannte. Dabei fiel ihm auf, dass er sichtlich von mutigen Sterblichen angezogen wurde. Auch Nyu hatte sich ihm trotzig in den Weg gestellt. Eines unterschied die kleine Hündin dennoch von Englyn. Nyu hatte aus Trotz die Furcht hinunter geschluckt und sich ihm in den Weg gestellt. Englyn begegnete ihm mit herzlicher Wärme. Eine solche Wärme, dass sich ein fremdes, wohl aber angenehmes Gefühl in seiner Magengegend ausbreitete. War es etwas das, was ihm all die Jahrhunderte gefehlt hatte? Ein Wesen, das ihm mit Wärme und ohne Furcht begegnete?

In seinen deprimierten Blick mischte sich Bewunderung, als sie so aufgebracht auf seine Worte reagierte. Nein. Sie hatte keine Furcht. Gottverdammt, sie war das mutigste Wesen des Universums. "Nein, ich habe keine Ahnung wer du bist. Aber ich weiß, wer ich bin." Ein kurzes Zögern, sein Oberstübchen versuchte sich einzuschalten. Doch Faithless unterdrückte es, ließ den unsterblichen Teil seinerselbst schreiend und tobend hinter einer gedanklichen Mauer verschwinden. "Kennst du den Tod?" Was für eine dumme Frage, das wusste er. Aber wusste Englyn auch, dass der Tod ein durchaus existentes Wesen war und einen Bruder besaß? Und dass dieser Bruder nun vor ihr höchstpersönlich trauerte und bewunderte, atmete und starb? "Englyn, ich zweifle deine Worte nicht an. Bist die mutigste Stute die mir je begegnet ist. Trotzdem wäre es klüger, wenn du die Beine in die Hand nimmst." Denn er wusste von seinem zwiegespaltenen Ich und konnte nicht genau sagen, wielange sich das blutrünstige Tier in ihm an Ketten legen lassen würde. Und wenn er sich eines nicht würde verzeihen können, dann ihren Tod. Womöglich war er durch die Unachtsamkeit, die zu Nyus Tod geführt hatte, nun desensibilisiert. Doch er wagte nicht, ein weiteres so zauberhaftes Wesen in Gefahr zu bringen. Dies wäre der Punkt gewesen, wo er selbst hätte gehen sollen. Zu ihrem Schutz. Doch er war egoistisch genug, es nicht zu tun. Diese Stute faszinierte ihn und er wollte sie kennen lernen und wissen, woher sie diese Kraft schöpfte.

"Aus Fleisch und Blut. Die Zeit. Mh..." brummelte er leise und ein zwickendes Geräusch kratzte an seinem Herzen. Das war das Üble an den Sterblichen, nämlich gerade das: man verlor sie nach einer Zeit. Deshalb hatte Faithless auch nie versucht, einem von ihnen den Zutritt zu seinem Herzen zu gewähren. Selbst Leiko, die Mutter seines Sohnes, war für ihn bloß Verschleißmaterial gewesen. Sie war tot, oder? "Nein, du brauchst sie nicht zurückgeben. Wahrscheinlich nicht." Denn erneut erhellte der Mond seinen Körper, das daraufhin all seine Konturen verlor und durchschimmernd wurde. "Dennoch ist nicht alles an mir unsterblich, Englyn. Und die Tatsache, dass du das weißt, ist gefährlich für dich. Doch ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um zu verhindern, das ich dir etwas antue." Denn durchaus waren seine Handlungen nicht immer selbstbestimmt, sofern sein Oberstübchen als eigenständig agierende Instanz gesehen werden konnte. "Bitte vergiss das nicht." Er wusste nicht warum, es war ihm dennoch verdammt wichtig das sie das wusste. Dass er, der gerade in diesem Moment handelte, agierte, den Körper beherrschte ihr kein Härchen krümmen würde.

Aber ich werde es tun. Sie weiß zuviel. Sie bringt alles in Gefahr. Sie wird unser Vorhaben scheitern lassen. Sie wird...

"Nichts wird sie. Sie wird leben. Ich lasse es schon oft genug zu, dass du andere Wesen zerstörst. Sie nicht. Und wenn ich dich töten muss, um dich daran zu hindern."

Dann wirst du dich selbst töten.

"Dann ist es eben so."

Entschuldigend blinzelte er zu Englyn, es musste für sie wahnsinnig merkwürdig erscheinen wenn er mit sich selbst sprach. Doch wenn er emotional aufgeregt war, sprach er all das, was er sonst nur mit sich dachte, laut aus.
Faithless » 17.10.2014, 12:13 » Nebelfelder#1

Englyn


Rein theoretisch hatte Faithless' Oberstübchen recht. Englyn war eine Gefahr, jetzt da sie seine eigentlich sehr sterbliche Schwäche kannte. Faithless Hülle war, wie die eines jeden Geistes, sterblich. Jeder Geist besaß eine lebendige und eine tote Seite. Es war bloß eine Frage des Schicksals, welche zur Macht kam. Bei Faithless hielten sich beide Seiten die Waage, er besaß sowohl Herz als auch Verstand. Liebe, als auch Mordlust. Er war das mitunter zwiegespaltenste Wesen dieser Welt, trotz oder womöglich auch gerade weil er kein geschaffener, sondern ein geborener Geist war. Und genau dieses Herz, das er doch besaß, schmolz dahin als Englyn bei ihm stand. Ihm Halt bot.

"Ich... ich kann das nicht immer spüren. Nur wenn mir jemand wichtig ist. murmelte er leise, eine für ihn ganz ungewohnte Art sich mit jemandem zu unterhalten. Ernsthaft, ohne den Wahnsinnigen zu mimen. Er wusste, er gab damit Geheimnisse preis. Aber es erschien ihm, als wäre diese Stute das Risiko wert. Doch was, um alles in der Welt, verleitete ihn zu so einer dümmlichen Annahme? Er kannte sie kaum, dennoch mochte er sie und gab ihr Seiten zu sehen, die er selbst von sich nicht kannte. Weiber sind die wahren Teufel. schoss es ihm durch den Kopf und wäre der Schmerz nicht so überwältigend hätte er gegrinst. Stattdessen zuckten seine Mundwinkel nur ganz leicht, doch der traurige Aussdruck manifestierte sich auf seinem Gesicht. Zum Glück war ihm dies nicht inmitten der Herde geschehen. Er konnte sich nicht leisten, dass seine treuen Untergebenen ihn in einem so schwachen Moment sehen konnten. "Wenn du wüsstest, was ich bin, wärst du schneller am anderen Ende der Welt als du dir vorstellen kannst." Faithless war schließlich nicht nur ein Geist, sondern ein Urgeist. DER Urgeist schlechthin. Er war der Bruder des Todes, eine Instanz die seit Anbeginn der Existenz dieser Welt sein Unwesen trieb. Jahrelang nur im Verborgenen, bloß ein Funken von Lebendigkeit. Doch sein Wesen hatte sich über die Jahrmillionen manifestiert und verdichtet, sodass letztlich ein lebendiges Wesen daraus entstehen konnte. Er war so alt, auch wenn sein fleischliches Leben noch recht jung war.

Die Wärme durchzuckte ihn wie Strom. In diesem Moment, da er ihre Wärme spürte, musste sie die unsagbare Kälte seiner Präsenz spüren. Faithless Körper war eiskalt, eine weitere Besonderheit seiner Art. Neugierig versuchte er in ihren Blicken zu erforschen, wie sie darauf reagierte. Dieses warme, fürsorgliche Glitzern in ihrem Blick war so schön. Noch niemals zuvor hatte ein Wesen ihm solche Gefühle entgegen gebracht. Angst, Furcht, Bewunderung, Treue. Aber Wärme? Fürsorge? Sie war so tapfer. Tapferer, als je ein Pferd oder ein anderweitiges Wesen gewesen war. Und Faithless war unsagbaren Massen an Individuen begegnet. Wer war diese Stute und was machte sie so besonders? "Bist du sterblich?" ...oder bist du ein Engel? platzte es aus ihm heraus, denn angesichts ihres Mutes konnte er es fast nicht glauben.
Faithless » 16.10.2014, 22:02 » Nebelfelder#1

Englyn


Er vernahm ihre Fragen, doch er war nicht imstande sie zu beantworten. Alles in ihm schmerzte, sein Herz - ja, er hatte eines - drohte zu bersten und die innere Stimme lachte ihn schallend, höhnisch aus. Wut stieg in ihm auf, Verzweiflung, Trauer. Gefühle, die er in seinem mehrere Jahrhunderte andauernden Dasein nur selten und nur im Anflug hatte spüren können, müssen. Er selbst wusste, dass er den Tod geliebter Personen spüren konnte. Personen, mit denen er auf die ein oder andere Art tief verbunden war. Doch er hätte nicht geahnt, dass Nyu eine von ihnen war. Dass Nyu ihm so nahe stand, dass eine solche Bindung überhaupt möglich war. Die kleine Hündin. Er hätte sie nicht gehen lassen dürfen, er hätte ihr nachlaufen sollen.

Sie war ein Welpe. Ein kleiner, idiotischer Welpe mit viel Fell und wenig Hirn. Es ist nicht schade um sie. Sei froh, sie war eine Last für unser Vorhaben. Je weniger sterbliche Schwächen du hast, und Liebe gehört zweifelsohne dazu, desto besser.

"Halts Maul, verdammt. Du weißt nicht wovon du redest. Liebe ist keine Schwäche!" brach es mit krächzender Stimme aus ihm heraus. In seiner Aufgewühltheit war es ihm nicht mehr möglich den Dialog mit seinem Inneren stumm zu führen. Es platzte aus ihm heraus, denn er spürte noch immer ihre weichen, kleinen Pfoten auf seinem Rücken und das Kitzeln ihres Felles an seinen Nüstern, als er sie vorsichtig mit den Lippen anhob um ihr das Reiten zu ermöglichen. Sie war nur ein Welpe gewesen. Doch sie war mutig gewesen. Clever. Liebenswert. Und so etwas wie sein Anker in dieser Welt. Nun war sie tot, fort, Leere. Er spürte, wie sich sein Körper spiralförmig in einem Sog verlor, der in die Tiefen dieser emotionalen Welt führte. Doch etwas hielt ihn wach, am Leben - sofern man von einem Leben reden durfte. Da war Wärme, die der eiskalte Leib des Geistes sofort verspürte. Da war eine besorgte Stimme, ganz nahe und sein verklärter Blick wurde allmählich klarer und mit Entsetzen in den Augen sah er Englyn an, die den Absturz des Geistes hautnah miterleben konnte.

Sie ist eine Gefahr. Sie hat deine Schwächen gesehen. Töte sie.

Er schüttelte den Kopf, auf keinen Fall! In diesem Moment der Hilflosigkeit war sie, die Sterbliche die er kaum kannte, sein letzter Halt. Ihre Wärme beruhigte ihn, so wie ihn sterbliche Wärme schon immer beruhigt hatte. "Nyu. Sie ist tot. Ich spüre es. Sie war da. Und jetzt ist sie... ist sie... fort. Ich hätte sie beschützen sollen, stattdessen habe ich es zugelassen das sie geht. Diese verdammten Raben!" Seine Worte waren eher ein Stammeln, jedoch wahrscheinlich das Vernünftigste und Klarste was Faithless je von sich gegeben hatte in all der Zeit.

Wieder schob ein leichter Windstoß die Wolken vom Mond davon, wieder glomm sein Leib. Und doch hoffte er inständig, dass Englyn stehen bleiben würde. Er senkte den Kopf, floh den Mondschein. Auch das eine Premiere. Sonst geizte er mit seinen "Reizen" nicht, wusste sie einzusetzen um sich in Szene zu setzen. Doch in diesem Moment wollte er keine Szene, keine Show. Er wollte Nähe. Trost. Hoffnung.
Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Deine Suche ergab 182 Treffer.