Unbenanntes Dokument

Alle Posts von

Alle - Nur Rollenspiel

Kein Avatar hinterlegt.


Caliane » 22.01.2015, 19:55 » Nunataq #1

Illium


Calianes Blick war weiter starr gerade aus gerichtet. Sie spürte die nahende Ankunft des Engels, er war ihrem Ruf gefolgt. Hatte er überhaupt eine andere Wahl gehabt? Der Kopf der Schimmelstute hämmerte unaufhörlich im Takt ihres Herzschlages, ein stechender Schmerz machte sich in ihrer Schläfe breit. Immer wieder sah sie verschwommene Bilder, Horrorszenarien, die sie sich niemals hätte ausmalen können. Sie sah vor sich die schemenhafte Silhouette des Geistes, Faithless. Ihr Zorn verstärkte sich, die kleinen roten Funken über ihrem Körper schienen sich in lodernde Flammen zu verwandeln. Sie sah den Geist vor sich, hämisch lachend, die Stimme kalt wie berstendes Eis. Dann entfernten sich die Bilder immer weiter, wurden unerkennbar, ehe sie in einer einsamen, schwarzen Hülle zurückgelassen wurde, in der sich eine eisige Kälte ausbreitete. Das müssen die letzten Augenblicke Raphaels gewesen sein. Caliane konnte die Bilder noch nicht vollkommen in ihren Kopf hineinlassen, zu groß und frisch war der Verlust.

Sie atmete hörbar tief ein und drehte ihren großen Körper elegant um, nur um kurz darauf in die leuchtenden, ehrlichen Augen Illiums zu blicken. Sie nickte ihm wortlos zu, dankte ihm mit dieser Geste für sein kommen und begrüßte ihn auf dem Nunataq. Ich schätze, dieser Ort war dir bisher unbekannt? begann Caliane das Gespräch und sah ihrem Gegenüber dabei weniger in die Augen, vielmehr musterte sie bewundernd die gewaltigen Felsklippen des Refugialgebietes. Ein schöner Ort, so unberührt und ruhig... so friedlich... die letzten Worte zischte sie mit solch einer Boshaftigkeit in die Luft, wie man es gar nicht von einem Erzengel erwarten würde. Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. All ihre Gedanken waren durcheinander, gefüllt mit Schmerz und Trauer, umsäumt mit ungesättigter Wut. Die Älteste seufzte kaum hörbar, sah den Engel sich gegenüber abschätzend an. Sie hatte bisher noch nicht allzu oft das Vergnügen gehabt, ein Gespräch mit Illium zu führen. Allgemein hegte sie wenig Kontakt zu den engsten Verbündeten ihres Sohnes. All das hatte Raphael getan, sie hatte ihn lediglich mit ihrer Stärke und Macht unterstützt. Und genau in dem Moment, als ihre Macht am meisten gebraucht wurde, war sie nicht vor Ort. Ein Tränenfilm legte sich über die trüben Augen des Erzengels, ein Gefühl, das selbst Caliane mit ihrer hohen Lebenserfahrung noch nicht allzu oft verspürt hatte. Energisch schlug sie den Kopf in die Höhe, jegliche Trauer wich schlagartig dem ungesättigten Durst nach Rache. Seine Seele ist verschwunden, ich höre seine Stimme nicht mehr und seine Gedanken bleiben mir verwehrt... Aber auch so sagt es mir mein Herz. Raphael ist tot. Ermordet von einem widerwärtigen Scheusal. Ihr Blick war nun direkt auf Illium gerichtet, in ihren Augen spiegelten sich so viele Gefühle, wie ein einzelnes Lebewesen gar nicht zu spüren vermag.
Caliane » 21.01.2015, 20:35 » Nunataq #1

Zeitsprung


Illium


Sanft waren die weißen Flügel auf ihrem Rücken gefaltet, beinahe geräuschlos erklomm sie den Nunataq, jenen Ort, an dem sie das letzte Mal die Stimme ihres Sohnes gehört hatte. Ihre Beine waren schwer und doch schien sie über den felsigen Boden zu schweben, ohne auch nur eine Feder ihrer Flügel zu benutzen. Es war still geworden in Calianes Kopf. Einst konnte sie sich jederzeit mit Raphael unterhalten, ohne Worte, ohne Stimme, nur mit ihren Gedanken. Doch Raphael war aus ihrem Kopf verschwunden, je mehr sie nach ihm suchte, umso stärker wurde sie sich der Tatsache bewusst, ohne ihn weiter wachen zu müssen. Ein kaum hörbares Seufzen entglitt ihrer Kehle, während sie den Blick über das Herdengebiet der Adoyan Enay schweifen ließ, welches sie einst gemeinsam mit ihrem Sohn regiert und behütet hat. Was würde nun mit der Herde passieren? Wie sollte sie den Tod Raphaels rächen? Ihr Blick war kalt und starr gerade aus gerichtet, eine kalte Winterböe durchzog ihre lange Mähne, die sich wie ein sanfter Schleier vor ihre Augen legte. Doch Calianes Erscheinungsbild war zum jetzigen Zeitpunkt alles andere als sanft. Kleine rote Funken tanzten über ihrem Körper umher, die Muskeln waren angespannt und die Flügel eng zusammen gefaltet. Es brauchte nicht sonderlich viel, um den Erzengel in dieser Situation vollkommen aus der Fassung zu bringen. Ihr Herz war schwer, der Durst nach Rache groß und gleichzeitig beschlich sie immer wieder das Gefühl, Hilfe suchen zu müssen.

Schon sehr lange verfolgte sie der Gedanke, den stärksten aus Raphaels Kreis aufzusuchen. Illium war ein starker Engel. Vielleicht war für ihn nun die Zeit eines Erzengels gekommen? Wie sonst sollte sie sich an Faithless rächen und den Schutz dieser Herde gewährleisten können? Allein würde sie es nicht schaffen, nicht einmal sie, die älteste und mächtigste aller Erzengel. Caliane schloss die Augen, spürte die kleinen Schneeflocken in ihrem Gesicht, die vom Wind umher getragen wurden. Die Weiße war sich sicher, dass Illium bereits auf dem Weg war. Ihre Botschaft war eindeutig gewesen und der Engel würde sie nicht enttäuschen, dessen war sie sich bewusst. Sie musste nur abwarten.

(Muss erstmal wieder mit ihr rein kommen, aber es soll ja eh ein Shortplay werden :-))
Caliane » 19.11.2014, 20:53 » Nunataq #1

Raphael


Mit lautlosen Flügelschlägen bewegte sich die Älteste auf den höchsten Punkt des Herdengebiets der Adoyan Enay zu. Mächtig thronten die scharfkantigen Felsklippen inmitten der scheinbar friedlichen Landschaft. Caliane war dem Ruf ihres Sohnes gefolgt und befand sich im Landeanflug auf den Nunataq, wo Raphael sie bereits erwarten würde. Während ihre Augen streng auf das Ziel gerichtet waren, spannte sie die Flügel an und verlangsamte ihr Tempo, ehe sie beinahe federleicht und lautlos auf dem kargen Stein landete. Mit einem flüsternden Rascheln faltete sie die weißen, mächtigen Flügel auf dem Rücken zusammen und trat stumm an die Seite ihres Sohnes. Der Blick war ruhend in die Ferne gerichtet, musterte das Herdengebiet und die weitläufige Landschaft. Sie sah die vom Herbst gelb gefärbten Bäume und den strömenden Fluss, der rauschend die Wiesen durchquerte. Rings um den See tummelten sich einige Pferde zum trinken oder grasen, in der Ferne konnte sie einen Wolf heulen hören.

Ein leises Seufzen entglitt ihrer Kehle, als sie ihren Blick weiter Richtung Nordosten schweifen ließ. Dicke Nebelschwaden zogen sich dort zusammen und hinterließen einen bedrohlich wirkenden Eindruck. Dahinter erkannte sie den rot schimmernden Feuerberg, umgeben von nacktem, grauen Stein. Es dauerte einige Zeit, bis Caliane ihren Blick abwand und sich rührte. Eindringlich sah sie nun mit einem undefinierbaren Ausdruck ihrem Sohn in die Augen und seufzte erneut leise. Es dauerte einige weitere Sekunden, ehe sie die friedliche Stille endlich durchbrach. Du wolltest mich sprechen, Sohn? sprach sie mit einer tiefen, erwartungsvollen Stimme, die dennoch so glockenklar wie das Frühlingslied einer liebeslustigen Amsel klang. Lange ruhte ihr Blick weiterhin auf den dunklen, doch leuchtenden Augen des Erzengels. Der Frieden und die Ruhe an diesem Ort waren nicht zu leugnen und Caliane fühlte sich tatsächlich wohl und konnte sich entspannen, während der flüsternde Wind ihre weiß-graue Mähne umspielte. Schön ist es hier... sprach sie ihre Gedanken wahrheitsgemäß aus und wand den Kopf erneut, um ihren Blick durch die weite Landschaft schweifen zu lassen.
Caliane » 31.03.2014, 10:03 » Herdenplatz AE #1

Raphael & Liesel



Noch immer flackerten kleine Funken über dem Leib der Erzengelin, ihr Blick schien wie versteinert nach vorn gerichtet, ihre Augen hatten sich einen festen Punkt auf Raphaels Stirn gesucht. Natürlich hatte es nicht lange gedauert, bis ihr Sohn die Anwesenheit der Ältesten gespürt hatte. Schützend bewegte er seinen Leib vor das zierliche, absurde Geschöpf an seiner Seite. Caliane konnte das verachtende Schnauben aus ihren Nüstern nicht unterbinden und musterte ihren Sohn weiterhin eindringlich, jedoch ohne jeglichen Ausdruck. Wie schön, dich wiederzusehen drang das Wort Raphaels an ihre Ohren und sie konnte sich ein dunkles auflachen kaum verkneifen. Ich bin mir sicher, dass du in dieser Situation mehr als unglücklich darüber bist, mich wieder zu sehen, Sohn. schickte sie ihre Gedanken zu dem Schimmelhengst zurück und warf dabei einen bösartigen Blick auf die Schimmelstute hinter ihm. Caliane konnte dieses fremde Wesen nicht einhundertprozentig einordnen. War sie eine sterbliche? Warum umgab sie dann eine solch befremdliche Aura, die die Älteste mit jeder Faser ihres angespannten Körpers fühlen konnte? Warum bandelte ihr Sohn mit solch einer Kreatur an und hielt es dann nicht einmal ansatzweise für notwendig, seine Mutter zu involvieren?

Als das zarte Schimmelchen sich schließlich hinter dem massigen Körper des Erzengels hervor schälte, breitete Caliane automatisch ihre mächtigen, rein-weißen Flügel aus, die weiße Aura um ihren Körper erreichte an Helligkeit beinahe ihren Höhepunkt, die roten Funken über ihrem Leib hatten sich nun voller Ehrgeiz eingetanzt. Die aufbäumende Anspannung der Situation hätte man regelrecht in der Luft zerreißen können. Als das zierliche Ungeheuer schließlich auch noch das Wort ergriff, war es um Calianes Beherrschung beinahe geschehen. Ich bin Liesel. Sehr angenehm. plapperte das Geschöpf vor sich hin und stellte sich nun mutig neben Raphael. Den Zorn der Erzengelin konnte man vermutlich selbst als unsterblicher auf dem gesamten Herdengebiet spüren. Ein erneutes, von Wut geballtes Schnauben entwich ihren Nüstern, ehe sie ihren Vorderhuf mit krampfhafter Wucht in den Boden stampfte. Kleine und größere Risse hatten sich rings um den Huf in der Erde gebildet, der Blick der Ältesten lag nach wie vor versteinert und boshaft auf dem Gesicht der wesentlich kleineren und zierlicheren Stute ihr gegenüber. Caliane hätte sie töten können, noch ehe die Schimmelin Liesel mit der Wimper zucken könnte. Sehr angenehm? Überleg die wen du vor dir hast, Mädchen! keifte sie die Fremde an und zischte blitzschnell wie eine Schlange einen Schritt nach vorn.

Raphael hatte sie vor Zorn beinahe vergessen, wenn sie seine Anwesenheit nicht spüren würde, hätte sie gar nicht bemerkt, dass er noch neben den beiden Stuten verweilte. Ein kurzer Seitenblick auf seinen massigen Körper ließ sie ein kleines Stück erweichen, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht war es tatsächlich die Liebe zu ihrem Sohn, denn sie wich einen kleinen Schritt von der zarten Stute zurück, behielt ihren eisernen Blick ihr gegenüber jedoch stand. Die ausgebreiteten Flügel spannten sich allmählich ab und wurden kurz darauf auf dem Rücken der ältesten zusammen gefaltet. Fürs erste. Ein falsches Wort des fremden Wesens konnten Calianes Zorn in noch größere Wallungen bringen, als dieser kleine Vorgeschmack von gerade eben.
Caliane » 03.03.2014, 13:27 » Herdenplatz AE #1

Raphael & Liesel


Einige Wochen waren vergangen, seitdem Caliane den Herdenplatz der Adoyan Enay das letzte Mal betreten hatte. Die Stute war mittlerweile eine kleine Künstlerin darin, aufzutauchen und wieder zu verschwinden, wie es ihr gerade beliebte. Doch zu dieser Herde hatte sie eine gewisse Bindung, so dass es voraus zu sehen war, dass sie nicht lange abwesend sein würde. Mit mächtigen Schritten marschierte die schimmernde Erzengelin über den gefüllten Herdenplatz, musterte die Sterblichen eindringlich und belächelte das schutzsuchende Fohlen von Hybrid und der lackschwarzen Stute an seiner Seite. Die Weiße erkannte in der Ferne viele neue, aber auch einige alte Gesichter, die Anzahl der Sterblichen war jedoch um einiges gewachsen. Ein müdes, aber ehrliches Lächeln zierte ihre Lippen, kleine funken tanzten spielerisch über ihrem massigen Körper.

Doch Caliane lief keineswegs ziellos über die schneebedeckte Wiese, die mit einer Vielzahl von Pferdekörpern übersät war. Die Erzengelin war auf der Suche nach ihrem Sohn, Raphael. Sie wusste, dass der weiß-graue Hengst noch immer im Herdengebiet verweilte. Geraden Weges führten sie ihre Beine in die Richtung des Erzengels, Calianes Augen leuchteten freundlich, die Ohren waren aufmerksam nach vorn gespitzt, eine Aura von funkelnd silbrigem Licht umschloss ihren Körper. Caliane wusste genau, in welche Richtung sie gehen musste, um ihren Sohn zu finden. Schon in der Ferne erkannte sie sein ebenso leuchtendes Antlitz. Doch auch, wenn sie ihn nicht sehen würde, wüsste sie genau, dass er an eben diesem Fleck stand. Sie spürte es einfach. Zu ihrem Bedauern war der mächtige Hengst nicht allein. Das Lächeln der Erzengelin verschwand schlagartig, als sie erkennen konnte, was in der Ferne vor sich ging. Ihre Schritte beschleunigten sich, die Augen waren nun ernst auf den Punkt fixiert, der noch gute 200 Meter entfernt war. Raphael stand dort mit einer zierlichen, beinahe schlaksigen Stute in grau meliertem Fell. Was trieb ihr Sohn, eines der mächtigsten Geschöpfe dieser Erde, dort mit einer sterblichen? Die Augen der Weißen verengten sich, kleine rote Funken umkreisten ihren Rücken, ehe sie den Abstand zu den beiden auf wenige Meter verringerte, um bereits von weitem verächtlich zu schnauben und die fremde von oben bis unten zu mustern. Die Erzengelin war verwirrt, denn von der Weißen ging nicht nur sterbliches aus. Etwas Dunkles schlummerte hinter der zierlichen Stute, das konnte die Älteste bereits jetzt erahnen. Zögerlich ging sie einige weitere Schritte auf die beiden turtelnden Pferdeleiber zu, ehe sie regungslos stehen blieb und ihre düsteren Augen abwechselnd von Raphael zu der Fremden und wieder zurück wanderten. Was lag in Calianes Blick? Verachtung? Verwirrung? Boshaftigkeit? Sie verlangte eine Erklärung ihres Sprösslings, wie konnte ein so mächtiges Tier solch eine Bindung mit einer Sterblichen eingehen? Dass zwischen den beiden mehr von statten ging, als ein normales Verhältnis zwischen Herdenmitglied und seinem Leiter war wohl doch mehr als eindeutig, dafür hätte Caliane nicht einmal ihren Scharfsinn benötigt. Mit unverändertem Blick starrte sie weiterhin abwechselnd auf ihren Sohn und auf die Fremde Stute an seiner Seite. Es war keiner weiteren Worte notwendig, die Empörung und der Zorn seiner Mutter waren mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an Raphael vorbei gegangen.

verzeiht mir bitte diesen Schreibstil, ich muss mit ihr echt erstmal wieder reinkommen x.x So lange habe ich glaube noch nie an einem Post gesessen, bei dem ich hinterher auch noch SO unzufrieden war smilie
Caliane » 24.10.2013, 13:28 » Herdenplatz AE #1

Cassia & wer will?



Aufmerksam beobachtete die Älteste die Umgebung, starrte ein weiteres Mal auf das fremde Pärchen unweit von ihr entfernt. Als das neue Herdenmitglied Cassia jedoch zu sprechen begann, löste sie ihren Blick aus Höflichkeit kurz von den fremden Artgenossen, um der Stute ihr Gegenüber ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Schutzsuchende und auch jene, die das Gute verteidigen sind bei uns stets willkommen. sprach Caliane leise, mit einem unauffälligen Seitenblick auf den fuchsfarbenen Hengst und der Stute an seiner Seite. Sie nickte Cassia anschließend bestätigend zu und schenkte ihr ein kurzes aber freundliches Lächeln.

Raphael hatte sich noch immer nicht zurück gemeldet, die weiße Stute wurde langsam unruhig und suchte ihre Umgebung ab. In der Ferne erkannte sie Dmitri, den ebenfalls grauen Hengst und treuen Begleiter ihres Sohnes. Dieser marschierte geraden Weges auf die beiden Fremden zu und erledigte jene Aufgabe, die eigentlich den Herndenleitern, also ihr und Raphael zuteil war. Caliane nickte ihm dankend entgegen, unwissend ob er jene Gestik bemerkt hatte.

Mit einer eleganten Bewegung sah sie nun wieder in die jungfräulichen Augen der Stute ihr gegenüber und lauschte abermals ihren Worten. Ein sanftes Schmunzeln zeigte sich kurz auf den Zügen der Erzengelin und sie nickte bedächtig. Da hast du nichts als die Wahrheit gehört mein Kind. Raphael und ich sind Erzengel. antwortete sie knapp, aber keineswegs unfreundlich. Die weiße Stute verspürte den Drang, sich Dmitri anzuschließen und die Eindringlinge auszuhorchen. Caliane roch förmlich, dass von eben jenen nichts Gutes ausging und musste nun das Gespräch mit Cassia schon wieder beenden oder zumindest unterbrechen. Entschuldige mich bitte. verließen die Worte auf direktem Weg ihren Mund und sie setzte sich elegant in Bewegung, um sich die beiden fremden Tiere genauer anzusehen. Ihr Antlitz wurde von einem silbrigen Schimmern umgeben, ihre Hufe schienen in der Bewegung kaum die Erde zu berühren.. Aber wo war Raphael? Nachdenklich schickte sie ihrem Fleisch und Blut einen Gedankenfetzen. Sie wollte ihn keineswegs hier her zitieren, mit den beiden würde sie schon allein fertig werden. Aber Unruhe machte sich in der Ältesten breit, zu gern würde sie erfahren, wo sich ihr Sohn gerade herum trieb. Dennoch lief sie entschlossenen Schrittes weiter auf die Pferdegruppe zu und fixierte den fuchsfarbenen Hengst mit einem eisernen Blick. Glühende, weiße Funken zischten über ihrem Körper entlang, ihr Körper wurde zusätzlich von einem milchigen Glanz erhellt.
Caliane » 19.09.2013, 14:59 » Herdenplatz AE #1

Cassia


Eine ganze Weile schon stand Caliane im Schatten der Bäume und beobachtete das Geschehen auf dem Herdenplatz. Es war ruhig hier - man könnte es beinahe als die Ruhe vor dem Sturm bezeichnen, wenn man denn ihren Befürchtungen über die Zukunft Glauben schenken wollte. Mit aufmerksamen Blick suchte sie das Gebiet nach ihrem Sohn Raphael ab, konnte dessen helles Antlitz jedoch nirgends entdecken. Ihre Augen wanderten weiter und blieben kurz darauf auf zwei entfernt stehenden Pferden hängen - ein leuchtend roter Fuchs und eine zierliche braune Stute. Caliane kniff die Augen leicht zusammen, über ihrem Körper drehten silbrig schimmernde Funken ihre Kreise, die immer wieder in kleinen Schwaden explodierten. Die Erzengelin ließ die beiden - ihr Fremden - Pferdekörper nicht aus den Augen und hatte das beklemmende Gefühl, dass von eben diesen nichts Gutes auszugehen schien. Leise röchelnd sog die Älteste die Luft durch ihre Nüstern und seufzte anschließend leise. Wo bist du? schickte sie ihren Gedanken wortlos in den Wind und war sich sicher, dass Raphael sie hören würde. Vielleicht wusste ihr Sohn etwas von diesen beiden sterblichen, die auf dem Herdenplatz der Adoyan Enay wie Fremdkörper wirkten. Sie wollte ihnen keinesfalls böse Absichten unterstellen, aber dennoch spürte sie die negative Aura, die sich wie eine immer größer werdende Blase über die weitläufige Wiese erstreckte. Ohne die beiden aus den Augen zu lassen setzte sich Caliane in Bewegung, gemächlich und dennoch anmutig. Vielleicht sollte die weiße Stute die beiden Neuankömmlinge willkommen heißen? Auf der anderen Seite jedoch, hielt sie es für klüger, auf Raphael zu warten.

Während sie weiter über den Herdenplatz lief, durchbrachen die selten gewordenen Sonnenstrahlen die dichte Wolkendecke und tauchten das Herdengebiet in einen sanften Orangeton. Calianes Erscheinungsbild hob sich deutlich von den anderen, sterblichen Pferden in der Umgebung ab, dem war sie sich absolut bewusst. Für einige Momente ließ sie von den beiden Fremden ab und ließ ihren Blick auf einen weit erfreulicheren Anblick lenken. Dort stand Hybrid und die schwarze Stute lag dicht neben ihm im hohen Herbstgras - sie bekam gerade ihr Fohlen. Die Mimik der schimmernden veränderte sich kaum merklich, ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie jedoch wieder ihrem ausdruckslosen, aber keineswegs herablassenden Gesicht verfiel. Ihr Blick war einfach resigniert und abschätzend – wie so oft. Gerade als sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fuchshengst und der Stute an seiner Seite schenken wollte, riss sie eine andere sterbliche aus ihren Gedanken…

[ohh man, muss mit ihr erstmal wieder richtig reinkommen, ewig nicht mehr geplayt xD]
Caliane » 29.04.2013, 13:20 » Herdenplatz AE #1

Sohn


Schweigend betrachtete die Älteste das Gebiet, in das sie ihr Sohn geführt hatte. Dies war also der besagte Herdenplatz, die Schutzzone für die Lebenden und zeitgleich der Ort, an dem Raphael seine Verbündeten sammeln wollte. Doch würde seine Macht ausreichen? Caliane war überzeugt davon, ihrem Sohn bei seiner Mission zu helfen, doch zweifelte auch sie langsam an dem Reichtum ihrer Fähigkeiten. Warum war die Weise so verunsichert? War es tatsächlich "nur" die schwarze Macht, welche sich in jeder ihrer Fasern bemerkbar machte? Caliane spürte solch Dunkelheiten viel intensiver als ihr Sohn, doch diese Erkenntnis verschwieg sie dem gleichblütigen. Gedankenverloren durchsuchten die weisen Augen die grüne Ebene, einzelne Frühlingsblumen zierten das grüne Gras mit Farbe, der Frühlingswind ließ umliegende Büsche friedlich und leise rascheln.

Einige Meter von ihnen entfernt erblickte die schimmernde Stute einige Pferdeleiber, nahm die herausstechend schwarze Stute dabei besonders ins Visier. Sie trug ein ungeborenes in ihrem Leib, auch wenn der Bauch schon deutlich vergrößert und geformt war, hätte die Stute auch ohne den Anblick gewusst, dass dort ein Fohlen heranwuchs, geschützt und ungestört im Bauch der pechschwarzen Mutter. Ihre Blicke hafteten noch eine Weile an dem jungen Mutterglück, ehe sie sich wieder ihrem Sohn zuwand, ohne weitere Emotionen zu offenbaren. Erst als er das Wort ergriff und zu dem grauen Hengst deutete, welcher scheinbar der Vater des ungeborenen war, wurde sie aufmerksam. Meinst du, er hat die schwarze Stute aus den Fängen des Geistes befreit? Sie scheinen sehr vertraut. Die Schwarze braucht Schutz, sie wird bald ihr Fohlen gebären. erwiderte Caliane ausdruckslos, den Blick erneut auf der Rappstute haftend.

Unruhig lauschte sie weiter den Worten des Erzengels, musterte noch immer das Umfeld rund um den Herdenplatz der Adoyan Enay. Mein Meisterspion ist ebenfalls in den engsten Kreis von Faithless' Vertrauten eingedrungen, doch er ist seit Monaten nicht mehr aufgetaucht. hörte sie den Erzengel sagen, schenkte ihrem Sohn nun ihre volle Aufmerksamkeit und musterte ihn eindringlich. Du vertraust auf seine Fähigkeiten, aber bist dennoch besorgt, dass ihm etwas zugestoßen ist, habe ich Recht, Sohn? ergriff sie nun erneut das Wort und musterte den Jüngeren für einige weitere Atemzüge. Wir sollten die Mächte des Geistes nicht im Geringsten unterschätzen, ich habe noch nie eine vergleichbare Macht gespürt, wie sie selbst hier in der Luft liegt... sprach sie bedacht weiter, so gewissenhaft, dass diese Worte nur in die Ohren ihres Sohnes dringen konnte.

Raphael schien noch immer ein weiterer Gedankengang zu verfolgen, unabhängig von den Gedanken, die er an Faithless vergab. Seit sie das erste Mal wieder auf ihren Sohn getroffen war, spürte sie die Unruhe in dem Körper des Erzengels, seine Gedanken waren jedoch vor der Mutter verschlossen. Er war viel mächtiger, als sie sich hätte vorstellen können, auch wenn er nach wie vor nicht an die Macht der Ältesten heran kam. Raphael war erwachsen geworden, er wurde für genau diese Mission erschaffen und Caliane würde alles mögliche tun, um ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Nur sollte der Weiße seiner Mutter langsam mal reinen Wein einschenken und aufhören ihr etwas vorzumachen, sonst könnte dieses Vorhaben alles andere als positiv verlaufen.
Caliane » 20.02.2013, 14:40 » Herdenplatz AE #1

Raphael


Stumm hatte sich die Schimmelin ein letztes Mal im Schweigehain umgesehen, um ihrem Sohn anschließend mit mächtigen und raumgreifenden Schritten zu folgen. Die Temperaturen schienen im gesamten Tag wieder gefallen zu sein - dicke Schneeflocken entstoben sich dem wolkenverhangenem Himmel und fanden gleitend und geräuschlos ihren Weg zu Boden. Immer wieder stob der Schnee in die Luft, aufgewirbelt von den Hufen der beiden gallopierenden Leiber. Missmutig sah die Älteste zum Himmel, fixierte die dichte Wolkendecke, welche kurz darauf von der klaren Nachmittagssonne durchbrochen wurde. Ganz langsam schlich sich der Feuerball mehr Richtung Erdrand, tauchte die umliegende Umgebung in ein sanftes orange und ließ die frisch gefallenen Schneeflocken künstlerisch glitzern. Ein Anblick, der so manch einem gefallen würde. Beruhigend und idyllisch. Doch irgendetwas trübte das Tal, Caliane konnte den schwarzen, kalten Schatten mit jedem ihrer Fasern spüren, während sie dem Herdenplatz scheinbar immer näher kamen. Angespannt und nervös schlug die Weiße mit dem Schweif, fixierte Raphael mit ihren dunklen Augen. Nicht etwa aus Angst, ihn aus den Augen verlieren zu können - dies war schier unmöglich, schließlich waren die Seelen der beiden Erzengel förmlich miteinander verbunden, ob gewollt oder nicht.

Als Caliane und ihr Sohn den Herdenplatz der Adoyan Enay erreichten, umhüllte der Schatten der Abendsonne bereits einige Stellen der Ebene. Etwas wahrhaft schauriges lag hier in der Luft und jagte selbst der weiß-schimmernden Stute einen Schauder über den Rücken. Sie hatte keine Angst, es war eher Wut, die sich nun allmählich in ihr breit machte. Wut, die von einem bisher undefinierten Wesen hervorgerufen wurde. Ein Wesen, dass laut Raphaels Aussagen, mächtiger war als sie sich vorstellen konnte. Schnaubend verkürzte sie ihre Schritte, fiel in einen raumgreifenden Trab und parierte kurze Zeit später hinter ihrem Sohn zum Schritt durch. Ein Blick in die Ferne verriet ihr, dass die Nacht bald hereinbrechen würde. Genau in diesem Augenblick küsste die Sonne den Horizont und verschwand einige Wimpernschläge später dahinter - danach überkam die Dunkelheit das Tal. Auf den ersten Blick konnte Caliane keine sterblichen erkennen - allgemein wirkte dieser Ort recht leer und verlassen. Fragend sah sie sich zu Raphael um und wusste, dass er die dunkle Aura ebenfalls spüren konnte. Sie kitzelten seine Nervenstränge schon viel länger als die der Weißen, die so lange im Verborgenen verweilt hatte. Die Älteste wusste nun, wovon ihr Sohn gesprochen hatte - auch wenn sie es ihm Gegenüber in diesem Moment und in dieser Situation nicht zugeben würde. Mit erhobenem Kopf blieb die Weiße stehen, der Körper angespannt, die Augen angestrengt in die Ferne fixiert. Das Fell leuchtete heller als gewöhnlich - verriet unkontrollierbar die Herkunft der beiden Engel. Doch das beunruhigte Caliane weniger, viel mehr wollte sie wissen, wer in dieser Gegend sein Unwesen trieb - um ihn zu vernichten.

oh man, ich muss mit ihr echt noch besser reinkommen smilie
Caliane » 11.02.2013, 10:26 » Der Schweigehain #1

Raphael


Caliane brummelte tief, lauschte dem vorbeiziehenden Wind und dem Rauschen der kahlen Bäume, die mit einer dünnen Eisschicht überzogen waren. Einzelne Schneeflocken fanden ihren Weg durch das Geäst zum Erdboden, landeten sanft auf der Weichen Erde und schmolzen dort sogleich. Die weiße Stute blickte missmutig gen Himmel und beobachtete die grauen vorbeiziehenden Schichtwolken. Ihre Hufe waren von Schlamm beklebt, das reinweiße Fell rund um ihre Fessel wurde von einer braunen, verkrusteten Schicht überzogen. Interessiert lauschte sie den Worten des Jüngeren, der auf einmal so ungewohnt reif und männlich wirkte. Eine Flamme voll Stolz loderte in der Stute auf, blieb jedoch vor der Aufmerksamkeit Raphaels verborgen. Gleichwohl ist meine Herde nicht die Größte, aber was wir an Manneszahlen nicht haben, machen wir an Stärke, Klugheit und Tapferkeit wett. Caliane schüttelte verwirrt ihr Haupt, denn auf eine gewisse Art und Weise widersprach sich ihr Sohn in dieser Angelegenheit. Hatte er zum momentanen Zeitpunkt doch nicht alle Gedanken beisammen? Von was für dunklen Mächten sprach der Weiße dann, wenn er im selben Atemzug begreiflich machte, dass seine Herde stark genug wäre, dagegen anzukommen?

Ihre Augen waren eindringlich auf die Raphael's gerichtet. Er verschloss seine Gedanken vor ihr, ließ sie nicht an jenen teilhaben und schien sein eigenes, kleines Geheimnis zu bewahren. Diese Gewissheit machte die ganze Situation natürlich keineswegs leichter, im Gegenteil. Und dennoch hielt die Weiße es momentan für klüger, dem Gedankengang nicht weiter nachzuhaken und es fürs Erste dabei zu belassen. Wenn ihr Sohn ihr nicht vertraute und sie weiter auf ihn einstach, würde diese erste Wiederbegegnung vermutlich in einem Gemetzel enden. Zeig mir deine Herde. Und erzähle mir mehr von den dunklen Mächten, von denen du sprachst. erwiderte sie daher nur, ließ ihre Augen weiterhin auf seinen ruhen. Caliane war klar, dass ihr Sohn wusste, dass sie etwas ahnte. Aber das war auch gut so, denn somit würde er alsbald vielleicht selbst die Initiative ergreifen und ihr von seinen Gedanken und Gefühlen berichten. Sie wollte dieses Treffen nach tausenden von Jahren keinesfalls in eine falsche, ungünstige Richtung lenken. Doch früher oder später würde sie ihn erneut darauf ansprechen, wenn er nicht von selbst auf sie zukam. Die Weiße war selbst verblüfft von ihrer innerlichen Ruhe, scheinbar hatte die Zeit in Einsamkeit und Stille doch ihr übriges und bestes getan.

(mal etwas kürzer, um vorwärts zu kommen)
Caliane » 22.01.2013, 14:47 » Der Schweigehain #1

Raphael


Caliane beobachtete ihren Sohn, jede seiner Gesten und Mimiken, lauschte konzentriert den Worten, die seine Kehle verließen. Ihre Augen ruhten beinahe sanftmütig auf den seinen, sie konnte das Geschehene nicht rückgängig machen. Und das war vielleicht auch gut so. Nichts passierte ohne Grund, alle Taten hatten ein für und wider, manch eine mehr, manch andere weniger. Doch es hatte so kommen müssen, nur wollte sie diesen Teil der Geschichte ihrem geliebten Sohn nicht erklären und auflasten. Blinzelnd blickte die Weiße gen Himmel, beobachtete die grauen Wolken, welche sich durchweg über das Tal zogen. Die heftigen Wetterumschwünge waren verhallt, langsam schien wieder Ordnung in das System zu kommen.

Die Älteste wurde hellhörig, als Raphael etwas von einer Herde erzählte. Adoyan Enay wiederholte sie gedanklich und sah ihren Sohn nachdenklich an. Was konnten dies für dunkle Kräfte sein, dass sich selbst ihr mächtiger Sohn scheinbar davor fürchtete? Verwirrt schüttelte Caliane ihr Haupt, ihr Blick verfinsterte sich. Denn diese Tatsache schien nicht die Einzige zu sein, die den Erzengel quälte und beschäftigte. Vielleicht war dies nicht der richtige Zeitpunkt, weiter nachzuhaken. Schließlich hatte sie ihn über einen mächtigen Zeitraum allein gelassen, auf sich selbst gestellt. Und doch musste sie den weißen fragen, was ihm noch penetrant durch den Kopf ging, dass er seine Gedanken nicht einmal bei einem Gespräch mit seiner Mutter beisammen halten konnte. So nickte Caliane also einfach nur stumm, prägte sich das Gesprochene ein und dachte innerlich über die vielen Tatsachen nach. Wie gedenkst du dagegen vorzugehen? Von welch Herdengröße reden wir hier eigentlich? fragte sie also, und ließ mit ihren Blicken nicht von Raphael ab. Beinahe stechend brannte sich ihr Blick auf das schillernde Fell ihres Gegenübers. Der Weißen war die Besorgnis in seiner Stimme keinesfalls entgangen. Und allein diese Tatsache ließ sie wissen, dass es sich hier tatsächlich um eine ernstere Angelegenheit handeln musste. Dunklere Mächte als die deine, Mutter. hörte sie Raphael in ihrem Kopf sagen, die dunklen Augen wurden beinahe noch finsterer. Mächtiger als sie? Gab es so etwas überhaupt? Eine Größere Macht als Caliane? Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf, dass die langen weißen Mähnenhaare zerzaust vor ihr Gesicht fielen. Doch Raphael würde die Kräfte seiner Mutter nicht anzweifeln, wenn er nicht an dieses Gerücht glaubte. Und so musste auch sie dem Gesagten Glauben schenken. Und dennoch beschäftigt dich noch mehr, habe ich Recht mein Sohn? ergriff die Weiße wieder das Wort und bemerkte erneut den nachdenklichen Ausdruck des Erzengels, welcher über die Jahrhunderte so an Reife gewonnen hatte.
Caliane » 16.01.2013, 22:31 » Der Schweigehain #1

Raphael


Schimmernd wurde die Umgebung durch die beiden silbrig glitzernden Gestalten erhellt. Die Nacht wurde zum Tag, der Tag zur Nacht, die Erde pulsierte, heftige Sturmböen zogen durch das Gebiet, Sonnenschein ließ den frisch gefallenen Schnee tauen, herabstürzende Hagelkörner schmerzten die Bewohner der Umgebung. Die Welt schien Kopf zu stehen und wahrscheinlich kannten nur eben diese beiden Gestalten den Grund dafür. Raphael hatte um einiges an Größe gewonnen, er sah stärker aus als je zuvor. Musternd suchten die Augen der Weißen den Körper ihres Gegenübers ab. Es waren zwei Welten, die hier gerade aufeinander prallten und doch waren sich beide auf eine gewisse Art so ähnlich.

Caliane war von den Gesten ihres Sohnes überrascht, ließ die zärtlichen Berührungen jedoch ohne Einwand zu. Ihr Herz begann zu pulsieren, einzelne Nadeln bohrten sich durch den schimmernden Körper, prallten aufeinander und katapultierten sich gegenseitig zurück. Die Weiße hatte die Anwesenheit ihres Sohnes sehr vermisst, wie ihr jetzt auf schmerzliche und doch wundersame Weise bewusst wurde. Doch so reflexartig und beinahe unüberlegt Raphael diese Innigkeit zwischen Mutter und Sohn geschlossen hatte, so schnell beendete er das Verfahren auch wieder. Caliane behielt ihren zärtlichen, beinahe fürsorglichen Blick bei und wusste ziemlich genau, was sich in den Gedanken des Erzengels gerade abspielte. Sie ignoriere diese Gedankenfetzen, schob sie beiseite und sperrte sie weg wie unbändiges Getier. Der Atem der Weißen ging flach, stoßweise. Und doch strahlte sie gleichzeitig eine undurchdringliche Ruhe und Wirkung aus. Caliane hörte ihrem Sohn erneut gut zu, als dieser seine Frage wiederholte. Und erneut huschte ein leichtes schmunzeln über ihre Lippen. Raphael, wirke ich etwa auf dich, als wäre mein Verstand vollkommen vernebelt? Ja, ich bin bei Sinnen, es ist beinahe beschämend und utopisch, dass du mir solch eine Frage zu stellen vermagst... antwortete sie trocken, aber mit solch einer glockenklaren Stimme, dass die umher fliegenden Singvögel vor Neid erblassen würden. Doch Caliane wusste genau, worauf ihr Sohn anspielte. Sie wusste ebenso genau, dass sie mit ihrer Antwort den Kern seiner Frage absolut nicht getroffen hatte. Aber man könnte behaupten, dies wäre Absicht gewesen. Zärtlich blinzelte die Weiße dem Größeren zu und bewegte sich einige Schritte nach vorn, an ihm vorbei, um sich ein besseres Bild der Umgebung zu machen. Lange hatte sie sich im Untergrund verborgen gehalten, fern von Raphael, fern von der Realität. Aber Realität, gab es die überhaupt? Lebten sie tatsächlich in einer Welt, die als real bezeichnet werden konnte?

Wie ist es dir ergangen? setzte die Weiße die Unterhaltung fort, ohne ihren fernschweifenden Blick abzuwenden. Normalerweise mochte sie die Stille, das Schweigen. Aber genau jetzt in diesem Moment, in der Gegenwart ihres so mächtigen Sohnes Raphael, war ihr das Schweigen beinahe unangenehm.
Caliane » 10.01.2013, 21:05 » Der Schweigehain #1

Raphael



Die Zweige des umliegen Buschwerks strebten auseinander, ein leuchtender Schleier entsprang dem Zentrum des Schweigehains. Eisige Windböen ließen die kahlen Bäume zittern, ein Blitz durchzuckte den dunklen Nachthimmel, kurz darauf vollkommende Stille. Caliane streckte ihre ermüdeten Glieder, schüttelte sich den Schlaf vom Körper und schritt grazil durch die nächtliche Umgebung. Sie hatte ihr Ziel bereits einige Zeit vorher aus gemacht und erkannte nun dessen schillernde Siluette .

Raphael... Mit mächtigen Schritten ging die Unsterbliche weiter auf den leuchtenden Fleck vor ihr zu, eine gewisse Sanftmut hatte sich in ihr Gesicht gelegt. Ja sogar ein Schmunzeln umspielte die Lippen, als sie in die Augen ihres Sohnes sah und dessen Stimme vernahm. Das Schmunzeln wich einem müden Lächeln, als ihr Sohn in Frage stellte, ob sie bei Sinnen war. Doch anstatt auf eben diese Frage zu antworten, sah Caliane ihn weiterhin unbeirrt an, musterte seinen Körper, die kräftigen Beine, das schillernde Fell und die spielenden Muskeln. Ja, sie war bei Sinnen. Sie hatte ihren Verstand nie wirklich verloren, oder doch? Hatten ihre Taten nicht schon immer einen tiefgründigen Sinn ergeben, oder redete sie sich das nur ein? Doch was Raphael für eine Meinung über seine Mutter hatte, konnte sie erahnen. Anstatt ihrem Gegenüber seine Frage zu beantworten, stellte sie sich direkt vor ihn, zuckte leicht mit den Mundwinkeln und ergriff das Wort. Sei gegrüßt, Raphael. Gut siehst du aus. Als wäre solch ein Aufeinandertreffen die Normalität und der Alltag. Du kannst nicht sterben. Du bist unsterblich.
Seite: 1
Deine Suche ergab 13 Treffer.