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Chesmu » 03.07.2020, 05:06 » ... und du fehlst uns, sehr.

Catori & Zoe



Chesmu konnte nur hilflos zusehen, wie seine neue Freundin dastand und weinte. Er hätte gerne etwas gemacht... irgendetwas gemacht, um zu machen, dass sie aufhörte! Aber was tat man, wenn ein Mädchen weinte? Sein Stupsen hatte offensichtlich nicht geholfen, und er wusste nicht, was er sonst anstellen sollte. Mit nervösem Ohrenspiel stand er neben Zoë und nickte beklommen, während ihr die Worte aus dem Mund purzelten. Vielleicht würde es ja von selber aufhören...?
Vor lauter Unwohlsein hätte er fast den Moment verpasst, in dem ein Ruck durch Zoës Körper ging und die kleine Stute antrabte. „Ja, wir müssen ihn suchen!“, pflichtete er ihr leicht perplex, und mit einer gewissen Verzögerung bei. Hastig machte er sich auf, ihr zu folgen, ohne auf seinen Körper zu hören. Der verlangte nach Ruhe und Erholung, keinem neuen Abenteuer.

Chesmu hatte ein wenig Erfahrung mit Suchtrupps (nicht aus erster Hand, aber seine Eltern hatten oft genug zu welchen aufbrechen müssen): Am effektivsten war es, wenn man sich aufteilte, am besten in gegensätzliche Himmelsrichtungen lief. Dann konnte man ein möglichst großes Gebiet abdecken! Aber Chesmu fürchtete sich so sehr davor, wieder allein zu sein. Ohne Zoë, ohne Catori. So trabte er einige Längen neben dem Pferdemädchen, aber vergewisserte sich ständig aus dem Augenwinkel, dass sie noch da war. „Catori! Wo steckst du?“ Was, wenn einer von ihnen Catori zuerst finden würde – aber sie einander nicht mehr? Genauso wenig, wie Chesmu allein sein wollte, wollte er Zoë verlieren. Oder Catori. Er wollte alle beide haben, seinen großen Bruder und ihre neue Freundin! Außerdem nagte das schlechte Gewissen an ihm. Er hatte Angst, was Catori dem Pferdemädchen erzählte, wenn sie ihn alleine wiederfand – und ob sie ihn danach noch mögen würde.

„Catori? Catori?“ Es hatte etwas Tröstliches und Beängstigendes zugleich, in die weite Welt hinauszurufen. Da war die Hoffnung, dass Catori ihn hören würde – weit konnte er doch nicht gekommen sein, oder? – und gleichzeitig die Angst, dass er es nicht tat. Oder nicht wollte? Der Gedanke versetzte Chesmus Herz einen bangen Stich. 

„Catori? Ich... hab... das... nicht... so gemeint...“ Sprechen und Laufen war gar nicht so einfach. Chesmu hatte das Gefühl, dass alles an ihm zum Boden zog, und jeder Schritt war ein neuer Kraftakt, der ihn kurzzeitig aus dem Konzept brachte. Statt einem kraftvollen, federnden Trab, bewegte Chesmu sich eher in einem hakeligen Schlurfen. So kannte er sich gar nicht... normalerweise war er das sprudelnde Leben in Person! Aber die lange Reise hatte Spuren hinterlassen. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte: er brauchte dringend Schlaf. Aber wenn man eins über Chesmu sagen konnte, dann, dass er ein Dickkopf sondergleichen war. Niemals würde er aufgeben, bevor sie nicht seinen Bruder gefunden hatte! Da konnten ihm noch so viele Schlafritter im Weg stehen!
Chesmu » 10.09.2019, 13:35 » Der Leuchtturm #1
Chesmu starrte Catori baff an. Das Gefühl da in seinem Bauch, die Wut, auf Catori... die war noch da. Er hatte direkt weitermachen wollen, das ganze dumme Gefühl aus sich rauskotzen wollen. So, wie das eben immer lief. Er brauchte das einfach, wenn Catori was vermasselt hatte, und wenn alles raus war, war auch wieder alles gut zwischen ihnen. Dann würde er Catori trösten und vielleicht, ja, vielleicht hätten sie dann etwas gemacht, was ihm Spaß machte. Aber bisher hatte Catori in solchen Situationen immer stumm eingesteckt, was er ihm an den Kopf geworfen hatte. Dass er sich jetzt so verzweifelt gegen ihn stellte, brach Chesmus kleines Herz, was ihm gerade so gar nicht in den Kram passte. Er wollte doch wütend sein, verdammt! „Ja, eben, du würdet am liebsten... den ganzen Tag nichts machen! Nichts nichts nichts, weil beim Nichtstun kann man sich wenigstens nicht die Haxen brechen!“ Er stampfte bei jeder Wiederholung auf, um das Gesagte noch einmal zu unterstreichen. Und diesmal erzielten die Worte ihre Wirkung. Catori wich einen Schritt zurück, so als hätte er Angst, sein jüngerer Bruder könnte auf ihn losgehen. Als wäre ein Knoten geplatzt, war Chesmus Wut mit einem Schlag verflogen. Durch seinen Rücktritt hatte Catori die Konfrontation aufgelöst, und obwohl Chesmu als Sieger aus dem Streit hervorging, ging es ihm ganz grässlich – ganz so, als hätte man ihm allen Wind aus den Segeln gestrichen. Als Catori sprach, merkte der Jüngere auf einmal, dass es sinnlos war. Er konnte toben, wie er wollte, doch Zoë würden sie dadurch nicht zurückbekommen. Und je weiter er seinen Bruder von sich stieß, desto einsamer war auch er. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst: Ohne Catori wäre er ganz allein. Es gab nur noch sie beide. Und… verdammt, das hätte doch so cool sein können, einfach nur sie beide, ohne Erwachsene, die ihnen den Spaß verdarben! All das wäre so einfach, wenn Catori sich wie ein normales Fohlen verhalten würde. Unreflektiert blökte er diese Gedanken heraus, weil ihn das gerade echt frustrierte. Es war nicht einmal mehr, dass er auf Catori sauer sein wollte, es war mehr die Situation an sich, die ihm auf den Keks ging. Dass Catori einfach nicht aus seiner Haut rauskam. Wie konnte sein Bruder nur so ein verschissener Angsthase sein?! Chesmu war gar nicht aufgefallen, dass er dem Hellen gefolgt war und ihn so ziemlich in die Bredouille gebracht hatte. Nachdenken war etwas, das seine volle Konzentration erforderte, schließlich nahm er sonst immer die erstbeste Idee, die durch sein Köpfchen schwirrte. Das war eher neu für ihn. Tiefe Furchen zogen sich über seine Stirn, die so wirken mussten, als brodele es ihn ihm wie in einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Dabei war er lediglich so in Gedanken versunken, dass er das Rascheln im Gebüsch ihn richtig aus dem Konzept brachte. Sonst wäre er bei sowas ganz cool geblieben, ehrlich! So dauerte es einen Moment, bis sein Kopf von ‚Denken‘ wieder auf ‚Handeln‘ umgeschaltet hatte. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, Zoë wiederzusehen. So richtig glauben konnte er es sowieso nicht. Das Fuchsmädchen wirkte wie eine Fata Morgana, die sich jeden Moment vor ihm in Luft auflösen würde. Doch Wimpernschlag um Wimperschlag verging... und das Zoë-Wesen machte noch immer keine Anstalten, wieder zu verschwinden. Man konnte Chesmu geradezu dabei zusehen, wie es in seinem kleinen Kopf ratterte und nach und nach die Zahnräder einrasteten. Vorsichtig tastete er sich einen Schritt vor, so als wollte er testen, ob Zoë auch wirklich blieb... als wollte er prüfen, ob sie wirklich real war. Und obwohl er normalerweise nicht schwer von Begriff war, es war fast so, als traute er sich kaum, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die junge Stute zurückgekehrt war. Und dann, als wäre ein Knoten in ihm geplatzt, ging alles ganz leicht. All die Unsicherheit, die er zuvor verspürt hatte, war auf einmal verflogen. Chesmu hatte keinen blassen Schimmer, warum ihre Freundin zurückgekehrt war. Aber dass sie es war, daran zweifelte er von einem Moment auf den anderen nicht mehr. Mit einem freudigen Brummeln stakste er zu ihr. Sein kleines Herz hüpfte, als sie mit dem Maul an seinem Hals entlangstrich. Er schloss die Augen, nur für den Moment, bis er Zoës Stimme an seinem Ohr hörte. Ihre Entschuldigung quittierte er mit einem beruhigenden Brummeln. Für ihn war die ganze Sache schon wieder vergeben und vergessen. Der Einzige, der ihn zu seinem Glück noch fehlte, war sein Bruder. So cool er auch war... ohne Catori fühlte sich alles unvollständig an. Doch der Helle war noch immer dort, wo er ihn zurückgelassen hatte. Wie angewurzelt stand er dort und starrte in ihre Richtung. Chesmu war versucht, Zoë zu folgen, doch etwas in seinem Inneren hielt ihn zurück. Die Fuchsstute zeigte eine Seite, die ihm völlig fremd war: Verletzlichkeit. Alle, die er kannte, waren stark, auf ihre eigene Weise. Seine Mutter, die immer genau wusste, wo es lang ging (meistens nicht dorthin, wo er hin wollte). Und dann sein Vater, der sowieso der Stärkste war, auf der ganzen Welt! Klar, dann gab es noch Catori. Aber auch Catori war eher... ängstlich, nicht verletzlich. Schließlich war er aus dem selben Holz geschnitzt wie Chesmu. Er hatte nur seine Stärke noch nicht richtig entdeckt. Mit all dem konnte Chesmu irgendwie umgehen... nicht aber mit Zoës verwundbaren, ehrlichen Art. So blieb er zurück, beobachte als Zuschauer, wie ihre Freundin versuchte, die Wogen mit Catori zu glätten. Er konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass Catori der jungen Stute böse war. Catori war nie jemandem böse. Vielleicht konnte Zoë die Situation ja besser wieder hinbiegen als er, und dann... Zu sagen, Chesmu wäre überrascht gewesen, als Catori lospreschte, wäre eine Untertreibung gewesen. Sie waren zusammen aufgewachsen, Seite an Seite. Alles, was er erlebt hatte, hatte er mit ihm geteilt. So hatte er immer gedacht, seinen Bruder zu kennen wie sich selbst. Hatte er sich etwa... geirrt? Fassungslos starrte Chesmu seinem Bruder hinterher. Er hatte immer gewünscht, dass Catori unabhängiger wurde, aber… doch nicht so! Doch nicht von ihm! Der kleine Hengst zitterte am ganzen Leib vor Anspannung. Er wollte Catori hinterherstürmen, doch seine Beine rührten sich einfach nicht vom Fleck. Es war, als wäre er hier festgewachsen, zu gelähmt, um sich auch nur ein Stückchen zu bewegen. Erst als Zoë ihn ansprach, löste er sich aus seiner Schockstarre. Ruckartig fuhr er mit dem Kopf zu ihr herum und schüttelte selbigen. „Konnte ich nicht verstehen. Das… das hat er noch nie gemacht!“ Tatsächlich hatte er zwar Catoris Worte verstanden, doch ihr Sinn war nicht bis zu ihm vorgedrungen. In seinem Kopf machte all das einfach keinen Sinn. Sein Bruder hatte wohl einmal wieder zu viel nachgedacht... das führte nie zu etwas Gutem! Bestürzt sah er Zoë an. Aber.. sie hatte doch gar nichts damit zu tun! Fing sie jetzt auch schon an mit diesem Zu-Viel-Nachdenken? Das musste ja höllisch ansteckend sein! „Nein, es ist nicht deine Schuld. Wir… wir haben uns ein bisschen gestritten, als du weg warst“, nuschelte Chesmu. Vielleicht war das ein bisschen geschwindelt. Vor allem hatte er gestritten, aber... Catori war sein Bruder, sie machten immer alles zusammen! Und… er war vorher noch nie weggelaufen! Chesmu wusste, dass er nicht ganz unschuldig daran war, aber das konnte er Zoë unmöglich eingestehen. Schließlich war es immer so gewesen: Chesmu redete und schimpfte, wie ihm die Nase gewachsen war. Manchmal weinte Catori dann, und irgendwann hatte Chesmu sich ausgeschimpft und schlug etwas Tolles vor und dann… war alles wieder gut. Es schien, als hätte Zoë dieses sensible Gleichgewicht unbeabsichtigt gestört und ins Wanken gebracht. Als hätte er seine Gedanken laut ausgesprochen, kullerten Zoë in diesem Moment kleine Tränen die Wangen runter. Schlagartig kehrte Chesmus Schockstarre zurück. Mit aufgerissenen Augen und geblähten Nüstern sah er die Fuchsstute neben sich an. Zoë war so ein taffe, fröhliches Mädchen, sie... sie durfte nicht weinen! Chesmu hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Tränen waren etwas, mit dem er grundsätzlich nicht gut umgehen konnte. Er war eher der Beauftragte für Blut und Spucke. Hilflos stupste er das Fuchsmädchen an. „Nicht... nicht weinen“, stotterte er, mit der Situation heillos überfordert.
Chesmu » 05.05.2019, 01:00 » Der Leuchtturm #1

Zoë und Catori ♥

Mit leicht verschleiertem Blick stierte Chesmu seinen Bruder an. Auf eine merkwürdige Weise nahm er alle Konturen nur allzu deutlich war, obwohl einzelne Bereiche seiner Umgebung durch die dicken Tropfen ganz verschwammen. Catori igelte sich ein, reagierte nicht auf seine Worte, und das machte Chesmu nur noch wütender. „Sprich mit mir, Catori, man! Hör doch endlich mal auf, so ein verdammter Schisser zu sein und... sei normal, verdammt!“ Er atmete heftig. Es tat gut, seinem Bruder all diese Worte an den Kopf zu werfen, und gerade musste er sich ordentlich beherrschen, damit nicht noch mehr Worte aus ihm herausbrachen. Denn tief, ganz tief drin, verletzte ihn dieser angsterfüllte Blick, den Catori ihm jetzt zuwarf. Am liebsten würde er ihn umhalsen und beruhigend durch das Fell zausen, doch... nein! Er konnte nicht so leichtfertig beigeben, er wollte nicht einfach so das Kriegsbeil begraben, diesmal nicht! Dabei wurden seine Pläne im nächsten Moment auch schon durchkreuzt. Als neben ihnen ein verdächtiges Rascheln ertönte, sprang nicht nur Catori erschreckt zur Seite; auch Chesmus Instinkte hatten ihn dazu bewegt, einen großen Satz in die andere Richtung zu machen. Doch Chesmu wäre nicht Chesmu, wenn der Schock sich nicht sogleich in Neugierde umgewandelt hätte. Doch er glaubte seinen Augen kaum, bei dem, was er da sah. „Zoë!“ Sein erstaunter Ruf hallte eine Weile nach. Mehrmals blinzelte der Helle, doch auch nach dem dritten Mal stand sie immer noch da. „Du... Du bist zurückgekommen?“ Der Satz hing in der Luft, eine seltsame Mischung aus Ausruf und Frage. So, als wäre Chesmus Freude mitten im Satz in Unglauben umgeschwungen. Dass sie tatsächlich wiedergekehrt war, dass sie nun wieder vor ihnen stand. Vorsichtig machte Chesmu wieder einen Schritt nach vorne, zurück zu seinem vorherigen Standpunkt. Er hatte Angst, das Pferdemädchen wieder zu vertreiben. Himmelherrgott, er hatte doch keine Ahnung, was sie wollte! Als wolle er die Lage einschätzen, verharrte er auf dem Punkt und legte den Kopf schief. Dann brummelte er leise und lief die restlichen Schritte auf die Fuchsstute zu. „Du bist zurückgekommen“, wiederholte er leise und legte vertrauensvoll den Kopf auf ihrem Rücken ab. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Chesmu sich wirklich und wahrhaftig ausgelaugt. So viel war heute schließlich geschehen: die verbotene Nachtwanderung, die lange Suche nach seinem Bruder, die Bekanntschaft mit Zoë. Dann die Enttäuschung als sie ging, die Wut auf Catori. Und nun war sie wieder da, ganz plötzlich, einfach so. Chesmu verstand nicht so richtig wieso, oder warum. Doch es befriedete augenblicklich seine Wut und ließ ihn die Erschöpfung der Strapazen wieder spüren. Er hob den Kopf und drehte sich zu Catori um. „Na komm schon, du Dummerchen“, rief er ihm entgegen. Sein Ärger war wie weggefegt, und so war es für ihn auch überhaupt nicht widersprüchlich, den Bruder jetzt wieder in seiner Nähe haben zu wollen.
Chesmu » 06.04.2019, 00:26 » Der Leuchtturm #1

Catori



„Verflixt und zugenäht aber auch!“ Der kleine Hengst schimpfte wie ein Rohrspatz. Zum einen, weil er sich über sich selbst ärgerte, aber auch weil... „Wie hast du das denn bitte geschafft?“, fuhr er seinen Bruder an. „Warum ist Zoë gegangen?!“ Wütend starrte er den Hellen an, der unter seinem Blick kleiner und kleiner wurde. Aber das war Chesmu gerade herzlich egal. Er war wütend, und Catori war eindeutig Schuld. Hätte er sich einfach mal auf etwas Neues eingelassen, wäre doch alles weiterhin in Ordnung gewesen. Aber nein, wie immer musste man den Taugnichts erst einmal zu seinem Glück überreden. Das klappte zwar am Ende meistens, aber ehrlichgesagt hatte er da keine Lust mehr drauf. Zoë schien da eher auf seiner Wellenlänge gewesen zu sein, aber die war nunmal eben gerade abgezischt. Chesmu hatte nur noch mitbekommen, wie sie sich mit Erwachsenen-Stimme von ihnen verabschiedet hatte. Was hatte sie gesagt? Dass sie sich erst einmal einkriegen sollten? Er hatte keine Ahnung, was sie damit gemeint hatte, denn vorher war ja noch alles Okay gewesen. Jetzt war er auf Hundertachzig, aber vorher... was war nur vorgefallen? Irgendwann inmitten der Warterei mussten ihm die Augen für ein paar Minuten zugefallen sein. Ansonsten wäre er dem Pferdemädchen auch nachgesprungen, aber er war beim Aufwachen viel zu zerknautscht gewesen und hatte gar nicht so schnell reagieren können, wie die Fuchsstute auf dem Absatz kehrt gemacht hatte. Und deshalb musste es an Catori liegen. Catori mit seinem blöden Angsthasen-Gen, der nie von sich aus cool sein würde. Wie ein brodelnder Wirbelsturm zogen die Gedanken durch Chesmus Kopf und er wusste gar nicht, was er dem Bruder zuerst an den Kopf schmeissen wollte. „Sie ist gegangen und... und du bist schuld!“, platzte es dann aus ihm heraus. „Warum kannst du nicht einmal normal sein?!“ Wütend stampfte er mit dem Huf auf, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Tränen der Wut schossen ihm in die Augen. „Du hast alles kaputt gemacht!“
Chesmu » 08.02.2016, 04:59 » Der Leuchtturm #1

Catori & Zoë



Es ist sinnlos, auf die Frage mit der Schuld einzugehen. Sie liegt klar bei seinen Eltern, schließlich sind die nicht umsonst erwachsen und hätten vorhersehen müssen, dass ihr Plan zum Scheitern verurteilt war. Aber Catori nimmt natürlich wie immer einen viel größeren Teil der Schuld an, als ihm zusteht; nämlich gar keiner. Aber deswegen einen Streit vom Zaun brechen? Das ist es nicht wert, denkt er sich, vor allem mit einem kurzen Seitenblick zu Zoë. Sie würde sich wohl extrem unwohl fühlen, wenn sie das jetzt und hier ausdiskutieren. Zwar liegt ihm ein spitzer Kommentar zu der Sache mit der Moralpredigt auf der Zunge, aber mit großer Anstrengung schafft er es, diesen hinunterzuschlucken und darüber hinweg zu sehen.

Irritiert beobachtet er, wie sich Catori bei der unbekannten Berührung versteift. Innerlich stöhnt er auf. Brüderchen, du hast noch so viel zu lernen! Schließlich gibt er mit dieser Reaktion Zoë bloß das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, und das hat sie nicht. Er würde den Bruder umbedingt nachher mal zur Seite ziehen müssen, um mit ihm ein paar grundlegende Sachen zu klären - so wie er sich aufführt, ist es ja fast schon vom Zugucken peinlich. Wohlwollend bemerkt er dann aber, wie der Bruder sich zunehmend entspannter gibt. Nun, es ist noch nicht grandios, aber es ist ein Anfang. Und seine Mutter hat immer gepredigt dass Einsicht der erste Schritt zur Besserung wäre. Ja, sie glauben alle, dass er nie hinhört, wenn sie diese Standpauken hält, aber eigentlich tut er das ganz genau! Das meiste findet in seinem kleinen Köpfchen zwar keinen Platz, aber Bruchstücke hat er sich zu Herzen genommen. In den Augen seiner Eltern vermutlich die falschen, aber auch das ist wohl ein Schritt zur Besserung.

Während er mehr über der Erde schwebt, als dass er sie tatsächlich berührt, fängt er von zwei Seiten zwei sehr unterschiedliche Reaktionen auf. Seine Beine wollen noch immer nicht stillstehen und er weiß gar nicht, wo er zuerst hinblicken soll - so wirft er anfangs Catori ein Lächeln zu und verdreht in Zoës Richtung die Augen. Irritiert bleibt er hinter seinem Bruder stehen, als er seinen Fehler bemerkt. Die Situation überfordert ihn, wenn auch nur ein bisschen. Zum einen hat er in Zoë die Spielpartnerin gefunden, die er sich immer gewünscht hat. Auch wenn sie ein Mädchen ist, so wirkt sie tausendmal aufgeweckter als sein Bruder - den jedoch kennt er, seit er das erste Mal Morgenluft geschnuppert hat, und genauso kennt Catori ihn besser als jeder andere. Doch wie die beiden Zwillinge sind auch die beiden anderen Fohlen gegensätzlicher als Tag und Nacht: Zoë will genau wie er Abenteuer erleben, Catori am liebsten nichts weiter tun als in der Gegend Wurzeln schlagen. Und so gerne er sich einfach mit dem Pferdemädchen absetzen würde, es sieht nicht so aus, als würde sie Catori einfach zurücklassen. Natürlich kann er das nicht in dessen Beisein aussprechen, aber es ist bei weitem die effektivste Möglichkeit, den Hellen zu überreden. Als sie jedoch mit hellem, vielleicht ein wenig trotzigem, aber auf jeden Fall aufrichtigen Stimmchen fragt, was sein Problem wäre, ist die gute Laune wie weggeblasen. Es versetzt Chesmus Herz einen Stich, sie so enttäuscht zu sehen, und am liebsten hätte er dem Bruder den Kopf gewaschen. Weil es sich einfach nicht gehört, ein so nettes Mädchen so zu behandeln!

Wenn er ganz ehrlich mit sich ist, hat er gar keine Lust sich einzumischen. Anscheinend sind Zoës Gefühle schon verletzt, und so gerne er seinem Bruder auch hilft, eine Freundschaft aufzubauen, kann er doch nicht alles für ihn machen. Das geht früher oder später nach hinten los, und so sollen die Fronten sich besser sofort klären. Fast schon verbittert erwartet er eine Reaktion des Älteren, irgendwas, mit dem sich zumindest arbeiten lässt. Obwohl er sich noch immer freut, den Bruder wiedergetroffen zu haben, so bemerkt er auch wieder, was ihn alles an seiner Gesellschaft stört. Und je weniger sie dabei unternahmen, desto erdrückender ist die pessimistische Haltung, die Catori an den Tag legt.
Mit einer Mischung aus Bewunderung, Erstaunen und Widerwillen vernimmt er Zoës Vorschlag, Catori solle doch selbst etwas vorschlagen. Wie kann sie bloß so ruhig sein, wo das Hengstfohlen ihr doch gerade die ganze Vorfreude verdorben hat? Zumal aus dem Mund des Bruders wohl kaum etwas ähnlich spannendes kommen wird. Wenn sie Glück haben, dann schlägt er etwas wie "Gras-kauen-wie-die-Erwachsenen" oder dergleichen vor. Eben ein ödes, bescheuertes Spiel. So lässt er es sich nicht nehmen, noch einmal die Augen zu verdrehen, bewegt sich dann aber mit einigen Schritten aus dem toten Winkel ins Blickfeld seines Bruders. Er bleibt bei Zoë stehen und nickt. "Genau, schlag was vor, Bruderherz!", stimmt er ihr zu, aber nur durch den Blickkontakt, den er die ganze Zeit mit der Stute gehalten hat, findet auch ein Lächeln Einzug auf seinem Gesicht. "Wir sind ganz Ohr", verspricht er und schaut Catori dabei eindrücklich in die Augen. Dein Vorschlag ist besser gut!, scheinen seine Augen zu sagen. Und so meint er es auch. Auch wenn Zoë ihn gern zu haben scheint, sie scheint kein Mädchen von Traurigkeit zu sein. Und Catori kann sich nicht ewig hinter seiner Maske verstecken, die doch eigentlich genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er möchte: ein bisschen mehr wie Chesmu sein.
Chesmu » 16.12.2015, 22:21 » Der Leuchtturm #1

Neue und alte Freunde


Mit einem heftigen Kopfnicken bestätigt Chesmu die Worte seines Zwillingsbruder. "Ja, alleine ist es voll öde und schrecklich. Ab jetzt bleiben wir immer zusammen!", verspricht er feierlich und schaut Catori dabei tief in die Augen. Seine Worte sind ernst gemeint, und deshalb möchte er auch, dass der Bruder daran keinerlei Zweifel haben wird. Er weiß, dass Catori alleine vielleicht noch mehr verkümmert als er selbst, aber sie würden sich beide schnell in die falsche Entwicklung entwickeln, wenn man sie trennen würde. Und das wollte er schließlich auf keinen Fall! Überhaupt, der Ältere war alles in allem ein super Kumpel, denn am Ende machte er doch jeden Spaß mit, den Chesmu sich ausdachte - besonders lange musste er dazu meistens gar nicht auf ihn einreden, Catori ließ sich nämlich doch recht schnell dafür begeistern. Vor allem, wenn er damit drohte, es ansonsten alleine zu machen - dann änderte der Helle doch immer ganz schnell seine Meinung. Vielleicht war es nicht fair, diese Schwäche immer wieder auszunutzen, aber sie hatten letztendlich doch immer so viel Spaß - manchmal wusste er eben selbst besser, was Catori gut tun würde!

Tatsächlich konnte er im Gesicht seines Zwillingsbruders meistens ablesen, was gerade in ihm vorging. Dass die Steine, die ihm gerade vom Herzen purzelten, vermutlich ein neues Gebirge im Tal erschaffen würden - das wäre aber aber auch einem Blinden aufgefallen. Noch dazu guckte er so herzzerreissend, während man förmlich sah, wie er nachdachte. Etwas, was Chesmu still und heimlich manchmal bewunderte - schließlich konnte er das nicht, sich einfach einmal still zurückhalten und erst abwägen, was wohl das Beste wäre. Hätte ihnen wohl eine Menge Ärger erspart, aber trotzdem lebte er immer nach dem Motto "Ein Tag ohne einen Streich ist ein schlechter Tag!" Denn mit Nachdenken verschwendete man am Ende auch wieder Zeit, die man genauso gut zum rumtollen verwenden konnte - und da fiel dem Hengst die Entscheidung nie schwer. Jetzt jedoch überlegt er tatsächlich kurz, bevor er antwortet, damit der Helle dieses Mal auch wirklich versteht, dass sie ihn nicht absichtlich zurückgelassen haben. "Ich weiß nicht genau, wieso Mama und Papa gegangen sind. Ich wollte auch nur eine kleine Nachtwanderung machen. Und ich wusste, dass du dich gruseln würdest, deshalb habe ich dir nichts davon erzählt. Eigentlich wollte ich schon viel früher zurück sein, aber naja, ich...", völlig untypisch für den sonst so vorlauten Hengst, brachte er in diesem Falle seine Worte nicht auf den Punkt. Ehrlich gesagt war es ihm ein wenig peinlich. "Ich bin eingeschlafen. Und dann haben sie nach mir gesucht und mussten mir natürlich erst einmal eine Standpauke halten. Wären wir direkt umgekehrt, hättest du uns auch nicht vermisst!", fasste er trotzig den Rest der Situation zusammen. Denn das stimmte - hätten sich die Erwachsenen nicht so lange mit ihrer Moralpredigt aufgehalten, wären sie jetzt noch alle zusammen.

Strahlend beobachtete er, wie Catori sich auf den Beinen hielt. Er war schon immer der Schwächere von ihnen gewesen, aber diesmal war der Stüber auch wirklich heftig gewesen - immer wieder vergaß Chesmu einfach, dass sein Bruder aus ganz anderem Holz geschnitzt war! Aber die Zeit allein hatte ihm nicht geschadet, denn er hielt sich wacker und knickte nicht ein. An seinen Formulierungen würden sie noch arbeiten, schließlich floss in ihren Adern das gleiche Blut und da konnte es doch nicht sein, dass sie so unterschiedlich waren. Schon äußerlich ähnelten sie sich nicht vollständig, aber es gab einzelne Merkmale, die sie für immer zusammenschweißten. Da konnte es sich bei ihrem Charakter doch nicht anders verhalten! "Ach Quatsch mit Soße. Du hast schon fast genau so viel erlebt wie ich, erzähl mir nichts vom Pferd!", widersprach er ihm kopfschüttelnd. So oft wie Catori sich das einredete, musste  er ja wirklich glauben, dass es wahr war - aber das würde er schon noch ändern.

Aber erst einmal konnte alles so bleiben, wie es war. Er war mehr als froh, seinen Bruder wiedergefunden zu haben, und Zoë schien auch nicht von schlechten Eltern zu sein. Kurzum, er fühlte sich pudelwohl, und da konnten ihm auch die Antworten, dass über ihn bisher noch nicht viele Worte gefallen waren, nicht seine Stimmung vermiesen. Ja, eben war er noch eifersüchtig gewesen, aber... das war es nicht wert. Er würde Zoë einfach durch seinen Charme beeindrucken, und Catori war sein Bruder, er wusste, dass er sich nicht von ihm abwenden würde. Dieses Zweifeln schien ansteckend zu sein. Deshalb blickte er jetzt auch besonders versöhnlich in die Runde. "Nicht schlimm. Und du bist auch der beste große Bruder, den man sich wünschen kann, wollte ich dir schon immer sagen", sprach er dann noch einmal speziell in die Richtung seines Bruders. Tatsächlich wollte er mit dem kleinen Seitenhieb, das der Helle ein wenig älter war, sein Selbstbewusstsein noch etwas aufpolieren. Das hatte er schließlich dringend nötig.

Für einen kurzen Moment erstarrte er dann schließlich ebenso wie Zoë zur Salzsäule, nachdem er sie geknufft hatte. Oh Gott. Würde sie jetzt beleidigt von dannen ziehen, nichts mehr mit ihm - und auch Catori - zu tun haben wollen? So hatte er es nicht gemeint! Doch als er gerade zu einer hastigen Entschuldigung ansetzen wollte, fing das Pferdemädchen an zu strahlen und diesmal war es sein Herz, dass um einige Steine leichter wurde. Mit einem zufriedenen Quietscher genießt er die kurze Berührung der Stute an seinem Hals, bevor diese sich nochmal ihrem gemeinsamen Freund zuwendet - fasziniert blickt er die beiden anderen Fohlen an, die sich anscheinend auch gesucht und gefunden haben. Und vielleicht würde ein wenig neuer Antrieb dem Bruder gut tun, um seinen Trübsal zu vergessen. Schließlich schien die braune Stute ihn schon in der kurzen Zeit sehr lieb gewonnen zu haben, und das schien eindeutig auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Sein bester Freund und seine neue Freundin - ja, sie würden wirklich eine tolle Truppe abgeben.

Zoë schien da der gleichen Meinung zu sein, und sobald sie zu sprechen begann, konnte er den Blick nicht von ihren Lippen abwenden. Unternehmen? Abenteuer? Das war ganz nach seinem Geschmack! Zwar erstaunte es ihn, dass die Idee einmal nicht von ihm kam, aber soweit er die Stute bis jetzt kennen gelernt hatte, würden sie sich prima verstehen. Ihr kurzes Zwinkern bestätigte diese Vermutung nur noch einmal, und so fiel es dem Jungen nicht schwer, ihr rundheraus mitzuteilen, dass er auf jeden Fall dabei wäre. "Au ja! Dunkelheit klingt aufregend, oder was meinst du, Brüderchen?", wendet er sich begeistert an seinen Zwilling. Dass er die Entscheidung damit schon so gut wie vorgegeben hat, stört ihn nicht - der Helle würde ihm sowieso folgen, und Entscheidungen fielen ihm immer schwer. Warum ihm diese Last also nicht abnehmen? Obwohl er noch auf die Antwort seines Bruders wartete, trabte er schon aufgeregt um seine Freunde herum - es juckte ihn förmlich wieder in den Beinen, vergessen war die Schwere, die sie noch vor kurzem geplagt hatte!
Chesmu » 22.11.2015, 18:47 » Der Leuchtturm #1

Bruderherz und seine Freundin



Verlegen wackelte der junge Araber mit dem Schweif. Mit Tränen konnte er einfach nicht umgehen, immer hatte er das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, auch wenn es bei seinem Bruder wohl Tränen der Freude waren - er selbst wäre wohl in die Luft gesprungen, hätte sich stürmisch begrüßt, aber Catori war eben sein genau umgekehrt, sein Gegenstück, die Hälfte, die ihn erst komplett machte. Er wartete, bis sich der Helle wieder gefangen hatte, dann stupste er ihn zärtlich an. "Ich habe dich auch vermisst", erklärte er leise, so leise, dass er seine eigenen Worte fast nicht verstand - untypisch für ihn, war er doch eigentlich der, der sonst eher für seine zu laute Stimme gescholten wurde, gerade in Momenten, in denen es unpassend war.

Dass heute ganz und gar nicht sein Tag war... er hatte es ja schon vermutet, aber spätestens jetzt war es ihm klar. Er war sprachlos. Wie konnte sein Bruder nur so etwas von ihren Eltern denken, überhaupt darüber nachdenken, dass Chesmu ihn einfach zurück lassen würde? Der hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Auch wenn er es nicht immer so deutlich zeigte, er konnte sich ein Leben ohne Catori nicht vorstellen, sie kannten sich schon seit dem ersten Tag und die vergangenen Tage waren die längste Zeit gewesen, die sie beide getrennt gewesen waren - sein Leben war schrecklich leer und still gewesen ohne seinen Zwillingsbruder. Niemals würde er sich diese Zeit einfach so herbeiwünschen, auch wenn Catori nicht ganz Unrecht hatte, dass er etwas damit zu tun hatte... er hatte es doch nicht böse gemeint. Trotzdem, wie sollte er dieses Chaos denn bloß in Worte fassen? Umso erstaunter war er, dass gerade das braune Mädchen sie so passend fand. Hör auf so einen Mist zu reden! Verwundert blickte er sie an. Passender hätte er es selbst nicht darstellen können, und so lächelte er sie dankbar an - anscheinend hatte auch sie schon ganz gut begriffen, dass man dem Hellen manchmal einfach klipp und klar sagen musste, dass er sich viel zu viele Gedanken machte. Mit einem Nicken unterstrich er auch die darauffolgenden Worte noch einmal, wollte noch etwas hinzufügen - aber es war einfach schwer, sich loszureissen von der Faszination, die die Stute ausstrahlte: dieses Selbstbewusstsein, ohne dass sie dabei bestimmerisch wirkte; die Eleganz und Leichtigkeit, die sie versprühte - obwohl auch durchblitzte, dass man sich mit ihr wohl auch herrlich anlegen konnte. Nicht, dass er das wollte, stimmte er ihr doch in diesem Moment in allen Punkten zu. Da brach es auch schon aus ihm heraus, etwas heftiger, als er vielleicht anfangs gewollt hatte, aber er hatte noch immer sein Flüstern im Kopf, und das war wohl der Ausgleich dazu. "Sie hat Recht. Mama und Papa dachten, sie sind zurück bevor du aufwachst, aber als wir zurück gekommen sind, warst du einfach weg! Wie kannst du denn überhaupt daran denken, dass wir dich loswerden wollen, Dummerchen?!" Verärgert schnaubte er, noch immer getroffen, dass der Bruder ihnen solche Boshaftigkeit vorwarf. Dann jedoch glätteten sich seine Züge wieder. "Auf jeden Fall bin ich machtig stolz auf dich. Kleiner Abenteurer", grinste er den Hengst an und knuffte ihn spielerisch in die Brust, um die gesamte Situation wieder aufzulockern. Er hatte seinen besten Freund schließlich nicht anbrüllen wollen.

Interessiert stellte er die Ohren auf, als Catori ihm dann die Stute vorstelle. Sie ist echt toll, und dem begeisterten Lächeln auf dem Gesicht des Bruders konnte er einfach nicht widerstehen - das war nämlich höchst ansteckend, vor allem, wenn es so breit war wie in diesem Moment. Trotzdem, hatte die Bewunderung, die in seiner Stimme mitschwang, nicht sonst immer ihm gehört? Er war schließlich auch toll! Kurz runzelte er die Stirn, aber er wollte nicht schon wieder einen Streit anstiften. Er würde einfach in Zukunft aufpassen, dass Zoë ihm nicht die Show stahl, denn dass er mindestens die gleiche Bewunderung verdiente, war ja wohl gerechtfertigt. So fiel es ihm auch nicht schwer, das breite Grinsen der beiden zu erwidern - sie drei würden schon ein gutes Gespann abgeben. "Nun, heisst das, dass mein Bruder dir schon so einiges über mich erzählt hat?", fragte er, einen schelmischen Ausdruck in den Augen. Es stimmte ihn versöhnlich, vergessen war der kleine Anfall von Eifersucht, der ihn eben übermannt hatte. "Ich hoffe ja mal, es war nur das Beste?", fügt er mit einem Zwinkern hinzu, bevor er auch Zoë in den Hals knuffte - ohne darüber nachzudenken, ob sich das gehörte oder nicht. Das fiel ihm erst danach ein, war sie doch eine Stute, und zu denen, so hatte sein Vater gesagt, sollte man immer nett und höflich sein. Nun, zurücknehmen konnte er es nicht, also würde sich jetzt wohl zeigen, wie toll das Mädchen wirklich war - bisher hätte er Catoris Aussage schließlich jederzeit unterschrieben.

Chesmu » 17.11.2015, 01:22 » Der Leuchtturm #1
» kommt vom Fluss

Bruderherz und seine Zukünftige smilie

Alleine hatte er bleiben sollen! "Damit wir dich nicht auch noch verlieren, Chesmu", hatte sein Vater ihm zu verstehen gegeben. Natürlich hatte der junge Hengst auch genickt - verstanden hatte er seinen Vater schließlich. Dass er sich auch an das Versprechen halten würde, war natürlich eine andere Geschichte. Schließlich war Catori sein allererster Freund, auf alle Zeit sein Spielpartner, schlichtweg: sein Bruder! Natürlich, manchmal nannte er ihn selbst einen Spielverderber, Langweiler hatte er sich wohl auch schon anhören können, aber so war das schließlich: er war der Draufgänger, Catori eher der Zurückhaltende. Trotzdem, so fand er, waren sie das perfekte Gespann. Da lag es doch nur nahe, dass er seinen Bruder ebenfalls suchen ging? Er wusste schließlich am Besten, wo Catori am liebsten war. Nun, vielleicht waren das auch eher die Plätze wo er am liebsten war, aber der Helle war nun einmal gern bei ihm, und folgte ihm überall hin - also waren es mehr oder weniger ihre gemeinsamen Lieblingsplätze.

Kurz hatte er seinen Eltern noch nachgeschaut, doch sie waren natürlich prompt in die falsche Richtung getrabt. Er war sich ziemlich sicher, dass dort das Dorf der Menschen war und andere Orte, die er außerordentlich interessant fand, Catori dafür umso gruseliger. Nie wäre er dorthin gelaufen, nicht alleine. Er hatte es ja gewusst, man konnte sie das nicht alleine machen lassen. Mit diesem Gedanken im Kopf, setzte er sich in Bewegung. Angefangen hatte er im Fluss, dort hatten sie oft zusammen gespielt, vor allem, als die Tage noch wärmer gewesen waren - aber jetzt war Winter, das Wasser zwar kalt und erfrischend in der Kehle, aber zum Spielen viel zu kalt. Trotzdem hatte er seinen ursprünglichen Plan weiter verfolgt und war am Fluss entlang gewandert, doch auch, als er an der Quelle angekommen war, fehlte von seinem Bruder noch immer jegliche Spur. Nicht, dass das seine Laune dadurch getrübt wurde, ein Abenteuer, das war schließlich ganz nach seinem Geschmack! Trotzdem, das hätte er Catori nie zugetraut, einfach so wegzulaufen und sich nicht mehr blicken zu lassen.

Gut, ein wenig Ironie lag in der Geschichte natürlich schon, schließlich war er es gewesen, der zuerst weggelaufen war. Wobei das natürlich seitens seiner Eltern wieder völlig überdramatisiert wurde, denn er war nicht weggelaufen, sondern wollte nur nachts ein wenig spazieren gehen. Wenn alles dunkel war, der Mond Schatten auf den Boden malte und die Geräusche sich so veränderten, dass selbst der eigene Hufschlag bedrohlich klang - das war aufregend, das konnte er sich nicht entgehen lassen. Er wäre ja auch zurückgekommen, schließlich fand er immer zurück nach Hause. Aber nein, man musste ihn ja wieder einfangen, hatte ihn unsanft geweckt. Er war eingeschlummert, na und? Das passierte eben, sonst achteten sie doch auch immer darauf, dass die beiden Geschwister abends ins Träumereich entschlummerten. Ausnahmsweise hatte er sogar das befolgt, was sie immer predigten, und dann war das auch falsch. Versteh' einer die Erwachsenen.

Aber weiter im Text: wieso war er jetzt da, wo er jetzt war? Die Frage stellte er sich selbst auch, denn er wusste weder, wo er sich befand, noch ganz genau, wie es dazu gekommen war. An der Quelle hatte er sich eine Nacht ausgeruht, doch Tatendrang und Ungeduld hatten ihn schon früh geweckt. So hatte er sich dann von dem Tümpel abgewendet, war gemächlich weiterspaziert, hatte hier und da einen Büschel Gras mitgehen lassen, aber wirklich wohlschmeckend fand er das Zeug nicht. Nach seiner Mutter würde es im Frühling besser werden - auf dieser Erzählung baute er seine Hoffnung. Das hier war wirklich kein Hochgenuss. Dann jedoch fand er tatsächlich eine Stelle, an der das Gras schmackhafter war, und da sein Magen auf Anhieb auf die Halme anschlug, beschloss er, dass dies der ideale Ort für ein Frühstück war. Bis eine Meute auftauchte, fürchterliche Wesen, heulend und keifend. Er meinte, schon einmal auf einen solchen Vertreter getroffen zu sein, der war aber eindeutig weniger furchteinflössend gewesen. Genau konnte er nicht erkennen, wie viele da auf ihn zu kamen, denn Chesmu nahm die Beine in die Hufe und lief. Seine Lungen brannten nach einiger Zeit, doch er wagte es nicht, auch nur einen Augenblick zu verschnaufen. Bevor sein eigener Atem zu laut geworden war, hatte er die keifende Meute immer noch hinter sich gehört.

Am Ende wusste er nicht mehr, wie lange er gelaufen war. Diese Flucht hatte jedes Wettrennen, jedes Toben, einfach alles bisherige überboten. Keuchend stand er da, alles um ihn herum drehte sich. Seine Lunge, so fühlte es sich an, würde jeden Moment in tausend Stücke brechen, sein Herz ihm aus der Brust springen, und seine Beine zitterten. Am liebsten hätte er sich ins Gras sinken lassen, doch wenn er das tat, würde er nicht mehr aufstehen können, nicht in den nächsten Stunden. Und auch wenn er jetzt nichts hörte, er traute weder der Stille noch seinen Sinnen - denn alles, was er hörte, war das Rauschen des eigenen Bluts in seinen Ohren. Trotzdem torkelte er vorwärts. Weiter, immer nur weiter weg - er wollte dieser Meute nicht noch einmal begegnen. Er war ein furchtloser Geist, eigentlich immer bereit, sich in Wagnisse zu stürzen - nur lebensmüde, das war er nicht.

Langsam beruhigte die Welt um ihn herum sich auch wieder. Das erste, das ihm auffiel, war, dass die Luft sich verändert hatte. Sie war irgendwie... schwerer. Und es roch seltsam. Nicht schlecht, nur ungewohnt, etwas, das er ganz und gar nicht einordnen konnte. So wie es aussah, hatte ihn diese Episode direkt in ein neues Abenteuer geführt, und, wenn er sich nicht irrte, diesmal eins, das zwar spannend war, ihn aber nicht an seine körperlichen Grenzen trieb. Das konnte er jetzt auch mehr als gut gebrauchen... Und Gesellschaft. Er sehnte sich nach jemand, mit dem er zumindest reden, wenn nicht sogar ein wenig spielen konnte. Und jemand, der ihm sagen konnte, wo er hier war - denn wie er zurück nach Hause finden sollte, das wusste er auf einmal nicht mehr. Überhaupt, die Angelegenheit, seinen Bruder zu finden, stellte sich als schwieriger heraus als geplant. Wieder wunderte sich Chesmu darüber, ihn noch nicht gefunden zu haben - er hatte doch wirklich all ihre üblichen Versteckplätze abgesucht, und wenn selbst er diese Gegend nicht kannte... wieso hatte Catori sich dann hierher gewagt? Verwirrt schlug er mit dem Kopf, stolperte dadurch fast über seine eigenen Beine und blieb dann verdutzt stehen. Ein rot-weiß geringeltes Bauwerk hatte sich in sein Blickfeld geschoben. Definitiv ein Werk der Menschen, so sinnlos und merkwürdig es anmutete - aber diese Bauten waren häufig interessant, und dieses sah ganz besonders spannend aus. Zufrieden, endlich wieder auf Erkundungstour gehen zu können, schlug er die passende Richtung ein.

Vergessen waren die Sorgen, die ihm noch kürzlich im Kopf umher geschwirrt waren. Catori würde er später weiter suchen, die Meute hatte er wohl wirklich abgeschüttelt, und den Weg nach Hause würde er wohl finden. Jetzt wollte er erst einmal wissen, was es mit diesem seltsamen, hoch aufragenden Ding auf sich hatte. Ein Glitzern ist in seine Augen getreten, sein Schritt federte wieder, die Ohren waren aufmerksam nach vorne gestellt - was immer Chesmu erwarten würde, er war bereit! Und das Ding war wirklich gewaltig, und es wuchs, je näher der junge Hengst ihm kam. Staunend richtete er den Blick gen Himmel, als er endlich am Sockel stand - auch wenn es nicht direkt eine Schönheit war, ein Kunstwerk hatten die Menschen allemal geschaffen.
Auch wenn das wohl auch das einzige war, für das dieses Gebäude gut war: Kunst. Den Sinn dahinter konnte er nämlich nicht ergründen. Man konnte nichts mit ihm machen, sich nicht einmal gut verstecken. Selbst schmecken tat es nicht, ein Test, auf den er wohl auch hätte verzichten können. Er wollte sich schon wieder zum Gehen wenden, da hörte er eine Stimme: es war eine Fohlenstimme, doch die Stute, aus deren Mund er bruchstückhaft einzelne Worte verstand, schien sehr aufgebracht zu sein. Sein Vater hatte ihm einmal erzählt, dass dem wohl so war, aber eine Altersgenossin - das gefiel Chesmu. Vielleicht war sie ja auch ganz nett und bräuchte nur einen Spielpartner, bei dem sie ihre Energie ablassen konnte. Neugierig umrundete er also das Bauwerk, und je weiter er kam, desto mehr Worte verstand er auch. "Ich habe dir absolut gar nichts getan!", verstand er sogar in voller Länge - und er war alarmiert. Wurde die kleine Stute etwa bedroht? Besorgt fiel er in einen ruckeligen Stechtrab, darauf aus, möglichst schnell bei ihr zu sein.

Als er jedoch das tatsächliche Geschehen erblickte, kullerten ihm fast die Augen aus dem Kopf. Der helle Hengst, der so aussah, als würde er sich am liebsten verkriechen, war sein Bruder! Dem braunen Fohlen, was im Eingang des merkwürdigen Gebäudes stand, schenkte er vorerst nur kurz Beachtung, allerdings musste dies wohl die Stute sein, dessen Stimme er vernommen hatte. "Catori!", ruft er erfreut aus und rennt augenblicklich los. Seine Beine sind noch schwer, aber das spürt er gar nicht mehr. Die Freude, den Bruder wieder zu haben ist einfach zu groß! Spielerisch rammt er ihn mit der Schulter, so als hätte er nicht genügend Zeit gefunden, um vorher abzubremsen. Dass daraufhin nicht nur sein Bruder zur Seite taumelte, sondern er selbst sich ebenfalls nur schwer auf den Beinen halten konnte, kümmerte ihn herzlich wenig. Wen interessierten schon Nebensächlichkeiten?! "Was machst du denn für Sachen, Angsthase? Mama und Papa suchen nach dir, aber sie wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen! Deshalb bin ich ja auch losgezogen, um dich zu finden - und hier bin ich!", strahlte er und setzte den Zwilling damit auch über alles Verpasste in Kenntnis. Erst jetzt erinnerte er sich an die Stute, rief seine guten Manieren auf und deutete mit einem Kopfnicken eine Verbeugung an. Dass er seinen Bruder Angsthase genannt hatte - und ihn somit wohl nicht im besten Licht dargestellt hatte -, tat ihm jetzt leid. Es war einfach ein Kosename, den er entwickelt hatte, aber eigentlich war Catori ja doch ein ziemlich cooler Typ - immerhin machte er am Ende doch jeden Scheiss mit, den er sich ausgedacht hatte. "Hallo! Ich bin Chesmu!", plauderte er munter drauf los. "Es freut mich, dich kennen zu lernen", fügte er dann noch hinzu. In seinen Ohren klang es etwas gestelzt, aber es ließ ihn erwachsener wirken, fand er. Dass die ganze Zeit schon sein Schweif vor Aufregung rotierte, wohl weniger, aber das überkam ihn einfach jedes Mal, wenn er aufgeregt war.

Da ich sein Bild vermutlich austauschen werde, am besten keine Verweise auf die Farbe =) Araber bzw. Vollblut wird er aber bleiben c:
Chesmu » 17.11.2015, 01:20 » Der Fluss #2
» Ab hier von Fallen übernommen

Mama, Papa, Brüderchen


Es brauchte einige Anläufe, bis das junge Fohlen es zustande gebracht hatte, all seine Beinchen richtig zu ordnen und gleichmäßig zu belasten, sodass es nicht vornüber fiel, sobald es versuchte, ebenso wie das andere kleine Geschöpf, auf ihnen zu stehen. Nach einer Weile stand er jedoch, zittrig, aber mächtig stolz, auf allen drei Beinen - das vierte hatte er seltsamerweise angewinkelt. Verdutzt starrte er die anderen drei Wesen an, die irgendwie vier Beine zu besitzen schienen - und während er noch mit diesem Gedanken beschäftigt war, plumpste er einfach auf sein Hinterteil. Verdutzt blickte er in die Runde, unsicher, was er tun sollte, doch das helle, große Geschöpf ermunterte ihn sofort, es noch einmal zu versuchen. Der junge Hengst nickte, stemmte dann alle vier Hufe auf einmal in den Boden und stand - bewegungslos. Für ein paar Momente war er sich gar nicht sicher, ob er es tatsächlich tat, so erstaunt war er über diesen schnellen Erfolg. Dann aber stakste er erst zögerlich, aber immer zielstrebiger, auf die Helle zu. Dabei folgte er einfach dem hellen Kleinen, senkte dann den Kopf, fand eine Zitze und - herrlich. Was auch immer dies war, es war köstlich! Genussvoll saugt er, ohne je eine größere Pause zu machen, bis die Helle ihn freundlich anstupst und sich zur Seite bewegt. Während des Trinkens war dem jungen Hengst gar nicht aufgefallen, wie müde er eigentlich war - er schaffte es gerade noch, zu dem anderen kleinen Tier zurückzustaksen, dann ließ er sich einfach fallen und schlief, an die Seite des anderen gekuschelt, ein. So verging die Zeit. Die beiden Brüder wuchsen heran, aber es war vor allem Chesmu, der den Eltern immer wieder Sorgen bereitete - wenn auch nicht größer, so war er doch ein wenig stärker als sein Zwillingsbruder, und sein Dickschädel wurde nur noch von seiner Abenteuerlust übertroffen. Catori hingegen war stiller, wenn auch er jeden Streich Chesmus mit Begeisterung mitmachte. Je älter sie wurden, desto länger rauften sie und liefen den Schmetterlingen hinterher - aber immer noch konnte man irgendwann am Tag beobachten, wie beide erschöpft ins Gras fielen und, Seite an Seite gekuschelt, einschlummerten. Am liebsten mochten beide den Fluss - vor allem an den heissesten Tagen war es eine angenehme Erfrischung, und was könnte man sich als Jungspund denn auch Größeres vorstellen, als mit seinem besten Freund durch die Fluten zu toben? Nun, aus Chesmus Sicht gab es da einige Dinge; Nachtausflüge waren definitv eine von ihnen. Chesmu liebte diese Abenteuer! Sehr zum Leidwesen der Eltern, die dies als gefährlich und bedrohlich einstuften, was Chesmu nur geringfügig verunsicherte, und irgendwann war die Neugier einfach zu groß - er musste es versuchen. Und was gäbe es Gruseligeres, als das Menschendorf einmal bei Nacht zu erleben? Er nahm sich fest vor, das eines Tages in Angriff zu nehmen. Natürlich würde er Catori gerne mitnehmen, aber er war sich nicht sicher, ob es dem Hellen genauso gefallen würde wie ihm - er war deutlich schreckhafter und schon bei Tag beklagte er sich über die unheimliche Atmosphäre, die zwischen den Häusern herrschte. Und Chesmu wollte ihn natürlich nicht zwingen - nein, diese Erkundung würde er alleine machen. Aber fürs Erste blieb er gern bei seiner Familie, sie war schließlich der Mittelpunkt seines Lebens - und so galoppierte er mit wehendem Schweif auf seinen Vater zu, um sich an dessen breite Brust zu kuscheln. "Papa, weisst du eigentlich wie lieg ich dich hab?", fragte er schließlich schläfrig, denn schon wieder fielen ihm die Augen zu - und er träumte von neuen Schabernack, den er Catori ins Ohr flüstern würde.

» Zeitsprung, endet auf der Suche nach Catori schließlich am Leuchtturm
Chesmu » 23.05.2015, 23:43 » Der Fluss #2

Leila, Catori, Gabhan



Eine angenehme Wärme umgab den Hengst. Eine Wärme, die er am liebsten niemals verlassen wollte. Er fühlte sich sicher, geborgen. Doch merkte er, wie sich mit einem Schlag alles veränderte. Die Wärme verließ ihn und ersetzte eine unerbittliche Kälte. Der junge Hengst spürte etwas, was immer wieder über sein Fell fuhr. Verwirrt öffnete er seine Augen. Es war keine geplante Tat. Eher etwas, was er unbewusst und automatisch gemacht hatte. Das, was sich ihm nun bot war schwer mit wenigen Worten zu beschreiben. Bisher hatte der kleine Hengst nur Dunkelheit gesehen und gekannt. Sichere und warme Dunkelheit, wie er sich erinnerte. Doch nun lag so vieles vor ihm. So vieles, was er genauer erkunden wollte. Eine Stimme weckte die Aufmerksamkeit des Fohlens. Sie klang Vertraut, wie er feststellen musste. Mit großen Augen blickte er zu dem großen, hellen und warmen etwas an seiner Seite. Noch konnte er nicht wissen, dass es sene Mutter war. Noch weniger wusste er nicht, dass es sich dabei um ein Pferd handelte. Immer wieder spielte er den Klang in seinem Kopf ab, den das Etwas von sich gegeben hatte. Den Inhalt hatte er nicht verstanden. Doch klang es irgendwie schön. Dann fiel sein Blick auf das zweite, ebenfalls helle Etwas neben sich. Es war praktisch wie das große Helle, nur in klein, dachte der Hengst belustigt. Erst dann regte sich irgendetwas in ihm. Eine Art Instinkt, was er irgendwann in ferner Zukunft vielleicht so bezeichnen würde. Ohne wirklich darüber nachzudenken zog er seine dunklen Beinchen an und versuchte sich in eine stehende Position zu hieven. Es war tatsächlich schwerer, als er es gedacht hatte.
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