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The Dead Escape » 22.11.2016, 17:32 » Nebelfelder#1

Seine Familie ()


Wie ein Peitschenschlag ins Gesicht trifft ihn die Antwort seiner Schwester - Halbschwester, verbessert er sich, ohne dass diese Richtigstellung irgendetwas an seinen Gefühlen für sie ändern würde. Durch die Mutter sind sie verbunden, eine Familie - viel mehr als diese Herde von Scheusalen, die Cargi um sich geschart hat, teilweise gezeugt hat. Dessen Teil er ist, vielleicht das größte Scheusal von allen. Und dennoch, er hat den Überblick verloren, wer mit wem auf welchem Wege verworren ist - nicht, dass es ihn interessieren würde. Er ist da, wenn man ihn braucht, verschwindet, wenn man es nicht tut. Wäre er nicht das Kronjuwel in der skurilen Sammlung seines Vaters - er würde nicht weiter auffallen. Vielleicht wäre er auch tot. Oh, welch verlockende Alternative, jetzt, in diesem Moment - dass der Blitz ihn treffen möge, er auf der Stelle tot umfallen könnte, erlöst von allem weltlichem, ja, auch seelischem Schmerz. Doch, natürlich, ist ihm dieses Schicksal nicht gegönnt.
Dadurch, dass die Schimmelstute im nächsten Moment zurücknimmt, ja, höflich korrigiert, fühlt er sich keineswegs besser, nein, im Gegenteil, nur noch ausgeschlossener, weiter auf Abstand gedrängt. "Date Mee, lass-, lass... lass mich-", stammelt der Zehnjährige, ohne wirklich zu wissen, was er sagen will. Eigentlich will er ihr sagen, erklären, dass er nicht der ist, für den sie ihn hält, dass er sie, sogar sie alle liebt - aber wieder einmal fehlen ihm die Wort, er bleibt stumm, wenn er die Stimme erheben sollte. Auch Date Mee schweigt ihn weiter an, ein wütendes, aufgebrachtes Schweigen. Und es scheint, als würde das alles an ihm abperlen, eine Maske aus Gleichgültigkeit. Über die Jahre ist aus ihm ein exzellenter Schauspieler geworden, wenn auch er nur eine Rolle zu spielen hat: der Gleichgültige, der existiert, aber nie gelebt hat. Niemand hat mehr von ihm verlangt, niemand nach seinen Gefühlen, Wünschen und Zielen gefragt. Überhaupt... wann hatte er zuletzt so etwas verspürt? Den Willen, seine Zukunft, sein eigenes Leben, in die Hand zu nehmen? Es muss eine Weile her sein. Das letzte Jahr über ist er auch innerlich mehr und mehr zu dem geworden, was er äußerlich vorgibt zu sein
Seit langem fühlt er sich, als hätte er etwas verloren, doch er kommt nicht darauf, was es ist. Jedes Mal, wenn er versucht, es festzunageln, dieses Gefühl, ist es, als würde sich sein Geist verschließen, ihm Einlass verwehren. Welch Ironie des Schicksals, die Gedanken eines jeden Anderen zu kennen, während einem die eigenen verschlossen bleiben.

Unwirsch schüttelt der Andalusier seine lange Mähne: jedes Mal, wenn er darüber nachdenkt, bekommt er einen Knoten im Hirn und kann sich gar nicht mehr konzentrieren. Und dabei braucht er jetzt doch alle Konzentration für Date Mee - und das fremde, neue Wesen, das sich zu ihnen gesellt hat. Er hat keine Ahnung, wie er sie einordnen soll: kennt er sie? Sollte er sie kennen? Ihr Geruch ist dem von seiner Schwester erstaunlich ähnlich, doch vielleicht täuschen seine Sinne ihn auch, und dieser ist nur stärker, bekannter. Er zuckt zusammen, als Date Mee erneut spottend ihre Stimme erhebt. Nein, er ist nicht auf den Kopf gefallen - zumindest ist das nicht der Grund für seine abnormale Fähigkeit, soweit man den Geschichten Glauben schenken mag. Verwirrt zuckt er mit den Ohren: anscheinend sollte er diese Stute also kennen. Im Geiste rattert er die Liste von Bekannten runter, die er und Date Mee teilen - aber es sind einfach zu viele. Im Grunde genommen schließt es ja ihre gesamte, verzwackte Verwandtschaft ein, nicht? Hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, mit ihr zu reden, einfach Zeit mit ihr zu verbringen, und der Angst, dass sie ihn weiterhin so schnippisch in die Enge treiben würde, verstreichen Sekunden, vielleicht sogar mehr. Gerade fasst er sich ein Herz, schluckt schwer, damit seine Stimme nicht mitten im Satz bricht, da ertönt in der Ferne das Knacken eines Zweiges und er erschrickt sich, verliert alles, was er sagen wollte. Kurz darauf spürt er die Präsenz eines weiteren Pferdes, zu Date Mees anderer Seite: genau wie den anderen Neuankömmling schafft er es aber nicht, diesen zuzuordnen: nur, dass es ein Hengst ist, weiß er, die starke, maskuline Note lässt sich einfach vom lieblichen Duft der beiden Stuten trennen.

Unruhig pendelt sein Schweif umher, die Ohren weiterhin unruhig, aber es hilft ihm nichts: er kann die Beiden nicht ausmachen, so gern er es auch wollte: je mehr er versucht, seinen Blick zu fixieren, die Schwaden zu durchschauen, desto dichter werden sie um ihn herum, engen ihn ein, greifen nach ihm wie mit kalten, feuchten Finger. Ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken, und er fühlt sich so allein wie schon lange nicht mehr. Und dennoch, vielleicht ist es auch erfrischend, belebend, überhaupt etwas zu fühlen? Vielleicht ermutigt ihn das ja auch, wer weiß es schon - schlussendlich hat er nicht darüber nachgedacht, was er sagen soll. "Wer seid ihr? Das... das ist eine private Konversation!", spricht er, die Stimme erhoben, etwas zittrig, aber überraschend klar. Im Grunde genommen bereut er es im gleichen Moment schon wieder, sich bemerkbar gemacht zu haben, doch zurücknehmen kann er seine Worte nicht.
The Dead Escape » 24.05.2016, 00:36 » Nebelfelder#1

Date Mee && Honey


Der Geruch der Stute drängt sich dem Hengst nun wahrlich auf, es ist unmöglich, dass sie nur vorbeizieht, es nicht darauf anlegt, ihn zu treffen. Sein Herz schlägt einen unruhigen Takt an, will sich gar nicht mehr beruhigen, so sehr der Hengst es auch zu unterdrücken versucht. Fiebrig versucht er, den Duft einzuordnen, doch je aufdringlicher er wird, desto gewisser wird, dass er keinesfalls zu den zweien zählt, die er am meisten sehnt. Tatsächlich erinnert er sich gar nicht mehr daran, wem er diese zuordnen müsste - nur dass sie ihm wichtig sind, vielleicht wichtiger als alles andere auf der Welt. Er kann sich nicht entscheiden - vertrauter Geruch bedeutet, dass er die Dame einschätzen kann, nicht im Ungwissen tappt. Natürlich könnte er bei einer Fremden seine "Gabe" anwenden - doch davon hat er abgeschworen. Es ist unehrlich, das hat er inzwischen gelernt. Er will doch einfach nur ein normaler Bursche sein, an der Seite seiner Familie. Dass ihm gerade der eigene Vater bei diesem Wunsch in den Rücken fällt, ist Escapes trauriges Schicksal.
Tatsächlich bleibt die Stute ausserhalb seines Blickfeldes stehen - bei dem Nebel allerdings keine Kunst, er könnte sie wohl gerade so sehen, würde sie ihn freudig umhalsen - und das hatte schon lange niemand mehr gemacht. Sie alle mieden ihn, wenn es nur irgends ging. Doch die Stimme, die kann er nun endlich zuordnen, und zugleich macht sein Herz einen kleinen Sprung. "Date Mee", ruft er erfreut aus, stupst seine kleine Halbschwester liebevoll mit der Schnauze gegen die Nüstern. Obwohl sie ein Jahr jünger ist als er, ist sie schon vollständig ausgeschimmelt, steht für das Reine, Weiße, Wahre. Manchmal fühlt er selbst sich genauso dreckig wie seine Fellzeichnung, wenn er wieder mal einen verraten muss, wieder einer durch seine Worte stirbt.

Der sonst so ruhige, gelassene Hengst blüht auf in seiner Rolle, endlich einmal nicht der Böse zu sein.  "Wie geht es dir?", fragt er, kann seine freudige Neugier kaum zurück halten. Er hat nie viel Zeit mit seinen Geschwistern verbringen können - Honey wie auch Date Mee waren nicht häufig bei der Herde gewesen. Seit diesem schicksalsreichen Tag vor acht Sommern hat er es immer vermisst, sich um seine jüngeren Geschwister zu kümmern, sich ihre Geschichten anzuhören, sie zu beschützen. Bei den Herdentreffen hat er immer wieder versucht, sich ihnen zu nähern, doch es ist schwierig nicht aufzufallen, wenn man als des Teufels Partner gesehen wird. Trotzdem versetzte es ihm jedes Mal einen Stich ins Herz, wenn er sie nicht fand, oder sie verschwanden, wenn er sich ihnen bloß näherte. So war es letzlich doch Cargis Verdienst, wenn er ihnen doch näher kam - an seinem üblichen Platz, als Gedankenleser auf der großen Bühne. Vielleicht haben sie damals den Schmerz in seinen Augen gesehen, verborgen hinter einer Maske der Gleichgültigkeit - wie er vor Angst zurück gewichen ist, wenn Cargi ihn anschrie, ihm die Gedanken seiner Geschwister zu offenbaren. Jedes Mal log er, gab vor, nichts zu wissen. Zumindest in diesem Punkt sprach der Graue in der Angelegeheit die Wahrheit: er wusste nichts. Denn ihm war klar, sein Geist wäre nicht standhaft genug. Was, wenn ein fremder Gedankenleser die Herde besuchte? Aus seiner Erinnerung die Gedanken der Geschwister las, sie Cargi mitteilte? Oder er sie selbst verriet - Cargi hatte immer und immer wieder versucht, ihre Geheimnisse unter Folter aus ihm herauszuquetschen. Dem stattzuhalten ist wohl wahrlich das Heldenhafteste, was der Andalusierhengst in seinem ganzen Leben getan hat. Es wäre ein Leichtes gewesen, aufzugeben, und ein Großteil seines Verstands lechzte auch danach - doch ein kleiner, standhafter Teil hält nach wie vor die Familientreue hoch, und dieser hat bisher immer gesiegt: er hat nie in den Gedanken derer geschnüffelt, die er liebt.

In jenem Moment nehmen seine Nüstern schwach einen zweiten Geruch wahr, der sich mit dem seiner Halbschwester angenehm vermischt, verschmilzt, sodass er bald glaubt, vor einem neuen Wesen zu stehen, einer ganz anderen Stute. Seine Sinne, sowieso schon nutzlos, sind nun endlos verwirrt, seine Ohren drehen sich wie Propeller, rastlos, und nehmen doch nichts wahr. "Wer bist du?", fragt er unsicher, seine Stimme rauh wie eh und je - er benutzt sie viel zu selten, fehlt ihm doch dauerhaft ein Gesprächspartner.
The Dead Escape » 27.03.2016, 20:04 » Nebelfelder#1

Date Mee && Honey



Entspannt, mit langgestrecktem Rücken und tief hängendem Kopf, streift der Hengst durch die schneebedeckte Ebene. Den Wasserlauf, dem er eine Weile gefolgt war, hat er inzwischen hinter sich gelassen, geniesst die stille Schönheit der kargen Landschaft um ihn herum. Tatsächlich ist ihm auf seinem Weg immer wieder Bekanntes aufgefallen, doch seit der Schnee eingesetzt hat, fiel es ihm immer schwerer, und jetzt könnte er einem verirrten Wanderer nicht einmal mehr den Weg nach Norden zeigen. Er kennt dieses Tal, das wusste er schon, seit er das erste Mal wieder mit dem Huf den Boden berührt hat. Zwei Jahre hatte er hier gelebt, die ganze Familie. Kein Schritt ohne die Anderen. Das hatte damals noch viel mehr gegolten als jetzt. Auch wenn die Familie groß ist, die Cargi mittlerweile um sich scharen kann, wenn er seinen donnernden Ruf schallen lässt, verstreuen sie sich zwischen solchen Treffen immer weit in alle Ecken der Täler, in denen sie gerade zu Hause sind. Cargi selbst hält sich dabei nur einen geringen Hofstaat, der größtenteils aus den jungen Hengsten besteht, die ihre Ausbildung erhalten. Und ihm. Doch jetzt hat er alle fort geschickt, als würden sie ihn nicht mehr kümmern – ein törichter Fehlschluss, sollte ihn irgendjemand treffen. Cargi ist das Familienoberhaupt, und er würde diese Position nicht aufgeben, bevor nicht auch das letzte Fünkchen Leben aus seinem Körper gewichen ist und der Teufel seine Seele in Empfang genommen hat. Der Apfelschimmel schnaubt, die Landschaft um ihn herum so ein starker Kontrast zu den dunklen Gedanken, das es geradezu unwirklich wirkt. Wie können Wesen wie sein Vater in einer Welt wie dieser überhaupt überleben? Es scheint unvorstellbar, dass neben dem tiefen Pechschwarz, der Stoff, aus dem die meisten Seelen der Familie wohl gewebt waren, auch diese Farbe existieren konnte, so hell, dass es einem in den Augen sticht. Unbemerkt tritt der Andalusierhengst in den Nebel.

Es raubt ihm die Sinne. Die Augen, zu nichts zu gebrauchen, sehen nur das weiche, wattige Weiß. Weiß, das dem von gequält aufgerissenen Augen so sehr gleicht. Vergeblich schüttelt der Andalusier den Kopf - es ist, als wäre um ihn herum nur Schmerz. Das, was er nicht fühlen kann, ersetzt sein Körper, füllt die Räume mit Fantasien, Alpträumen, Erinnerungen. Es ist nicht wirklich. Nutze deine Sinne. Nur zu gern würde er diesen Rat befolgen, aber wie? Das Weiß ist allgegenwärtig, es weicht seinem Blick nicht, weicht auch dann nicht zurück, wenn er es mit den Hufen zerschneidet. Hör, du Narr. Ein Schauer läuft durch den Körper, denn er weiß, was er hören wird. Er weiß, wie der Schmerz klingt. Doch seit jeher wurde er darauf getrimmt, Befehle auszuführen, ohne darüber nachzudenken. Und so hört er auch jetzt, ohne sich zu widersetzen. Für einen Moment steht er still, unfähig, sich zu bewegen. Meint, dass das dumpfe Klingen in den Knochen, das allein die Erinnerung heraufbeschwört, sich gleich vervielfältigen müsste, Schreie ihm durch Mark und Bein gingen müssten. Doch, nichts. Das einzige, was er wahrnimmt, ist Stille. Und jetzt riech. Vorsichtig nimmt er einen Atemzug, doch die Stimme schreit ihn geradezu an, und so atmet er ein, füllt seine Lungen, bis sie vor Luft zu bersten scheinen. Atmet aus, bis er keine Luft mehr bekommt. All das hinterlässt nur einen feuchten Film auf seinen Nüstern, seine Atemwege frei und klar. Nicht der leiseste Hauch des grässlichen Gemisches aus Blut, Schweiß und Furcht, dass bei Familientreffen in der Luft liegt als wäre es Mode, diesen Duft zu tragen. Aber Mode wandelt sich. Mit einem bedächtigen Nicken lässt der Schimmel sich diesen Gedanken eine Weile durch den Kopf gehen, dann beisst er herzhaft in die Luft hinein. Ein letzter Test. Siehst du! Er kann das triumphierende Lächeln aus den Worten hören, was er nur mit einem Kopfschütteln bedenkt. Es ist Nebel. Wirst wohl ein wenig paranoid. "Wer sollte das auch nicht werden", brummt er missmutig, bevor er sich wieder in Bewegung setzt. Zwar fühlt er sich noch immer nicht wohl in all dem Weiß, aber er hat seine volle Bedrohlichkeit verloren. Die vollkommene Stille ist eine angenehme Abwechslung zu der Reizüberlastung, die er in Gesellschaft der Familie erfährt. Wo so viel passiert, dass man nicht weiß, wo man zuerst wegschauen soll. Wen man anschauen darf, wer genügend in sich selbst ruht, um auch als Fixpunkt dienen zu können. Und obwohl er sich eigentlich perfekt darauf versteht, mit der Umgebung zu verschmelzen, scheint niemand sonst diese Fähigkeit zu schätzen. Nicht nur kennt er einen Großteil der Familie, sondern auch er ist bekannt. Immer wieder wird er ins Rampenlicht gezerrt, das Wunderkind, die größte Geheimwaffe, die Cargi besitzt. Er hat gelernt, sich den Blicken, die ihn verurteilen, zu entziehen. Er setzt dann den leeren Ausdruck eines Toten auf, die gleichgültige Haltung eines Henkers. Und während er seine Aufgabe erfüllt, werden in seinem Rücken alle zu Mördern im Geiste. Dem Henker kann das nichts anhaben, er hat seinen Pakt mit dem Tod sowieso geschlossen. Aber die Seele des Hengstes, der sich unter diesem Gewand versteckt, ist vernarbt, als hätte jede Verwünschung dort ihre Spur hinterlassen.

Er spürt die Veränderung, bevor er sie begreift. Es ist mehr eine Vorahnung, eine kleine atmosphärische Anomalie, die ihn aus seinen Gedanken reisst. Wieder bleibt er stehen, rätselt, was anders ist. Unruhig blickt er umher, schärft seine Sinne wieder. Bisher waren sie nutzlos gewesen, von keiner Bedeutung hier. Und auch wenn er sich noch immer nicht auf seine Augen verlassen konnte - weiß, wohin er auch sah - so waren die anderen Sinne vielleicht bessere Zeugen. Doch selbst als er aufstampft, dringt das Geräusch kaum bis zu seinen Ohren vor. Nebel und Schnee sind zusammen ziemlich unwiderstehliche Komplizen. Doch noch bevor er es austestet, weiß er, dass es die Luft ist, die sich verändert hat. Sie ist nicht länger so klar, wie es vorhin festgestellt hatte. Er vermag es nicht, den Geruch einzuordnen, doch er ist genügend Stuten begegnet, um ihren feinen Duft von dem schwitzigeren, herberen Hengstgeruch zu unterscheiden. Manchmal fragt er sich, ob er selbst auch so riecht. Oder ist er, wie er sich selbst wahrnimmt - kühl, klar, ehrlich. Nein, vor allem eines: angenehm. Mit einem Gedanken an die feindsinnigen Blicke, die ihm beide Geschlechter bei den Familientreffen zuwerfen, schüttelt er jedoch traurig den Kopf, hat die nahende Gesellschaft dabei schon wieder vergessen. Niemand sieht in ihm den, der er ist. Doch vermutlich ist das der Preis, den er zahlen muss. Auch wenn seine Seele vor Angst jedes Mal fast stirbt, wenn er den Vater anlügt, scheint er sich noch vor ihm verstecken zu können. Und wenn der Preis für den Schutz seiner Familie sein Seelenheil ist, so würde er sich auch selbst das Herz ausreissen, wenn es von Nöten wäre.

Bei dem Gedanken japst er, als hätte man ihm tatsächlich das Herz aus der Brust geschnitten. Stattdessen drängt sich der femine Duft nun wahrlich auf, als sich wieder Luft in seinen Lungen sammelt. Auch wenn er es sich gewünscht hat, der Geruch ist ihm nicht fremd. Er kennt diese Stute, auch wenn er sie nicht erkennt. Noch nicht. Stoisch steht er da, blickt in die Richtung der Ankommenden. Man könnte meinen, er wäre leblos erstarrt, doch wer genau hinsieht, sieht das Muskelspiel unter dem dicken Winterfell.
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