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Alle - Nur Rollenspiel

Immer lauter tickt die Uhr.


Linette » 02.03.2014, 13:24 » Traumpartner #3
Ne smilie
Linette » 01.03.2014, 20:17 » Hot or Not #4
Wenn er nicht schwul wäre aus ihrer Sicht vermutlich hot smilie
Linette » 27.02.2014, 20:12 » Die Wiesen #2

Akatosh


“Auch gut.“ war ihre überaus trockene Antwort auf eine Aussage seinerseits, die vielleicht durchaus etwas mehr Emotion in ihr hätte wecken können. Immerhin war seine Stimme von einem gewissen Klang behaftet, bei dessen Interpretation sie ein Gefühl von Traurigkeit nicht auszuschließen vermochte. “Dementsprechend herzlichen Glückwunsch, du kannst dir diesbezüglich wohl mit vielen die Hand reichen.“ Es kümmerte sie nicht. Schon immer hatten jene, denen sie wiederbegegnet war, Vorwürfe gemacht. Selbst die, welche sie verlassen hatte, hatten es in dem Augenblick getan. Der Vorwurf, dass sie einmal vollkommen anders gewesen war und sich nicht zum Guten gewendet hatte, war schon des Öfteren in ihren Ohren gehallt. Ein wenig begeistertes Schnauben entwich ihr und sie schlug nahezu etwas aufgebracht mit dem Schweif. Sie hatten doch keine Ahnung. Niemandem hatte sie je erzählt, weshalb sie sich so geändert hatte – beziehungsweise warum sie diese Maske trug. Nicht einmal das wusste jemand, dass dies nicht ihr wahres Ich war, sondern einer Verkleidung glich. Nur ihre Mutter, ihre liebe Mutter hatte es gewiss erahnt. Und doch nichts gesagt, um ihrer Tochter zumindest ein klein wenig den Rücken zu stärken. So sehr hätte sie sich dies nur einmal von ihr gewünscht, Unterstützung zum rechten Zeitpunkt. Aber so würde man gewiss nur schlecht über sie reden, gar den kleinen Fohlen von jener Stute erzählen, die einmal Teil der Herde gewesen war. Jene Stute, die alle verlassen hatte, um sich in ihrer abscheulichen Arroganz zu suhlen und dabei jeden im Stich zu lassen. Pah! Das hatte man nun davon, wenn man andere davor bewahren wollte, seelischen Schmerz zu empfinden. Schuld wäre sie nämlich auch gewesen, wenn sie da geblieben wäre. Hätte ihr jemand sein Herz geschenkt, so hätte er furchtbare Qualen erlitten, wenn sie gestorben wäre. Und dann hätte man gesagt, dass sie hätte gehen sollen, um niemanden zu verletzen. Es war wie immer, so sehr sie ihr Leben und alle darin vorkommende Situationen auch drehte und wendete, zum Schluss war sie immer ein Inbegriff des Schlechten. Und nun diese Begegnung mit Akatosh, den sie nicht einmal wirklich zuordnen konnte und der auch keine allzu große Hilfe dabei war, in diesem Prozess einen Schritt vorwärts zu tun. Erst machte er ihr Vorwürfe, dann kümmerte er sich nahezu liebvoll um sie und nun ließ er wieder einen eiskalten Widerling heraushängen. Ach, und diese gesamte Situation, sie trieb den Wahnsinn in ihr Hirn! Mit jedem Wort, welches ihre Gedanken formten, kochte langsam die Wut in ihr hoch. Wut darüber, dass sie sich ihr Leben niemals hatte aussuchen können. Hätte sie die Wahl gehabt, hätte sie sich wohl kaum selbst eine derartige Krankheit auferlegt. Aber so hatte sie versucht, das Beste daraus zu machen – wie jedoch dankte man es ihr? Mit Vorbehalten und Abweisung. Linette war sich schon immer bewusst gewesen, dass diese Welt keine reinen Gefühle des Positiven beinhalten konnte. Selbst wenn eine Handlung im gut gemeinten Sinne begangen wurde, bestrafte man das entsprechende Individuum. Was sie auch tat, immer würde es für jemanden falsch sein. Wie selten nur hatte sie je ein Wort des Lobes gehört, wie oft schon hatte man sie behandelt wie Akatosh jetzt. Ja, Akatosh, der mit seinem stur-dümmlichen Blick nach vorn glotzte wie ein Tier ohne jeglichen Verstand und anscheinend nicht Hengst genug war, um auch nur ein einzig klärendes Wort an sie zu verschwenden. Weshalb hatte sie sich doch gleich die Mühe gemacht, sich selbst zu erklären? Es war sinnfrei gewesen und hatte keinerlei positive Auswirkungen besessen. So gern würde sie nun in den dunklen Nachthimmel hinausschreien und einfach erklären, warum sie so war. Dass sie eigentlich etwas Gutes hatte tun wollen, es aber von Jedem falsch interpretiert wurde.

Die zierliche Stute blieb ebenso ruckartig stehen, wie der Fuchs vor Kurzem seine Richtung geändert hatte. Ihre dunklen Augen schienen von einem wütenden Funkeln durchzogen und wirkten wie ein brodelndes Gewitter, welches sich in jedem Moment entladen könnte. “Ihr macht mich doch alle wahnsinnig.“ stieß sie hervor, eine Mischung aus Murmeln und Sprechen, aus Eigengespräch und gerichteten Worten. Jede Regung, die in ihren Augen falsch war, würde wohl das Fass zum Überlaufen bringen. Egal, wer diesen Fehltritt wagte. Ein völlig fremdes Individuum könnte in diesem Moment an sie herantreten und wäre dessen Stimme nur ein wenig zu seltsam, so würde sich all ihre angestaute Wut über dieses Wesen ergießen. Wut, die sich über die Jahre hinweg geballt hatte zu einer mächtigen Wolke, welche niemals durch ein Ventil hatte entschwinden können. Wie auch? Niemals war jemand da gewesen, dem sie von all dem hatte erzählen können. Immer, wenn sie gehofft hatte, jemanden gefunden zu haben, dann waren da wieder diese Vorwürfe gewesen. Immer und immer wieder hatte man mit überaus harten Worten auf sie eingedroschen wie auf ein unliebsames Ding, dessen Zerstörung das absolute Ziel war. Lins Nüstern schienen förmlich zu beben, während sie aufgebracht den Boden anfunkelte, um sich nicht verbal auf den Hengst zu stürzen. Das würde sowieso nur dazu führen, dass er förmlich zurück zickte und sich niemals wieder ein vernünftiges Gespräch ergab. Meine Güte, war es denn so schwer, ihr einmal zuzuhören und sie zu verstehen?

Nach nur wenigen Wimpernschlägen setzte die Orangerote sich wieder in Bewegung und marschierte beinahe im Stechschritt an dem Fuchshengst vorbei. Dabei war es ihr gleich, wie sehr ihre Muskeln unter dieser Anspannung bebten und dem Gefühl nach schier zu zerreißen drohten. Wenn sie ihre Anspannung jetzt nicht in körperliche Energie umwandelte, dann würden ihre nahezu boshaften Worte tatsächlich auf Akatosh niederprasseln. Aber er wäre auch selbst Schuld, warum auch blieb er bei ihr, wenn er sie nicht leiden konnte? Wenn er sie nie richtig gekannt hatte, wie er es so schwer melancholisch ausgedrückt hatte? Zu gern nur hätte sie endlich Allem freien Lauf gelassen, aber noch hielt Linette sich zurück. Stattdessen lief sie einfach weiter, immer in eine unbestimmte Richtung. Aber der Hengst hatte diesen Weg gewählt, also würde dann schon irgendwas sein. Und wenn nicht, was sollte dann schon passieren? Dass sie eine neue Gegend entdeckte, in der nur weitere Pferde darauf warteten, sie zu beschuldigen? Es war ihr mit reiner Absolutheit egal und ändern würde es an ihrer Gesamtsituation sowieso nichts – sie würde sterben, früher oder später, und dann war es endlich vorbei. Dann wäre sie nur noch eine unruhige, bösartige Seele, welche durch fremde Gefilde streifte. Vermutlich eine Art Hölle, anderes hätte sie nach der Meinung Anderer ja gewiss niemals verdient.
Linette » 27.02.2014, 17:43 » Die Wiesen #2

Akatosh


Einer völlig natürlichen Reaktion entsprang es, dass ihr die Ohren beinahe in den Nacken zuckten, als er sie derart anfuhr. Anders erwartet hatte sie es nicht, war eine derartige Reaktion doch von ihr provoziert worden. Dennoch. Langsam machte der raue Ton, welcher beständig zwischen ihnen vorherrschte, ihr zu schaffen. Wenn sie in der Vergangenheit miteinander verbunden gewesen waren, so sollte ein anderer Umgang doch im Rahmen des Möglichen liegen. Andererseits konnten sie durchaus auch eine feindselige Beziehung gehabt haben, dann wäre seine Reaktion für sie eher nachvollziehbar. Außerdem verhielt Linette sich nicht unbedingt so, dass ein freundlicher Ton seinerseits zu erwarten war. Beinahe entwich ihr abermals ein Seufzen, doch sie hielt es zurück. Vielleicht war es besser, wenn sie sich einfach umwandte und davonging, Akatosh würde es gewiss nicht stören. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er nur einen Blick zurückwerfen würde. Und dann wäre ihr Leben so wie vorher. Allein würde sie umherziehen, niemanden an ihrer Seite, mit dem sie auch nur eine banale Konversation führen könnte. Die Einsamkeit hatte beständig dazu geführt, dass sie ihre Maske weiter aufgebaut und sich somit weiter von Anderen abgeschottet hatte. Kam es eben zu Begegnungen wie dieser, waren ihre Sticheleien kaum mehr wegzudenken. Ihre sozialkommunikativen Fähigkeiten waren nahezu verkümmert und der Gedanke, eine Situation einfach freundlich zu gestalten, schwebte ihr nicht mehr durch den Verstand. Für sie beruhte alles auf Misstrauen und dem Umstand, dass niemand auf dieser Welt ihr Freund war. Nicht ihr Freund werden durfte. Die Tatsache, dass sie andere von sich hatte fernhalten müssen, hatte Lin belastet. Und dennoch gab sie ihre Haltung nicht auf. Für den Moment aber schwieg sie, gab keine provokante Antwort, die ihn vielleicht zu einer unbedachten Handlung getrieben hätte. Was hätte das auch für einen Sinn? Mit einem Mal kam ihr ihrer beider Verhalten derart sinnfrei und fehl am Platz vor, ebenso wie dieses ganze Gespräch. Inhalt und Art, wie sie es führten, schienen einfach nicht richtig. Leicht schüttelte die zierliche Stute über diese gar plötzliche Anwandlung den Kopf und wusste langsam nicht einmal mehr, was sie von sich selbst halten sollte. Fakt war, dass sie ihre Maske aufrecht erhalten musste, um jeden Preis.

Eine unausgesprochene Frage stand in ihrem hübschen Antlitz, als er eine abschließende Antwort gab und weiterging. War dies nun, um sich von ihr zu entfernen oder um sie zu besagter Herde zu führen. Hat der Krampf dir den verstand zertrümmert? ‚Ob sie dir helfen können, siehst du dann.‘ Natürlich. Würde er vor ihr weglaufen, dann hätte er sich anders ausgedrückt. Weglaufen. Ein interessanter Gedanke, den sie gewillt war fortzuführen, während sie ihm folgte. Anstrengung durchzog dabei ihren gesamten Körper und wieder einmal spürte sie, welchen Tribut doch jeder dieser Krämpfe forderte. Was war, wenn er tatsächlich vor ihr weglaufen wollte? Durchaus konnte sie sich vorstellen, dass gerade ihre Worte vor dem Anfall etwas in ihm bewegt hatten. Doch was? Hatten sie ihn verletzt, so wütend gemacht, dass er fortging, um sich nicht an ihr zu vergreifen? Sie stierte den hochgewachsenen Hengst förmlich an, während sie etwas hinter ihm lief. Alles würde wohl einen Sinn ergeben, wenn der Nebel um ihre Erinnerung sich endlich lichten würde. Aber derart leicht wollte das Schicksal es ihr recht offensichtlich nicht machen. Sie musste eine Bedeutung für ihn haben, sonst wäre er nicht in plötzlicher Sanftmut bei ihr geblieben, als sie sich am Boden gewunden hatte. “Anscheinend kanntest du mich mal besser als ich mich selbst..“ murmelte sie leise, ein Gedanke, welcher ihr förmlich in den Geist gesprungen war. Sie hatte dies nicht unbedingt laut aussprechen wollen, aber nun war es zu spät – sie konnte auch ebenso weiterreden. “Sicher würde mich interessieren, wen du einmal gekannt hast. Aber du würdest es mir wohl kaum verraten.“ ‚Wen‘, dies war auf sie bezogen. Linette war sich bewusst, dass sie einmal völlig anders gewesen war. Wenn sie wüsste, mit welchen Augen er sie damals gesehen hatte, könnte sie ihn vielleicht auch besser einschätzen. Abermals schüttelte die Stute über sich selbst den Kopf. Die Worte quolen aus ihrem Mund wie ein schäumender Bach, über den sie kaum Kontrolle hatte. Vielleicht war es die durchgehende Einsamkeit, in welcher sie die letzte Zeit verbracht hatte, die sie mit einem Mal derart viel reden ließ. Ihm würde das gewiss nicht gefallen und bei ihr selbst war das auch der Fall. Vielleicht sollte sie noch eine stichelnde Bemerkung nachschieben, um ihn nicht glauben zu lassen, sie wäre wieder wie früher. Aber im Endeffekt ließ sie es bleiben. Momentan war Lin erst recht nicht in der Lage, sich gegen einen Angriff seinerseits zu verteidigen.

Für einen Moment warf sie einen Blick zurück auf die Stelle, an welcher sie sich vor Kurzem noch befunden hatten. Ein dunkler Fleck am Boden markierte den Punkt, an dem sie sich gewunden hatte in fürchterlichen Qualen. beinahe strauchelte sie erneut und wandte ihre Augen somit wieder nach vorn oder besser gesagt nach unten. Weiß in weiß war der Boden, nur an einigen Stellen schimmerten dunkle Dreckkrummen hervor und gaben dem Ganzen einen natürlicheren Anblick. Eine rein weiße Welt wäre auf Dauer wohl kaum zu verkraften. Schien dann auch noch die Sonne, so würde die Strahlung fürchterlich in den Augen stechen, wenn man auch nur zu lange hinsah. Von sonderlicher Motivation erfüllt fühlte die Rotorangene sich nicht, wusste sie doch auch nicht, welchen Weg sie nun gingen. Nicht die geringste Vorstellung besaß sie davon, wo diese Herde sich befinden sollte. Ob er selbst es wohl wusste? Vielleicht führte er sie auch einfach in ein unbekanntes Gebiet, welches nicht den geringsten Zusammenhang mit diesen Pferden besaß. Dann wäre sie verloren. Weshalb folgst du ihm auch derart blindlings?
Linette » 26.02.2014, 18:33 » Traumpartner #3
ne ^^
Linette » 26.02.2014, 17:49 » Die Wiesen #2

Akatosh


Ihre Ohren zuckten, als er das Wort ‚Magie‘ aussprach. Sicher, von dieser Herde hatte sie bereits gehört – und ihre Meinung dazu war zwiegespalten. Gewiss war Magie gut, wenn sie von einem geeigneten Individuum angewandt wurde. Gerade Heilung oder derlei Dinge konnten wohl viele Leben retten, wenn man diese Magie tatsächlich beherrschte. Aber andererseits.. wegen Magie konnten Kriege ausbrechen, mit ihr konnten sie geführt und durch sie auf gute oder grausame Weise beendet werden. Wenn es nur ein einzelnes Wesen gab, das seine Fähigkeiten missbrauchte, so konnte alles vorbei sein. Allerdings war letztendlich zweifelhaft, ob jene Geschichten, welche sie über diese Herde gehört hatte, wirklich wahr waren. Vielleicht hatte nur ein Mitglied jemandem mit einem speziellen Kraut geheilt, von dem nicht viele wussten. Und eben dieser Geheilte hatte anschließend ein Gerücht in die Welt gesetzt, welches von Mund zu Mund gewandert und dabei verfälscht worden war – wenn auch unabsichtlich. Zudem, wenn sie nun einmal davon ausging, dass diese Herde Magie praktizierte, würde man ihr dort einfach so helfen? Schließlich war sie eine völlig Fremde und hatte niemals etwas für diese Pferde getan. Diese Welt lebte nicht von reiner Dankbarkeit und Milde, das hatte sie bereits gelernt. Vor langer Zeit. So murmelte sie nur etwas Unverständliches hinein, selbst kaum entschlossen, was sie letztendlich von diesem Vorschlag halten sollte. Diesem Fuchs einfach zu einer Herde folgen, die vielleicht nur ein Gerücht war und dabei im Endeffekt doch von ihm angegangen werden? Keine sonderlich rosige und sichere Aussicht, wenn sie es einmal so formulieren sollte. Unentschlossenheit riss sie innerlich umher und konnte sich nicht dazu verführen lassen, aus ihrem Geiste zu verschwinden. Allerdings schien der Hengst, von ihrer Antwort nicht unbedingt angetan, ihr die Entscheidung förmlich abnehmen zu wollen. Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und stieg als weiße Wolke in die Luft hinauf, um sich dort zu verflüchtigen. Es war nicht unbedingt ein Seufzen in Anbetracht seiner hitzköpfigen Reaktion, sondern vielmehr eines, mit welchem sie sich selbst schalt. Er hatte ihr geholfen, ihr freiwillig Kräuter gebracht, als sie sich in Krämpfen vor ihm auf dem Boden gewunden hatte. Eine gewisse Dankbarkeit wäre wohl durchaus angebracht.

So kam es, dass Linette ihm mit zittrigen Beinen hinterherstapfte. Unsicher wirkte ihr Schritt, was noch durch den Schnee verstärkt wurde. Nur allzu undeutlich konnte man Unebenheiten am Boden erkennen und so kam es, dass sie einmal stolperte und beinahe wieder hinabstürzte. Glücklicherweise fing sie sich noch im letzten Augenblick, verharrte, atmete tief durch. Immer diese Krämpfe, mit jedem Mal raubten sie ihr ein Stück mehr ihrer Kraft und ließen sie wirken wie ein unbeholfenes Fohlen. In gewisser Weise verletzte dies auch ihrem Stolz, nahmen ihr diese schwankenden Bewegungen doch einen Teil ihrer Würde. Aber genug mit dem Herumstehen und Abwarten – sein Schritt war nicht derart kraftlos wie der ihrige. Wenn sie sich nicht weiterbewegte, so würde sie ihn niemals einholen. Es kostete die zierliche Stute jene Kraft, welche sie in den letzten Minuten nur mit Mühe hatte sammeln können, ihn einzuholen. Diese Urgewalt von Hengst könnte sie wohl kaum durch einige Worte oder einen zarten Stupser mit ihren Nüstern zum Stillstand bewegen. Zu sehr würde er gewiss von ihren vorherigen Aussagen verärgert sein, sodass sie sich, getrieben von reiner Pragmatik, einfach gegen seine Seite warf und versuchte, ihn zumindest ein Stück weit abzudrängen. Das würde ihn hoffentlich dazu bringen, nicht davonzustiefeln wie ein Wahnsinniger. Noch immer erschöpft von ihrem Anfall ging ihr Atem bereits nach dieser Anstrengung schneller, sodass sie im ersten Augenblick lediglich mit den Ohren schnippen konnte, um den Unterton ihrer folgenden Worte zu unterstreichen. “Und ich dachte schon, ich wäre hitzköpfig.“ begann sie schließlich und blähte im Anschluss ihre Nüstern, damit mehr Sauerstoff in ihre Lungen strömen und damit ihren Herzschlag etwas beruhigen konnte. Vielleicht war eine Möglichkeit, dem Tod entgegenzukommen, auch, nach einem der Krampfanfälle herumzurennen, als wäre ein Dämon hinter ihr her. Vermutlich würde ihr Herz in einem Augenblick einfach aufhören zu schlagen und alles wäre vorbei. Sollte ich beim nächsten Mal vielleicht ausprobieren. Beinahe hätte sie bei diesem Gedanken gelacht.

“Du solltest es wirklich mit Anerkennung betrachten, dass ich dir hinterher stolpere wie ein unbefähigtes Fohlen. Wenn du mich so gut kennst, dann wird dir das aber sicher bewusst sein.“ Diesen stichelnden und in gewisser Weise gar bissigen Kommentar konnte sie sich gewiss nicht verkneifen. Noch immer wusste Lin nicht, wen genau sie da vor sich hatte. Akatosh. Ja, aber wer genau war Akatosh und welche Rolle spielte er für ihre Vergangenheit? Der Schleier um ihr Gedächtnis mochte sich einfach nicht zerreißen lassen. Sie schnaubte, blickte derweil unnachgiebig mit zusammengekniffenen Augen zu ihm auf. “Diese Welt hat mich gelehrt, dass jeder einen Nutzen aus etwas ziehen will. Und bevor du mir nicht mit reiner Eindeutigkeit das Gegenteil beweist, werde ich auch dich so einschätzen.“ setzte sie schließlich an und verspürte bereits jetzt die boshafte Vorahnung, dass ihre Worte ihm sicher nicht gefielen. “Du nanntest mich eine zickige und sexuell vernachlässigte Nervensäge, die sich in ihrer aufgesetzten Überheblichkeit badet.“ Wort für Wort wiederholte sie, was er vorhin zu ihr gesagt hatte. “Nun denn, will ich doch einmal vernünftig reden. Du hast mir geholfen also kann ich wohl für einen Moment meine überaus herausstechende Arroganz vergessen und dir eine ehrliche Antwort geben.“ Bewusst legte sie die Betonung auf jenen Teil, welcher ihre Arroganz betraf. Nicht, dass sie ihm seine Aussage wirklich übel genommen hätte – schließlich war diese Eigenschaft Teil jener Maske, welche sie sich selbst ausgesucht hatte. Aber ein teil von ihr war wohl immer noch der Meinung, dass man ihn weiterhin reizen müsste. Vollends vernünftig war sie noch nie gewesen. Auch nicht früher. “Ich denke nicht, dass mir diese Magie helfen wird. Viele haben sich an meiner Krankheit versucht und es ist wohl mein Schicksal, daran zu sterben. Damit habe ich mich abgefunden, wenngleich auch in anderer Weise, als es vielleicht richtig war. Außerdem weiß ich nicht, was ich von den Erzählungen über diese Herde halten soll. Aber du hast mir das Angebot gemacht, mich dorthin zu bringen. Sollte es noch gelten, so werde ich es annehmen und damit zeitgleich wohl doppelt in deiner Schuld stehen.“ Linette wusste nicht, warum genau sie dies sagte – sie hatte bereits viele Dinge getan, deren Sinn sie selbst nicht hatte erraten können. Aber er hier hatte ihr Kräuter gegeben, war bei ihr geblieben, wenngleich sie ihn vorher derart provoziert hatte. Was auch immer ihre Geschichte in der Vergangenheit gewesen war, sie musste ihm noch wichtig sein. Auch wenn die zierliche Stute war, dass er das nie zugeben würde. Trotz seiner Aussagen, seinem gar aggressiven Verhalten war er geblieben und zeitweilig hatte sie gar geglaubt, eine gewisse Sanftmut in seinen Zügen zu erkennen. Zu gern nur würde sie wissen, wer genau er war, was hinter dieser Maske steckte. Denn Linette war sich sicher, dass auch er eine trug – oder dass er zumindest einmal anders gewesen war. Es würde einen Grund dafür geben und obgleich sie wohl letztendlich im Streit auseinander gehen und sich niemals mehr sehen würden, so hatte sie ihm eine ehrliche Antwort doch geschuldet. Aber vermutlich würde das nicht viel ändern.
Linette » 26.02.2014, 15:55 » denni‘s grafikenservice. «
Vielen lieben Dank, Denni. smilie
Du kannst nicht zufällig für diese dir nicht ganz unbekannte Dame noch einen Ava machen? :p
Linette » 23.02.2014, 08:58 » Traumpartner #3
Ne :p
Linette » 22.02.2014, 17:30 » Die Wiesen #2

Akatosh


Zumindest eines ihrer Leiden war endlich vorbei, hatte sich aufgelöst wie ein fliehender Schatten. Linette spürte, wie der letzte Hauch ihrer Rosse sich im Wind verfing, weit fortgetragen wurde und niemandem mehr den Geist vernebeln würde. Ein Seufzen entwich ihrer Kehle, gleich einem Ausdruck der Erleichterung – und dies, obwohl die Krämpfe noch immer nicht vorbei waren. Jedoch bemerkte sie mit jedem Augenblick, dass das Erzittern ihres Körpers schwächer, sie immer mehr Herrin ihrer eigenen Muskeln wurde. Nahezu regungslos lag sie im Schnee, der weißen Decke, die vielleicht bald ihr Todesgrab sein würde. Zumindest, wenn sie noch länger hier lag. Doch für den Moment besaß sie nicht die Kraft, sich zu erheben und allmählich aufkommende Scham über ihren Zusammenbruch vor einem Fremden zu empfinden. Falsch, kein Fremder. Inzwischen war die Orangerote sich völlig im Klaren darüber, dass er sie kannte und sie ihn. Noch immer vermochte sie den Schleier der Unwissenheit nicht vollends zu durchdringen, doch der Klang seines Namens hatte sie einen bedeutenden Schritt vorwärts tun lassen. Akatosh. Sie wiederholte ihn im Geiste, hoffte, dass es sie noch einmal zurückbringen würde in ihre eigenen Erinnerungen. Doch bedauerlicherweise war dem nicht so.

Mit geschlossenen Augen verfolgte sie das Abebben der wallenden Krämpfe, spürte zugleich auch eine sich ausbreitende Wärme in ihrem Körper. Diese schien sich mit sanften Fingern um Stellen zu schließen, die noch immer von Krämpfen zusammengepresst wurden. So gut konnte sie sich die lockenden Stimmen vorstellen, mit denen diese Wärme die Krankheit dort hervorholte und in unschädliche, pochende Schmerzen verwandelte, die im Vergleich kaum wahrzunehmen waren. “Zumindest für diesen einen Moment tun sie das.“ gab die zierliche Stute als Antwort zurück, während jedoch eine gewisse Bitterkeit in ihrer Stimme mitschwang. Durchaus kannte sie Kräuter, die den Schmerz der Krämpfe etwas milderten, sie erträglicher machten. Doch derlei Pflanzen wirkten nur bei einem einzelnen Anfall, jedes Mal aufs Neue müsste sie etwas davon finden und doch würde es nicht die Krankheit an sich besiegen. Viel lieber würde sie endlich diese Welt verlassen, statt ihre irdischen Schmerzen weiterhin ertragen zu müssen. Allerdings würde der Vorschlag, den der Hengst im nächsten Augenblick machte, nicht zur Erfüllung dieses Wunsches beitragen. Unsicher stemmte die Füchsin statt einer Antwort die Hufe in den Boden und bemühte sich darum, wieder auf ihren eigenen Beinen zu stehen. Noch immer zitterte ihr gesamter Körper, doch nun waren es keine Krämpfe. Vielmehr lag dies an der durchdringenden Kälte und der Schwäche, welche ihr Anfall mit sich gezogen hatte. Oft genug aber hatte sie all das schon durchlebt, als dass sie nun einfach aufgeben würde. Hartnäckig spannte Lin all ihre Muskeln an, keine angenehme Erfahrung, mehr ein reißendes Gefühl. Es war beinahe so, als würde man einen ungeheuren Muskelkater haben, der jede Bewegung äußerst unangenehm machte. Gar ihre Kiefer presste sie derart fest aufeinander, dass man unter dem leuchtend roten Fell nur allzu deutlich die Spannung erkennen konnte. Unwillkürlich entfloh ein Ächzen ihren Lippen und ein schierer Ruck ging durch den schlanken Körper, als sie eine letzte Barriere überwand und schließlich schwankend zum Stehen kam. Ihre Beine fühlten sich an wie die eines Neugeborenen und würde sie hinabsehen, so könnte sie vermutlich ein deutliches Zittern erblicken. Aber für den Moment musste die Stute sich auf einen einzelnen Punkt fixieren, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und wieder auf den Boden zu stürzen.

Tief sog sie die kalte Winterluft in ihre Lungen. Sie war stark und die Kraft, welche sie zumindest für einen angemessenen Stand benötigte, würde rasch zurückkehren. Doch nun war es wohl an der Zeit, dass sie sich dem Vorschlag des Fuchshengstes widmete. Bereits einige Momente des Schweigens waren verstrichen und sie war ihm wohl eine Antwort schuldig. Auch wenn sie ihn in keinem Fall verstand. “Ich glaube kaum, dass ein anderer Heiler mir helfen könnte. Glaub mir, du weißt nicht, wie viele sich bereits daran versucht haben.“ Es war nicht nur dies, was sie von einer anderen Antwort abhielt. Linette schwebte in einem Zwiespalt, was Herden betraf. Einerseits misstraute sie geradezu jedem Fremden und würde nur allzu ungern jemanden an sich heranlassen. Aber tief in ihr war auch ein Wunsch nach Gemeinschaft und Vertrauen verborgen, so ungern sie dies auch zugab. Schon lange hatte sie niemanden mehr an ihrer Seite gehabt, dem sie von ihren geheimsten Ängsten und Hoffnungen erzählt hatte. Aber sie wusste, dass sie niemals einer Herde beitreten konnte, wenn sie sich nicht abermals vollkommen wandelte. Bewusst hatte sie sich selbst diese Bürde einer Maske auferlegt, eine Maske, die Andere vor einem seelischen Zusammenbruch schützen sollte. Niemand sollte so nahe an sie heran, dass er durch ihr Leiden oder gar ihr unvorbereitetes Dahinschreiten zutiefst verletzt werden sollte. Niemand. Niemals. Nur deshalb war sie so geworden, nur deshalb hatte sie nicht vor, jemals wieder einem Wesen ihr Herz zu schenken. Es war sinnfrei und das wusste sie. So blieb auch weiterhin ihre dickköpfige Haltung bestehen, die mit ihren folgenden Worten abermals zum Ausdruck kam. “Außerdem.. was würde es dir schon bringen? Schon die Tatsache, dass du mir diese Kräuter gebracht hast, ist für mich nicht nachvollziehbar. Aber mir nun noch so helfen zu wollen.. in meinen Augen gibt es keinerlei Nutzen, den du daraus ziehen könntest.“ Für einen Augenblick sah sie zu ihm hinauf, eine Mischung aus Misstrauen, Verwirrtheit und gar etwas Angst in ihrem Blick. Er war seltsam, er war ebenso seltsam wie sie und dies kam nicht häufig vor. War da nicht doch irgendwo ein Plan, der sich allmählich in seinem Hinterkopf zusammenbraute und irgendwann in die Tat umgesetzt werden würde? Vielleicht war es besser, wenn ihre Wege sich nun trennten – auch, wenn es dumm war, in ihrem Zustand allein umherzuziehen.
Linette » 21.02.2014, 17:41 » Traumpartner #3
joar. smilie
Linette » 16.02.2014, 12:43 » Traumpartner #3
Durchaus. smilie
Linette » 15.02.2014, 18:26 » Beste Freunde
Ich glaube eher nicht. smilie
Linette » 14.02.2014, 19:18 » Die Wiesen #2

Akatosh


Mit einem Mal wurde es kalt, so kalt. Denn ihr zierlicher Körper glitt hinab in den Schnee, dabei gestützt von den Muskeln des Fuchses. Beinahe fühlte es sich an, als würde das kalte Weiß sich augenblicklich in ihren Körper nagen, auf leisen Sohlen den letzten Rest Wärme stehlen. Nein, sie musste.. Linette stemmte ihre Hufe in den Boden und bemühte sich mit aller Kraft, wieder aufzustehen – doch es gelang nicht. Erschöpft als hätte sie soeben einen weiten Weg in Windeseile hinter sich gelassen, sackte sie wieder zurück auf den Boden und war kaum mehr als ein Haufen aus Fell und Knochen. Ein bebender Haufen, dessen groteske Bewegungen kaum mehr mit denen eines gesunden Wesens gleichzusetzen waren. Stets zuckte etwas unter dem rotorangenen Fell, ließ kleine Beulen auftauchen, rief unkontrollierte Reaktionen hervor. Vielleicht hatte sie Unrecht gehabt und es würde noch schlimmer werden, als sie geglaubt hatte.

Kaum konnte sie die Augen öffnen, als der Hengst von dannen ging und rasch aus ihrem Sichtfeld verschwand. Was tat er, wo ging er hin? Es dauerte einige Zeit, bis seine Worte schließlich ihren Verstand erreichten und eine Art Erleichterung in ihr auslösten. Er ließ sie also nicht im Stich. Warum nur ist das für dich von Interesse? Du traust ihm nicht einmal und wenn du ehrlich bist, hast du sogar Angst vor ihm. Warum hoffst du, dass er dich nicht verlässt? Die Stute ignorierte diese Gedankenstimme und streckte mühevoll ihren Hals, gab dabei einen erschöpften Laut von sich. Schließlich lag ihr Kopf mehr oder minder eben auf dem Boden, ein weitaus angenehmeres Gefühl, als noch gekrümmter dazuliegen. Die Mähne klebte ihr in wirren Strähnen am schweißnassen Fell und nur vereinzelt erreichten die rötlichen Haare den Boden. Immer mehr kroch die Kälte ihr in die Glieder, der Wind fauchte erbarmungslos über ihren ausgezehrten Körper hinweg. Sie war erniedrigend, diese gesamte Situation. Während der Geruch ihrer Rosse noch immer niederträchtig in den Himmel waberte, lag sie als reiner Anblick des Elends auf dem Boden und konnte sich kaum rühren. Zu allem Übel kehrte nun auch noch der Fuchs zurück, ließ einige Kräuter auf die Stelle direkt vor ihrer Nase fallen. Lin blähte die Nüstern und sog tief den Duft der Pflanze ein, zu tief, sodass ein kränkliches Husten ihrer Kehle entschlüpfte. Das, was sie dort roch, war nicht sonderlich angenehm – und so drehte sie ihren Kopf davon weg. Nein, vielmehr war es ein kraftloses Schleifen über den Boden, nichts anderes.

Akatosh? Für einen winzigen Moment schien sie hinausgerissen aus dieser Welt des Schmerzes, wurde von ihrer eigenen Erinnerung eingesogen. Beinahe war es so, als wäre sie ein Vogel, welcher durch ein gewaltiges schwarzes Nichts flog, in dem vereinzelt Bilder rasend schnell vorüber zogen. Sie konnte dies nicht kontrollieren, nur zusehen, zusehen und abwarten. Die Stute bemerkte gar nicht, dass sie dabei ihre dunklen Augen weit geöffnet hielt, die Ohren gespitzt. Nahezu zur gänzlichen Unkenntlichkeit verschwommen tauchte ein Abbild vor ihr auf, welches sie nur nach mehrmaligem Hinsehen als ihre alte Heimat benennen konnte. Mehrere Pferde waren dort, friedlich grasend, in ein unbestimmtes Gespräch vertieft. Da war auch sie selbst, wie sie verträumt ihren Blick schweifen ließ, entfernte Berge, einen kleinen Wald betrachtete. Auch berührten die tastenden Fühler ihrer Augen ein weiteres Wesen, ebenso ein Pferd wie sie, jedoch noch viel mehr verschwommen. Es, er, besaß ebenso ein rötliches Fell wie sie. Und er blickte sie an, für einen Moment, ehe er rasch den Blick abwandte. Linette spürte es, sie spürte ihr eigenes Lächeln, was von reiner Sanftmut geprägt war. Ohne Vorwarnung jedoch wurde sie heftig in einen Strudel hineingezogen, immer tiefer, alles wurde verschlungen von bösartigem Schwarz. Nein! Es war der Schrei ihres eigenen Geistes, der so kurz vor einer bedeutenden Erkenntnis gestoppt worden war. Oder war es ein Schrei, der sie aufhalten sollte, das Alles verstehen zu wollen, weil es ihr schaden würde? Mit noch immer weit geöffneten Augen lag sie da, zitterte nun ununterbrochen am gesamten Leib – nicht nur wegen den Krämpfen, sondern wegen dieser unverhofften, inneren Aufregung. Das konnte doch nicht.. Seine Worte waren es schließlich, welche sie völlig in die Realität zurückholten. Die Stute spannte bemüht die Muskeln ihres Halses an und schaffte es, ihren Kopf anzuheben. Nur mit größten Schwierigkeiten, es war ein einziges Gezitter. Kaum begeistert blickte sie auf die Kräuter hinab, welche angeblich ihre Schmerzen lindern sollten. So viel hatte sie bereits probiert und doch hatte es nie geholfen. Aber gut. Mit spitzen Lippen zupfte sie an den Blättern, zog das kraut so langsam noch etwas näher an sich heran. Nur widerwillig nahm sie die durchweichte Grünpflanze auf und begann, darauf herumzukauen. Bei dem Geschmack, der sich augenblicklich in ihrer Mundhöhle ausbreitete, verzog sich ihre Miene zu einer regelrechten Fratze. Das war, als würde man Sand mit Rost und Schimmel zu sich nehmen. Recht laut schluckte sie die entstandene Paste hinunter, ehe ihr Kopf wieder hinabsackte und auf dem Boden zum Liegen kam. Der Schnee an dieser Stelle war inzwischen bereits geschmolzen, sodass Matsch und Dreck sich in ihrem Fell festsetzten und sich beim Trocknen wirklich unangenehm anfühlen würden. “.. danke..“ brachte die zierliche Stute schließlich noch hervor, schloss dann ihre Augen und wartete. Vielleicht wäre es schlauer, die Umgebung zu betrachten und sich somit von den peinigenden Schmerzen abzulenken? Doch es gab kaum etwas, das sie hier noch nicht gesehen hatte, schließlich bot diese gesamte Ebene einen nahezu identischen Anblick. So ließ sie einfach die Zuckungen über sich ergehen, spürte die heißen Wellen der stechenden Krallen, welche immer wieder durch ihren Körper fuhren. So musste es sich wohl anfühlen, wenn man von den natürlichen Werkzeugen eines Raubtieres gefoltert wurde. Bei lebendigem Leibe verspeist zu werden, dies erschien Lin beinahe besser als das hier. Denn wenngleich die Schmerzen wohl noch intensiver wären, so würde das Ganze in absehbarer Zeit enden. Das hier war ein quälendes Dahinraffen, dessen Ende von niemandem zu erkennen war.
Linette » 13.02.2014, 17:31 » Die Wiesen #2

Akatosh


Was, was nur war es, das er hier tat? Mit einem Mal schien er ihr nicht mehr wie ein Fremder, sondern wie jemand, der sie nur allzu gut kannte. Jemand, der um ihre Vergangenheit wusste. Und dennoch war es weiterhin sein Name, der ihrem Gedächtnis einfach nicht entspringen wollte. Zudem.. waren es Tränen, die in seinen Augen standen? Wer nur war er, dass er gar jemanden wie sie beweinte?
Beinahe hätte sie gelacht, als er sagte, sie solle nicht derart stur sein. Sturheit, das war es, was ihr bislang das Leben gerettet hatte. Mit ihrem nicht zu brechenden Dickkopf hatte sie sich gegen den Tod gestemmt und stets versucht, die Oberhand über ihre Krankheit zu erlangen. Aber vielleicht hatte er Recht. Wenn sie nur aufhörte, sich zu wehren, würde sie dann nicht endlich in das dunkle Nichts des Todes hinabgleiten? Es wäre ihre Erlösung, diese Welt verlassen zu können – gar eine wohlverdiente Erlösung in ihren Augen. Wenngleich diese Gedanken ihr augenblicklich in den Kopf schossen, bemerkte sie ebenso die seltsame Veränderung in seinem Verhalten. Ein Wesen des Mitgefühls schien er mit einem Mal zu sein, weich war seine Stimme, seine Augen bargen einen bislang unentdeckten Funken. So kam es, dass sie nicht einmal zusammenzuckte, als seine Nüstern ihren Hals berührten. Für einen Moment dachte sie, dies läge einfach daran, dass sie keine Kraft mehr hatte. Doch vielmehr besaß diese Geste etwas Tröstliches, versprach eine gewisse Hoffnung für ihr schwindendes Bewusstsein, das von den Schmerzen langsam übermannt wurde. Ohne Vorwarnung schien er wie eine vertraute Seele, die ebenso lediglich eine Rolle spielte wie sie selbst. Als besäße auch er ein wahres Wesen, das nur kaum ein Individuum zu erkennen vermochte. Aber vielleicht war sie dazu in der Lage, sollte er sich tatsächlich in der gleichen Situation befinden? Linette wusste es nicht. “Gar nicht..“ begann sie schließlich, gab einen erschrockenen Laut von sich, als beinahe ihre Vorderbeine einknickten. Es wurde immer schlimmer, mit jedem Mal wurden die Abstände zwischen den Wellen kürzer. Inzwischen nahmen die Krämpfe ihren gesamten Körper ein, durchzuckten ihn wie elektrische Schläge und wollten ihn dazu zwingen, in seinen Aufgaben zu versagen. Wie eine finstere brut fraß der Schmerz sich tief in ihre Eingeweide hinein, schien ihrem Herz zuzuflüstern, dass es doch endlich versagen solle. Ein Teil von ihr wollte diesem tückischen Vorschlag zustimmen, doch ihr Wille behielt die Oberhand. Schwer atmend stand sie weiterhin da, zwang ihre Lunge dazu, immer weiter Luft aufzunehmen. Nein, sie würde nicht aufgeben, nicht dem Todeslocken nachkommen. Dies war das Letzte, was sie tun würde! “Niemand kann mir.. helfen. Niemand konnte es je und.. niemand wird es je können. Dieser Kampf ist.. meiner.“ Leise seufzte sie auf, als ihr erschöpfter Körper sich für einen Augenblick gegen den des Fuchses lehnte. Deutlich spürte sie die starken Muskeln unter dem Fell, seine schiere Größe, die ihr Stabilität und Halt versprach. Warum nur war er noch immer hier? Es gab keinen Grund, an der Seite einer Stute zu verharren, die sich in schweren Krämpfen wand. Und dabei zeigte er noch eine Art Mitgefühl.. “Wer.. wer bist du, dass.. du bei einer wie.. mir bleibst. Niemand hat das je.. getan.“ Nur mit großer Mühe konnte sie ihren Kopf etwas anheben. Es fiel der Rotorangenen nur allzu schwer, die Klarheit ihres Geistes zu bewahren und sich länger als einen Augenblick auf ihn zu konzentrieren. Warum nur wollte ihr Verstand nicht hergeben, was er über diesen Fuchs wusste? Sie kniff die Augen zusammen, versuchte mit aller Kraft, sich zu erinnern – doch es gelang einfach nicht. Zu sehr schwächten sie die Krämpfe, als dass sie diese Mauer ohne Hilfe überwinden könnte. Der Kopf der Stute sackte wieder hinab, nur allzu tief, sodass ihre samtenen Nüstern beinahe den zugeschneiten Boden berührten. Sie hatte keine Wahl, als einfach stehen zu bleiben und die Qualen über sich ergehen zu lassen. Die Krankheit tobte sich in einem wahren Intermezzo in ihrem Körper aus, massakrierte ihn, labte sich an seinen Zuckungen. Unaufhörlich zitterte Lin nun wie Espenlaub, hatte keine Kontrolle über das, was sie tat. Keinen Schritt vorwärts konnte sie mehr tun, nur hoffen, dass ihre Beine nicht einbrachen wie dünne, trockene Zweige. Sie hatte nie wirklich daran geglaubt, ein Heilmittel zu finden. Für gewöhnlich war sie nicht derart schwarzseherisch, aber mit jedem erneuten Krampf versiegte der letzte Tropfen Hoffnung immer mehr. Warum nur sollte es gerade für sie etwas geben, das man für ihre Mutter ebenso wenig gefunden hatte? Auch diese Stute hatte gelitten, schrille Schmerzensschreie ausgestoßen, die ihr bis heute in den Ohren hallten. Das war der Grund dafür, weshalb sie sich jeglichen Laut des Jammers verbot. Nicht immer gelang es ihr gänzlich, aber die schlanke Stute bemühte sich dennoch darum. Nie mehr wollte sie solche Schrei hören, denn es würde ihr die zerbrechliche Seele zerfetzen wie ein Stück Papier, welches man in tausend Teile rupfte. Ja, Linette war mehr von dem Leiden ihrer Mutter mitgenommen worden, als sie es je zugegeben hatte.
“Bald vorbei.. bald.. vorbei..“ Kaum hörbar flüsterte sie diese Worte, mehr zu sich selbst als zu dem Hengst. Inzwischen perlten gar einige Schweißtropfen aus ihren Fell hinaus, fielen zu Boden und hinterließen kleine, dunkle Flecke im sonst so makellosen Weiß. Mit der Zeit hatte sie gelernt, zu spüren, wann die Krämpfe zumindest beinahe ihren Höhepunkt erreicht hatten – und in diesem Falle kam es ihr vor, als könnte es gar nicht mehr schlimmer werden. Sicher, sie hatte sich bereits in einem deutlich furchtbareren Zustand befunden. Aber diese gesamte Situation machte ihr zu schaffen, das Zusammentreffen mit dem Hengst und gleichsam das nur allzu störende Auftreten ihrer Rosse. Zudem hatte sie bereits eine lange Zeit allein verbracht, kaum ausreichend Nahrung in diesem erbarmungslosen Winter gefunden. Sie war am Ende, doch bald war es vorbei..
Linette » 12.02.2014, 16:19 » Die Wiesen #2

Akatosh


“Wie.. heldenhaft. Sicher wird irgendein Idiot.. dem du das einmal erzählst.. stolz auf dich sein.“ Stockend nur noch entsprangen die Worte ihrer Kehle, wenngleich sie in keinster Weise an Biss verloren. Wenn sie schon körperlich vor ihm klein bei geben musste, so hatte sie noch immer ihren Geist. Und während die Krämpfe die schlanke Stute zucken ließen, so blieben ihre Gedanken noch völlig klar. Niemals würde sie zulassen, dass diese Krankheit ihren Verstand erreichte, ihn vernebelte und ihr alles nahm, was sie noch hatte. Schon zu oft hatte sie gesehen, was eine sonst völlig harmlose Krankheit ausrichten konnte, wenn man sie nur allzu leicht nahm. Diejenigen waren nicht mehr sie selbst gewesen, als hätte ein böser Dämon von ihnen Besitz ergriffen und sie von innen heraus vergiftet. Immer weniger wussten sie von dem, was einmal geschehen war, welchen Charakter sie einmal besessen hatten. Gar den eigenen Namen, gegeben von der Mutter bei der Geburt, hatten sie vergessen. Einfach so, völlig unerklärlich und nahezu Angst einflößend. Dies war etwas, vor dem Lin furchtbare Angst hatte. Nicht mehr zu wissen, wer diejenigen um sie herum waren. Wen sie selbst repräsentierte. Denn dann wüsste niemand mehr, was tatsächlich in ihrem Inneren schlummerte, weshalb sie so geworden war. Bislang hatte sie niemandem erzählt, weshalb sie aus eigenem Willen diesen Wandel vollzogen hatte. Früher war sie ein Wesen reiner Freundlichkeit gewesen, gleichsam sanft und doch bestimmt. Diese Direktheit war schon immer ein Teil von ihr gewesen, doch Situationen wie diese hätte sie durch in Höflichkeit gekleidete Worte vermieden. Es wäre niemals dazu gekommen. Aber die Rotorangene hatte sich entschieden, zu dem zu werden, was sie nun war. Ein Teufel, jemand, dem nicht unbedingt viele Sympathie entgegenbringen konnten und wollten. Und sie konnte es ihnen nicht verübeln. Früher hätte die Stute jemanden wie sich selbst nur mit einem Verdrehen der Augen abgetan und sich nicht weiter damit beschäftigt.
Was nur ist aus dir geworden, Linette? Vielleicht ist die Tatsache, dass die Krämpfe immer schlimmer werden, deine Strafe dafür.
Bei seinen folgenden Worten entsprang ein dunkles Geräusch ihren Lippen, ein Geräusch, welches beinahe an ein Knurren erinnerte. “Bleib mir fern, du..“ Widerling. Bastard. Mistkerl. Sie hielt diese Worte zurück, doch ihre Aussage war wohl auch ohne sie klar genug. Für einen Moment schaffte sie es gar, den großen Hengst wachsam anzufunkeln, ehe eine erneute Welle des Schmerzes sie beinahe in die Knie zwang. Es wurde zu viel, einfach zu viel. Die Stute glaubte nicht, sich noch lange auf den Beinen halten zu können. Bedauerlicherweise hatte er ihr auch den Umstand ihrer Rosse mit seinen Worten wieder in das Gedächtnis gerufen, sodass sie sich nun noch weitaus mehr quälte. Wie schon sollte man sich fühlen, wenn man jemandem ausgeliefert war und keine Möglichkeit hatte, einfach zu verschwinden? Es war nicht so, als würde dies den reinen Optimismus in ihr hervorrufen. Beinahe hätte sie über sich selbst gelacht. Selbst in derartigen Momenten konnte ihr Sarkasmus ans Tageslicht treten und durchaus einige Situationen noch verschlimmern. Es war bereits vorgekommen, dass jemand sie falsch verstanden hatte. Dass sie zur falschen Zeit die falsche Aussage getroffen hatte. Manchmal verfluchte Lin ihre eigene Hitzköpfigkeit, die sie sprechen ließ, bevor sie darüber nachdachte. Vielleicht hätte sie gar dieses Ganze hier vermeiden können, doch nun war es zu spät. Auch der Umstand, dass er nun einige Schritte näher an sie herantrat, verbesserte ihr Wohlbefinden nicht unbedingt. Sie konnte ihn nicht im Auge behalten, viel zu sehr krümmte ihr zierlicher Körper dafür, viel zu sehr wand sie sich unter den furchtbaren Schmerzen. Sie wollte gar nicht wissen, welch ein abstoßendes Bild sie abgeben musste. Inzwischen durchzog wohl der Schweiß ihr gesamtes Fell, während sie in ihrer ungesund krummen Haltung dastand und schwer atmete wie eines der ältesten Tiere in diesem Reich. Aber gegenüber dem Fuchs war ihr ihre Ästhetik wahrlich egal. “Ich habe.. keine Ahnung, wovon.. du sprichst. Mir geht es.. wahrlich blendend. Das Wetter könnte nicht schöner.. sein und ich würde.. am liebsten herumspringen.. wie ein junges Fohlen.“ stieß sie letztendlich hervor und wandte ihren Kopf noch weiter von ihm ab. Er hatte keine Ahnung, er könnte niemals nachempfinden, wie es ihr in diesem Moment ging. Niemand konnte das, denn niemand quälte sich bereits seit Jahren mit dieser Krankheit herum. Überhaupt, weshalb fragte er sie das? Bislang hatte er gewiss nicht den Eindruck gemacht, als würde er sich in einer gewissen Art und Weise um sie scheren. Oder vielleicht war es auch nur ein perverses Spiel, welches er mit ihr trieb und an dem sie niemals Gefallen finden könnte. Dieser Hengst passte einfach nicht an diese Stelle, zu diesem Moment. Bislang hatte Linette es stets vermieden, dass jemand sie so sah. Und nun tat es ein Fremder, ein Umstand, der für sie beinahe noch schlimmer war. Oder nicht? Sicher würde er einfach gehen, wann auch immer, und es einfach vergessen. Was hätte er schon davon, es jemandem zu erzählen? Selbst wenn er es an irgendwelche Wölfe weitergab, die sie anschließend hetzten, so wäre es kein Nachteil. Vielmehr würde sie endlich das finden, was sie von ihrem Leid erlöste.

Der eiskalte Wind sorgte dafür, dass sie noch mehr zitterte, als sie es durch die Krämpfe ohnehin schon tat. Immerhin hatte es aufgehört zu schneien, doch es schien ihr, als würden die tödlichen Krallen der Winterluft nun noch schärfer geworden sein. Hier war nichts, was sie schützte, was diesen Anfall vielleicht zu lindern vermochte. Nur bedecktes Gras und vereinzeltes, kahles Gestrüpp. Selbst wenn der Fuchs ein Freund wäre und sich an sie drücken würde, so könnte es ihr doch nicht helfen. Sie schüttelte beinahe angewidert den Kopf bei dem Gedanken, er könnte dies tun. Aber solch eine Idee würde gewiss niemals in seinem Kopf entstehen.
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