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Tear » 11.01.2019, 06:16 » NP Trainingsplatz der Kämpfer #1

Jason



So viele Gefühle hatte sie noch nie auf dem Antlitz Jasons gesehen. Mit gespielter Gleichgültigkeit sah sie dabei zu, wie der stattliche Rappe mit sich selbst rang und versuchte seine Emotionen vor ihr und vermutlich auch sich selbst zu verstecken. Hatte er Angst? Angst davor nun mit einer Schülerin zusammenarbeiten zu müssen, bei dessen bloßer Berührung ihn der Scham überkam? Unruhig schlug Tear mit dem Schweif. Sie hätte ihre Gefühle nicht so einfach preisgeben dürfen. Es war unprofessionell und im Endeffekt waren sie Kollegen. Die Adoyan Enay verließ sich auf sie beide. Noch mochte sie mit ihrer Ausbildung nicht fertig sein, noch nicht bereit sein für die Aufgaben, die bald auf sie zukommen würden, aber bald schon würde sie sich in den Schatten der Bäume vor den Mitgliedern der Gaistjan Skairae verstecken, um Informationen über sie herauszufinden. So, wie Santiano es damals getan hatte. Die gesamte Zeit ihres Lebens hatte Tear auf diesen Moment hingearbeitet. Sie wollte helfen und plötzlich war sie sich unsicher, was sie mehr wertschätzte. Jasons Leben oder die Adoyan Enay, die mittlerweile ihre Familie geworden waren. Vielleicht hatte sich über die Zeit hinweg so etwas wie Freundschaft zwischen ihr und Jason entwickelt, aber ihre Bindung war schwach, wurde überschattet von den irrationalen Empfindungen, die Tear ihm entgegenbrachte. Zerstörte sie gerade alles, was sie sich aufgebaut hatte? Aber er musste es bemerkt haben. All die Zeit war es ein unausgesprochenes Geheimnis gewesen, welches zwischen ihnen gestanden hatte. Ihre Gefühle für ihn waren nichts Neues. Das Unbehagen zeichnete sich so deutlich auf dem Gesicht des anderen ab, dass Tear einen kleinen Schritt zurückwich. Vor Jahren hatten sie zueinander gefunden. Tear war kaum mehr als ein Jungtier gewesen, welches knapp dem Fohlenalter entsprungen war. Mittlerweile war sie älter und reifer geworden, doch all die Jahre würden sie niemals an die Art Weisheit heranbringen, die Jason ihr jeden Tag vermittelte. Es war töricht sich an jemanden zu binden, der sie überleben würde und der sie dazu verleitete, ihre Loyalität infrage zu stellen. Und dennoch änderte sich an ihren Gefühlen nichts. Und auch nicht an ihrem sturen Vorhaben, Jason die Wahrheit zu offenbaren.

Wenn Tear es sich selbst wagte einzugestehen, dann hatte sie es bereits geahnt. All die Jahre hatte sie auf Jason und den engeren Kreis um Raphael herum geblickt und genau gesehen, dass etwas an ihnen anders war. Ihre Aura, ihr Lächeln, der Glanz in ihren Augen. Jason gehörte zu ihnen, doch das änderte nichts an seinem Charakter und nichts an den Gründen, weshalb sie sich in ihn verliebt hatte. Es bestätigte ihr nur ein weiteres Mal, wie hoffnungslos ihre Zuneigung dem anderen gegenüber wirklich war. Für sie gab es in diesem Leben keine Hoffnung. Leise Worte drangen an ihre Ohren und ließen Tear leicht zusammenfahren. Es überraschte sie nicht, das der Rapphengst glaubte, er habe einen schlechten Einfluss auf sie. Sie hatte diese Worte sogar erwartet. Tiefgründige Unterhaltungen zwischen ihnen waren selten, häufig unterbrochen von Aufträgen, Anweisungen und Zeichen des Krieges. Dennoch hatte die junge Stute bemerkt, dass manchmal dunkle Schatten Jasons Blick trübten, oder er sich weigerte eine tiefere Bindung mit anderen einzugehen. Erst jetzt erschloss sich ihr jedoch das volle Ausmaß seiner Gefühle Weshalb er der Welt so distanziert gegenüber trat. Es schmerzte zu sehen, wie sehr sich eine solch wundervolle Seele selbst verachtete. "Denkst du wirklich so schlecht von dir?”, fragte sie ruhig. "Ich denke dasselbe wie vorher über dich.”, antwortete sie sanft. Sie wollte ehrlich sein und nicht vor der Möglichkeit zurückschrecken, Jason für immer zu verlieren. Es ist, wie es ist. Nobel zu handeln bedeutete nun, ihm die Wahrheit zu sagen. "Du bist ein mutiger Krieger, der loyal zu jenen hält, welche er im Herzen trägt. Nichts ändert etwas daran.” Ihr unergründlicher Blick traf auf die dunklen Tiefen Jasons und begegnete seiner Verzweiflung mit nichts als Liebe. Es mochte sich ihr nicht erschließen, wie ein solch stattliches Wesen von solchen Selbstzweifeln geplagt werden konnte, aber vielleicht würde sie es eines Tages erfahren. Vielleicht sogar von Jason selbst. "Du bist derjenige, der meinem Leben einen Sinn gegeben hat. Du hast mich gerettet.” Zurückversetzt wurde sie in eine Zeit, in welcher sie ohne Verständnis für die Magie um sich herum durch das Tal geirrt war. Sie hielt es nach wie vor für ein Wunder, dass sie überlebt hatte. "Du hast mich hierhergeführt, mich inspiriert und indem bestätigt, was ich getan habe.” Zaghaft trat sie den Schritt, den sie zuvor zurückgewichen war, wieder auf Jason zu. "Um ehrlich zu sein, glaube ich eher, dass du derjenige bist, der mein Leben am meisten bereichert hat.”


// Schwachsinn, du bist super. Ich liebe es :3
Tear » 26.09.2018, 17:03 » NP Trainingsplatz der Kämpfer #1

Jason 



Macht das für dich einen Unterschied? Ewigkeiten löste sich Tear nicht aus ihrer plötzlichen Starre und sah bloß teilnahmslos auf den vereisten Boden. Das einzige Lebzeichen waren ihre Ohren, die sich nervös in Jasons Richtung drehten. Macht das für dich einen Unterschied? Sie liebte Jason. Er war nicht nur Jemand, der sie von innen heraus stärkte und dazu antrieb ihren Lebenszielen zu folgen, er war auch Jemand dem sie bedingungslos vertraute. Es war keine Sache von Respekt, Vertrauen oder Angst, weswegen sie beinahe einen Schritt zur Seite getan hätte. Es war die Erkenntnis, dass sie für ihn nichts anderes war, als eine langsam verblassende Existenz. Seine Worte formulierten eine Frage, die sie sich selbst nie gewagt hatte zu stellen. Machte es einen Unterschied für sie? Für ihr dummes, kleines Herz gewiss nicht. Es schlug noch immer so schnell gegen ihre Brust, wie an dem Tag, an welchem sie den stattlichen Rappen kennengelernt hatte. Seine ruhige Stimme, das wissende Funkeln in seinen Augen… Er war der Erste gewesen, den Tear in diesem Tal gesehen hatte und insgeheim wünschte sie sich auch, dass er der Letzte wäre. Nein, für ihr Herz und ihre Gefühle machte dieser Umstand keinen Unterschied. Aber die Hoffnung, die sich wie eine Krankheit durch ihren Körper gefressen hatte, verließ sie binnen Sekunden. Jason war unsterblich und Tear war viele Dinge, aber ganz sicher nicht das. 

Fest presste die junge Schimmelstute ihre Lippen aufeinander und legte die Ohren zurück. Sie hasste sich selbst für die Dinge die sie empfand. Vermutlich war es absehbar gewesen, dass diese törichte Schwärmerei in nichts enden würde, als dem Brechen ihres Herzens. Sie war umgeben von mächtigen Kreaturen, für die sie nicht länger exisrtierte, als einen einzigen Augenaufschlag. Mit hartem Blick schielte sie zu Jason. Wie alt war er? Wie lange lebte er bereits in dem immer gleichen Körper, während der Rest von ihnen sich mit Alter und Zeit zu Staub verwandelte? War das überhaupt wichtig? Tear wagte nicht diesen Gedankengängen zu folgen. Sie befanden sich in einem Krieg und die Schimmelstute war nicht länger dazu bereit, sich immer und immer wieder von sich selbst ablenken zu lassen. Doch die Nähe des anderen ließ sie erzittern und ein Wort von seinen Lippen und sie hörte ihm zu, als sei seine Stimme das Wasser und sie eine Verdurstende. Und er vertraute ihr. Gerade eben hatte er ihr mit dieser vorsichtig gestellten Frage bestätigt, dass die Engel unter ihnen verweilten und sich auch auf seinem Haupt prächtige Schwingen befanden, die Tear niemals zu Gesicht bekommen würde. Macht das für dich einen Unterschied? “Es ändert nichts.” Ihre Stimme klang wie der Frost, der sich auf den dürren Zweigen über ihnen festgesetzt hatte. Und dennoch zitterte sie. Konnte sie es länger leugnen? Wie sehr sie sich nach dem anderen sehnte und wie weit entfernt er ihr schien, obwohl er sich genau neben ihr befand? “Und dennoch ändert es alles.” Es sollte nichts ändern, das war der schneidende Punkt. Bei jedem anderen Mitglied der Adoyan Enay hätte Tear bloß mit den zierlichen Schultern gezuckt und mit ihren Aufgaben weitergemacht. Doch Jason… 

Sie hatte sich so eng an ihn gebunden, dass ein Leben ohne ihn nicht mehr von Wert schien und plötzlich war ihr sehr klar, dass es ihm nicht so ergehen konnte. Nicht so ergehen durfte. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie an seine vorherigen Worte dachte. An die Warnung. Denn es war nichts anderes gewesen. Ein Spion der Adoyan Enay zu sein bedeutete, sich dieser vollkommen zu verschreiben. Gefühle waren nichts weiter als eine Ablenkung und obwohl sie es schätzte, dass der Rapphengst so eindeutig versuchte sie von diesem Weg abzuhalten, so wurde ihr erst jetzt richtig klar, was das für sie bedeutete. Für sie beide. “Ich sollte dich nicht lieben.”, wisperte sie. Fünf einfache Worte, von einer solchen Macht, dass sie sie beinahe selbst in die Knie zwangen. Sie gehörte nicht in seine Welt und dennoch war sie hier, umgeben von den Geschöpfen Gottes. Sie sollte sein Geheimnis nicht kennen, sollte sich nicht gegen die Regeln zwischen Sterblich und Unsterblich auflehnen, oder ihre Verpflichtungen den Adoyan Enay gegenüber in Frage stellen, doch sie tat all diese Dinge ihres Herzens wegen. Mit jedem Schlag bedeutete es ihr, wie Richtig es dennoch war, hier neben Jason zu stehen. Selbst jetzt noch verhalf er ihr zur Ruhe und erdete sie, allein durch seine Anwesenheit. “Doch es ändert nichts.” Es änderte nichts an ihren Gefühlen und es änderte nichts an ihrer Situation. Tear hatte zuvor nur nicht verstanden, weshalb eine nicht zu durchbrechende Wand zwischen ihnen zu stehen schien. Mit festem Blick sah Tear zur Seite und sah Jason in die dunklen Augen. Ihre Beine zitterten und ihr wurde unglaublich warm, aber sie weigerte sich von dem Engel fortzusehen. Sie wollte in seine Augen sehen, wenn das hier das Ende bedeutete.
Tear » 06.01.2017, 12:59 » NP Trainingsplatz der Kämpfer #1

Jason


Tear spürte wie Jason sich anspannte, nahm jede kleinste Bewegung des Rappen unterbewusst war. Doch viel schlimmer als seine verspannten Muskeln, war seine kalte, schneidende Stimme, die in totalem Kontrast zu dem vorherigen Lächeln stand. Die kleine Schimmelstute starrte tapfer geradeaus und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Vermutlich wusste Jason ohnehin schon, was sie für ihn empfand. Vermutlich wusste das bereits jeder der Adoyan Enay, doch Tear hatte damit abgeschlossen, dass sie ihre Gefühle nicht ändern konnte. Was sie wirklich daran verachtete war, wie sie sie handeln ließen. Kopflos, unüberlegt, ohne jegliche Rationalität. Die Liebe an sich wollte sie nicht länger verleugnen. Sie freute sich wenn sie den Rappen sah, auch wenn sich seit langer Zeit kein wirkliches Lächeln mehr auf ihrem Antlitz abgezeichnet hatte. Ihr Herz schlug schneller und sie spürte, wie sie förmlich aufblühte. Vermutlich hätte sie alles für den Engel getan und genau das machte ihr Angst. Es war töricht so zu denken. So bereit zu sein, nach den eigenen Gefühlen zu handeln. Vermutlich sah sie für andere aus wie eine Idiotin, vielleicht sogar für Jason, aber sie richtete sich auf und hob stolz ihren Kopf an. Musste sie sich wirklich dafür schämen, so für Jason zu empfinden? Sie musterte ihn kurz aus dem Augenwinkel, ignorierte dabei, wie sich die Stille langsam über sie legte. Er brachte sie um den Verstand, aber gleichzeitig stärkte er sie auch. Mit einem leisen Räuspern stellte sie sich nun vor Jason, verließ den Platz an seiner Seite, um ihm gut in die Augen blicken zu können.

Als sich ihre Blicke trafen, überkam sie kurz eine Schauer. Wärme erfüllte sie und sie wand kurz widerwillig und beschämt den Blick ab. Vielleicht hätte sie doch einfach weiterhin neben dem Rappen stehen bleiben sollen, dann hätte sie wenigstens diese lästige Angelegenheit kurzzeitig ignorieren können. Mit einem tiefen Atemzug sah sie wieder zu ihrem 'Mentor', der nun vollkommen in seiner Rolle aufzublühen schien und nickte ihm zaghaft zu, um ihm zu zeigen, dass sie nun bereit war. 
"Ich denke die Theorie wäre zunächst ganz hilfreich." Soviel Tear sich auch von anderen abgeschaut hatte, Wissen war nach wie vor Macht. Sie wusste zu wenig von den Grundlagen, um sich wirklich damit befassen zu können. Sie wusste wie man zuschlug, sich in dem Mähnenkamm seines Gegners verbiss, aber nützliche Tipps dazu kannte sie keinesfalls. Die Stille die sich erneut über sie legte war furchtbar unangenehm und Tear schluckte schwer. Zaghaft verlagerte sie ihr Gewicht von einem Bein auf das andere, schaute sich auf der Lichtung um, so wie sie es in den letzten Minuten vermutlich schon tausende Male getan hatte. Die Situation war ihr unangenehm. Mehr als unangenehm und sie glaubte nicht, dass sie sich die Spannung die zwischen ihnen in der Luft lag nur einbildete. Vorsichtig sah sie wieder zu ihm auf, wäre bei seinem durchdringendem Blick beinahe zurück gezuckt, konnte sich aber gerade noch beherrschen. Normalerweise tauschten sie Blickwechsel aus, die - zumindest für sie selbst - unergründlich schienen. Sie waren voller Wärme, aber unterschwellig spürte Tear, dass dort noch etwas anderes war. Jetzt sah Jason voller Kälte auf sie herab und Tear wäre am liebsten sofort zu Boden gegangen, doch sie blieb standhaft, erwiderte Jasons Blick ohne noch einmal von ihm fort zu blicken.

"Jason." Ihre Stimme war leise, aber fest, klang leicht nach in der Stille, die sie umhüllte. Sie wusste selbst nicht, woher sie den Mut nahm plötzlich zu sprechen. Im Moment fühlte sie sich komplett nackt, als würde Jason bis in ihr Innerstes sehen können und Tear wusste nicht ob sie sich ihm komplett offenbaren wollte. Für einen Augenblick verlor sie sich noch in den Tiefen von Jasons Augen, ehe sie beschämt die Ohren zurück legte und zur Seite schielte. Sie war wohl doch nicht stark genug. Noch nicht. 
Tear hatte vollkommen aus den Augen verloren, weshalb sie eigentlich hier waren. Was immer zwischen ihnen stand, es war vermutlich besser es jetzt zu klären, als dass es irgendwann zwischen sie geriet, wenn sie sich gerade auf einer Mission befanden. "Du bist ein Engel, nicht wahr?" Die Frage hatte ihr ewig auf der Zunge gelegen und während sie die Antwort durch zahlreiche Gerüchte des Stillreiches bereits ahnte, wollte sie die Antwort von Jason hören. Sie hatten sich seit Tear es das erste Mal angesprochen hatte nicht mehr darüber unterhalten. Die Zeit hatte es sie vermutlich beide vergessen lassen, aber diese eine Frage nagte immer noch an ihr. Mittlerweile wusste sie durch zahlreiche gesprächige Leute, wie die Adoyan Enay aufgebaut war, was für eine Macht sie da eigentlich führte und Tear hatte keine Angst davor. Sie verstand, dass diese Wesen sie überdauern würden. Um Jahrzehnte, Jahrhunderte, dass sie kräftiger waren, als sie es jemals sein würde, aber das Jason zu ihnen gehörte... 

Angestrengt studierte sie den Frost, der sich zwischen ihren Hufen gebildet hatte. Sie wagte nicht zu dem Rappen auf zu schauen. Sie vertraute ihm genug, um zu wissen, dass er ihr niemals schaden würde, aber sie hatte Angst vor der Wahrheit, die sie in seinem Blick finden würde.
 
Tear » 20.11.2016, 16:45 » NP Trainingsplatz der Kämpfer #1

Jason


Mit zusammengekniffenen Augen hatte Tear die neusten Ereignisse bei den Adoyan Enay beobachtet. In der Regel hielt sie sich nicht mehr in der Mitte des Herdengebietes auf, sondern eher an den Grenzen, in der Nähe von Orten, die sie fast unscheinbar erscheinen ließen. Manchmal fragte sie sich, ob sie sich selbst einfach zu wichtig nahm, ob die Beobachtungen die sie machte, wirklich irgendeine Art von Bedeutung hatten, aber die meiste Zeit arbeitete sie wie immer, nahm alles was um sie herum passierte in sich auf und merkte es sich für später. Die neu eintreffenden Engel betrachtete sie mit Misstrauen, Illiums ab und an vorkommendes Verschwinden begutachtete sie mit Verwunderung, Hybrid Theorys plötzliche Anwesenheit nach seinem vermeintlichen Tod ließ sie stutzen. Doch sie schlussfolgerte nicht daraus, ließ die Dinge einfach um sie herum geschehen. Sie wusste, dass die Adoyan Enay sich auf einen Krieg vorbereitete, auch wenn momentan überraschend wenig von ihrer Gegenseite kam. Andererseits, konnten sie das denn wirklich wissen? Sie selbst hatte zugegeben, noch nicht für einen Auftrag bei den Gaistjan Skairae bereit zu sein. Sie war zu schwach, nicht trainiert. Ein Angriff und sie wäre vermutlich außer Gefecht gesetzt. Weshalb sie sich heute auch mit Jason treffen würde. Ein merkwürdiges Kribbeln fuhr durch ihren Körper und irgendetwas schnürte ihr, wie üblich, die Kehle zu, wenn sie an den Rappen dachte. Wütend und stur starrte sie weiter geradeaus, als würde sie gerade nicht innerlich zergehen. 

Vor Raphaels Tod hatte sie ihre Gefühle für den Engel gut leugnen können. Wirklich oft hatte sie ihn damals ja auch nicht gesehen. Die Angst jedoch, die sie erfüllt hatte, als man ihr von dem Tod des Erzengels berichtet hatte, hatte sie nicht leugnen können. Nicht eine Sekunde lang hatte sie gezögert ihren Auftrag abzulegen und kopflos zurück zu den Adoyan Enay zu stürmen. Die zwei Tage die sie unterwegs gewesen war, hatten ihr fast den Verstand geraubt und als sie Jason dann wohlauf gesehen hatte... Wütend über sich selbst schüttelte sie Augen verdrehend den Kopf. Sie war eine Idiotin, eine Närrin, aber zur selben Zeit war an den Dingen die passiert waren und die sie getan hatte nichts zu ändern. Dennoch, die Tatsache, dass sie Jason heute wiedersehen würde war... unangenehm. Sie wollte Zeit mit ihm verbringen, sie liebte es sich mit ihm zu unterhalten, noch dazu wollte sie nichts dringender, als sich endlich zu beweisen. Sie wollte den Adoyan Enay helfen, Dinge herausfinden, die für sie nützlich sein konnten, aber das war ein gefährliches Unterfangen und dafür brauchte sie Jasons Hilfe. Die sie auch gerne annahm, egal wie sehr sie sich jetzt auch quer zu stellen schien. Seufzend sah sie noch einmal zu ihrer geliebten Herde, musterte jedes einzelne Mitglied, ehe sie kopfschüttelnd umdrehte und sich auf den Weg machte. Sie zu beschützen war ihre oberste Priorität, weshalb sie auch so dringend Informationen über die Gaistjan Skairae brauchte. Und Niemand außer sie und Jason waren momentan dazu bereit. Wenn sie ehrlich war, war nicht einmal sie bereit dazu, denn wie sie bereits Jason, Illium und all den anderen erklärt hatte, ihre Kampferfahrung war gleich Null. Das Ziel war es natürlich, nicht entdeckt zu werden, aber sollte etwas passieren, musste sie vorbereitet sein. 
Mit bestimmten Schritten lief sie in die Richtung des Trainingsplatzes, den sie traurigerweise noch nie betreten hatte und blieb ein wenig verdutzt stehen, als sie einen ersten Blick darauf warf. Man merkte, das Raphaels Tod sie alle mitgenommen hatte, denn hier war mit Sicherheit lange Niemand mehr gewesen. Seufzend lief sie weiter, versuchte die gewaltige Präsenz Jasons erst einmal auszublenden. Tear versuchte sich an einem aufrichtigen Lächeln in seine Richtung, doch dieses auf ihren feinen Zügen zu halten, erschien ihr fast unmöglich. Die Zeit schien sich in die Länge zu ziehen und jeder Schritt war eine Qual. Als sie sich endlich bei dem stolzen Hengst einfand schnaubte sie, ob aus Erleichterung oder blanker Panik war ihr selbst unklar. Kurz ließ sie einen prüfenden Blick über das schwarze Haupt ihres Trainers gleiten. Er hielt sich zu aufrecht, wich ihrem Blick aus, schien zu selbstbewusst. Er verbarg etwas vor ihr und die Schimmelstute konnte sich in etwa denken, um was es sich handelte. Sie würde nicht fragen und nicht nachbohren, dennoch legte sich ein zartes Lächeln auf ihre Züge. Sie hatte einen guten Lehrer, früher wären ihr diese kleinen Veränderungen niemals aufgefallen. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass ihr Blick viel zu oft als nötig an Jason hing. 

"Guten Morgen.", brachte sie schließlich hervor, nickte als eine weitere Art von Begrüßung, auch wenn sie bereits seit einer lächerlich langen Zeit stillschweigend neben Jason stand. Sie wollte nach seinem Befinden fragen, ihm beistehen, aber andererseits wollte sie ihm erst einmal den benötigten Freiraum geben. "Ich weiß, wir sollten das alles nicht überstürzen, aber dieser Auftrag ist wichtig... Womit fangen wir an?" Tear wollte tatsächlich nicht, dass sie sich zu schnell in die ganze Sache hinein stürzten und letztendlich wichtige Dinge übersahen oder ihre Ausbildung zu überstürzt abgeschlossen wurde. Dennoch war es auch wichtig, dass sie Faithless etwas voraus hatten, herausfanden was er plante und wie sie selbst weiter vorgehen mussten. Den goldenen Mittelweg zu finden wäre vermutlich ein guter Plan.
Tear » 28.07.2016, 17:39 » Herdenplatz AE #2

Jason



Die kleine Schimmelstute sog tief die Luft ein, nahm Jasons wohlbekannten Duft in sich auf und entspannte sich zusehends. Sie hatte den anderen so vermisst, so lange gefürchtet, dass er ihr auf ewig entrissen worden war. Am Liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt und ihm einfach gestanden, dass sie in ihm einen sehr guten, engen, ein wenig sehr nahestehenden, Freund sah. An mehr wagte sie nicht zu denken, verschloss sich vor der Wahrheit und davor, was sie mit sich brachte. Die Welt war grausam und nicht dafür ausgelegt, sie glücklich zu machen. Schon gar nicht mit Jason. Erst recht nicht mit ihm. Tear wusste nicht, was sie so zu dem Rappen hinzog. In all der Zeit war er ihr nach wie vor fremd, unbekannt und dennoch fühlte es sich an, als seien sie verbunden, auf eine unerklärliche Art und Weise. Tear konnte Jason besser lesen als viele andere, war im Grunde sogar dazu gezwungen seine Körpersprache zu deuten und daraufhin zu reagieren. Hätten sie nicht ständig unterschiedliche Aufträge ausgeführt und wären sich in den letzten Monaten kaum begegnet, hätten sie ein großartiges Team abgegeben. Tear war davon überzeugt, dass sie zusammen viel erreichen konnten, solange sich Tear nicht zu sehr von ihren Gefühlen leiten ließ. Es war lange her, da hatte er ihr nahe gelegt, sich nicht zu sehr auf die kochende Wut tief in ihrem Inneren zu konzentrieren, die sie teilweise dazu brachte vorschnell und explosionsartig zu handeln. Sie sollte versuchen diese Gefühle der Wut, des Zweifels, des Entsetzens abzubauen. Langsam und mit einer ruhigen Fassade, sodass Niemand in sie hineinblicken konnte. Für viele wären seine Worte wohl nur verwirrend gewesen, doch auf Tear hatten sie beruhigend gewirkt und ihr geholfen, sich weiter zu entwickeln. Mit jedem Tag hatte sie dazu gelernt, war erwachsener geworden und mit sich selbst ins Reine gekommen und mittlerweile war sie sich sicher, für die Ausbildung bereit zu sein. Und sie hoffte inständig, dass sie Jason nicht enttäuschen würde. Er war jetzt ihr Mentor, was ihn nur einmal mehr in eine Position brachte, die es Tear nicht gestattete, ihm allzu nahe zu treten. So gern es die Stute auch gehabt hätte. Natürlich nur im freundschaftlichen Sinne. Natürlich. Tear ignorierte wie üblich das schnelle schlagen ihres Herzens und ihre Mundwinkel, die widerwillig nach oben rutschten, sobald sie den Hauch eines Schmunzelns auf Jason's Antlitz erkannte. Sie wusste nicht, woher diese plötzliche Euphorie rührte, aber sie hatte den Verdacht, dass das auf Jason's Konto ging. Ein wenig beschämt senkte sie den Blick, kämpfte mit ihren Emotionen, wie sie es immer tat. Das leichte Schmunzeln ließ sich nur schwer unterdrücken, zu groß war die plötzliche Freude und das Gefühl, dass sie zu Luftsprüngen veranlassen wollte. Wie lange hatte sie versucht die kalte Maske der Gleichgültigkeit aufzusetzen? So wie Jason es immer tat? Doch während sie diese Maske Fremden gegenüber perfekt ausrecht erhalten konnte, erleuchtete ihr Lachen immer noch den Herdenplatz der Adoyan Enay, ihre Wut feuerte die andere an, ihr in den Krieg zu folgen und ihre Trauer animierte alle zu einem langen, tiefgründigen Gespräch. Sie war nach wie vor Jemand, der die Stimmung hier stark beeinflusste und das wäre nicht der Fall, wenn sie so wäre wie Jason. Doch genau in diesem Augenblick entschied sie sich dazu, dass sie nicht so sein wollte wie Jason. Sie wollte diejenige sein, die ihn ergänzte, die ein Team mit ihm bildete, dass so schnell Niemand unterkriegen konnte. Mit diesen Gedanken sah sie wieder auf, lächelte nun offen, ehrlich und ohne jegliche Unbefangenheit. 
"Guten Abend." Es waren nur gewisperte Worte, die in der sternenklaren Nacht verklangen, wie ein einsamer Windhauch, doch sie waren genug, um die Stimmung wieder zu kippen. Doch Tear konnte die Aura, die sie beide umgab, nicht deuten.

Umso klarer wurde ihr, wohin das Gespräch führte, als Jason weitersprach. Tear wollte nicht über die furchtbaren Ereignisse sprechen, nicht über Raphaels Tod und den anstehenden Krieg, der all ihrer Leben bedrohte. Sie wollte zumindest für einen kurzen Augenblick so tun, als seien sie ganz normale Lebewesen, ohne eine Aufgabe und fern übernatürlicher Kräfte, die eine gigantische Kluft zwischen ihnen aufgehen ließ. Aber sie waren eben nach wie vor Jason und Tear. Ein Engel und eine Sterbliche, in einem Krieg zwischen göttlichen Kreaturen und Dämonen. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischten und es war nur eine Frage der Zeit, bis auch Jason sie erneut verlassen musste. Das hier war nur ein winzig, kleiner Moment der Ruhe und Tear wäre eine Närrin, wenn sie sich davon manipulieren ließ. Sie konnte nicht so tun, als seien sie ganz normal, denn das wäre eine furchtbare Lüge.
"Ich... Es... Den Umständen entsprechend. Ich denke es erging dir ähnlich." Tear war, ebenso wie Jason, mit Raphael befreundet gewesen, auch wenn die Freundschaft zwischen den beiden Engeln um einiges tiefgehender gewesen war. Tear war ein vorbeihuschender Schatten, eine Person, die in wenigen Jahren nicht mehr existieren würde. Jason und Raphael waren Freunde und Partner fürs Leben gewesen. Die Schimmelstute wollte sich nicht ausmalen, wie sich der Verlust für den Rappen angefühlt hatte. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an den furchtbaren Tag, an welchem sie mit Daryl ihrem Auftrag nachgekommen war und die schrecklichen Neuigkeiten mitbekommen hatte. Schwer schluckend suchte sie in Jason's Augen nach einer Regung, einer Art von Gefühl. Sie war sich sicher, dass es dort in ihm steckte. Irgendwo, ohne Zweifel. "Ich bin so froh das du am Leben bist." Es waren nur schwer ausgeatmete, leise Worte, doch sie füllten den Raum um sie herum perfekt aus und hatten eine tiefe Bedeutung, die innerhalb von Sekunden klar wurde. Tear schlug sofort die Lider nieder. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Manchmal kam es ihr vor, als würden sie und Jason sich auf Eierschalen bewegen, so umeinander herum tänzeln und verzweifelt versuchen, sich keinen Fehltritt zu erlauben. Ihre ganze Dynamik war kompliziert und je mehr Gefühle Tear zuließ und zeigte, desto schwieriger wurde es, das Bild der distanzierten Freundin zu wahren. Bestimmt sah sie an Jason vorbei, zu einem Punkt in der Ferne und lief mit festen Schritten los. Sie würde sich jetzt nicht beirren lassen. "W-Wir sollten los. Trainieren." 
Zwar hatte Tear keine Ahnung, um was für eine Art Training es sich handelte und ob sie so überhaupt anfangen würden, aber Ablenkung war etwas, was die Schimmelstute nun brauchte. Illium wollte sie zur Spionin ausbilden, also würde genau das passieren. Mit vermutlich mehr Ausrutschern, als gedacht.
Tear » 31.10.2015, 11:14 » Herdenplatz AE #2

Zeniko // Jason



Es waren nicht einmal Sekunden, in welchen Tear bemerkte, dass sich etwas veränderte. In ihr, ihrer Umgebung, vielleicht sogar dem Jenseits. Für jeden anderen war diese Veränderung nicht erkennbar, unsichtbar und unscheinbar. Vielleicht, weil sie nicht genau hinsahen, oder aber, weil sie nicht wie Tear waren. Jung, verliebt, vielleicht auch ein wenig naiv. Aber die kleine Schimmelstute hatte sich hoffnungslos in ihren Gefühlen und ihrer ersten, echten Liebe verrannt, hatte eine Verbindung herauf beschworen, die nur die Kraft der Verliebten kreieren konnte. Tear musste nicht in seine Richtung sehen, um zu wissen dass er da war. Es war diese kleine Verlagerung in der Luft, ihr schneller schlagendes Herz und ihre zitternden Glieder, die ihr klar machten, dass sie ihn wieder in ihrer Nähe hatte. Es ist töricht dieses fast schon besessene Verhalten Magie zu nennen, aber irgendwo ist es tatsächlich wunderbar dieses Spiel der Gefühle zu betrachten. Vielleicht sogar belustigend, wenn sich Jemand wie Tear so sehr gegen die Kraft wehrt, die sie zu diesem bestimmten Jemand zieht.

Tear starrte den Wolf vor sich zwanghaft an, hielt das Lächeln auf ihren Lippen, bis es fast schon schmerzte, die Mundwinkel oben zu halt. Sie konnte nicht in seine Richtung sehen. Nicht jetzt schon. Sie wusste, ein Gespräch war unausweichlich. Vor allem, wenn er jetzt da war, vermutlich um seine Lehrlinge unter seine Fittiche zu nehmen, zu kontrollieren, ob sich nach Raphaels Tod die Welt der Adoyan Enay weiterhin drehte. Ganz zu schweigen von den Fragen, die die kleine Schimmelstute an ihn hatte. Wie lange hatte sie auf einen passenden Moment gewartet, ihm all diese Fragen zu stellen? Ist alles was man sich erzählte wirklich wahr? Mittlerweile kannte sie die Antwort, wusste, dass all die Gerüchte die ihr zu Ohren gekommen waren, der Richtigkeit entsprachen. Doch sie brauchte dieses eine, nichtige Wort. Die simple Bestätigung, dass sie sich tatsächlich unter Andersartigen befand. Das Jemand ganz bestimmtes noch viel weiter von ihr entfernt war, als sie geglaubt hatte.
Noch bevor Tear diese hoffnungslosen Gedanken zuließ, fragte sie sich selbst, ob diese sinnlose Schwärmerei überhaupt jemals eine Zukunft gehabt hätte. Sie konnte nicht einmal seine Flügel sehen. Sie konnte nicht einmal die Flügel von irgendjemandem sehen. Es war als läge ein dichter Schleier vor ihren Augen, der sie all das unbekannte, übernatürliche übersehen ließ. Tear wusste nicht, ob es sich dabei um einen Fluch handelte, oder ein Segen. Doch die Tatsache, dass sie selbst nach Bestätigung und nach der Fassung ihres eigenen Glaubens, nicht dazu fähig war, die wundersamen Schwingen zu erkennen, nagte an ihr.

Tear versuchte sich für einen Augenblick zu fangen, richtete ihren Blick erneut auf den Rüden vor sich und ignorierte die Präsenz in ihrer unmittelbaren Nähe, welche ihre ganze Welt zerrüttete. Positive Gedanken. Das waren die Worte des fremden Wolfes und Tear wusste nicht, ob er damit richtig oder falsch lag. Die Schimmelstute war momentan stetig dabei einen inneren Krieg mit sich auszuführen. Entweder gegen Gefühle, oder für sie. Manchmal musste nämlich auch sie sich zwingen Anteilnahme vorzutäuschen, oder Trauer, Freude, Hass. Sie fühlte sich deswegen schlecht, fragte sich manchmal, wo ihre Empathie geblieben war, während sie sich bei anderen Dingen fragte, ob sie falsch lag so zu empfinden wie sie es tat. Sie versuchte es immer positiv zu betrachten. Sie war eine von den Guten, war aber selbst nicht durchgängig gut. Niemand war das und das waren sicherlich positive Gedanken. Endlich wurde das Lächeln wieder echt und die verspannten Muskeln lösten sich ein wenig.
"Man könnte es als positive Gedanken beschreiben, sicherlich..." stieß sie schließlich lächelnd hervor. Mit spielenden Ohren betrachtete sie den Rüden weiter, lauschte seinen Worten und schielte unterdessen zu dem Rappen zu ihrer Seite. Sie erinnerte sich an ihre Aufgabe und an den Grund, weshalb sie jetzt hier war. Die Hälfte ihres Seins war voller Vorfreude auf eine Ausbildung, die ihr und der Adoyan Enay helfen würde, weiter voranzukommen. Die andere Hälfte erzitterte vor Furcht und Panik vor dem Kommenden.

"Es freut mich Sie kennenzulernen, Zeniko." lächelte sie. Ihre Freude war ehrlich, aber die Zeit für ein tiefgründiges Gespräch fehlte, das wusste sie, auch ohne Jason der am Herdenrand aufgetaucht war und ihr schon allein durch seine Anwesenheit unmissverständlich vermittelte, dass ihre Zeit nun gekommen war. Doch sie würde zumindest noch ein wenig hier bleiben, dem Fremden noch ein wenig ihrer Zeit schenken.
"Tatsächlich lebe ich hier schon eine sehr lange Zeit." Das Wort lang war relativ. Für andere bedeuteten drei Jahre nichts, für Tear war dies das doppelte ihrer eigentlichen Lebzeit.
"Es hat sich viel verändert. Ich kam noch her, als Raphael die Adoyan Enay geleitet hat und war noch sehr jung. Durch den Krieg wird sich wohl alles stetig verändern, aber ein wenig Ruhe und Frieden kann man doch wahren, auch wenn es eher eine Illusion zu sein scheint." Sie lächelte dem Rüden entgegen, fast schon traurig, aber dennoch mit einem Fünkchen Hoffnung. "Ich wünschte, wir könnten uns länger unterhalten, aber ich muss los... Ich bin mir sicher, dass Sie auch eine Aufgabe zugeteilt bekommen haben. Wenn ich von meiner zurückkomme, würde ich mich freuen die Unterhaltung fortzuführen." Tear lächelte fast schon verspielt, aber auch ehrlich. Ein Lächeln, das mehr versprach und Wärme schenkte. Mit diesen Worten und einem sanften Kopfnicken wand sie sich ab, drehte sich langsam um und in die Richtung, in welche sie sich schon die ganze Zeit hatte bewegen wollen.

Nervosität ließ ihre Glieder steif werden, aber sie zwang sich zur Ruhe und lief schließlich auf den Rappen zu, blieb vor ihm stehen und sah ihn abwartend an. Sie wusste, dass sie zu tun hatten. Was genau wusste sie nicht, man hatte ihr keine Einzelheiten anvertraut. Wie immer. Tear wäre fast wütend geworden, hätte sie nicht schon zuvor mit einem eisernen Griff ihre Emotionen kontrolliert. Es schien, als würde man ihr nie die komplette Wahrheit sagen, immer nur Teile, die sie über einen unbekannten Zeitraum zusammen fügen musste, um die volle Wahrheit zu erlangen. Doch das Puzzle wurde immer größer und komplexer und langsam verlor sie die Hoffnung, je alle Teile zu finden.
"Jason." brachte sie schließlich als eine Art Begrüßung zustande und nickte ihm langsam entgegen, fing dabei leicht an zu lächeln. Auch wenn immer eine Barriere zwischen ihnen existiert hatte, aus Gründen die Tear nie zu fassen gewusst hatte, hatte sie ihn lange Zeit nicht gesehen. Und auch wenn sie ihre Gefühle mit einer unbekannten Stärke leugnete, so musste sie zugeben, dass sie ihn vermisst hatte. All die Unsicherheit die sie nach dem Angriff auf Raphael verfolgt hatte verschwand, denn Jason stand vor ihr und war lebendig. Eine Tatsache, die sie mehr erfreute, als von ihr selbst erlaubt.
Tear » 19.07.2015, 01:12 » Herdenplatz AE #2

Zeniko



Ihre Hufe schlugen schnell und hart auf den Boden auf. Jene die ihr im Weg standen waren ihr egal, vermutlich hätte selbst ihr schlimmster Alptraum - Faithless - höchst persönlich vor ihr auftauchten können und sie wäre im blinden Unglauben an ihm vorbei gerannt. Sie konnte es nicht glauben und sie wollte es auch nicht glauben. Ihre Reise war lang gewesen. Im Herbst war sie losgezogen und erst jetzt kehrte sie zurück, doch sie war losgelaufen, sobald sie von dem Tod Raphael's gehört hatte. Ihre Angst um die Adoyan Enay war grenzenlos und sie wünschte sich so sehr, sie könne fliegen, um den Ort ihres Herzens schneller zu erreichen. Was für eine Ironie. Denn wenn sie an Flügel dachte, dachte sie auch sofort an ihre Heimat und die dort lebenden Geschöpfe. Engel. Sie waren ihr nach wie vor ein Geheimnis und Tear war nach wie vor nicht in der Lage, die wunderschönen Schwingen zu erkennen. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie daran dachte, wie lange ihr Gespräch mit Jason bereits her war. Würde er ihr jemals von den Engel erzählen? Vermutlich nicht. Denn bisher war sich Tear nicht einmal mehr sicher, ob die Adoyan Enay überhaupt noch existierten. Seit sie die beiden Pferde belauscht hatte, war erneut einige Zeit vergangen. Die hübsche Stute hatte sich mit einem Rüden aus einem entfernten Land unterhalten und hatte schließlich den gesamten, langen Weg zurück laufen müssen. Auch sie schaffte es nicht innerhalb kurzer Zeit von der einen Seite des Tals auf die andere, egal wie schnell ihre Beine sie tragen mochten. Doch es war nicht mehr weit, dass wusste sie.

Ein Gefühl der Geborgenheit stieg in ihr auf, als die Schimmelstute die vertraute Umgebung in sich aufnahm. Für sie stand fest, dass sie zumindest für die nächste Zeit nicht von hier verschwinden würde, egal wie schlimm die Lage der Adoyan Enay auch war. Sie konnte sie nicht aufgeben. Nicht jetzt. Nicht jetzt wo sie endlich ein Zuhause gefunden hatte. Schwer atmend kam sie schließlich an, erblickte mit einer Freude die sie nicht erwartet hatte die ihr vertrauten Gesichter. Raphaels Tod lag schon einige Zeit zurück und Tear konnte und wollte sich nicht vorstellen, wie es damals ausgesehen haben mochte. Die Mitglieder wirkten ruhig und gefasst, die Engel die anwesend waren zeigten Anzeichen der Müdigkeit. Linien von Kummer und Übermüdung zeigten sich auf manchen Gesichtern, doch Tear wurde klar, dass dies alles nur noch die Nachwehen des geschehenen waren. Man stand wieder auf, richtete sich wieder her. Es bestand kein Grund dazu sich zu sorgen. Sie würden wieder hochkommen.
Wo ist Jason?
Eine Frage für die sich gleichermaßen schämte, wie verachtete. Es war nicht nur, dass sie jetzt nach ihm Ausschau hielt, weil sie sich um ihn sorgte. Das allein wäre kein Problem gewesen, schließlich war sie mit Niemandem so vertraut wie mit ihm. Gewiss, sie waren keine Freunde, aber Tear hatte ihn besser kennengelernt als jeden anderen aus dieser Herde. Es war verständlich, dass sie sich nach einem solchen Ereignis um ihn sorgte. Aber ihre Reaktion auf Raphaels Tod? Es war nicht der Erzengel, der ihr die unendliche Furcht und Panik in den Leib getrieben hatte. Es war die Sorge um einen seiner Gefolgsleute. Dabei war Tear auch mit Raphael befreundet gewesen. Gerade jetzt hatte sie das gesamte Tal ausgekundschaftet, um den Adoyan Enay zu helfen und in Zeiten des Krieges mehr Wissen zu besitzen, als der Fahle. Doch allem Anschein nach, sollte sie nicht länger die Möglichkeit haben, mit Raphael zu sprechen.

Tear knirschte mit den Zähnen und sah zu Illium auf, dessen Stimme sich über die Menge erhob. Also war er jetzt derjenige, der diese Herde führte. Tear kannte ihn nicht. Nicht ein einziges Wort hatten sie gesprochen, nicht einmal wirklich gesehen hatte die weiße Stute ihn, doch sie vertraute ihm nahezu sofort. Seine Worte wirkten beruhigend und das Lächeln auf seinem Gesicht war echt, auch wenn er wie alle anderen auch nach wie vor mit der Trauer zu kämpfen hatte. Vermutlich hätte Tear jedem der Sieben diese Stelle zugetraut, doch die Tatsache, dass der freundliche Erzengel nun tot war, war nach wie vor schwer zu akzeptieren. Tear schüttelte traurig den Kopf und wand sich von Illium und den anderen ab. Sie wollte Jason sehen. Sie wusste das es dumm war, aber sie wollte sich selbst davon überzeugen, dass es ihm gut ging. Sie verhielt sich wie ein junges, dummes Ding, doch das war sie nicht länger. Aber die Lieb-. Tear hätte beinahe höhnisch aufgelacht, doch sie verkrampfte ihren Kiefer nur noch um einiges mehr und sah stur geradeaus. Was immer es war, was sie und Jason verband, es war gewiss nicht das, für was ihr dummes Herz es hielt. Sie wollte ihn lediglich sehen. Es war Ewigkeiten her, seit sie sich das letzte Mal gesprochen hatte und Raphaels Tod hatte die Lage jediglich zugespitzt. Sie nickte zu sich selbst. So musste es sein.
Seufzend wand sie sich von allen ab, entschied sich dazu sich am Herdenrand ein wenig auszuruhen. Ihre verspannten Glieder lockerten sich ein wenig und wie so oft, wenn sie sich sicher fühlte fing sie an zu tagträumen. Sie sah lächelnd in den Himmel, dankte dafür das man ihr wenigstens ihre Heimat nicht genommen hatte, musste sich jedoch schon im nächsten Augenblick von diesen Gedanken losreißen und zur Seite springen. "Daryl?" rief sie erschrocken. Sie hatte geglaubt, dass der starke Rüde mittlerweile bei den Fenrir Ano angekommen war, doch innerhalb weniger Sekunden erkannte sie ihren Fehler. Es war ein anderer Wolf. Bei näherem hinsehen ähnelten sich die beiden auch kein bisschen. "Oh, entschuldigung..." murmelte sie, ein wenig perplex, während sie den Rüden vor sich betrachtete. Gehörte er zu ihnen? "Mein Name ist Tear, ich habe Sie für Jemand anderen gehalten." Es dauerte nicht lange, da hatte sich bereits das offene Lächeln auf ihr Antlitz gelegt. Sie liebte es neue Personen kennenzulernen. Auf manche mochte es merkwürdig wirken, aber die weiße Stute hatte jediglich Spaß daran, mehr über andere zu erfahren und sich mit ihnen auszutauschen. Sie hatte eine gewinnende Persönlichkeit und auch, wenn sie ihr Temperament nicht zügeln konnte, wenn sie in Rage geriet, so war sie doch ein sanftes, freundliche Wesen. "Wer seid Ihr? Ich war eine Weile weg und habe Sie noch nie zuvor hier angetroffen."
Tear » 06.04.2015, 18:10 » Die Höhlen #1

Daryl Dixon



Tear sah den Rüden vor sich ein wenig verunsichert an. Sie war sich ziemlich sicher, dass es nicht so einfach war mit solchen Kreaturen umzugehen, wie er es umschrieb. Er schien ein erfahrener Kämpfer zu sein und Tear selbst… Sicher, sie war impulsiv und leidenschaftlich und ihre Gefühle waren stark, brachten sie in der Wut oft zur Raserei und damit zu einer großen Gefahr, aber sie wusste selbst, dass sie keine Kriegerin war. Der Wunsch alles im Frieden zu lösen, blockierte sie im Kampf und das war etwas was nicht geschehen durfte. Wenn es um Faithless ging, war Tear hin- und hergerissen. Einerseits hasste sie die Tatsache, dass er dieses Tal verseuchte und mit Gewalt und Dunkelheit versuchte an sein Ziel zu gelangen, andererseits wollte Tear ihn aber auch verstehen. Jeder wollte doch ein wenig Macht für sich, nicht wahr? Manche waren nun einmal nicht stark genug diesem Wunsch gegen zu halten und handelten, um ihren egoistischen Traum zu erreichen. Doch die Wesen von denen der Rüde erzählte waren etwas ganz anderes. Sie waren im Endeffekt Tote gegen die Tear überhaupt gar keine Gefühle mehr schüren konnte.
Der Rest des Gespräches ging fast in ihren Gedanken unter, dennoch versuchte sie dem Wolf noch ein wenig ihrer Aufmerksamkeit zu schenken. Sie verstrickte sich in einem komplizierten Gestrüpp aus Gedanken, die alle mit dem selben Thema zu tun hatten. Den Adoyan Enay und dem schrecklichen Gefühl der Leere, welches sich plötzlich in ihr ausbreitete. Sie wusste, das etwas geschehen sein musste. Um sie herum wurde geredet, wispernde Stimmen drangen an ihr Ohr, doch die weiße Stute konnte nicht ganz entnehmen, was gesagt wurde. Bisher ist das Rudel sehr freundlich gesinnt… Jedenfalls habe ich weder von Bündnissen, Plänen, noch von Angriffen oder Attacken gehört. Sie koexistieren mit den Herden und werden akzeptiert. Allerdings habe ich noch nie wirklich mit einem Rudelmitglied gesprochen. Ich kenne jedoch die Leiterin vom sehen. Wenn sie denn noch die Leiterin war. oder überhaupt noch lebte. Diese Dinge änderten sich im Stillreich ständig und wenn man über Jemanden sprach der nicht anwesend war, konnte man sich nie vollständig sicher sein, ob dieser Jemand überhaupt noch unter ihnen war. Eine schreckliche Tatsache, die Tear hatte lernen müssen zu akzeptieren. Aber so war das Leben. Wenn diese Informationen noch aktuell sind, so dürfte es nicht schwer sein dem Rudel beizutreten. Du musst dich meines Wissens nach nur zu den Fenrir Ano begeben und mit Kennocha sprechen.

Die Schimmelstute hoffte, dass sie ihm so weiter helfen konnte. Zwar war sie sich noch immer sicher, dass der Rüde nicht in ein Rudel passte, aber sie war bereit sich umstimmen und überraschen zu lassen. Es war töricht zu glauben, sie wisse schon alles über das Tier, welches sich vor ihr befand. Tear wusste, dass ihre Aufgabe noch nicht erfüllt war. Sie musste noch einen weiteren Schauplatz begutachten, doch das Gefühl in ihrer Magengegend ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie hatte das dringende Gefühl zu ihrer Herde zurückzukehren und sich über die Lage zu informieren. Jason oder Raphael würden ihr sicher weiter helfen können. Oder?
Tear fühlte das nagende Gefühl der Leere und spürte wie die Angst sie überkam. War eines der loyalen Herdenmitglieder verstorben? Der egoistische Wunsch, dass es keiner jener war, die sie in ihr Herz gelassen hatte überkam sie. Für einen Augenblick verachtete sie sich selbst für diese Gedanken, aber dieser Selbsthass hielt nicht lange an. War es nicht ihr gutes Recht sich Sorgen zu machen? Seufzend sah sie zu zwei tuschelnden Pferden in ihrer Nähe. Sie sprachen schon seit einiger Zeit über die neusten Ereignisse im Tal, doch Tear hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Der neuste Klatsch und Tratsch interessierte sie nur bedingt, aber nun war sie gewillt ein wenig näher zu treten.
"Faithless hat…"
"…und…"
Tear wollte die beiden nicht belästigen und noch näher treten, aber sie wollte erfahren was los war. Zu lange schon war sie von jenen entfernt, die wirklich im Tal eingebunden waren und ihr somit Neuigkeiten erzählen konnten.
"Er hat Raphael getötet."
Tear zuckte erschrocken zusammen und stolperte ein paar Schritte zurück. Die Nachricht überraschte sie und betäubte sie für einen Augenblick. Raphael war ein sehr freundlicher Artgenosse gewesen, noch dazu der Leiter der Adoyan Enay. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Tear war fest davon überzeugt, dass das weitere austragen ihrer Aufgabe nun nicht mehr von Bedeutung war. Die Stute sah beschämt auf ihre Hufe, als sie sich trotz allem darüber klar wurde, dass dieses Gefühl der Leere bei einem bestimmten Jemand viel schlimmer gewesen wäre. Du törichtes Ding. Tear schüttelte den Kopf, um ihn wieder ein wenig klarer zu bekommen und schenkte Daryl ein entschuldigendes Lächeln.
Ich muss zurück zu meiner Herde… Sie brauchen mich jetzt. Sie würden jeden gebrauchen können. Tear konnte sich nicht vorstellen, wie tief der Schock erst bei den Sieben sein musste. Tear kannte nicht alle, um genau zu sein kannte sie nur Jason, Dmitri und Galen, aber bereits diese drei hatten Raphael sehr nah gestanden. Wenn du möchtest kannst du mitkommen? Die Schimmelstute war sich nicht sicher, ob der Wolf wirklich Interesse daran hatte, mit ihr mitzukommen. Er hatte bereits nach dem Rudel gefragt und schien interessiert, vielleicht hatte er jetzt andere Dinge im Kopf, als mit ihr zu einer Herde zu ziehen, die gerade eine Krisensituation durchmachte. Aber sie konnte auch nicht noch länger hier bleiben, also entschied sie sich spontan dazu, sofort aufzubrechen. Daher wartete sie nicht auf eine Antwort von Daryl und drehte um, ihre Schritte sehr viel schneller als zuvor, jedoch noch immer so ruhig, dass Niemand von den Fremden, die sie beobachteten merkte, dass sie in Eile war.

» Adoyan Enay
Tear » 25.01.2015, 13:52 » Die Höhlen #1

Daryl Dixon



Tear war überrascht, dass der Rüde ihr tatsächlich gefolgt war. Vermutlich war es ihm tatsächlich lieber, noch ein wenig über das Tal zu erfahren, bevor er weiterzog. War vielleicht auch besser so, schließlich gab es hier einige Gegenden, in welchen man sich lieber nicht einfand. Schon gar nicht als Fremder und als Wolf noch dazu. Aber nicht nur deswegen freute sich Tear. Nachdem sie Persepolis verlassen hatte, hatte sie sich ein wenig einsam gefühlt, umso schöner war es, wieder ein wenig Gesellschaft zu haben, auch wenn es sich dabei um einen relativ schlecht gelaunten Wolf handelte. Doch die weiße Stute würde ihn nicht verurteilen, sie wollte nicht wissen, was er hatte durchstehen müssen. Und dennoch glaubte sie kaum, dass die Wesen, von welchen er mit solch einer Inbrunst erzählte ihn bis hierhin verfolgen würden. Hier herrschte eine Art der Magie, die alles abschreckte, selbst den leibhaftigen Tod.
Seine Worte gaben ihr zu denken übrig und sie nickte nur langsam. Gewiss war sie ihnen nie begegnet und sie war auch ganz froh darum. Und dennoch… Tear würde dieses Tal nicht verlassen und diese Zombies würden niemals in dieses Tal einziehen. Sie war sich komischerweise mehr als sicher, dass dies eine Tatsache war, die man nicht verändern konnte. Vielleicht auch ganz gut so, wenn sie sich den Rüden vor sich ansah. Er wirkte fast schon traumatisiert, von den Dingen die ihm widerfahren waren. Vielleicht interpretierte sie auch zu viel in sein Verhalten hinein. Aber auch wenn ihm vor seinem Einzug ins Stillreich schlechtes widerfahren war, so würde sie ihn nicht mit Samthandschuhen anfassen. Erstens, war ihm das ganz gewiss nicht recht und zweitens befand er sich nun in einem Tal, in welchem solch eine Verhätschelung nur eine Illusion der Sicherheit mit sich brachte.

Gewiss, ich bin nie einem solchen… Wesen begegnet, offensichtlich. Ich lebe noch. Es war keine Frage, sie würde eine solche Begegnung nicht überleben. Zumindest war sie sich dessen recht sicher. Sie war nicht zum kämpfen geboren, sie war eine derjenigen, die mit dem Verstand arbeiteten, es schafften, sich unter das Volk zu mischen und Informationen zu bekommen, ohne danach zu fragen. Um das eigene Überleben kämpfen? Das war nicht ihre Stärke. Sie hatte das Wissen, mit welchem sie ihre Gegner besiegen konnte, doch wahrlich nicht die Fähigkeiten. Die meisten Krieger waren ihr weitaus überlegen und die Zombies, die sie von Erzählungen her kannte, würden aufgrund von einigen Tritten und Bissen mit ihrem Vorhaben nicht stoppen. Allerdings kennst du auch die Lebewesen dieses Tals nicht. Also sind wir beide törichte Narren, die ihre eigenen Umstände als schlimmer erachten, als die des anderen. In Tears Stimme klang ein freundlicher Ton mit, entschärfte die Worte um einiges, zumal sie auch ihren eigenen Fehler einsah. Ganz schön egoistisch, nicht wahr? lächelte sie, trat langsam auf die Höhlen zu und inspizierte sie, mit einem skeptischen Blick. Viele waren viel zu klein, um wirklich Verletzte bergen zu können, so wie sie es gehofft hatte. Andere wiederum waren so gewaltig, dass man sie kaum vor Eindringlingen schützen konnte. Und die weiße Stute war ebenfalls nicht scharf darauf, die wirklich dunklen Tunnel abzugehen und zu sehen, was sich auf der anderen Seite befand. Vom betrachten her schienen sich zwei Höhlen für ihr Vorhaben zu eignen. Sie waren nicht zu groß und nicht zu klein, würden die Schwachen und Jungen genügend schützen, wenn man zusätzlich ein bis zwei Krieger oder Wächter mit schickte. Vielleicht auch einen Heiler oder Kräuterkundigen. Tear seufzte und schüttelte den Kopf. Waren sie dafür nicht zu wenige? Sie wusste selbst, dass die meisten Herden nur aus ein paar Tieren bestanden. Die Adoyan Enay hatte zwar ein paar Mitglieder, aber wahrlich nicht genug, um Krieger auf dem Schlachtfeld entbehren zu können. Sie selbst kannte mittlerweile einige Kräuter. Sie würde freiwillig mitkommen, aber sie hatte nicht genügend Kraft, um sich wirklich gegen Feinde zur Wehr zu setzen. Eine verzwickte Angelegenheit.

Seufzend trat sie auf eine der Höhlen zu und musterte sie von innen. Es erschien ein wenig kalt und trostlos, aber wenn sich mehrere Tiere in einer einfanden, würde es sicherlich genügend wärmen. So die Hoffnung. Die nächsten Worte des Rüden ließen Tear kalt, sie zuckte nicht einmal zusammen, so wie sie es früher getan hätte. Was war nur aus ihr geworden? War sie wirklich schon so alt, dass sie mit solchen Situationen umgehen konnte? Wo war das Feuer in ihrem Inneren geblieben, welches sie nicht kontrollieren konnte? Die Schimmelstute lächelte. Vielleicht war es auch gar nicht schlecht, wenn sie es langsam schaffte, sich besser zurück zu halten.
Ich bin ganz und gar nicht der Meinung das du schwach bist… murmelte sie, scharrte mit einem ihrer Hufe ein wenig über den Boden. Dreckig. Gut, damit musste man ebenfalls leben. Nicht gerade die schönsten Umstände, aber sicher und trocken und vermutlich auch warm. Also ein guter Unterschlupf. Mehr brauchte Tear nicht wissen und mehr zählte in gefährlichen Situationen auch nicht. Aber du kannst nicht leugnen, dass man zu zweit eben stärker ist. Und du siehst ein bisschen fertig aus, ist also bestimmt nicht schlecht, wenn man sich mal kurz ein wenig entspannt. Ob Entspannen überhaupt ein Wort für ihn war? Er wirkte nicht gerade so, als hätte er in den letzten Monaten überhaupt ruhig schlafen können.
Bei den nächsten Worten des Rüden lächelte sie langsam. Du musst nicht sofort wieder gehen, wenn du hast was du willst. Außer natürlich du möchtest. Tear hielt Niemanden auf, dass war nicht ihre Art, aber sie genoss die Gesellschaft von anderen, vor allem von so sonderbaren Tieren, wie Daryl. Die Stute nickte bei der Erwähnung seines Namens nur, lächelte dabei ein wenig. Dass er ihr seinen Namen anvertraut hatte, bedeutete Tear schon einiges. Andere hielten dies vielleicht für idiotisch, aber für die weiße Stute schaffte dies direkt eine kleine Verbindung zueinander, an welcher man arbeiten konnte.
Du solltest dich von den nebligen Teilen des Tals fern halten. Dort tauchen häufig Mitglieder der Gaistjan Skairae auf, einer Herde die komplett aus… Geistern, Dämonen und Bestien besteht. Tear presste vor Wut die Zähne aufeinander, als sie an diese Geschöpfe dachte. Kurz erinnerte sie sich an die Begegnung, mit diesem Spion, der ihr und Jason vor Ewigkeiten auf die Pelle gerückt war. War seitdem wirklich schon wieder ein Jahr vergangen? Tear hoffte, dass sie ihn wiedersehen würde, nur um ihm das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Sie sind sehr gefährlich, wenn du dich nicht zu ihnen zählst. Tear musterte den Rüden kurz. Man musste ihr nicht sagen, dass er vermutlich einer von den Kandidaten war, die die 'Gefährlichen' zur Weißglut trieben. Erneut erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Hier gibt es auch ein Rudel, falls du nach Gesellschaft suchst. Ja. Sicher. Daryl Dixon, bereits nach zehn Minuten des Kennens war Tear sich sicher, dass er der letzte war, der dem Rudel beitreten würde.
Tear » 07.01.2015, 15:22 » Der Fluss #2

Daryl Dixon



Skeptisch sah Tear dem Wolf entgegen, versuchte für einen Augenblick das gesagte zu verarbeiten. Zombies? Die weiße Stute konnte nur bedingt einordnen, um was für Wesen es sich überhaupt handelte, von denen der Rüde sprach. Sie hatte immer geglaubt, dass es sich dabei um Schauermärchen handelte. Zombies, die mit einer stetig wachsenden Seuche die Welt befielen und die gesamte Welt in Angst und Schrecken versetzten. Doch Tear blieb überraschend entspannt, sah dem Wolf nur direkt ins Gesicht. Sie rührte sich nicht, denn sie dachte nach wie vor nach. Sie war noch nie einem Zombie ähnlichen Wesen begegnet. Offensichtlich, denn Tear war Niemand der solch eine Begegnung überleben würde. Vermutlich. Wer wusste das schon, schließlich hatte sie schon ganz andere Dinge überstanden. Eher mit Glück, als mit kämpferischen Fähigkeiten, aber allem Anschein nach hatte die hübsche Stute mehr davon in ihrem Leben, als andere.

Zombies? fragte sie schließlich doch nach. Der Wolf vor ihr sagte es mit solch einer Unumstößlichkeit, als sei es eine Tatsache, die unwiderruflich war und endgültig feststand. Doch wusste dieses Tier vor ihr überhaupt, wo er sich befand? Ein fast schon fassungsloses Lachen entfloh Tear. Vielleicht war es unhöflich, wirkte auf den Wolf als würde sie sich über ihn lustig machen, aber das war keineswegs der Fall. Es war nur vielmehr so, dass sie über sich selbst überrascht war, dass das Wort Zombie, der reine Gedanke an solch abscheuliche Gestalten, sie nicht im geringsten ängstigte.
Sollte was du erzählt hast stimmen, Wolf, so ist es hier eine Nichtigkeit, die nicht beachtet wird. Tear sprach das Tier auf diese Weise an, weil sie wissen wollte, was für einen Namen dieser sonderbare Weggefährte hatte. Er wirkte gezeichnet vom Leben, ausgemerzt und erschöpft. Vielleicht stimmte was er gesagt hatte, vielleicht war der Dolch, welchen er bei sich trug ein Indiz für das, was er durchlebt hatte. Für Tear unvorstellbar und gleichermaßen schrecklich, doch er hatte sich vermutlich nichts gutes getan, in dieses Tal zu fliehen. Vielleicht war es hier sicher, wenn es um diese Gestalten ging, doch hier gab es weitaus mehr, als Zombies.
Hier gibt es Wesen, die weit aus furchteinflössender sind, als eine dunkle Brut, die durch eine Seuche entstand. Es war ein Fakt, den sie dem Rüden nicht verschweigen wollte. Es würde sie nicht einmal wundern, wenn Faithless es geschafft hätte, einige dieser 'Zombies' auf seine Seite zu zerren, ihnen wieder ein geringes Bisschen an Verstand zukommen zu lassen. Doch was wusste sie schon? Sie wollte sich mit den widerlichen Tätigkeiten des Fahlen nicht beschäftigen. Sie hasste ihn, auch wenn sie ihm nie gegenüber gestanden hatte. Tears Gesichtsausdruck verzerrte sich und als sie bemerkte, wie das auf den Rüden vor ihr wirken musste, versuchte sie, sich wieder zu entspannen.

Du kannst beruhigt sein, hier bist du vorerst sicher, aber zieh nicht durch das Tal, ohne zu wissen wo du hin gehst. Es könnten deine letzten Schritte sein. Tear hatte keine Zweifel, dass der Wolf sich alleine durchschlagen konnte. Er wirkte so und seinen Worten nach, war er ziemlich unerschrocken. Was hatte man aber auch für eine Wahl, wenn man so gelebt hatte wie der Rüde vor ihm?
Mit einem mitfühlenden Blick musterte Tear den Wolf vor sich. Sie musste weiterziehen doch es erschien ihr nicht richtig, das ausgemergelte Tier einfach hier zurück zu lassen, ohne eine Idee von dem, was sich in diesem Tal abspielte. Mochte sein, dass er durch die Hölle gegangen war, doch das hier war eine andere Art des Land Satans. Unsicher sah sie zu ihrem Ziel und zurück zu dem Wolf. Zur Not würde sie ihn zurück lassen, denn ihre Loyalität galt immer noch ihrer Herde, doch sie musste dem Tier zumindest ihre Hilfe anbieten. Sie war Niemand, der die Augen vor so etwas verschloss und mit einem schlichten Schulterzucken weiterlief.
Schau, du siehst nicht gut aus und ich möchte dich nicht einfach im Unwissen lassen. Du kannst sicher gut auf dich selbst aufpassen, aber ein wenig Vorwissen ist vielleicht ganz Nützlich. Möchtest du mich ein Stück begleiten? Vielleicht könnte dir das helfen… Die weiße Stute war sich unsicher, ob der Rüde zustimmen würde. Er wirkte unnahbar und eher introvertiert, aber was tat das schon zur Sache? Tears Verhalten ihm gegenüber würde sich deshalb nicht ändern und trotzdem hielt sie für einen kurzen Moment inne. Sie bezweifelte, dass er allzu viel Lust auf ihre Gesellschaft hatte, aber wenn ihm der Gedanke nicht gefiel, einen kurzen Augenblick mit ihr zu sprechen, dann konnte er ja auch ablehnen und sie gingen wieder getrennte Wege.

Mein Name ist Tear. stellte sie sich noch knapp vor, nickte dabei höflich. Sie wollte dem Rüden schließlich nicht als ein gesichtsloses Tier im Gedächtnis bleiben. Mit einem prüfenden Blick sah sie sich noch einmal um begutachtete den Platz, den sie als geeigneten Sammelort der Verletzten und Geschwächten sah. Man hatte einen guten Überblick und der Fluss tat sein übriges dazu. Noch dazu hatte man bedingt Schutz, aber Tear verließ sich nicht auf diesen. Ihr Plan wäre es, diejenigen, die stark genug waren in die Höhlen zu bringen, doch ob diese sich dazu eigneten, musste die hübsche Stute erst noch in Erfahrung bringen.
Seufzend wand sie sich von dem Wolf ab. Komm einfach mit, wenn du möchtest. Und schon lief sie los, über die gewaltige Wiese, die momentan mit einer dicken Schicht aus Eis und Schnee bedeckt war. Die weiße Stute genoss es, im Winter nicht allzu sehr aufzufallen. Die kalte Landschaft, die komplett in weiß und grautöne getaucht war, verschluckte sie fast vollkommen. Die Beine Tears trugen sie immer weiter und weiter und bisher hatte sich die junge Stute noch nicht umgedreht, um nachzusehen, ob der Rüde sich nun zu ihr gesellt hatte oder nicht. Ihr schien der Gedanke mit einem fremden Tier herumzuziehen ein wenig merkwürdig, aber dennoch, der Wolf brauchte Hilfe. Vielleicht wollte er sich im Endeffekt sogar einer Herde oder dem Rudel anschließen. Tear spitzte die Ohren, als sich die Höhlen vor ihr auftaten. Verschiedene Gerüche kamen ihr entgegen, aber sie konnte Niemanden entdecken, daher glaubte sie, allein zu sein. Prüfend schritt sie auf ihr Ziel zu. Ob sie sich für die Adoyan Enay eigneten, würde sie gleich erfahren. Doch zuerst… Langsam blickte sie hinter sich, um nachzusehen, ob der Fremde sich ihr angeschlossen hatte.
Tear » 03.01.2015, 14:09 » Der Fluss #2

{Persepolis} Daryl Dixon



Tear nickte bedächtig. An Persepolis Worten war tatsächlich etwas wahres dran, denn der graue Hengst schien Tears Meinung nach zu kaum einer anderen Gruppierung zu passen. Persepolis war schon früher immer Jemand gewesen, der keine direkten Seiten unterstützte, sondern sich ein Gesamtbild machte und dann versuchte, Streit oder Meinungsverschiedenheiten zu schlichten. Die weiße Stute war nie so gewesen. Sobald sie eine böse Tat mitbekam, war sie automatisch für denjenigen da, der hatte einstecken müssen, war bereit, alles dafür zu tun, damit die Gegenseite bemerkte, wie grausam ihr Verhalten gewesen war. Wenn möglich mit den selben Mitteln. Vielleicht war sie noch zu jung, um Persepolis Sichtweise zu verstehen, oder aber sie war einfach sie selbst, anders, nicht wie der graue Hengst vor ihr. Tear seufzte und lief los, trat den Weg zum Fluss an. Sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen und das zügig. Zwar genoss sie die Anwesenheit des grauen Hengstes, doch sie wusste nicht, in wie weit er sie daran hindern würde, ihrer Aufgabe nachzukommen. Was wenn er ihre Handlungen an die Alacres Pacem weitergeben würde? Tear war misstrauisch geworden, selbst wenn es um ihre eigenen Freunde ging. Es war eine erschreckende Tatsache und Tear hätte nichts lieber getan, als diesen Umstand zu verneinen, aber es war tatsächlich so. Der Adoyan Enay zu liebe, würde sie sich schon bald von Persepolis trennen. Ein Fakt, welcher Tear im Herzen schmerzte, doch was konnte sie schon tun? Dem anderen vertrauen? Und wie lange? Wie lange konnte sie das? Wie lange, bis sie Informationen an den anderen weiter gab, die gar nicht für seine Ohren bestimmt waren? Dieser Krieg war grausam, forderte von vielen einiges ab und von Tear… Nun, den einzigen Freund den sie je gehabt hatte. Aber sie war bereit all dies aufzugeben. Sie war schon immer eine sehr loyale und verlässliche Stute gewesen. Auch dieses Mal würde sie sich von ihrer besten Seite zeigen. Abrupt blieb sie stehen, als sie den Fluss erreicht hatten. Kurz sah sie sich um, entdeckte bereits Stellen, die sie sich gleich auf jeden Fall näher ansehen würde. Der Fluss war größtenteils zugefroren, und die Nahrung, die hier sonst so üppig zu finden war, war unter einer dicken Lage an Schnee verschwunden. Sollte ein Krieg stattfinden und es sollte Verletzte geben, erschien ihr dieser Ort perfekt. Es gab Futter und Wasser und zahlreiche Heilkräuter fanden sich hier auch. Zwar war man offen gelegt, aufgrund der fehlenden Unterschlupf Möglichkeiten, doch das selbe galt auch für die Feinde. Ausgestattet mit einigen Kriegern und Wächtern schien ihr dieser Ort für die Erstvorsorge doch sehr geeignet. Sie würde noch einige Untersuchungen anstellen, aber im Grunde hatte Tear sich ihre Meinung bereits gebildet.

Der Schnee, welcher ebenso weiß war wie Tear selbst, gab merkwürdige Geräusche von sich, als Tear vorsichtig vor Persepolis trat und ihm ein entschuldigendes Lächeln schenkte. Vielleicht wäre es besser, wenn ich von hier aus alleine weiterziehe. Ich habe noch eine Aufgabe für die Adoyan Enay zu erledigen und ich bin mir sicher, dass es dich nur langweiligen würde. Ich muss… Kräuter sammeln und das ist, naja, selbst für mich eher unschön, also werde ich mich jetzt beeilen los zu kommen. Hab noch einen schönen Tag, Persepolis, es war schön dich wieder zu sehen. Tear stubste ihn freundschaftlich an, ehe sie einige Schritte zurück trat, sich umdrehte und vorwärts ging ohne zurück zu blicken. Ob sie sich wieder treffen würden? Möglich. Aber vermutlich nicht als Freunde. Es war ein trauriges Unterfangen, aber Tear fühlte sich ihrer Herde verpflichtet, nicht aber ihrem Herzen.
Mit steil gespitzten Ohren, trat Tear also auf eine kleine Senkung in der Nähe des Flusses herab. Wenn man sich nicht auf einen Hügel stellte, würde man hier nicht zu erkennen sein. Für einige Verletzte, die schnell Verpflegung bracuhten vielleicht der perfekte Ort um sich kurz auszuruhen und dann… Ja, was dann? Wohin konnte man gehen, wenn der Herdenplatz der Adoyan Enay direkt unter Beschuss stand Tear dachte angestrengt nach, erinnerte sich an einen Ort, den ihr Raphael noch genannt hatte. Die Höhlen. Ob diese sich eigneten? Als lang anhaltendes Versteck? Die weiße Stute lächelte. Sie würde gleich aufbrechen und diesen Ort untersuchen. Doch erst musste sie einen weiteren geeigneten Platz finden und einen guten Weg, um hier überhaupt hinzukommen. Denn ohne schnelle Verbindung konnte sie ihre Idee gleich wieder vergessen. Bei Gefahr musste es schnell gehen.

Sie wollte gerade ins Wasser treten, um zu testen wie tief es war, da fiel ihr Blick auf einen Wolf. Geschockt sprang sie wieder auf dem ohnehin viel zu kalten Gewässer heraus und starrte den Rüden vor sich mit angelegten Ohren und zusammengekniffenen Augen an. Wer wusste schon welcher Gruppierung dieses Tier angehörte? Ob er ihr wohlmögliche sogar gefolgt war? Ein Dolch hing um seinen Hals und Tear wollte für einen Augenblick gar nicht wissen, wie er an dieses Stück Metall gelangt war und warum er es besaß. Wie kam man überhaupt an eine Waffe der Menschen? Doch Tears Blick zuckte von der Waffe schnell wieder zurück zu dem Wolf. Er wirkte nicht so, als wollte er sie angreifen, also entspannte sie sich langsam wieder und trat erneut in den Fluss, testete, ob es möglich war hindurch zu waten, auch wenn man klein, schwach oder alt war. Tear war positiv überrascht, also nickte sie nur zu sich selbst, wollte gerade wieder gehen, als sie erneut auf den Rüden sah. Er stand noch genau an der selben Stelle wie vorher, wirkte ein wenig neben sich und in Gedanken.
Alles in Ordnung? fragte sie daher mit einem fast schon besorgten Unterton. Sie wollte nicht zu nah an den Rüden heran treten, wollte ihn aber auch nicht einfach im Wasser zurück lassen. Er war zwar muskolös und allem Anschein nach kräftig, aber dennoch wirkte er fast schon verloren und schwach. Wie dies zusammenhing wusste die Stute natürlich nicht.
Tear » 13.12.2014, 17:26 » Das Moor #1

Persepolis



Der graue Hengst wirkte ruhig und gefasst, als er auf die Frage, die Tear ohne weiteren Hintergedanken gestellt hatte, antwortete. Weshalb sie diese Tatsache so störte, wusste sie selbst nicht so genau. Irgendetwas schien sich hinter seinen Worten zu verbergen, was die Stute leicht erschrak, erneut an Dinge denken ließ, die im Grunde gar nichts mit dem eigentlichen Gespräch zu tun hatten. Natürlich war Tear glücklich über die Tatsache, dass sich ein alter Freund ihr gegenüber befand, aber es schien fast so, als würde er sie immer und immer wieder an ihre eigenen Probleme erinnern. Vielleicht war das ein Zeichen? Ein Zeichen, dass Tear sich dem anderen öffnen sollte, so wie sie es vor vielen Jahren immer getan hatte, wenn sie psychisch vollkommen am Ende war? Aber das waren alte Zeiten gewesen, Tear ging es nun deutlich besser, sie war gefasster und erwachsener und wusste mit ihren Problemen umzugehen. Zumindest teilweise. Gut, im Grunde plagten sie diese Gedanken immer noch und eine Meinung zu diesen Themen zu hören, hätte ihr sicherlich gut getan, aber Tear wusste, dass momentan gefährliche Zeiten herrschten und jedes falsche Wort, das Tear in den Mund nahm, konnte anderen schaden und das war definitiv das Letzte was sie wollte.

Tear beobachtete Persepolis interessiert, während er weiter erzählte, wie er auf eine ihr unbekannte Persönlichkeit gestoßen war, nur um dann mit dieser in das Tal zu ziehen. Tear fragte sich für einen kurzen Augenblick, wer freiwillig hierhin ziehen würde, erinnerte sich dann jedoch wieder an sich selbst. Sie, töricht und jung, hatte doch selbst die Freiheit gesucht und hatte diesen Ort aufgesucht. Vielleicht war das wahrlich dumm gewesen, aber wenn sie im Endeffekt über all die Dinge nachdachte, die sie gelernt hatte und all die Pferde, mit denen sie sich hatte unterhalten können, so war sie doch froh, dass sie hierher gekommen war. Auch wenn viele Dinge momentan ihr Gewissen plagten, aber was war schon so sonderbar daran? An einem anderen Ort wäre es ihr sicherlich ähnlich ergangen.
Tear hätte bei Persepolis Lachen jedoch fast die Miene verzogen. Es wirkte unehrlich und fast schon schmerzhaft, aber Tear hütete sich davor, weiter nachzufragen. Sie hatte Persepolis nicht von ihren Problemen erzählt, also hatte der Graue auch sicherlich nicht die Lust, mit Tear darüber zu reden. Zumindest noch nicht. Mochte sein, dass hinter der Geschichte mit der oder dem Fremden mehr steckte, aber Tear erkannte, wenn es Zeit war, sich einem neuen Thema zu widmen. Die Zeit war nun eindeutig gekommen. Lächelnd nickte sie also, versuchte so zu tun, als hätte sie Persepolis Leid, was diese Angelegenheit betraf, nicht bemerkt und versuchte zu einem anderen Thema überzugehen. Jedoch schien Persepolis dies schon vollkommen alleine zu tun und wenn Tear ehrlich war, so war sie wahrlich erleichtert über jene Tatsache.

Gut, der Krieg war im Grunde ein ebenfalls sehr schlechte Thema, aber allem Anschein nach besser als Persepolis oder ihre Gefühlswelt. Ein Krieg ist tatsächlich unaufhaltbar, sobald er sich entwickelt hat. Es erfreut mich, dass sich eine solch arrangierte und friedfertige Herde gebildet hat. Vielleicht wäre ich ihr sogar beigetreten, wäre ich nicht... zuerst den Adoyan Enay begegnet. Oder eher gesagt Raphael und dann Jason. Vielleicht war ihre Entscheidung den Adoyan Enay beizutreten, um Faithless und seine Ansichten zu beseitigen, ein wenig voreilig gewesen, aber bereuen tat sie es nicht. Ganz bestimmt nicht.
So wie du sprichst, scheinst du dich in deiner neuen Herde sehr wohl zu fühlen. Das freut mich. gab sie ehrlich und mit einem seeligen Lächeln von sich. Die nächste Frage überraschte Tear keineswegs, doch es ängstigte sie, wie wenig sie über sich selbst erzählt hatte, während sie so viele Fragen an Persepolis gestellt hatte. Früher hatte sie sich gerne anderen geöffnet aber jetzt schien es plötzlich so, als würde sie liebend gerne gar nichts mehr von sich preis geben. Ein wenig verwirrt, aber auch gleichermaßen entschuldigend, nickte sie. Ja, verzeih... Ich gehöre den Adoyan Enay an. brachte sie, mit einem weiteren Lächeln hervor. Sie sind sehr... speziell, aber durchaus liebenswürdig. Du weißt sicherlich schon ein paar Dinge über sie. Denn Tear wäre es sicherlich nicht, die irgendein gut gehütetes Geheimnis ausplappern würde. Nicht, das sie Persepolis nicht vertraute, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Zwar fand Tear es schade, Niemandem mehr wirklich trauen zu können, aber so war das Leben momentan. Misstrauen herrschte im Tal und auch wenn die Alacres Pacem allem Anschein nach sehr friedlich zu sein schienen, so bezweifelte Tear nicht, dass Faithless seine Augen und Ohren überall im Tal hatte.

Tear lächelte, als Persepolis endlich wieder sein echtes Lachen zeigte. An ihrem Lächeln erkannte man Sehnsucht und Melancholie, aber so schnell wie dieser Ausdruck über ihr Gesicht gehuscht war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben, nicht wahr? grinste sie, auch wenn ihr diese Worte im Inneren selbst einen Stich versetzten. Hoffnung. Seit wann glaubte sie an so etwas wie Hoffnung? Sie war Niemand der solche Worte leichtfertig in den Mund nahm und doch hatte sie es jetzt getan. Vielleicht war Persepolis wirklich eine Gesellschaft, die sie ein wenig länger um sich herum brauchte, um zu erkennen, was wirklich mit ihr los war. Musste sie sich wirklich so dringen aussprechen? Vielleicht hatte sie die Dinge die sie quälten zu lange in sich hinein gefressen.
Du hast Recht. stimmte sie ihm daher zu, als er darauf aufmerksam machte woanders hin zu ziehen. Das bedeutete auch, dass er noch eine Weile an ihrer Seite bleiben würde, also hatte Tear noch Zeit, zu überlegen, ob sie ihm einige Dinge anvertrauen würde, die sie bei anderen Pferden oder auch Freunden geheim gehalten hätte. Persepolis war immer ein vertrauenswürdiger Gefährte gewesen, wieso sollte er es nicht auch noch immer sein?
Ich habe sowieso noch etwas zu erledigen. Das könnte man perfekt verbinden. lächelte sie. Wie wäre es wenn wir zum Fluss gehen? Käme dir das entgegen? Tear ging bereits voller Tatendrang einige Schritte zurück, passte dabei so gut wie möglich darauf auf, nicht in irgendeinem der morastigen Löcher zu versinken.

--> Zum Fluss
Tear » 06.12.2014, 12:36 » Das Moor #1

Persepolis



Wie sollte man es am besten ausdrücken? Tear freute sich sehr, einen alten bekannten wieder zu sehen, aber gleichermaßen war sie auch traurig über all das vergangene, an was er sie erinnerte. Schon in frühen Jahren hatte sie Schmerz und Verrat kennengelernt und auch wenn Persepolis ihr immer treu zur Seite gestanden hatte, so erinnerte er sie an erste Tränen des Verlustes und des Betruges. Die Stute gab auf keinen Fall dem Apfelschimmel Schuld daran, aber es war dennoch absehbar, dass er eng mit ihrer Vergangenheit verbunden war. Nun war es wohl an der Zeit, diese Bande zu lösen und Persepolis auch in ihrem neuen Leben Willkommen zu heißen. Sie war glücklich darüber, einen alten Freund hier zu treffen. Denn wer war ihr hier schon noch aus ihrer Vergangenheit bekannt? Die Einsamkeit mit welcher sie sich stetig durch dieses Tal gekämpft hatte wurde ihr plötzlich genommen und aufgrund dieser Freiheit, die sie auf einmal empfand, legte sich ein erfreutes Lächeln auf ihr Gesicht.
Die Worte die er sprach, zeugten von Anteilnahme und das Lächeln, welches Tears Antlitz zierte, schwand dadurch auf keinen Fall, verstärkte sich vielleicht sogar ein wenig mehr. Der Hengst hatte sich allem Anschein nach kein Stück verändert, war immer noch von freundlicher und hilfsbereiter Natur. Tear hatte das Bedürfnis, ihm zu sagen, wie sehr sie genau das an ihm schätzt, doch aus irgendeinem Grund, erschien ihr die momentane Situation für diese Worte falsch, also sprach sie sie nicht aus. Und natürlich vermisste sie ihre Familie. Ihre Eltern waren ihr immer zwei Geschenke des Himmels gewesen. Sie hatten ihr in Zeiten der Not geholfen und waren immer für sie da, schenkten ihr die Liebe die sie benötigte. Und dennoch hatte sie gehen müssen. Es amüsierte Tear, dass Persepolis wohl genau so wenig zu erzählen hatte wie sie. Nun, sie hätte etwas zu erzählen, aber sie wollte die Adoyan Enay und, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, Jason, auf keinen Fall in Gefahr bringen, daher war ihr Mund, was diese Angelegenheit betraf, versiegelt.

Du bist mit Jemandem hergekommen? fragte Tear interessiert. Sie selbst war alleine ins Tal gekommen, hatte sich allerdings sofort einer Herde angeschlossen und Schutz gesucht. Der plötzliche Ausdruck von Sehnsucht, der über Persepolis Gesicht huschte, ließ Tear nachdenken. Vielleicht hätte er jetzt gerne eben dieses Tier bei sich gehabt? Aber wieso hatten sich ihre Wege dann getrennt? Tear dachte kurz an ihre eigene Situation und versuchte mit einem eisernen Lächeln auch diese Gedanken zu verdrängen. Sie befand sich bestimmt nicht in so einer Situation, wie sie die von Persepolis einordnete.
Wieso habt ihr euch getrennt? war daher ihre Frage, jedoch 2war ihre Stimme kratzig und brüchig, von der unterdrückten Wut auf sich selbst, die sie empfand, sobald ihre Gedanken in eine andere, ihr nicht willkommene, Richtung abdrifteten. Peinlich berührt räusperte sie sich und wiederholte ihre Frage erneut, dieses Mal mit fester Stimme.
Dabei sah sie sich um. Sie war immer noch im Auftrag der Adoyan Enay unterwegs, auch wenn ihr das gerade recht gekommen war und sie diese Aufgabe eigentlich nur angenommen hatte, um einen Augenblick von der Herde wegzukommen. Sie sollte einige Orte erkunden und sehen, wie sie ihrer Herde nützlich sein konnten. Das Moor war nah an ihrem Gebiet dran und vielleicht nicht unbedingt das, was sich Raphael vorgestellt hatte, aber Tear kam eine recht bizarre Idee, wie das Moor ihnen im Krieg nützlich sein konnte. Lächelnd sah sie sich um. Strategisch geplant diente es als eine perfekte Falle. Nicht viele, außerhalb der Adoyan Enay wussten sich hier zurecht zu finden. Würde man einen Feind hier hinein locken wäre es durchaus möglich, dass dieser nie wieder heraus käme.

Tear riss sich von diesen Gedanken los, als sie erneut Persepolis Stimme hörte. Ja, der Krieg… Etwas gegen das sie effektiv hatte arbeiten wollen, aber je länger sie über die Situation die mit Faithless Leben einherging nachdachte, desto mehr wurde ihr klar, dass es nicht zu einer Abwendung des Krieges kommen würde.
Der Krieg, ja… murmelte Tear. Momentan war es ziemlich still. Niemand schien momentan angreifen zu wollen, aber natürlich wurden Vorbereitungen getroffen. Tear war das lebendige Beispiel dafür. Es ist eine Schande, dass so viele Tiere aufgrund von der brutalen Meinungsdurchsetzung anderer, sterben müssen. Aber ich befürchte, dass man kaum etwas an dieser verkehrten Denkweise ändern kann. Was eben der Grund war, weshalb sie sich jetzt hier befand und mit äußerstem Interesse die gefährlichen Stellen des Moores begutachtete. Wie gerne würde sie Travish in einem dieser Moraste versinken sehen. Sie war zwar von freundlicher Natur, aber dieser Spion hatte mit Sicherheit wichtige Informationen weitergeleitet, an Ohren, die sie definitiv nicht hätten hören sollen. Tears Ohren stellten sich erneut auf, als ihr klar wurde, dass Persepolis bei den Alacres Pacem Mitglied war. Ein zartes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und sie nickte langsam. Die Alacres Pacem sind eine friedfertige Herde, so wie ich gehört habe. Sie wurden erst vor kurzer Zeit gegründet, nicht wahr? Tear hatte all dies nur am Rande mitbekommen. Diese Herde stellte keine Gefahr für sie dar, daher war sie im Tal gern gesehen, schließlich bot sie Pferden, die dem Krieg neutral entgegen standen, die Möglichkeit, sich von all dem fern zu halten. Die weiße Stute wusste natürlich nicht, dass die Alacres Pacem eigentlich aktiv gegen den krieg vorgingen.

Tear lachte leicht, als Persepolis darauf hinwies, dass er beinahe einen Fehltritt begangen hätte. Tear kaufte ihm zwar nicht ab, dass ihn nichts beschäftigt hatte, aber es war gewiss so, dass man hier sehr aufmerksam sein sollte. Umso besser war dieser Ort als eine Falle geeignet. Tear würde Raphael melden, dass einige Tiere, die sich hier bestens auskannten im Kampf 'fliehen' könnten, um Gegner hier hinein zu locken. Im vollen Tempo würden eben jene nicht darauf achten, wo sie hintraten und in ihrer Unwissenheit mit Sicherheit nicht lange überleben. Die Weiße nickte zu sich selbst. Ein guter Plan.
Es wäre gewiss kein schöner letzter Tag gewesen. lächelte sie nun. Wobei ich Hilfe geholt hätte. Vielleicht hätten wir dich hier rausbekommen. Hätte sie Hilfe geholt, wenn sie Persepolis nicht kennen würde? Über die letzte Zeit war sie sehr misstrauisch geworden, vor allem nach dem Vorfall mit Travish, wenn er überhaupt so hieß. Aber wer konnte schon sagen, was sie in gewissen Situationen getan hätte?
Tear » 21.11.2014, 16:01 » Das Moor #1

Persepolis



Er war es.
Diese Tatsache brannte sich in ihre Seele ein, fast schon schmerzhaft waren die Erinnerung an eine vergangene Zeit, in welcher sie sich noch an der schützenden Seite ihrer Mutter befunden hatte. Doch jetzt war sie erwachsen, auch wenn sie auf andere noch sehr jung erscheinen mochte. Sie hatte viel gelernt und viel gesehen. Niemand vermochte es, ihr diese Last von den Schultern zu nehmen. Und dennoch, ein altes Gesicht in dieser neuen Umgebung war wie ein Segen für sie. Zwar gefiel es ihr in ihrer Herde, sie fühlte sich wohl, hatte dort Bezugspersonen, aber wie üblich hatte Tear es nie geschafft, wirklich enge Freunde an sich zu binden. Daher war die Freude umso größer Jemanden zu sehen, er ihr früher immer ein wenig Auszeit geschenkt hatte. Zwar hatte Tear Persepolis auch nie einen engen Freund nennen können, aber sie hatte sich ihm anvertraut. Er hatte ein gutes Herz und das war das einzige, was für die Stute zählte.
Ein Lächeln legte sich auf ihre zarten Züge und vorsichtig bahnte sie sich ihren Weg zu dem Grauen, bis sie ein wenig näher an ihm stand und dennoch nicht zu nah. Ihre Augen blitzten kurz vor Erkenntnis und Freude, doch dieses Strahlen war nicht von Dauer. Sie musterte den Grauen, erkannte, dass dieser ebenfalls gealtert war. Früher noch ein junger, vor Lebenskraft strahlender Hengst und nun ein erwachsenes Pferd, von welchem eine seltsame Art der Melancholie ausging. Die weiße Stute seufzte. Die Zeit ging an Niemandem spurlos vorbei und sie alle mussten Dinge ertragen, die kaum zumutbar waren.

Es ist schön, dich wiederzusehen. Erinnerungen, die sie mit Wärme erfüllten, gelangten in ihren Kopf und Tear war einfach nur glücklich, in der Zeit in welcher sie kaum von einem bestimmten Gedanken loskam, Jemanden zu finden, der ihr ein wenig Halt schenken konnte.
Ich bin vor etwas länger als einem Jahr hierher gekommen… antwortete sie schließlich mit zarter Stimme, ließ jedoch auch eine unterschwellige Frage mit einspielen. Seit wann befand Persepolis sich hier? Soweit die Stute wusste, hatte er seine Heimat geliebt, auch wenn es Tear immer fasziniert hatte, wie rastlos er sich in dem gesamten Tal in dem sie gelebt hatten, fortbewegt hatte. Er hatte gesucht, während sie geflohen war.
Und um ehrlich zu sein, ist nicht unbedingt viel passiert, während wir uns nicht gesehen haben. Ich war nur… Ich konnte die anderen nicht mehr ertragen, ihre Lügen und ihre Geschichten ohne Hintergrund. Ich musste gehen, auch wenn ich meine Familie mit jedem Tag mehr vermisse. Aber ich kann dennoch sagen, dass es das wert war. Denn ja, viel verändert hatte sich nicht. Und dennoch wusste Tear nun Dinge, die sie auch Persepolis nicht anvertrauen konnte. Oder? War sich dieser bewusst, dass sich unter den Adoyan Enay tatsächlich Engel befanden? Starke, stolze Gestalten, die aufgrund einer höheren Macht auf die Erde gekommen waren, um das Böse zu vertreiben? Tear war sich auf einmal nicht mal mehr sicher, ob sie erwähnen sollte, dass sie sich dieser Herde angeschlossen hatte, aber schnell betitelte sie sich selbst als Idioten.
Persepolis war Niemand, der sie verurteilen würde. Noch dazu würde er mit diese Informationen kaum etwas anfangen können, nicht wahr? Sie waren schließlich… Bekannte.

Ich habe mich hier einer Herde angeschlossen und ein neues Leben angefangen. Mit geht es eigentlich ziemlich gut. Bis auf die Tatsache, dass sie sich damit abfinden musste, dass die meisten Pferde ihrer Herde - und vor allem Jason - im eigentlichen Sinne, gar keine Pferde waren.
Was ist mit dir? Was ist dir passiert, dass du hierher gehen musstest? Als ich hier ankam, hat man mir nicht unbedingt dazu geraten, hier zu bleiben. Und wenn sie ehrlich war, konnte sie nicht verstehen weshalb. Es war gefährlich, ja, aber das Adrenalin pumpte jeden Tag durch ihre Adern und gab ihr das Gefühl zu leben. Es war wunderschön hier. Vielleicht nicht friedlich und gerecht, aber wunderschön. Und Tear war bereit dafür zu kämpfen, dass alle die ihr am Herzen lagen, ein glückliches Leben lebten.
Eine weitere Frage formte sich in dem Kopf von Tear, doch sie wollte diese nicht stellen. Persepolis wirkte gedankenverloren, fast ein wenig verträumt. Tear konnte sich kaum daran erinnern, dass er jemals so gewesen war. Zumindest nicht in einer gefährlichen Situation und die Weiße ging durchaus davon aus, dass sie alle das Moor als eine gefährliche Situation erachteten.

Aber sie war neugierig. Persepolis wirkte, als würde ihn etwas bedrücken. Und zwar nicht im einfachen Sinne, eher, als hätte etwas seine Gedanken befallen und würde ihn nicht mehr loslassen. Tear kannte dieses Gefühl nur zu gut. Oft genug fand sie sich selbst in Gedankengängen wieder, aus welchen sie nur schwer herauskam. Dabei sollte man sich doch konzentrieren, vor allem wenn man allein unterwegs war. Tear war nicht daran interessiert, bereits in so jungen Jahren zu sterben und auch wenn der Hengst vor ihr durchaus älter war als sie, so bezweifelte sie, dass dieser solche Absichten hatte. Daher stellte sie einfach die Frage, die sich auf ihre Zunge legte. Jetzt oder nie, schoß es ihr durch den Kopf.
Ist alles in Ordnung, Persepolis? Du wirkst etwas bedrückt.
Etwas. Eine Untertreibung, die wohl nur Tear wagte auszusprechen, aber vielleicht wusste der Graue ja nicht einmal, wie er momentan auf andere wirkte. Oder zumindest auf Tear.
Tear » 21.09.2014, 15:19 » Das Moor #1

Persepolis



Schweren Herzens hatte die junge Stute Envinyatar und den kleinen Welpen zurück gelassen. Sie waren ihr eine gute Ablenkung und eine hervorragende Gesellschaft gewesen, doch Tear hatte sich plötzlich eingeengt gefühlt. Ihre Herde wurde größer, füllte sich mit neuen Gesichtern, die der weißen Stute nicht geheuer waren und so zog es sie für einen Augenblick fort von der Sicherheit, hinein ins Unbekannte. Sie wusste, dass sie bald wieder zurückkehren würde. Wenn nicht der Sicherheit wegen, dann dafür, um Jason endlich zur Reden zu stellen. Keinen anderen hätte die junge Schimmelstute sich getraut zu fragen und das würde sich vermutlich so bald nicht ändern. Doch noch wusste Tear nicht, ob sie dafür bereit war, alles woran sie geglaubt hatte über einen Haufen zu werfen.

Die Tatsache, dass Jason all die Zeit eine übernatürliche Gestalt gewesen sein sollte, verunsicherte die Weiße, erklärte aber auch eine Frage, die sie sich immer tief im inneren gestellt hatte.
Seufzend schüttelte die Stute den Kopf und sah sich um. Sie war schon einige Zeit allein umher gewandert, war aus rein melancholischen Gründen den Weg entlang gelaufen, den sie zuerst gewählt hatte, nachdem sie mit Raphael gesprochen hatte. Mit einem Lächeln erinnerte sie sich daran, wie sie damals Kräuter für die Herde gesucht hatte und zum ersten Mal auf Jason gestoßen war. Wie schnell war die Zeit vergangen? Auf einmal wirkte es, als wären diese Tage Ewigkeiten her. Aber waren sie das nicht auch? Die Stute setzte ihren Weg fort, begutachtete ihre Umgebung sorgsam. Sie war bedacht, keine Frage. Tear war noch jung und auch wenn sie gewiss nicht zu den Schwächsten ihrer Sorte gehörte, so war die Flucht immer der beste Weg, wenn Gefahr drohte. Jedoch den perfekten Zeitpunkt dieser zu verpassen, war ein Fehler der tödlich enden konnte.

Schluckend blieb sie stehen und begutachtete den morastigen Boden, der sich vor ihr erstreckte. Jetzt wo sie darüber nachdachte, war es vielleicht keine besonders gute Idee gewesen, in diesen Teil des Tals zu gehen. Ein falscher Schritt und sie würde im Boden versinken, ohne das ihr irgendjemand helfen könnte. Sie wollte zurück. Ein plötzlicher Gedanke, der sie fast schon lächeln ließ. Unsicherheit hatte sie fliehen lassen, aber mittlerweile war sie sich ziemlich sicher, dass sie die Adoyan Enay ihr Zuhause nennen konnte, egal wie wenig sie über die Wesen wusste, die sie führten.
Bedacht setzte sie einen Huf vor den anderen, hoffte dabei keine falsche Bewegung zu machen und im Endeffekt kläglich zu sterben. Gerade als sie glaubte, aus dem gefährlichen Teil des Moores herausgekommen zu sein, hörte sie ein Knacken. Mit wachem Blick blieb sie stehen und begutachtete ihre Umgebung mit gespitzten Ohren. Sie hielt sich zurück, einen fragenden Laut in die Umgebung zu schicken. Wenn es Jemand war, der ihr Böses wollte, so sollte sie zumindest nicht ihren genauen Standpunkt preisgeben. Für einige Zeit blieb es still, bis wieder ein Knacken ertönte. Schien also durchaus ein größeres Tier zu sein, vielleicht sogar ein Pferd. Aber ach das schloss nicht aus, dass es sich um eine Gefahr handelte.

Mit langsamen, vorsichtigen Schritten, bahnte sich Tear ihren Weg durch das Dickicht, achtete dabei darauf, auf keine Äste zu treten, die ein unglaublich lautes Knacken erschallen lassen würden. Gerade als Tear nahe genug an dem Geräusch dran war, erkannte sie, dass es sich tatsächlich um ein Pferd handelte. Einen hübschen, grauen Hengst. Er wirkte nicht so, als würde er sich besonders gut auskennen. Tear überlegte hin und her. Was wenn es doch ein Pferd mit bösen Absichten war? Dann sollte sie ihre Anwesenheit nicht kund tun. Allerdings… Was wenn es ein Fremder war? Jemand dem das gesamte Tal unbekannt war? Er würde früh von Pferden heimgesucht werden, welche ihm den letzten Tropfen seiner selbst rauben würden. Tear beobachtete mit Argusauge, wie der Graue weiterlief. Oder er würde im Morast versinken, wenn er nicht bald umkehrte.

Tear entschied sich, alles auf eine Karte zu setzen und räusperte sich leicht, folgte dem Grauen drei Schritte, einfach nur um nicht allzu laut sprechen zu müssen.
Wenn Sie sich weiter vorwärts begegnen, werden Sie hier nicht mehr lebendig rauskommen. ließ sie verlauten, beobachtete dabei weiterhin jede Bewegung des Hengstes. Eine falsche und sie würde verschwinden und wie üblich vor dem Unbekannten fliehen. Doch als die Weiße erneut einen Blick auf den Fremden erhaschte, erkannte sie auf einmal die vertrauten Züge. Überrascht und gleichermaßen geschockt riss sie die Augen auf. Konnte es sein? Sie kannte dieses Pferd. Früher hatte sie ihn ab und an auf den Ebenen angetroffen, lange bevor sie in dieses Tal geflohen war. Sie waren nicht wirklich Freunde gewesen, eher so etwas wie Bekannte, die sich ab und an trafen und unterhielten, weil sie den selben Weg teilten.
Persepolis? fragte sie daher mit leicht zittriger Stimme, einfach nur um sich wirklich sicher zu sein. Diese Graufärbung war nicht unbedingt die ungewöhnlichste Färbung im Tal, wer wusste schon ob es sich hierbei einfach um ein Pferd mit ähnlichen Zügen und gleichen Muster hielt?
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