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Aynur » 03.04.2023, 20:23 » Wirst du mich retten?

Stille füllte den Raum zwischen Ihnen. Aynur ließ den Rotbraunen nicht aus den Augen, bemüht ihn dabei nicht zu fixieren. Er ließ ihm Zeit zum reagieren. Und die schien Aurian auch zu brauchen. Ausgemergelte Körper brauchten länger Dinge zu begreifen, zu verstehen. Fehlende Kraft machte auch den Geist müde und träge. Das wusste Aynur, gerade nach den letzten Wochen, nur zu gut. Der Fuchs war schon bei ihrer ersten Begegnung nicht fit gewesen. Jetzt schien er noch weniger zu sein. Nur ein schwaches Flimmern am Firmament. Aurian füllte kaum Raum in der großen, weiten Welt. Und doch soviel in Aynur. Welcher immer noch nicht wusste warum, wieso, weshalb. Vielleicht würde er eines Tages wissen. Mit spielenden Ohren registrierte das Licht in der Dunkelheit jede noch so kleine Regung in seinem Gegenüber. Da war nicht viel, aber immerhin irgendetwas. Aynur wusste, das jetzt nicht die Zeit dafür war, Aurian darauf anzusprechen. In dessen Augen meinte der Helle kurz Nachdenklichkeit zu sehen, gefolgt von einem kleinen Funken Entschlossenheit. Irgendwo hinter der weiten, beinah allumfassenden Leere.

Die Stimme des Rotbraunen zerschnitt die Ruhe zwischen ihnen, obwohl sie kaum mehr als ein Flüstern war. Aynur war, als wäre eine halbe Ewigkeit vergangen, doch fühlte es sich nicht an, als wäre die Zeit verschwendet. Der Helle legte den Kopf schief, suchte nach den richtigen Worten. Wie schnell war etwas gesagt. Und wie schnell konnte etwas falsch verstanden werden. „Mag sein.“ ließ der Cremello mit sachter, reiner Stimme vorsichtig erklingen und nickte bedächtig. „Das gleiche gebe ich aber gerne an dich zurück.“ Sie beide machten kein gutes Bild. Verlorene Stillleben in ewigem Weiß. Und dennoch war der Helle ich tausendmal besserem Zustand als sein Gegenüber. Das wussten sie beide, da war sich Aynur sicher. Der auftischende Wind zerrte unnachgiebig an dem zerzausten Langhaar des Hellen, kroch eiskalt unter sein mickriges Winterfell. Aynur hatte noch nie richtigen Winterplüsch entwickelt. Trotzdem war ihm, als wäre sein Fell diesen Winter noch weniger gegen die Kälte gewappnet, als all die Jahre zuvor. Ob es daran lag, dass er zu viel mit Suchen verbracht hatte und weniger damit, sich für die Kälte zu wappnen?

Aurian ließ erneut seine beinah gebrochen klingende Stimme ertönen. Er wirkte beinahe gesprächig im Gegensatz zum ersten Treffen. Aynur legte leicht den Kopf schief, musterte den Rotbraunen vorsichtig, suchte erneut nach den richtigen Worten. „Mir scheint, als würdest du dich nie um dich selbst sorgen.“ Es war keine Frage. Es war eine vorsichtige, sachte hervor gebrachte Feststellung. Der Rotbraune hatte vom ersten Augenblick an gewirkt, als wäre er sich selbst ziemlich egal. Es war kein Geheimnis. Jedenfalls nicht für den Hellen. Aynur nahm die kurze Verwirrung seines Gegenübers war, spielte leicht mit den Ohren. „Ich finde, wir sollten festhalten, das wir uns gegenseitig Sorgen umeinander machen.“ ließ der Cremello seine sanfte Stimme erklingen, legte noch mehr Wärme in die blauen Augen. Es war eine Gratwanderung. Niemand konnte Aynur versprechen, das Aurain diesmal blieb, auch wenn er sich das, weswegen auch immer, mehr als alles andere wünschte. Aber er musste voran gehen. Irgendwie. Anders würde der Helle dem Rotbraunen niemals so nahe kommen, das er ihm helfen konnte. Das wollte er. Mehr als alles andere. Nicht weil Aynur das als Herausforderung sah. Einfach weil Aurian etwas in ihm bewegt hatte. Vom ersten Moment an.

Vorsichtig machte das Licht in der Dunkelheit einen kleinen Schritt auf den Rotbraunen zu. Die samten Lippen wurden von einem leichten, warmen, aufmunterndem Lächeln umspielt. „Dir geht es nicht gut. Das wissen wir beide.“ brachte der Cremello sacht hervor, legte erneut den Kopf leicht schief. Der Schnee wirbelte zwischen ihnen umher. Erbarmungslos. Strich über die ausgemergelten Körper. „Und wenn ich ehrlich bin, mir auch nicht wirklich.“ Ein Kompromiss. Vielleicht war es das, was es jetzt brauchte. Vielleicht brachte es bei Aurian nichts, immer auf stark zu machen. Vielleicht musste der Rotbraune in seinem Gegenüber auch etwas Anderes sehen. Aynur war sich nicht sicher, aber einen Versuch war es wert. Was blieb ihm auch sonst. Der Rotbraune hatte Augen im Kopf, er sah den Zustand des Hellen, auch wenn er seinen eigenen vermutlich nicht sah. Oder nicht sehen wollte? „Warum helfen wir uns nicht gegenseitig, hm?“

Aynur » 31.01.2019, 20:39 » Der Wald #2

Aurian



Und plötzliche änderte sich was. Aynur konnte es fühlen. Zwar zitterte der Rotbraune weiter, das Beben seines ausgemergelten Körper war auch kaum zu übersehen, und auch das Schluchzen schien weiterhin in der Luft zu schweben, beinahe war es dem Cremello sogar, als könne er die salzigen Tränen des Anderen schmecken, aber irgendwas war da. Es schwabbte von dem Fuchs auf den Hellen über, überall da, wo sich ihre Körper berührten. Das Licht in der Dunkelheit senkte die Lider, versuchte unbemerkt noch ein Stück näher an Aurian zu rücken, aber das Unvermeidbare würde sich nicht aufhalten lassen, da war es sich fast sicher. Als die Stimme des Anderen erklang, die Leere darin dröhnend in den Ohren des Jungen nachhallte, jagte ein Schauer über seinen Körper. Und dann überrollte Aynur die Kälte. Wo eben noch Aurian an ihm lehnte, es fast wie Feuer brannte, schien sich jetzt Eiszapfen in den Körper des Hellen zu bohren. Der Rotbraune war gewichen, hatte sich von ihm gelöst, sich vor der Nähe gesperrt, obwohl er sie wahrscheinlich brauchte. Die Wärme zumindest, so unterkühlt wie er war.

Aynur schlug die Augen auf, blickte aus seinen blauen Augen direkt in das Gesicht seines Gegenübers. Konnte in dessen Zügen Schmerz erkennen, irgendwo hinter der leeren Härte, die auch schon bei der ersten Begegnung da gewesen war. Es versetzte dem Hellen ein Stich, etwas wie Traurigkeit wollte ihn übermannen, doch er war doch das Licht in der Dunkelheit, der letzte Lichtblick für alle, das Strahlen am Ende des Tunnels, und er durfte und sollte stark für all Jene sein, die das Leben gezeichnet hatte. Also auch für seinen Gegenüber. Mit einem leichten Kopfschlenker verscheuchte der Cremello das Negative, schob es ganz weit nach hinten, und zauberte sich ein ehrliches, optimistisches Lächeln auf die samtweichen Lippen. "Glaub mir, es ist nichts." beteuerte der Junge mit sanfter, reiner und dennoch eindringlicher Stimme, machte einen kleinen Schritt in Richtung Aurian. "Der Winter ist nur hart und ich war lange auf der... Reise." Es war wohl eher eine Suche, aber das musste der Fuchs nicht wissen. Er würde sich nur Vorwürfe machen. Das brauchte und sollte er nicht.

"Was ist mit dir, hm?" fragte der Helle nach einem Moment des Schweigens, wo er einfach nur das Bild des Anderen auf sich wirken ließ, mit vorsichtiger, sachter Stimme. Von Nahem sah er noch weitaus schlimmer aus. Nur noch Haut und Knochen. Das Aynur selbst nicht viel besser aussah, war ihm nicht klar, und wichtig war es ohnehin nicht. Aurian war wichtig, sein Wohlergehen, das es ihm bald besser ginge. Mehr nicht. "Du siehst nicht gut aus. Lass mich dir doch helfen, bitte." Es klang fast wie ein Flehen. Der Cremello wusste doch insgeheim, das es kaum etwas bringen würde. Hatte es ja beim ersten Mal schon nicht. Sicher würde der Fuchs irgendwann wieder einfach weg sein, sobald sich die Möglichkeit gab. Dem Licht in der Dunkelheit würde es zwar brennend interessieren, warum genau Aurian verschwunden war, doch bevor die Frage üner seine Lippen kommen konnte, biss der Helle sich auf die Zunge. Nachher würde der Andere das als Vorwurf auffassen? Sicher hatte er seine Gründe, auch wenn sie in den Augen des Hellen nichtig wären.

Aynur » 15.01.2019, 21:36 » Der Wald #2

Aurian



Dem Cremello schwirrte der Kopf. Es pochte, dröhnte, ja beinahe schmerzte es sogar, doch mit zusammengebissenen Zähnen versuchte er das Chaos in seinem Inneren zu ignorieren. Schon damals, bei der ersten Begegnung mit dem Fuchs, hatte der Helle es gespürt. Gefühlt, das Aurian nicht einfach nur eine gebrochene Seele wie viele Andere war, welche er einfach so heilen konnte. Er, das Licht in der Dunkelheit. Er, der diese Gabe – wie sollte man es auch sonst bezeichnen - hatte. Nein, da war eindeutig mehr mit diesem Hengst. Doch auch jetzt, wo der Cremello seinen schmalen, ausgemergelten Körper gegen den Anderen drückte, um diesen zu stützen, verstand er noch immer nicht warum, wieso, weshalb. Nur war jetzt nicht die Zeit für Fragen. Aynur fühlte das Beben Aurians, wie er zitterte, und konnte, trotzt das er das Gefühl hatte zu brennen an jenen Stellen seines Körpers, die an der Gestalt des Anderen lehnte, ahnen, wie unterkühlt dieser eigentlich war. Konnte er ihn wärmen, obwohl er selber aus kaum mehr als Haut und Knochen bestand?

Als die Stimme Aurians erklang – der Ton, nach dem sich Aynur insgeheim gesehnt hatte – jagte eben diesem ein Schauer über die schmale Gestalt. Sie klang so gebrochen, so am Ende, noch viel mehr wie beim ersten Treffen. Und schon da war sie dem Hellen so leer vorgekommen. Und, war dem Jungen nicht sogar, als hörte er da ein Schluchzen heraus? Weinte Aurian? Aynur war in der Position nicht fähig es zu sehen, aber er war sich fast sicher das Tränen über das Gesicht des Anderen liefen. Ob er etwas Schlimmes erlebt hatte, seit dem Tag, an dem sich ihre Wege getrennt hatten? Oder war es ihm einfach allgemein zu viel? Er am Endpunkt angekommen? Der Helle schluckte. Nein, das durfte nicht sein. Er hatte bisher immer alle retten können und er würde auch den Fuchs retten. Komme was wolle. Und wenn es sein eigener Untergang werden sollte. Das Aynur so dachte, schockierte ihn, nur kurz, dann verscheuchte er dieses Gefühl mit einem kurzen Kopfschlenker. Es gab jetzt Wichtigeres.

"Schtscht." unterbracht das Licht in der Dunkelheit den Anderen in weichem Tonfall. "Was ich sollte oder nicht, das weiß ich selber immer noch am Besten." Auf den samtweichen Lippen des Hellen erschien ein kleines, seichtes Lächeln, während er sich kurzzeitig fragte, ob das wirklich so wahr. Wusste er selber wahrhaft, was er sollte oder nicht? Hatte er überhaupt eine Wahl? Ein erneutes Zittern, was durch Aurians Körper zuckte, brachte Aynur augenblicklich zurück. Er sollte vor allen Dingen jetzt nicht nachdenklich werden. Es gab Wichtigeres. Aurian zum Beispiel. Zurückhaltung gab es nicht mehr, die war einfach aktuell fehl am Platz, als der Junge seinen Kopf streckte, wie selbstverständlich sacht unter den des Anderen schob, einfach nur um ihn noch mehr zu stützen. Und ihm noch näher zu sein? Durfte das Licht in der Dunkelheit so denken? Das dem Cremello der Atem stockte aufgrund dieser fast schon Innigkeit, es überall brannte und prickelte, wo sich die Körper berührten, er kaum klar denken konnte, so eingenebelt vom Geruch des Fuchses – sollte nicht all das ihm zeigen, das er es eben nicht sollte?

Aynur » 11.01.2019, 20:17 » Der Wald #2

Aurian



Zu laut. Aynur war eindeutig zu laut gewesen. Das verriet ihm die Bewegung, die plötzlich durch das schlafende Bündel unter dem Baum ging. Augenblicklich stoppte der Helle, die feinen Ohren spielten, während sich die dunklen Seelenspiegel nicht von dem Anderen lösten. Würde der Rotbraune aufspringen und davon stürmen? Oder sich seinem Schicksal ergeben, wie beim ersten Mal, nur um im erstbesten Moment das Weite zu suchen? Und würde Aynur es nochmals schaffen Tage oder gar Wochen lang umher zu irren auf der unbewussten Suche nach ihm? In den sonst so freundlich-positiven Augen des Cremellos lag ein dunkler Schleier, während er den Dingen, die da kommen würden, harrte. Was wenn Aurian doch türmen würde? Aynur würde, ausgemergelt wie er mittlerweile war, wohl kaum lange mithalten. Obwohl, auch der Fuchs sah nicht aus, als wäre der bisherige Winter ihm gut bekommen. Zitterte er nicht sogar ein wenig?

Bevor der Helle sich weiter bohrende Gedanken machen und eventuell eintretende Situationen ausmalen konnte, kämpfte der Fuchs sich vom Boden hoch. Aynur stockte der Atem bei dem Anblick. Aurian stemmte sich mühsam auf, wirkte so schwach und zerbrechlich. So schlimm war es dem Licht in der Dunkelheit nicht mal bei ihrer ersten Begegnung vorgekommen. Als der Rotbraune dann auch noch seinen Namen hauchte, leise, kaum wahrnehmbar, in den Ohren des Hellen erfüllt von leiser, leichter Freude gepaart mit Hoffnung, konnte er nicht mehr bei sich halten. Die letzten Kraftreserven mobilisierend kämpfte sich der Cremello mit einigen Sprüngen durch die zentimeterdicke Schneedecke auf den Fuchs zu. Vergessen die eben noch vorherrschende Sorge, dieser könnte davon stürmen. Aurian war so wenig bei Kräften, er würde ganz sicher nicht das Weite suchen. Nicht jetzt. Nicht hier.

Kaum an der Seite des Rotbraunen angekommen lehnte Aynur vollkommen selbstverständlich seinen Körper, der nicht viel kräftiger wirkte als Aurian seiner, erst Recht nicht mit den sichtbaren Knochen an jedem Eckchen, an eben diesen. Vergessen die respektvolle Zurückhaltung. Der Andere brauchte Hilfe. Und diesmal würde sich der Helle nicht einfach nur zurückhalten. Nicht wenn es so offensichtlich war. Im ersten Moment raubte dem Cremello die Berührung, die Wärme, die trotzt des nasskalten Fells des Fuchses auf ihn überging, den Atem. Ein Schauer jagte über sein Fell, nur um ihn kurz darauf mit einer unbekannten Energie – anders konnte man es nicht bezeichnen – zu durchfluten. "Warte. Ganz ruhig. Alles wird gut." brachte Aynur gerade so leise, kaum mehr als ein Windhauch, heraus, nach Fassung ringend. Was nur hatte dieser Fuchs an sich? Warum konnte Aynur ihn all die Zeit nicht vergessen, lief Kilometer um Kilometer auf der Suche nach ihm? Vergaß zu essen und zu trinken, ja gar sich selbst fast vollständig? Und warum löste diese kleine, stützende Berührung etwas in dem Hellen aus, was er sich nicht erklären konnte?

Aynur » 10.01.2019, 14:43 » Der Wald #2

Aurian



Wie lange war es wohl her? Tage? Wochen? Monate? Eine Frage die sich der Helle absolut nicht beantworten konnte. Und das war mehr als nur ungewöhnlich. Er erinnerte sich, als wäre es erst gestern gewesen, wie er plötzlich, mitten im Reden, mitbekam, das der Fuchs – Aurian – nicht mehr bei ihm war. Er war weg, förmlich wie vom Erdboden verschwunden. Seither wanderte Aynur irgendwie ziellos umher, mal hierhin, mal dorthin. Er kam mit Diesen und Jenen ins Gespräch, aber irgendwie war da keine Begegnung oder Situation, die es schaffte den Rotbraunen aus dem Kopf des Hellen zu bekommen. Sich dessen nicht bewusst, zielte jeder Gang von Aynur doch insgeheim nur darauf ab, Aurian irgendwo in diesem gottverdammten Tal wieder zu finden. Ob er überhaupt noch lebte? Vielleicht war es sinnlos weiter zu suchen, einsam und allein, und allein das der Cremello solche Gedanken hegte, sollte doch zeigen, das der Fuchs mehr als nur eine Bekanntschaft war. Mehr als all die Anderen, die Aynur schon getroffen und sogar geheilt hatte.

Es war kalt geworden im Stillreich. Der Winter hatte schnell und grausam das Land unter seinen Schneemassen begraben. Wieder mal zog Aynur umher. Sesshaft geworden war er bisher nicht und wenn er ehrlich war, es zog ihn auch nicht unbedingt in eine Herde. Auch wenn er Gesellschaft bevorzugte, seitdem Treffen mit diesen einen, außergewöhnlichen anderen Hengst war irgendwie nichts mehr, wie es mal war. Der Helle verstand es nicht, umso wichtiger erschien ihm, Aurian zu finden. Wo auch immer er sein mochte. Das er lebte, daran hegte der Helle im Moment keinen Zweifel. Es war, als könnte er es spüren. Irgendwo musste der Fuchs doch sein? War dieses Tal wirklich so riesig? Ob Aurian ihn auch suchte? Wohl eher nicht, immerhin war er es, den einfach verschwunden war. Ob er sich noch an ihn erinnerte?

Mit einem tonlosen Seufzen hielt Aynur inne. Auf seinem makellosen hellen Fell bildeten sich Eiskristalle. Es war bitterkalt, doch davon fühlte der Hengst kaum etwas. Unter seinen Hufen lag eine zentimeterdicke Schneeschicht. Futter finden zu dieser Zeit war mehr als schwierig, wobei man doch gerade bei langen Reisen genug Nahrung zu sich nehmen musste. Und das Aynur dauernd unterweg war, sah man ihm an. Die Rippen standen leicht hervor, so sehr nagte all das an seiner Selbst. Das flaue Gefühl in seinem Magen verriet dem Hellen, das es längst Zeit für ein wenig Gras wäre. Nur woher, hier in dieser weißen Einsamkeit? Das plötzliche, leise Geräusch einer anderen Atmung ließ Aynur aufhorchen. Die feinen Ohren zuckten, als der Wind leicht drehte und ihm einen Geruch zutrug, wonach er sich schon so lange sehnte. Konnte das wahrhaft sein? Aurian? Hier? Jetzt? Und dann erblickten die dunklen Seelenspiegel des Cremellos die Gestalt des Rotbraunen, zusammengekauert, am Fuße eines Baumes, schlafend scheinbar. Ohne es wirklich zu merken machte das Herz des Hellen einen Sprung, seine Bewegungen wurden leichtfüßiger, der Hunger war vergessen. Endlich hatte er ihn gefunden.

Aynur » 10.09.2017, 19:03 » Die verwunschene Quelle #2

Aurian


>>> von den Höhlen kommend
 

Die Antwort des Anderen bestätigte Aynurs Verdacht, dass er auf die simple Frage nach dem Wohlbefinden nicht wahrheitsgemäß antworten würde. Nein, warum auch? Irgendwie schien alles, was Aurian von sich gab und wie er handelte einfach nur eine riesengroße Lüge zu sein. Ein Versuch den Hellen schließlich doch noch los zu werden? Der Cremello wollte nicht so denken, doch der dunkle Fuchs in seiner ganzen Art und Weise, er brachte ihn zum Grübeln. Hatte er je einen ähnlich gelagerten Fall getroffen und ihm geholfen? Klar, viele waren anfangs vorsichtig, verschlossen, abweisend, aber Aurian strahlte noch etwas anderes aus, was der Helle bisher nicht zuordnen konnte. Und das war etwas, was ihn mit der Zeit sicherlich wahnsinnig machen könnte. Vorerst jedoch galt es die Konzentration auf dem Anderen zu fokussieren.

Besorgt beobachtete Aynur Aurian, wie er mit wackeligen Schritten den schmalen Pfad hinab ins Tal voran ging. Im Geiste sah er ihn schon den Weg hinunter fiel und sich dabei eventuell alle möglichen Knochen brach. Ohne lang darüber nachzudenken ob er vielleicht eine Grenze übertrat, trabte der Cremello leichtfüßig direkt an die Seite des Fuchses um diesen notfalls stützen zu können. „Ich denke die Quelle wäre ein guter Ort.“  Zumindest hatte Aynur gehört, dass das Wasser der verwunschenen Quelle gewisse Heilkräfte hätte. Das könnte Aurian ganz sicher nicht schaden.

Aufgrund der Schmale des Pfades trennten die beiden Körper nur Millimeter, über die hinweg Aynur die Wärme, die von dem Anderen ausstrahlte, spüren konnte. Er wusste nicht warum, konnte es nicht einordnen, aber es fühlte sich gut an. An einer besonders engen Biegung geschah es sogar, dass die beiden Hengste sich noch näher kamen. Als der Helle die leichte Berührung spürte, jagte ein Schauer über seinen Körper. Irgendwas stimmte nicht und bevor es dem Cremello noch komischer wurde – vielleicht färbte ja dieses außergewöhnliche Individuum auf ihn ab?- setzte er sich vor den Anderen. Würde dieser nun doch fallen, dann würde er ihn eben mit dem Körper abbremsen. Ob Aurian die Berührung auch gefühlt hatte?

Die Wanderung zur Quelle war lang. Und schweigsam. Keiner der Beiden sagte mehr ein Wort. Stumm schritten sie hintereinander her. Aynur drehte sich nicht mehr zu Aurian um. Lediglich das Geräusch von Hufschlägen verriet ihm, dass der Dunkelfuchs ihm noch folgte. Immer wieder versank der Helle in Nachdenklichkeit, welche er dann sofort versuchte zu vertreiben. Wenn man sich zu viele Gedanken machte, vor allem um Dinge die man eh noch nicht lösen könnte, konnte einen das kaputt machen. Das leise Plätschern der Quelle kam wie gerufen. „Wir sind da.“ durchbrach der Cremello die Stille und wendete sich damit das erste Mal wieder direkt an Aurian. Direkt am Ufer des Gewässers hielt der Helle inne, betrachtete kurz sein Spiegelbild. War diese Falte auf seiner Stirn schon immer da? Mit einem Schnauben wand er sich ab und machte Platz für den Anderen. Er sollte und musste sich stärken.

Aynur » 08.09.2017, 21:19 » Die Höhlen #1

Aurian



Das Gefühl das der Andere ihm etwas vorspielte, das er sich zusammennahm und lediglich nur so tat als ob, es wurde mit jeder Sekunde die verstrich stärker. Der Helle war sich zu mehr als 100% sicher das Aurian so war um sich selbst zu schützen. Und alle um sich herum. Was nur war diesem dunklen Fuchs widerfahren, das er so dachte, so handelte, so war? Aynur ließ ihn nicht aus den Augen, fixierte ihn dabei jedoch nicht. In seinen strahlend blauen Augen lag blanke Freundlichkeit, ein leichtes Glänzen von Lebensfreude und positiver Energie. Es war nie anders gewesen, egal was der Cremello auch durch gemacht hatte. Vermutlich würde er nie anders sein, wie er von Geburt an gewesen war. Immerhin hatte es bisher nichts Böses auf der Welt geschafft in nieder zu ringen, seine Seele zu verderben. Im Gegenteil, sie schien mit jeder Erfahrung noch heller und kräftiger zu scheinen.

Als der Dunkelfuchs seinen Blick zurück auf Aynur richtete, wachte dieser aus seiner leichten Starre auf und schnaubte leicht, hell. Die Augen des Anderen, sie waren irgendwie unglaublich tief und scheinbar gab es kein Ende. Man könnte sich beinahe darin verlieren. Die Stimme Aurians hallte leise von den Wänden wieder und bevor Aynur auch nur reagieren konnte, setzte der Andere sich schon in Bewegung. „Ich bin mir nicht sicher.“ gab der Helle von sich, ehe auch er sich aus der Höhle ins Licht des Tages begab. Die wärmende Sonne gab ihm Kraft, durchströmte förmlich jede Faser der recht zierlichen Körpers. „Vielleicht Richtung Wasser? Oder dahin wo es gutes Futter gibt?“ Nicht das er irgendeinen Plan hatte wo solch Orte in diesem Tal überhaupt waren. Nur, Aynur war schon immer ein Positivdenker gewesen. Auch jetzt würde er das schon irgendwie hinbekommen, sollte Aurian auch nicht wissen wohin man gehen musste, wenn man Hunger und Durst empfand.

Dem Cremello entging nicht, das der Gang des Anderen irgendwie schwammig war. Als wenn seine Beine nicht wirklich fähig waren den Körper zu tragen. Etwa sagen oder lieber schweigen? Auf der Stirn des Hellen erschien eine kleine, nachdenkliche Falte. Würde der Dunkelfuchs es überhaupt schaffen längere Zeit umher zu wandern? „Ist alles okay?“ fragte Aynur schließlich mit heller, leicht besorgt klingender Stimme. Als ob Aurian ihm die Wahrheit sagen würde. Obwohl, man sollte die Hoffnung niemals aufgeben. Vielleicht konnte er darüber an den Anderen ein wenig heran kommen, es schaffen, dass er sich langsam öffnete? Der Cremello verlangte ja nicht mal viel, keine riesengroßen Sprünge, nur ein klein wenig Wahrheit, welche der Fuchs bisher strikt für sich behalten hatte.

Aynur » 05.02.2017, 18:08 » Die Höhlen #1

Aurian



Aynur ließ den Fuchs nicht aus dem Blick. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete der Helle seine Gesellschaft, versuchte aus ihm schlau zu werden. Vergeblich. Aurian stand da, äußerlich ruhig, die Züge gefasst und freundlich, trotzdem war sich der Cremello sicher, das dies nicht der wahre Aurian war. Woher diese Sicherheit kam, konnte er sich selbst nicht beantworten. Da war irgendwas in den Augen des Anderen. Und dieser kleine, vorsichtige Schritt zurück, so als ob Anyur nicht mitbekommen sollte, das er vor ihm wich. Ob er Angst hatte? Dazu gab es absolut keinen Grund. Aynur konnte man alles nachsagen. Das er nervend ist. Und anhänglich, beinahe schon aufdringlich. Oder übertrieben freundlich, denn so mochte er sicher auf den Ein oder Anderen wirken. Nur gefährlich war er nicht. Natürlich, wehren konnte sich der Helle, sogar sehr gut, aber er war nie der, der es darauf anlegte. Der Helle folte dem Blick des Anderen nach draußen, wo die Sonne schien. Ein kalter, klarer Wintertag. Vielleicht würde Aurian einem Spaziergang zustimmen? Ein wenig die Beine vertreten und Sonnenstrahlen tanken konnte sicher nicht schaden.

Gerade als Aynur die Stimme erheben wollte, rang sich der Andere pflichtbewusst eine Antwort ab. Ja, das stimmt wohl. Der Helle lenkte den Blick direkt auf den Fuchs. Irgendwie glaubte er ihm diese Antwort nicht ganz. Oder glaubte Aurian sich selbst nicht? War das alles nur ein riesengroßes Schauspiel, damit er seine Ruhe bekam? Die feinen Ohren spielten aufmerksam, vernahmen weitere Worte des Fuchses. Schon wieder eine gut gespielte Lüge? War Aurian wirklich erfreut? Irgendwie war es verdammt schwer aus ihm schlau zu werden. Vermutlich würde es Ewigkeiten dauern jedes kleine Puzzelteil zusammen zu fügen – sofern man es denn fand – um ihm dann helfen zu können. Auch wenn der Dunkle vermutlich gar keine Hilfe wolllte. Aynur erwiederte das Lächeln seines Gegenüber ebenso freundlich, nickte kurz mit dem zierlichen Haupt.In den blauen Augen war noch immer das strahlende Funkeln zu sehen. Es war immer dort, ging fast nie weg. Manchmal war es etwas schwächer, aber das waren wirklich seltene Augenblicke. Der Helle hielt sich weiter zurück, wartete ab, ob Aurian noch mehr von sich geben würde. Dafür das er den letzten Tag so schweigsam war, sprach er nun verdammt viel. Und irgendwie wurde der Cremello das Gefühl nicht los, das er sich dazu zwang. Nachfragen würde er nicht. Es brauchte Zeit.

Nein, ich bin noch nicht sehr lange hier. Ich kann dir auch nichts über das Tal sagen, tut mir Leid. Ich habe nur wenig davon bisher gesehen und noch weniger gehört. Sofort erschien ein entschuldigendes Lächeln auf den Lippen des Fuchses. Es gab doch gar nichts zu entschuldigen? Aynur schnaubte sacht, lächelte aufmunternd. „Ist ja kein Problem.“ winkte der Helle mit reiner, heller Stimme ab und ließ seinen Blick wieder nach draußen wandern. Draußen würde es sicher wärmer sein, als hier in der kühlen, dämmrigen Höhle. „Man könnte ja vielleicht zusammen ein wenig umherziehen? Ich denke etwas Wasser und Bewegung würden uns Beiden gut tun, oder was meinst du?“ Aynur wand sich wieder voll dem Fuchs zu, zeigte ihm, was ihm wirklich etwas daran lag, was er wollen würde. Wenn Aurian lieber hier bleiben wollen würde, dann würde er auch bleiben. Wobei, der Helle glaubte fast, das es dem Anderen genauso nach draußen zog, wie ihn. Licht war immer gut. Licht schaffte es die Dunkelheit zu vertreiben. Und manchmal wurden blöde Gedanken nicht mehr ganz so störend, wenn man sich in der Sonne befand.


Kein Problem ^^ Ich tue mich auch grade schwer >.>

Aynur » 07.12.2016, 19:44 » Die Höhlen #1

Aurian



Draußen vor der Höhle kämpfte sich die Sonne Stück für Stück das Himmelszelt hinauf. Auch wenn die Temperaturen knackig wirkten, es versprach ein guter Tag zu werden, wenn auch das Wetter mitunter Launen unterlag und sich urplötzlich ins genaue Gegenteil wenden konnte. Aynur wollte nicht darüber nachdenken was sich eventuell irgendwann im Laufe der Zeit wandeln konnte. Das brachte einfach nichts. Wenige Dinge waren zu beeinflussen. Das Wetter zählte nicht dazu. Der Blick aus den strahlend blauen Augen, die weiterhin kess unter dem hellen Schopf des Cremellos blickten, ruhte ohne zu fixieren auf dem Fuchs. Der junge Hengst war sich nicht sicher, aber mit jeder Sekunde die verstrich, setzte sich der Eindruck fest, das der Andere nur spielte. Dass das, was er zeigte, nicht mehr als eine Fassade war. Eine Maske um oberflächlichen Außenstehenden einen auf heile Welt zu spielen. Nun, der Helle würde sich davon nicht blenden lassen. Er hatte Zeit und die würde er nutzen.

Ach, halb so schlimm.“ erwiderte Aynur mit seiner hellen, reinen Stimme, als der Fuchs sich für das Verhalten des Vortages entschuldigte. Er war nicht nachtragend. Nie gewesen. Und die Tonlage, mit welcher der Cremello seine Worte vorbrachte, verriet, das er es durchaus ernst meinte. "Ich denke jeder hat so seine Tage." Das sanfte, einladende Lächeln auf den Lippen des Hellen wurde etwas breiter. Zwar war das nicht ganz die Wahrheit – immerhin waren Aynur solche Tage oder Launen, je nachdem wie man es nennen wollte, bisher vollkommen fremd, zumindest hatte er nie so etwas selbst empfunden – aber vermutlich war es mehr als die knappe Mehrheit der Lebewesen auf Erden, die solchen Tagen und Launen unterlagen. Somit war es auch mehr als die knappe Mehrheit an Wirklichkeit. Oder nicht? Der Helle nahm den Blick nicht von den Anderen, der nun endlich seinen Namen nannte. Aurian. Die Ohren von Aynur spielten leicht. Der Name passte zu dem Fuchs. Nicht zu aufdringlich. Nicht zu stark. Eher kurz, knapp, zart. "Freut mich, Aurian." Ohne es zu merken betonte der Cremello den Namen deutlich, pflanzte ihm Bedeutung ein. Vermutlich würde dieser Name in nächster Zeit öfter über die weichen Lippen des Hellen kommen.

"Bist du bereits länger hier?" fragte Aynur nach einem Moment der Stille, in der er lediglich Aurian beobachtete, versuchte aus ihm schlau zu werden. Ohne Erfolg. Irgendwann würde das schon noch werden. "Ich bin noch nicht sehr lange hier und dachte, vielleicht kannst du mir etwas über das Tal hier berichten? Nur wenn du magst natürlich." Ein leichtes Schnauben entkam den Nüstern des Hellen, der sich dem Fuchs vorsichtig und bedacht ein paar Schritte näherte. Bedrängen wollte Aynur den Anderen nun auch nicht. Er würde ihm die Wahl lassen. Zumindest meistens. Manchmal gab es Wesen, die brauchten etwas Zwang zum Glück. Weil ihre Seelen, ihr Selbst so geschädigt waren. Der Helle war sich nicht sicher, aber der Rotbraune, der ihm Gegenüber stand, könnte zu diesen Persönlichkeiten zählen. Ob es dieser Reiz, die Herausforderung war, die Aynur so an Aurian fesselte? Oder war da doch etwas Anderes? Kurz zischte der Schweif des Cremellos durch die Luft, produzierte einen leisen, pfeifenden Ton, der hart von den felsigen Wänden widerhallte.

OT: Sorry ich bin ziemlich unkreativ zur Zeit smilie

Aynur » 07.11.2016, 19:41 » Die Höhlen #1

Aurian



Irgendwann waren Aynur einfach die Augen zugefallen und er wurde in die komplette Dunkelheit eines tiefen Schlafes hinein geworfen. Dem Hellen wurde das Alles erst bewusst, als Helligkeit durch seine Lider drang. Der Junge blinzelte mehrmals, geblendet vom Licht des Tages, und braucht einen Augenblick um sich zurecht zu finden. Dann durchzuckte es ihn wie ein Stromschlag. Das Treffen mit diesem Fuchs. Seine mehrmaligen Versuche ihn abzuwehren. Fast schon hektisch ließ Aynur den Kopf herum wandern, blickte dorthin, wo der Unbekannte sich in der Nacht nieder gelassen hatte, doch die Stelle war leer und verlassen. Ein tonloses Seufzen kam dem Hellen über die Lippen. Der Anderen hatte die Chance gleich genutzt und war getürmt. Nun denn, dann müsste er sich eben auf die Suche nach ihm machen. Genau in dem Moment, wo der Helle sich erheben wollte, regnete es kühles Nass auf seinen zierlichen Körper. "Huch." flüchtete Aynur ein Ton der Überraschung über die weichen Lippen und mit leicht verwirrtem Ausdruck in den strahlend blauen Augen versuchte er zu erkennen, woher dieser Überfall kam. Und da stand er, der Unbekannte, in voller Pracht. Die Haltung gestrafft, auf den Lippen etwas, was man als ein Lächeln bezeichnen konnte.

Nach einem Moment, wo Aynur diesen Anblick auf sich wirken ließ, sprang er schließlich fix auf seine Beine, schüttelte sich, wie wohl zuvor noch der Fuchs, und lächelte ihm entgegen. Nicht das der Helle glaubte nun alles geschafft zu haben, nur weil er dort ein Lächeln sah und der Andere nicht mehr so eingefallen wirkte, denn all das konnte eine Maske sein. Nein, vielmehr war er ehrlich erfreut das der Fuchs noch da war, wo er doch die Chance gehabt hatte zu fliehen. Fast schon kess unter dem Schopf hervor schauend, ließ Aynur den Andere nicht aus den Augen. "Guten Morgen." begrüßte er den Fuchs mit seiner hellen, reinen Stimme. Erst jetzt wurde ihm bewusst, das sie die ganze Nacht zusammen verbracht hatten. Das Lächeln auf seinen Lippen wurde unbewusst etwas breiter. Das war eine Prämiiere. Noch nie hatte der Cremello mit einem im Grunde so fremden Geschöpf den Schlaf geteilt. "Schön das du noch da bist." Man könnte heraus hören das Aynur das vollkommen ernst meinte. Warum auch sollte er lügen, dafür gab es keinen Grund. Aus dem Ausdruck des Rotbraunen wurde der Helle nicht wirklich schlau. Irgendwie wirkte der Andere noch immer distanziert, aber nicht mehr so vollkommen abweisend wie am letzten Tag, und gleichzeitig meinte der Cremello etwas wie Sehnsucht in seinen Augen zu sehen. Ob er die Einsamkeit langsam leid war?

Ein Blick an dem Gegenüber vorbei verriet Aynur, das es ein schöner Tag werden würde. Es war noch früh, trotzdem erkämpfte sich die Sonne Stück für Stück das Land zurück. Hier und da liefen noch kleine Rinnsale hinab Richtung Tal. Die Feuchte hin in kleinen Nebelfetzten in Bodennähe und der Atem bildete kleine, weiße Wölkchen vor den Nüstern. "Möchtest du mir heute deinen Namen verraten?" fragte der Helle schließlich vorsichtig, lenkte den Blick zurück auf den Fuchs. Er würde ihn nicht dazu zwingen. Er würde ihn auch nicht zwingen überhaupt etwas zu sagen. Aber vielleicht war im Laufe der Nacht nicht nur die Erschöpfung und Abweisung zum Teil verschwunden, sondern auch die Schweigsamkeit? Aynur harrte ruhig der Dinge, die da kommen würden, und tat es damit dem Anderen gleich. Sie standen sich gegenüber, einander im Blick halten, kaum mehr als ein Meter trennte sie. Zwei Hengste, vielleicht ungefähr das gleiche Alter, fast der selbe Körperbau, und trotzdem so grundverschieden. Ob es Schicksal gewesen war, das sich die Beiden getroffen hatten?

Aynur » 31.10.2016, 18:20 » Die Höhlen #1

Aurian



Irgendwann fühlte der Helle wie der fremde Fuchs den Widerstand aufgab und sich von ihm einfach weiter in Richtung der Höhle, der schützenden Dunkelheit, schieben ließ. Warum der Andere plötzlich nachgab, war dem Hengst nicht bewusst. Vielleicht lag es daran, das ihm bewusst geworden war, das er verletzt hatte? Oder er sah einfach ein, das es nichts brachte sich aufzulehnen? Aynurs Hufe fanden besseren Halt, je näher sie Beide dem Hölleninneren kamen, bis sie letztendlich Felsen unter sich hatten. Der Regen war weg. Sie hatten das Innere erreicht und sofort löste sich der Cremello von dem Anderen, ging flugs ein paar Schritte zurück und ließ ihm Freiraum. Der Fuchs wirkte deprimierter denn je, wie ein Häufchen Elend. Der Kopf hing beinahe auf dem kalten, grauen Felsboden. Er wirkte wie in sich zusammen gesackt. Aynur seufzte tonlos. Das mit diesem Fuchs würde lange, sehr, sehr lange, dauern. Nicht das er daran zweifelte es zu schaffen oder gar mit dem Gedanken spielte aufzuhören, ehe es wirklich begonnen hatte. Nein, je mehr der Unbekannte in finstere Gedanken und Empfindungen absackte, desto stärker wurde Aynurs Wunsch ihm zu helfen.

Der Fremde ließ sich zu Boden fallen. Das Geräusch, was dabei von den Wänden wieder halte, ließ die Vermutung aufkommen das er nicht gerade sanft auf den Fels gesackt war. Aynur schüttelte kurz den Kopf. Was nur war diesem Hengst widerfahren, das er so resigniert und deprimiert war. Schlimmer als alle Anderen, welche der Helle in seinem Leben bereits getroffen hatte. Der Ausdruck in den Augen des am Boden liegenden Hengstes war leer, starr an Aynur vorbei in den Regen und die Dunkelheit hinaus gerichtet. Er ignorierte ihn, aber das war für den Hellen durchaus in Ordnung. Man konnte Niemanden auf Dauer ausblenden. Die Zeit würde am Ende für ihn spielen. Einen Moment ließ der Cremello seine blauen Augen prüfend über den Körper des Fuchses gleiten. War er nicht vorhin zusammen gezuckt? Auf seiner Stirn erschien eine kleine Falte, als er die Hinterbeine des Fremden erblickte. War das eine Gelenk nicht geschwollen? Aynur blähte die Nüstern, schnaubte leise, ehe er nur einen einzigen Schritt näher trat und den Kopf in die Richtung des scheinbar verletzten Beines des Fuchses streckte. Diese nahm ihn ja eh nicht wahr, also was sollte schon passieren. Ja, das war eindeutig geschwollen. Oder doch nicht? Es war einfach zu dunkel um gut zu sehen.

Nachdem sich der Fuchs auch nach mehreren Minuten nicht regte, einfach nur vor sich hin starrte, leer und erschöpft, zuckte Aynur mit den Schultern und tat es ihm gleich. Mit einem tiefen Atemzug ließt der Helle sich auf den kalten Boden nieder, ganz in der Nähe des Anderen. Bequem war das nicht gerade, aber er konnte damit leben. Hier und da bohrten sich kleine Steinchen in seinen recht zierlichen Körper, aber weh tat es nicht wirklich. Die Schramme am Hals pulsierte nur noch leicht, kaum wahrnehmbar. "Ich hoffe das tut nicht zu weh." meinte Aynur mit heller, feiner Stimme und beobachtete den Fuchs aus dem Augenwinkel heraus. Ob dieser überhaupt wusste, was genau er meinte? "Die Schramme hier ist nicht weiter wild. Ich habe schon schlimmeres durch." Ein kleiner, mickriger Versuch den Anderen aus der Reserve zu locken? Vielleicht interessierte es den ja gar nicht, das er Aynur erwischt hatte? Der Cremello tat es dem Fremden schließlich gleich, blickte hinaus in die Dunkelheit, lauschte mit gespitzten Ohren dem Regen. Irgendwie kribbelten die Stellen, womit er zuvor den Fuchs berührt hatte, als er ihn Richtung Höhle geschoben hatte, anhaltend. Das war ziemlich neu. Sooft hatte Aynur bereits andere Körper berührt, aber nie hatte das Gefühl an die Berührung zu lange gehalten. Kurz wand der Cremello den Blick vom Außen ab, betrachtete den Fuchs, der sich weiterhin nicht regte. Mit einem weiteren tonlosen Seufzen legte Aynur sein hübsches Haupt auf den Boden ab. Vermutlich würde hier sowieso erst mal nichts weiter geschehen. Oder?


Kein Problem smilie Alles gut smilie

Aynur » 28.09.2016, 20:04 » Die Höhlen #1

Aurian



Das Gewitter nahm mit jeder Sekunde, die verstrich, an Stärke zu. Der Donner grollte in enormer Lautstärke über das Land und die Blitze tauchten im Minutentakt die Nacht in vollkommene Helligkeit. Aynur störte sich nicht daran. Er hielt den Fremden fest im Blick. Ruhig und vollkommen im Reinen mit sich und der Welt. Der Fuchs rührte sich nicht. Er sprach nicht, er deutete nicht nochmals in Richtung Höhle. Er stand einfach da, wie eine Salzsäule, und erwiderte den Blick des Cremellos. Es war nicht ein Stück zu erahnen, was in ihm vorging. Zumindest nicht, wenn man nicht wusste worauf man achten musste. Aynur blickte direkt in die Augen des Fuchses hinter die Fassade. Er sah nicht viel, doch was er sah reichte ihm. Sein Gegenüber haderte. Vermutlich mit sich selbst. Und mit überhaupt allem. Gleichzeitig schien es dem Hellen, als wenn die Kräfte des Anderen wieder schwanden. Langsam aber sicher. Ob es an dem Gewitter lag? Oder an der Dunkelheit? Genau konnte Aynur sich das für sich selbst nicht beantworten, aber ewig hier stehen würden Beide nicht können. Irgendwas musste geschehen, doch der Cremello würde nicht den ersten Schritt machen. Egal wohin.

Nach einigen Minuten ging ein Ruck durch den Fuchs. Er straffte sich, spannte die Muskeln unter dem rotbraunen Fell, welches durch den Regen einige Nuancen dunkler war, als noch zu Anbeginn des Treffens. Aynurs Ohren spielten, als der Fremde sich in Bewegung setzte, direkt auf ihn zu. Er konnte erahnen welche Kräfte in dem ausgemergeltem Körper des Anderen ruhten. Der Helle registrierte, wie die Ohren seines Gegenübers ins Genick schnellten, sich fest an den Körper pressten. Kurz darauf hörte Aynur das erste Mal die Zähne zusammen schnellen, als der Fuchs in die Luft schnappte. Direkt in seine Richtung. Trotz allem harrte der Cremello an Ort und Stelle, rührte keinen Muskeln. "Das möchtest du wirklich?" fragte der Hengst mit seiner engelsgleichen Stimme, die scheinbar keine Mühe hatte das Grollen des Donners zu übertönen. Er versprach sich keine Antwort von dem Schweigsamen, der sich unbeirrt weiter auf ihn zubewegte. Immer wieder in die Luft beißend, drohend und abweisend. Aynur ließ sich nicht beeindrucken, sodass es nicht lange dauerte, bis der Fuchs ihn erwischte. Er spürte die Zähne des Fremden an seinem Hals. Ein kurzer Schmerz zuckte durch den Körper des Hellen, der sich trotzdem nicht rührte. Ein kleines Rinnsal Blut mischte sich mit dem Regenwasser, färbte das Fell des Cremellos in einem hellen Rotton. Dieser unverwechselbare, rostige Geruch des Lebenssaftes breitete sich flüchtig in der feucht-schweren Luft um die Beiden herum aus.

Aynur hielt den Fremden weiterhin fest im Blick. Die kleine Schramme am Hals pochte leicht. Nicht weiter von Bedeutung. Der Regen würde sie auswaschen und in einigen Tagen wäre sie verschwunden. Geheilt. Ohne Spuren zu hinterlassen, denn dafür war sie zu leicht und oberflächlich. Der Helle schnaubte, eher er nun für sich eine Entscheidung traf. Wenn der Fremde es so wollte. Manchmal muss man Andere vielleicht auch einfach zu ihrem Glück zwingen. Der Cremello setzte sich nun ebenfalls in Bewegung, direkt auf den Fuchs zu. Ohne mit der Wimper zu zucken drückte Aynur seinen Körper, der ebenfalls viel mehr Kraft versteckt in sich trug, als man vermuten würde, gegen den des Fremden. Die harten Hufe des Hellen gruben sich in den aufgeweichten Boden, fanden nur schwer Halt. Aynur kämpfte ohne wirkliche Gewalt. Er würde den Fuchs einfach Richtung Höhle schieben. Langsam und bedächtig. Er würde ihn nicht dorthin treiben, indem er ihm Schmerzen zufügte. Solch Gewalt könnte niemals eine Lösung sein. Der Helle fühlte durch die Feuchtigkeit hindurch die Wärme, die vom Körper des Anderen ausging, und den regelmäßigen Herzschlag. Es gab ihm nur noch mehr Antrieb ihn nicht einfach ziehen zu lassen. Stück für Stück schob Aynur den Fuchs mit seinem Körper vorwärts, Richtung sicherer Höhle. Warum konnte der Fremde es nicht einfach akzeptieren? Warum wehrte er sich so sehr gegen das Gute, was eindeutig von Aynur ausging? Vermutlich weil er es nicht anders kannte, doch dann müsste er es eben lernen.

Aynur » 19.09.2016, 13:20 » Die Höhlen #1

Aurian



Aynur harrte einfach der Dinge, die blauen Augen fest auf den Fuchs gerichtet. Er verzog keine Meine, auch nicht als das Gewitter immer stärker wurde. Das Lächeln blieb auf seinen Lippen und die Augen funkelten weiterhin voll Glückseligkeit. Es schien den Hellen wirklich absolut gar nicht zu stören, das der Regen ihn vollkommen durchnässte. Der Donner grollte laut, zerschnitt das Geräusch der fallenden Tropfen, wenn sie auf dem Boden aufschlugen und zerplatzten. Blitze erhellten in immer kürzeren Abständen die Welt um die Zwei, die sonst in tiefster Dunkelheit lag. Der Mond blieb hinter Wolken verschwunden. Der Cremello hatte etwas Mühe, den Anderen zu erkennen, doch konnte er ihn ganz genau wittern. Und würde mitbekommen, sollte er versuchen sich davon zu schleichen. Bis auf das Geräusch des Regens und das Donnern war es ruhig. Der Fremde sprach nicht mehr. Erneut war er in Schweigen verfallen. Aynur wartete, blickte den Fuchs weiterhin einfach nur an. Nicht fordern, aber doch so, das der Andere wissen würde, das er keine Widerworte gelten lassen würde. Entweder sie würden Beide gehen oder Beide bleiben. Etwas anderes würde Aynur nicht gelten lassen.

Es dauerte gefühlte Minuten, ehe eine Regung in dem Fuchs vor sich ging. Er hob den Kopf und blickte den Cremello direkt in die Augen. Kurz war es Aynur, als würde ihm der Atem genommen. In den Augen des Anderen meinte Aynur Schmerz zu erkennen. Unendlich viel Schmerz, Trauer und Einsamkeit. Augen konnten nicht lügen. Der Helle schnaubte. Was musste der Andere schon alles erlebt haben? Es schien kaum etwas Gutes in seinem Leben gegeben zu haben. Und trotz der vielen negativen Dinge in dem Blick des Fuchses, konnte Aynur auch mehr erkennen. Irgendwo ganz tief da unten meinte der Helle unendlich viel Liebe, Freundlichkeit und Wärme zu sehen. Alles Dinge, die in den Augen des Fuchses tief verborgen ruhten und auf den richtigen Moment warteten. Der Andere schüttelte kurz den Kopf, ehe er erneut in die Höhle deutete. Mehr nicht. Keine weiteren Worte. Aynur schnaubte erneut und straffte die Haltung, so wie der Andere es tat. "Ich werde NICHT ohne dich bleiben." wiederholte der Cremello mit deutlicher Betonung. Er würde den Fuchs nicht allein lassen. Nicht jetzt. "Und du wirst NICHT ohne mich gehen." Es klang nicht wie ein Befehl, denn der Helle ließ einem immer die Wahl. Nur seine Wahl war bereits gefallen. Er würde den Fremden nicht einfach ziehen lassen. Das erschien Aynur einfach nicht richtig. Der Andere brauchte Hilfe und er würde sie ihm geben, wenn er denn mit der Zeit soweit wäre, sie anzunehmen.

Ganz in der Nähe schlug ein Blitz ein. Aynur's Ohren zuckten, der Blick huschte kurz in die Richtung. Der Baum wurde von der Wucht des Blitzes förmlich zerschmettert. So würden wahrscheinlich auch die beiden Hengste enden, wenn ein Blitz sie treffen würde. Der Cremello richtete die Augen wieder auf den Fuchs. "Ich glaube ich weiß was das soll." fing der Cremello schließlich an und hatte Mühe das Grollen zu übertönen. Erneut ein Blitzeinschlag ganz in der Nähe. "Du solltest dich langsam entscheiden, sonst enden wir vermutlich Beide so. Ich glaub nicht das es dir um dich selbst sehr schade wäre, aber vielleicht möchtest du ja gern verhindern das ich so ende?" Aynur war sich fast sicher, das es so fruchten würde. Seine Vermutung, das der Fuchs nur so handelte, weil er meinte nicht gut zu sein und Aynur zu schaden, was er jedoch eigentlich nicht wollte, würde sich dann bestätigen. Das Fell des Hellen war mittlerweile vom Regen etwas dunkler gefärbt und kleine Rinnsale rannten an seinem Körper hinab zu Boden. Der konnte auch die Masse an Wasser nicht fassen. Hier und da waren bereits Pfützen. Auch zu den Hufen des Cremellos hatte sich eine Pfütze gebildet.

Aynur » 16.09.2016, 12:55 » Die Höhlen #1

Aurian



Aynur stand unbeweglich da und genoss in vollen Zügen. Den Kopf gen Himmel gestreckt und die Augen geschlossen. Er erfreute sich an diesem Regenschauer. Er erfreute sich daran, das er hier war. Er erfreute sich an dem Leben. Sogar an die Gesellschaft von dem Fremden erfreute sich. Viele würden das sicher komisch finden. Der Cremello driftete mit den Gedanken zurück. Immer hatte man ihm gesagt das er eine so vollkommen andere Sicht auf die Dinge der Welt hatte. So farbenfroh und positiv sehend. Das Lächeln auf den Lippen des Hengstes wurde etwas breiter. Für ihn war es schon immer so gewesen, das die Anderen eine andere Sicht auf die Dinge hatten. Und oft auch eine so vollkommen verdrehte, falsche Sicht. Es lag an dem Hellen Seelen zu heilen, ihnen zu helfen das Leben zu führen, was für Jedem vorgesehen war. Ein schönes, erfülltes, glückliches Leben. Irgendwo und Irgendwann. Gerne hatte er diese Aufgabe angenommen. Das Leben war zu schön es zu verschwenden mit negativen Dingen oder verpassten Chancen. Vielleicht würde es irgendwann ein jeder auf der Welt genau so sehen. Dann würde alles passen, da war sich der Cremello sicher

Fast unbemerkt war der Regen stärker geworden. Dicke, volle Tropfen durchnässten das Fell des Hellen, der sich noch immer nicht rührte. Ihm war weder kalt, noch fühlte er sich unwohl. Das Geräusch, als der Andere sich schüttelte, holte den Cremello schließlich zurück. Er wand seinen Kopf dem Fuchs zu, der in Sicherheitsabstand neben ihm stand. Die in den Spitzen heller werdende Mähne des Fremden klebte von der Nässe an seinem Hals. Kleine Rinnsale liefen an dem ausgemergeltem Körper hinab zu Boden. Aynur würde wahrscheinlich ähnlich aussehen, bis auf den Unterschied, das er nicht so einsam, verloren und fehl am Platz wirkte. Nein, der Helle gehörte genau hier her. Alles hatte seinen Sinn. Immer und überall. Irgendwo in der Ferne erklang ein Grollen, dich gefolgt von einem Blitz, der die blauen Augen des jungen Hengstes auf faszinierende Weise aufleuchten ließ. Ein Zucken ging durch den Körper des Anderen, bevor er direkt in den Himmel starrte und Sekunden darauf den Kopf wieder hängen ließ. So ein trauriges Bild, da war es schwer etwas positives raus zu saugen. Aynurs Ohren spielten, als die rauchig-dunkle Stimmte des Fuchses ganz leise durch das Fallen des Regens zu ihm herüber klang. Er war verwirrt. Wofür entschuldigte sich sein Gegenüber? "Es gibt nichts zu entschuldigen." ließ der Helle seine beinahe Engelsgleiche Stimme erklingen. Sie klang wie immer leicht, fein, freudig. Eigentlich ein sehr skurrile Situation. Es regnete in Strömen, ein Gewitter kündigte sich an, es war kühl und ungemütlich, dennoch schien all das Aynur überhaupt nicht in seiner Stimmung zu trüben. Eher war es so, als wenn es ihn faszinierte, alles für ihn genauso richtig war.

Ein Ruck ging durch den Körper des Fremden. Ganz langsam und bedächtig setzte er sich in Bewegung. Aber nicht in Richtung trockener, sicherere Höhle, wie man vermuten könnte, sondern genau in die entgegen gesetzte Richtung. Hinaus in die regnerische Nacht. Im Grunde hätte man nun meinen können, er würde solche Nächte mögen, aber die ganze Haltung sprach eine andere Sprache. Schließlich deutete der Fuchs Aynur mit dem Kopf an, ins Trockene zu gehen. Das erste Mal, das er sich dem Hellen wirklich zuwandte. Einen kurzen Augenblick glaubte der Cremello sogar, das sein Gegenüber ihn direkt angesehen hatte. Wirklich nur ein flüchtiger Moment, aber er hatte ihn tatsächlich vollkommen wahr genommen dabei. Aynur schnaubte. Er würde den Fuchs ganz sicher nicht einfach ziehen lassen. "Also entweder wir gehen beide ins Trockene oder beide da raus." Die helle Stimme klang fest entschlossen. Der junge Hengst würde seinem Gegenüber nicht zu irgendwas zwingen, er würde ihm die Wahl lassen, aber dafür würde er auch für sich selber wählen. Wenn der Fremde nicht reagieren würde, würde er ihm einfach folgen. Was, wenn dem Fuchs da draußen was zustoßen würde? Aynur könnte sich das nicht verzeihen. Und der Fremde wäre vielleicht ganz froh, wenn er im Falle einer Gefahr nicht allein wäre. Der Helle ließ seine blauen Augen auf dem Anderen ruhen, dessen Bewegungen noch immer so unglaublich langsam und bedächtig waren. War es vielleicht Furcht, die ihn lähmte? Die feinen Ohren von Aynur spielten unaufhörlich, während das Donnern und Blitzen immer näher kam. Auf einer freien Ebene war man ein absolut leichtes Ziel, doch der Helle empfand keine Furcht.

Aynur » 15.09.2016, 23:31 » Die Höhlen #1

Aurian



Schweigen. Wie schon fast die ganze Zeit, seitdem der fremde Fuchs aufgetaucht war. Aynur dachte daran, wie er sich aus dem Neben geschoben hatte. Langsam, bedächtig und unendlich einsam. Wie sich sofort alles geändert hatte. Wie er diese Traurigkeit mit gebracht hatte. Diese tief verborgene Traurigkeit, die der Fremde mit eiserner Miene zu verstecken versuchte. Die ganze Zeit über. Ob er seiner eigenen Maske glaubte? Daran, das sie stark genug war, die Wahrheit zu kaschieren? Der Cremello war schon immer überaus feinfühlig gewesen, was die Empfindungen und Emotionen seiner Gegenüber betraf. Vermutlich war das eine Voraussetzung dafür, das er fähig war ihnen zu helfen. Zumindest bisher immer fähig gewesen war. Nicht das der Helle an sich zweifelte, aber der Andere würde es ihm auch weiterhin nicht leicht machen. Wie er da stand, körperlich im Grunde so nah und doch könnte er nicht weiter von Aynur entfernt sein. Seine Gedanken ruhten irgendwo anders, da war sich der junge Hengst fast sicher. Es war fast so, als wenn der Fuchs ihn absolut nicht wahr nahm, die Worte ihn gar nicht erreichten. Oder war das alles Teil seiner Maskerade? Der Helle war sich bei ihm so gar nicht wirklich sicher. Er war schwieriger, als die Anderen vor ihm, aber gerade das reizte. Es war endlich mal wieder eine richtige Herausforderung. Eine, die sich der Cremello gerne stellte. Wenn er dem Fremden damit helfen könnte wäre es jede Mühe wert. Ganz sicher. Wenn er nur einmal Lachen könnte, frei und ehrlich, das was Aynur dann an Gefühlen heimsuchen würde, das würde unglaublich werden.

Ein paar Wolken schoben sich vor dem Mond und augenblicklich erlag das Land einer tiefen, vollkommenen Finsterniss. Aynur spielte mit den Ohren, wand seinem Kopf dem Fremden zu, der mit der Dunkelheit fast verschmolz. Lediglich Umrissen und das Hell seines Langhaares war noch gut zu erkennen. Und als urplötzlich eine Regung im Gesicht des Fuchses vor sich ging, glaubte der Cremello erst sich zu irren. Spielten seine Augen ihm einen Streich? Nein, da war tatsächlich ein leichtes Lächeln auf den Lippen des Fremden. Zwar nicht solch ein freies, wie Aynur sich gewünscht hätte, aber immerhin. Es war ein minimaler Erfolg. Als dann auch noch die raue Stimme des Fuchses erklang, machte das Herz des Cremellos einen kleinen Sprung. Ob das nun vom Ton seiner Worte war, welcher rauchig-dunkel so ganz ungewohnt und exotisch klang, oder weil er das erste Mal seit Stunden etwas von sich gab, konnte Aynur kaum sagen. Er musste Ruhe bewahren, nur nicht zu schnell vorpreschen. Aynur wand den Blick ab, starrte kurz in die Finsterniss. Die kühle Luft, die in seine Lungen strömte, verhalf ihn zur Gewohnheit zurück. Der überraschte, erfreute Ausdruck wich dem bekannten, farbenfrohem Frohsinn. "Warum bist du dann so traurig?" Die Stimmte des Hellen war hell, ruhig, freundlich, besonnen. Wenn der Fremde es doch so sah, wie er sagte, woher kam dann die Trauer? Aynur verstand es nicht. Im Grunde sah er es doch richtig, aber empfand falsch. Nun ja, vielleicht sah er es nicht ganz richtig. Etwas Neues würde kommen, ja, aber würde es besser werden? War nicht alles gleich gut? "Wobei, ich glaube ja eher daran das es zwar neu wird, aber genauso gut wie das Alte. Ich mein, alles ist doch gleich gut und schön und besonders." Zu viele Worte, das merkte der Cremello selber. Er musste sich doch nicht rechtfertigen, oder? "Verzeih." setzte der Hengst noch nach, eher er die Lippen versiegelte. Auf keinen Fall zu schnell vorschnellen.

Plötzlich spürte Aynur Feuchtigkeit auf seinem seidigen Fell. Kleine, nasse Tropfen, die sich vom Himmel den Weg zur Erde suchten. Der Helle streckte den Kopf nach oben und schloss die Augen. Die Wolken gaben den Mond frei. Aynur genoss den Regen, die frische Luft, die ihn umgab, angereichert war mit dem Geruch des Fremden. Er wusste noch immer nicht dessen Namen, aber er würde nicht nach bohren. Irgendwann wäre die Zeit, da würde der Fuchs von sich aus kommen. Zumindest hoffte der Cremello das. Immerhin hatte er auch gesprochen, obwohl Aynur schon fast befürchtet hatte, das es noch Tage dauern könnte, eher es die Stimme des Fremden hören würde. Das Leben war immer für Überraschungen gut. Und die waren immer gut. Manche musste man zwar erst ins rechte Licht rücken, aber an allem gab es positive Seiten. Und genau diese müsste man sich heraus suchen und daran glauben. Das konnte Berge versetzten und die Sicht um 360 Grad wenden. Das Lächeln auf den Lippen des Cremellos, welches dort immer seinen berechtigen Platz hatte, war sanft, rein, frei. Das Mondlicht ließ das helle Fell leuchten und die Tropfen funkelten wie Diamanten. Vermutlich bot Aynur ein wunderschönes, faszinierendes Bild, aber er hatte kein Interesse daran sich über sein Aussehen Gedanken zu machen. Das hatte er noch nie gehabt. Er wollte nicht besonders sein. Nicht besonderer als Andere, denn Jeder war auf seine Art absolut einzigartig und besonders.

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